Ankommen ist gar nicht so schwer

Da bin ich nun. Wieder in Deutschland. Nach drei Jahren Reise. Was hat sich veraendert? Wie laeufts? Willst du gleich wieder los? Was machst du jetzt eigentlich? Viele Fragen die mir von unterschiedlicher Seite gestellt werden und auf die ich hier nach zwei Monaten Eingewoehnungszeit mal ein paar Antworten geben will.

Also zuerst einmal: es laeuft sehr gut. Viel besser als gedacht. Ein Grund ist: ich wohne im Gaestezimmer bei meinen Eltern – Hotel Mama All Inclusive sozusagen – und meine Schwester mit ihren Kindern gleich nebenan. Und das alles liegt super idyllisch in einem winzigen Dorf direkt am Wald. Ein weiterer Grund ist: es hat sich nicht sehr viel veraendert. Die Menschen um mich rum sind noch die gleichen, die (die meisten zumindest) noch die gleichen Sachen machen, wie vor drei Jahren auch. Selbst das Fernsehprogramm ist dasselbe geblieben… Und auch ich habe mich eigentlich nicht veraendert. Ist das erschreckend, unerwartet, oder gar gut? Ich weiss es nicht. Jedenfalls: Ich bin immer noch ich, nur eben mit ein paar anderen Prioritaeten im Leben und viiiiiiel entspannter.

Dass ich hier wieder gut angekommen bin, hat auch damit zu tun, dass meine Rueckkehr in das Deutsche Sozialsystem sehr problemlos, ja direkt mit positiven Ueberraschungen startete. Wo fangen wir an. Ja, im Arbeitsamt. Um wieder ein richtiger Buerger zu werden, musste ich Krankenversichert werden. Und um das nicht selbst zahlen zu muessen und weil ich ja – organisiert wie ich bin – vorausschauend agiert hatte, stand mir ja auch noch Arbeitslosengeld (also eigentlich: Geld zur Suche einer Arbeit – aber das tu ich ja) zur Verfuegung fuer die naechsten fast 9 Monate. Lange Rede kurzer Sinn, mit der Anmeldung beim Arbeitsamt an Tag 1 meiner Rueckkehr als Arbeitsloser bekomm ich nicht nur Geld jeden Monat sondern bin auch direkt ueber die wieder bei der Krankenkasse angemeldet worden. Und die Krankenkasse hat mich nach Vorlage meiner Auslandskrankenversicherung der letzten drei Jahre auch wieder ohne Zicken und Nachzahlungsforderung in ihren Schoss aufgenommen.

Und nun zum Arbeitssuchen ganz konkret. Direkt an Tag zwei war ein Termin bei meiner Betreuerin im Arbeitsamt frei, den ich also auch wahrzunehmen hatte. Und da ich nicht mehr Unternehmensberaterin sein will, nein ganz und gar nicht, aber auch nicht genau wusste, was fuer Stellen nun fuer mich in Frage kommen – grosse Vielfalt, grosse Verwirrung ob der Namen und Taetigkeiten, hat mir das Arbeitsamt eine Massnahme spendiert… Gut, bei den ganzen Schauermaerchen uebers Arbeitsamt werden viele nun den Kopf schuetteln, aber es ist eine tolle Massnahme. Ich darf mich 20 Stunden lang mit einem privaten Coach – auch noch selber ausgesucht – darueber unterhalten, worueber ich will, hauptsache es hat mit der Findung von Berufswuenschen zu tun… Und das ganze ist doch ganz gut. Neben dem was ich nicht will – und das wusste ich auch schon ganz gut vorher – haben wir zusammen schon mal etwas genauer eingekreist, was ich denn vielleicht will. Wo liegen Erfahrungen, Kenntnisse, Erfolge und persoenliche Vorlieben? Was kann man damit in welchem Umfeld vielleicht anfangen? Also es ist nicht ganz so konkret wie sich das hier anhoert, aber in Verbindung mit jeder Menge Stellenanzeigen aus allen moeglichen Themen, Umfeldern, Branchen ergibt sich ein Bild, bzw. Bauchgefuehl.
Und das zusammen mit meinem taeglichen Leben hier zu Hause bei der Familie als Hausaufgabenbetreuerin, Nachhilfelehrerin, Trampolinspringgefaehrtin, Durch-den-Wald-auf-der-Suche-nach-Bunkern-Streunerin, Hundegassigeherin, Krankenbespasserin, IT-Fachkraft, Nerd (ja, ich nutze wieder meine Linuxpartition und schreibe Bewerbungen mit LaTeX in meinem geliebten Xemacs…) Koechin, Innendesignerin und was weiss ich nicht alles, hat sich schon mal rausgestellt, dass ich auf jeden Fall gerne in der Region bleiben will, wenn es irgend moeglich ist. Ganz hier im Dorf bleiben klappt aus logistischen Gruenden und der weiten Entfernung zur naechsten Zivilisation mit Jobs einfach nicht. Aber gut, man kann nicht alles haben. Machen wir das beste draus.

So, und damit haben wir das Privatleben schon mal angesprochen. Was mach ich also, wenn ich nicht gecoacht werde und nach Arbeit suche. Kurz: Ich habe Spass und geniesse. Alle meine oben genannten Aufgaben fuellen mich sehr aus – und seit es nun endlich warm ist, kann ich es noch mehr geniessen. Gerade das Gassigehen ist bei Schnee und Regen und Kaelte doch nur halb so schoen. Ich verbringe viel Zeit mit Nichte und Neffe und dem Hund und im Wald. Aber auch der Rest der Familie kommt nicht zu kurz.
Und ich entdecke die Gegend ganz neu. Der Wald direkt hinterm Haus ist wunderschoen. Das Albinoreh, das man auf sehr fruehen oder recht spaeten Gassirunden hin und wieder sieht ist sicher eines der Highlights. Und wo jetzt die Baeume wieder gruen werden, die Blumen anfangen zu bluehen… Ein wahrer Hochgenuss.

Auch Wittbrietzen, da wo meine Cousine wohnt, ist ein wirklich schoenes Fleckchen.

Und auch Potsdam, lange bin ich aufm Weg von Berlin zur Familie nur durchgefahren und habe dort kaum einen Fuss hingesetzt, hat mich positiv ueberrascht. Es hat sich baulich wahnsinnig veraendert seit meiner Schulzeit, aber am besten gefallen mir die Orte, die sich eben nicht veraendert haben. Ganz grosser Favorit gerade die Freundschaftsinsel und der Heilige See.

Und dann will ich natuerlich auch Freunde wieder sehen und wieder kontaktieren. Ich bin dabei, nicht wundern, wenn ich es noch nicht bei Euch geschafft habe. Pelan-pelan (Langsam-langsam) sagt der Indonesier so schoen. Es kommt, aber eben etwas langsamer :-). Bitte habt Geduld. Meine Lust auf neue Medien und interaktive Kommunikationsmittel ist beschraenkt. Und, die meisten meiner Freunde sind weit verstreut in Deutschland und auf der Welt. Und, meine Reislust haelt sich gerade auf einem Minimum. Die 7 Stunden nach Muenchen und zurueck im April waren zwar ok, aber ich brauchte danach doch ein paar Tage Erholung vom Reisen. Man ist halt keine 20 mehr 🙂 In Muenchen konnte ich Frau Weber und ihre neue Wohnung sehen und an einem Weltreisestammtisch teilnehmen, von Leuten die in dem Weltreiseforum sehr aktiv sind, in dem ich sooo viele Ideen, Hinweise, Ratschlaege vor und waehrend meiner Reise erhalten habe. Es war schoen, mal die Gesichter zu den Nicknames zu sehen (wie stellt man sich jemanden vor, den man nur als Vombatus kennt? 🙂 ) und deren Geschichten vergangener und Traeume zukuenftiger Reisen zu hoeren. Und den ein oder anderen Tipp konnte ich dann ja auch geben.

So, und was passiert als naechstes? Nichts besonderes, und das ist das schoene daran. Ich werde weiter geniessen, die eine oder andere Bewerbung abschicken, Hausaufgaben betreuen (oder aus der Sicht meines Neffen: nerven) und Trampolin springen mit den Kleinen, weiter mitm Hund durch den Wald… Und vielleicht auch anfangen etwas zu Gaertnern. Klingt gut, oder?