Nachtrag: Und ein letztes Mal Indonesien – fuer diesmal

Im letzten Artikel hatte ich es erfolgreich bis nach Jakarta geschafft. Grosse Millionenstaedte in Asien gibt es viele, und viele, gerade die in Indonesien, haben nicht den besten Ruf: zu voll, verdreckt, laut, hohe Kriminalitaet, …

Ja, und auch Jakarta hatte diesen Ruf, aber ich kannte Randy, der in der Naehe wohnte und mir das Versprechen abgerungen hatte, wenn ich in der Naehe sei, sollte ich doch unbedingt vorbeikommen. Ausserdem schuldete ich ihm noch einen Kaffee.

Das war der einzige Grund, warum Jakarta ueberhaupt von mir angeflogen war. Und wie so manches Mal, auch Jakarta sollte mich positiv ueberraschen. Ja, es ist verdreckt, es ist voll, es ist laut, es gibt kaum Fussgaengerwege, die Kriminalitaet ist eben so, wie sie in Grossstaedten ist, aber da gibt es auch ganz viel Geschichte in Jakarta, viele ueberraschende Orte, die man nur in Grossstaedten findet, besondere Architektur – die Hollaender haben sich ziemlich lang in Indonesien eingenistet, das sieht man noch -, und wieder mal, total nette Menschen.



Und dann habe ich mich natuerlich auch mit Randy getroffen – er wohnt in der Naehe von Bogor, was wiederrum mit dem Vorortzug von Jakarta in nur 1,5 bis 2 Stunden Fahrtzeit, je nach Zug und Lust und Laune des Fahrers, der Fahrgaeste oder was auch immer, zu erreichen war. Schon die Fahrt war sehr interessant – zu sehen, wie gross Jakarta doch ist, wie staedtisch, wie voll. Und dann, die Menschen sind doch ueberall auf der Welt gleich. Kaum in der Bahn wird das Smartphone gezueckt und kommuniziert, gedaddelt, was auch immer. Sehr lustig anzusehen.

Bogor selbst war auch total nett. Zuerst musste ich natuerlich meine Schulden bei Randy begleichen und wir sind mit seinem Motorrad (ach du schreck, damit kann man naemlich alle Autos im Stau ueberholen, und sich durch jede noch so kleine Luecke zwaengen… nicht meins….) zu einem beliebten Studentencafe gefahren. Und das war echt cool. Haett auch in Berlin sein koennen. Und dann Bogor ist hauptsaechlich auch bekannt fuer seinen Botanischen Garten, und den habe ich mir natuerlich auch noch mit Randy angesehen. Ein sehr schoener Tag.

Aber dann war auch gut mit Jakarta. Als naechstes sollte es nach Bandung gehen. Ich weiss auch nicht so genau warum, aber es lag eben auf dem Weg nach Yogyakarta, wo ich unbedingt hinwollte, und meine Freundin Crisna – ihr erinnert euch, fertig mit Studium Deutsch Lehramt und auf der Suche nach einer Aupair-Familie in Deutschland – musste fuer ihr Visa noch ein Sprachzertifikat vom Goethe-Institut machen, also einen Deutschtest – als ob 5 Jahre Studium nicht ausreichen wuerden, aber so sind eben die deutschen Behoerden… – und wollte auch die naechsten Tage nach Bandung kommen. Ob wir uns sehen wuerden war unklar, weil so lange wollte ich nicht bleiben. Aber wo ich schon mal da war, hab ich ihr ein bisschen geholfen und ihre Anmeldung zum Test mit dem Goethe-Institut vor Ort geklaert. Gesehen haben wir uns nicht, aber ich hatte trotzdem eine tolle Zeit in Bandung. Also zuallererst war ja mal die Fahrt nach Bandung mit dem Zug ein Highlight fuer sich. Mitten durch durch die Reisplantagen, mit Einblick direkt in die Hinterhoefe kleiner Haeuser in kleinen Doerfern. Am liebsten waer ich einfach zwischendurch ausgestiegen. Aber es regnete auch, so dass ich so viel Lust auf Abenteuer dann doch nicht hatte 🙂 Aber auch Bandung punktete. Das Hostel war genial, und man konnte direkt in die Natur von Bandung aus. Das war auch mal wieder schoen. Und man konnte gut essen und traf viele nette Leute.


Aber einen kleinen Schock gab es noch. Gerade zwei Tage in Bandung, kam die Nachricht ueber das Terrorismusattentat, oder wie immer man das nennt, in Jakarta. Die Mannschaft des Hostels sass den ganzen Nachmittag vorm Fernseher, um die neuesten Informationen zu erfahren. Ich schrieb mit meinen indonesischen Bekanntschaften in Jakarta, alle 2 waren gluecklicherweise gut auf, wenn auch nur wenige 100 Meter entfernt vom Geschehen und konnten nicht nach Hause, weil eben alles gesperrt war. Und dann musste ich aber auch wieder verwundert miterleben, wie leicht der Indonesier alles nimmt, als mein Kumpel Ivan – der ca. 300m vom Ort des Geschehens entfernt gerade in seinem Buero feststeckte, weil das Gebaeude immer noch geschlossen war – meinte, es sei ja nur ein kleines Attentaetchen. Also alles ok?!

Etwas nachdenklicher als sonst, zog es mich weiter. Naechste Station dann endlich Yogyakarta. Trotz vieler potenzieller weiterer bestimmt schoener Orte auf dem Weg dahin, entschied ich mich fuer den direkten Weg. Ich hatte einfach keinen Bock auf umsteigen, Kaelte, Regen wieder nen Hostel suchen etc. Fuer Yogyakarta wurde mir ein Hostel empfohlen, ich wusste es gibt Sprachschulen und genug touristische Highlights, wenn mir langweilig wird, und von dort sollte ja auch mein naechster Flug gehen. Und zwei Wochen mal an einem Ort zu sein, das wuerde mir gut tun. Und das tat es.

Yogyakarta hat viel, wirklich sehr viel zu bieten an historischen Orten, grandioser Natur, viel Kultur. Und was habe ich gemacht? Nichts von dem 🙂 Ich hatte keine Lust. Ich habe in Lauras Backpackers ein wunderbares Hostel gefunden mit grandiosen Leuten – sowohl Touristen, aber noch mehr die Mitarbeiter, und nicht zuletzt Laura selbst. Und mit Ari, habe ich auf jeden Fall einen sehr guten Freund fuers Leben gefunden und ich hatte eine grandiose Zeit.
Aber was hat die Zeit ausgemacht? Also zuerst mal gab es im Hostel staendig Essen. Gut, das Fruehstueck – eh im Preis inbegriffen – bestand jeden Morgen aus einer anderen lokalen Spezialitaet und Koestlichkeit, aber auch wenn die Mitarbeiter nachmittags oder abends fuer sich gekocht haben, gabs immer genug fuer alle. Und auch der ein oder andere Gast hat mal fuer alle gekocht. Mit Ari hab ich das auch ein paar mal zusammen gemacht und viel ueber indonesische Kueche dazu gelernt. Es gab erst eine, dann zwei (die kam einfang angelaufen) kleine wirklich wunderbare suesse Kaetzchen. Die anderen „Haustiere“ bestanden aus einer Albino-Babypython, zwei etwas groesseren Pythons, einem riesigen Camaeleon, noch einem kleineren Echsentier… aber gut, die alle draussen und – meistens – sicher in ihren Kisten verwahrt.
Alle waren immer gut drauf, es gab gemeinsame Filmabende. Und sie haben mir bei meinen Hausaufgaben geholfen – soweit sie es denn konnten. Denn wie das so ist, ueber seine eigene Sprache weiss man gramatikalisch nicht so viel 🙂


Und ja, dann war da noch die Sprachschule. Es war sehr gut. Ich habe unglaublich viel gelernt, alles war sehr professionell und die Lehrerinnen alle wahnsinnig nett. Es gab sogar eine Party, waehrend ich da war, mit Tanz, musikalischer Untermalung, und wieder mal viel gutem Essen.

Aber ein touristisches Highlight wollte ich dann doch mitnehmen. Und so bin ich ueber meinen Schatten gesprungen, enorm frueh aufgestanden und zum Tempel Borobodur gefahren. Dies ist die groesste und wohl aelteste buddhistische Anlage in Indonesien, ein unglaublich schoenes Bauwerk mit sehr schoenen Blicken in die umgebende Landschaft, die gepraegt ist von Vulkanen und Waeldern. Aber nicht nur der Gesamtbau an sich war faszinierend, sondern auch die vielen Reliefs, die sich auf allen Ebenden rund um den Tempel zogen. Eine gute Entscheidung.



Und so habe ich die fast zwei Wochen in Yogyakarta wirklich sehr genossen. Es tat mir gut, mal an einem Ort zu sein und so etwas wie einen geregelten Tagesablauf zu haben. Ich hatte Zeit, meinen allerletzten Urlaubsmonat etwas weiter vorzubereiten und mich langsam emotional darauf einzustellen, dass drei wunderbare Jahre des Reisens bald vorbeigehen werden. Und – wahrscheinlich auch durch die Ruhe und der Tatsache, dass ich einfach reisemuede an sich war und alles auf der Welt gesehen habe, was mir wichtig war bis zu diesem Moment – konnte ich mich wirklich gut an den Gedanken gewoehnen und fing sogar an, mich richtig auf Deutschland, Freunde und Familie, die kommende Arbeitssuche inklusive aller Gedanken und Fragezeichen, die Suche nach einem neuen Ort zum Leben etc. zu freuen.