Ein ganzes Jahr schon wieder daheim – Rückblick, Ausblick, Rundumblick

Ist es tatsächlich schon über vier Monate her, dass ich was geschrieben habe? Es ist krass, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man arbeitet, und vor allem, wie wenig Zeit man den Tag über hat, um einfach so mal nichts zu tun. Das waren auf der Reise die Zeiten, in denen ich mir die Zeit genommen habe, Blogartikel zu schreiben, die Fotos dazu hochzuladen, mal längere individuelle Emails an euch zu schreiben. Und jetzt, ich mach den Rechner kaum noch an… Dazu muss ich mich einfach entspannt fühlen und darf nicht müde sein und frieren. Aber noch ist hier trotz April irgendwie Winter, das hilft nicht.

Aber genug gejammert, in den den letzten 4 Monaten ist doch auch etwas passiert. Ich bin klein und groß verreist, und ich habe den Jahrestag meiner Rückkehr begangen.

Fangen wir mit der kleinen Reise an. Nach Weihnachten bin ich für ein paar Tage nach Meiningen und Suhl gefahren. Meine Großeltern kommen aus Suhl. Ich war das letzte Mal vor mehr als 25 Jahren dort, dann sind sie hier nach Brandenburg gezogen. Also hat es mich schon sehr interessiert, wie es dort inzwischen aussieht und ob ich irgendetwas wiedererkenne. Und in Meiningen gab es einfach die günstigere Unterkunft. Und, was ich vorher nicht wusste, wahnsinnig viel Geschichte, ein schönes Schloss und ein hervorragendes Theater. Aber auch Suhl ist wirklich schön, insbesondere die Landschaft drumherum.



Suhl hat sich schon sehr verändert, aber ein paar Orte habe ich doch noch wieder erkannt. Und die guten Thüringer Klöße schmecken immer noch wie bei Oma.

Und wenn man so die Ferne erkundet, kann man seine neue Heimat ja auch noch etwas besser kennenlernen. Cottbus ist wirklich sehr sehr schön, sogar im Winter. Wusstet ihr, dass der Fürst Pückler, ja der vom berühmten Fürst Pückler Eis, über dessen Namensgebung ich noch nie nachgedacht hatte, hier in Cottbus lebte? Genauer gesagt im Schloss im Branitzer Park. Das Eis wurde ihm übrigens gewidmet, er hats nicht selbst erfunden.

Und dann habe ich mein Einjähriges gefeiert – am 27.2. war ich genau ein Jahr wieder zurück. Was ja immer ein guter Anlass ist um zurück zu denken und voraus zu schauen. Aber dazu hatte ich gar nicht so viel Zeit, weil ich habe gerade über dieses Datum herum meinen ersten großen Urlaub nach der Reise getätigt. Aber das war ein ziemlicher Kraftakt, den zu organisieren. Denn ich war wie paralysiert von der schieren Anzahl potenzieller Orte, die ich sehen will, Freunde die ich besuchen will und der wirklich kurzen Zeit, die mir dafür zur Verfügung stand – 3 Wochen… Ok, das mag für den Arbeitenden Menschen hier schon fast lang klingen, aber auch nur zu planen, wenn ich an einem Ort lande – ganz zu schweigen davon, welcher dies sein könnte -, wo ich 3 Wochen später sein kann, und was und wen ich alles dazwischen sehen will, und wieviel Zeit ich mir für alles geben will und kann, hat mich einfach überfordert. Ich habe immer gehadert zwischen „gemütlich, entspannt, Sonne, einige Freunde treffen, einfach in der Hängematte liegen und wenn man Lust auf einen Ortswechsel hat, geht’s weiter“ und „die Zeit so gut wie möglich nutzen, viel Neues sehen, viel erleben, trotzdem viele Freunde besuchen“. Ich habe mich dann für ersteres entschieden, und das war schon komplex genug. Denn auch dazu gehört eine detaillierte, mindestens wochengenaue Planung und Vorbuchung von Flügen – etwas, von dem ich mich irgendwie während meiner langen Reise total gelöst habe, aber nun wohl doch wieder muss. Also, es ging in mein liebstes asiatisches Land – Indonesien. Dafür gab es mehrere Gründe: gute Freunde, die ich vermisse, gutes Wetter, gutes, scharfes Essen und – sollte ich doch ein Rappel bekommen und neue Dinge sehen wollen – noch sehr viel zu entdecken, auch ganz in der Nähe der Freunde, die ich besuchen wollte. Ok, aus den neuen Dingen ist irgendwie nicht so viel geworden, dafür um so mehr Entspannung, Essen, Hängematte, Freunde. Und angefangen habe ich mit einer Beschäftigung, die ich immer wieder tun kann: Tiere – hier Orang Utans auf Sumatra – in freier Wildbahn beobachten. Und am wirklich letzten Tag habe ich tatsächlich doch noch ein touristisches, für mich neues Highlight besucht – den Wasserpalast in Yogyakarta. Dazwischen habe tatsächlich hauptsächlich gegessen und entspannt.





Und ja, ein bisschen habe ich auch über meine Prioritäten im Leben nachgedacht – also der Vergleich des Lebens hier in Deutschland zum Leben „unterwegs“ – immer mit dem Tenor, warum mache ich diese Arbeitssache überhaupt? Aber ich hatte vor einem Jahr sehr gute Gründe zurück zu kommen, und die gleichen Gründe gelten immer noch, wenn nicht gar noch mehr. Also obwohl ich es vermisse, immer nur dem Sommer hinterher zu reisen, die Möglichkeit zu haben, jeden Tag neu zu entscheiden, wie dieser aussieht – irgendetwas neues / anderes / spannendes zu machen oder einfach nur in der Hängematte zu liegen – , sehr viele spanndende Menschen aus aller Welt kennen zu lernen, obwohl dieses Arbeitsleben mich wahnsinnig eingeschränkt fühlen lässt, obwohl es hier im Winter nicht nur kalt sondern auch sehr dunkel ist, ziehe ich zumindest in den nächsten paar Jahren nicht wieder los.

Aber weil das nicht heißt, dass ich nicht trotzdem noch so einiges von der Welt sehen werde, geht es nächstes Wochenende erst mal wieder mit den Mädels nach Italien – diesmal Bari – eine sehr schöne Tradition inzwischen. Und ab Himmelfahrt gehts für 10 Tage nach Florida/USA. Und dort treffe ich auch gute Freunde wieder, die ich das letze Mal vor 13 Jahren gesehen habe. Und da haben sie noch auf Kuba gelebt. Das wird sicher ein sehr interessantes Treffen.

Und hier noch ein Gruß aus dem weltbekannten Cottbus – selbst die Pinguine kommen her.

Nachtrag: Und ein letztes Mal Indonesien – fuer diesmal

Im letzten Artikel hatte ich es erfolgreich bis nach Jakarta geschafft. Grosse Millionenstaedte in Asien gibt es viele, und viele, gerade die in Indonesien, haben nicht den besten Ruf: zu voll, verdreckt, laut, hohe Kriminalitaet, …

Ja, und auch Jakarta hatte diesen Ruf, aber ich kannte Randy, der in der Naehe wohnte und mir das Versprechen abgerungen hatte, wenn ich in der Naehe sei, sollte ich doch unbedingt vorbeikommen. Ausserdem schuldete ich ihm noch einen Kaffee.

Das war der einzige Grund, warum Jakarta ueberhaupt von mir angeflogen war. Und wie so manches Mal, auch Jakarta sollte mich positiv ueberraschen. Ja, es ist verdreckt, es ist voll, es ist laut, es gibt kaum Fussgaengerwege, die Kriminalitaet ist eben so, wie sie in Grossstaedten ist, aber da gibt es auch ganz viel Geschichte in Jakarta, viele ueberraschende Orte, die man nur in Grossstaedten findet, besondere Architektur – die Hollaender haben sich ziemlich lang in Indonesien eingenistet, das sieht man noch -, und wieder mal, total nette Menschen.



Und dann habe ich mich natuerlich auch mit Randy getroffen – er wohnt in der Naehe von Bogor, was wiederrum mit dem Vorortzug von Jakarta in nur 1,5 bis 2 Stunden Fahrtzeit, je nach Zug und Lust und Laune des Fahrers, der Fahrgaeste oder was auch immer, zu erreichen war. Schon die Fahrt war sehr interessant – zu sehen, wie gross Jakarta doch ist, wie staedtisch, wie voll. Und dann, die Menschen sind doch ueberall auf der Welt gleich. Kaum in der Bahn wird das Smartphone gezueckt und kommuniziert, gedaddelt, was auch immer. Sehr lustig anzusehen.

Bogor selbst war auch total nett. Zuerst musste ich natuerlich meine Schulden bei Randy begleichen und wir sind mit seinem Motorrad (ach du schreck, damit kann man naemlich alle Autos im Stau ueberholen, und sich durch jede noch so kleine Luecke zwaengen… nicht meins….) zu einem beliebten Studentencafe gefahren. Und das war echt cool. Haett auch in Berlin sein koennen. Und dann Bogor ist hauptsaechlich auch bekannt fuer seinen Botanischen Garten, und den habe ich mir natuerlich auch noch mit Randy angesehen. Ein sehr schoener Tag.

Aber dann war auch gut mit Jakarta. Als naechstes sollte es nach Bandung gehen. Ich weiss auch nicht so genau warum, aber es lag eben auf dem Weg nach Yogyakarta, wo ich unbedingt hinwollte, und meine Freundin Crisna – ihr erinnert euch, fertig mit Studium Deutsch Lehramt und auf der Suche nach einer Aupair-Familie in Deutschland – musste fuer ihr Visa noch ein Sprachzertifikat vom Goethe-Institut machen, also einen Deutschtest – als ob 5 Jahre Studium nicht ausreichen wuerden, aber so sind eben die deutschen Behoerden… – und wollte auch die naechsten Tage nach Bandung kommen. Ob wir uns sehen wuerden war unklar, weil so lange wollte ich nicht bleiben. Aber wo ich schon mal da war, hab ich ihr ein bisschen geholfen und ihre Anmeldung zum Test mit dem Goethe-Institut vor Ort geklaert. Gesehen haben wir uns nicht, aber ich hatte trotzdem eine tolle Zeit in Bandung. Also zuallererst war ja mal die Fahrt nach Bandung mit dem Zug ein Highlight fuer sich. Mitten durch durch die Reisplantagen, mit Einblick direkt in die Hinterhoefe kleiner Haeuser in kleinen Doerfern. Am liebsten waer ich einfach zwischendurch ausgestiegen. Aber es regnete auch, so dass ich so viel Lust auf Abenteuer dann doch nicht hatte 🙂 Aber auch Bandung punktete. Das Hostel war genial, und man konnte direkt in die Natur von Bandung aus. Das war auch mal wieder schoen. Und man konnte gut essen und traf viele nette Leute.


Aber einen kleinen Schock gab es noch. Gerade zwei Tage in Bandung, kam die Nachricht ueber das Terrorismusattentat, oder wie immer man das nennt, in Jakarta. Die Mannschaft des Hostels sass den ganzen Nachmittag vorm Fernseher, um die neuesten Informationen zu erfahren. Ich schrieb mit meinen indonesischen Bekanntschaften in Jakarta, alle 2 waren gluecklicherweise gut auf, wenn auch nur wenige 100 Meter entfernt vom Geschehen und konnten nicht nach Hause, weil eben alles gesperrt war. Und dann musste ich aber auch wieder verwundert miterleben, wie leicht der Indonesier alles nimmt, als mein Kumpel Ivan – der ca. 300m vom Ort des Geschehens entfernt gerade in seinem Buero feststeckte, weil das Gebaeude immer noch geschlossen war – meinte, es sei ja nur ein kleines Attentaetchen. Also alles ok?!

Etwas nachdenklicher als sonst, zog es mich weiter. Naechste Station dann endlich Yogyakarta. Trotz vieler potenzieller weiterer bestimmt schoener Orte auf dem Weg dahin, entschied ich mich fuer den direkten Weg. Ich hatte einfach keinen Bock auf umsteigen, Kaelte, Regen wieder nen Hostel suchen etc. Fuer Yogyakarta wurde mir ein Hostel empfohlen, ich wusste es gibt Sprachschulen und genug touristische Highlights, wenn mir langweilig wird, und von dort sollte ja auch mein naechster Flug gehen. Und zwei Wochen mal an einem Ort zu sein, das wuerde mir gut tun. Und das tat es.

Yogyakarta hat viel, wirklich sehr viel zu bieten an historischen Orten, grandioser Natur, viel Kultur. Und was habe ich gemacht? Nichts von dem 🙂 Ich hatte keine Lust. Ich habe in Lauras Backpackers ein wunderbares Hostel gefunden mit grandiosen Leuten – sowohl Touristen, aber noch mehr die Mitarbeiter, und nicht zuletzt Laura selbst. Und mit Ari, habe ich auf jeden Fall einen sehr guten Freund fuers Leben gefunden und ich hatte eine grandiose Zeit.
Aber was hat die Zeit ausgemacht? Also zuerst mal gab es im Hostel staendig Essen. Gut, das Fruehstueck – eh im Preis inbegriffen – bestand jeden Morgen aus einer anderen lokalen Spezialitaet und Koestlichkeit, aber auch wenn die Mitarbeiter nachmittags oder abends fuer sich gekocht haben, gabs immer genug fuer alle. Und auch der ein oder andere Gast hat mal fuer alle gekocht. Mit Ari hab ich das auch ein paar mal zusammen gemacht und viel ueber indonesische Kueche dazu gelernt. Es gab erst eine, dann zwei (die kam einfang angelaufen) kleine wirklich wunderbare suesse Kaetzchen. Die anderen „Haustiere“ bestanden aus einer Albino-Babypython, zwei etwas groesseren Pythons, einem riesigen Camaeleon, noch einem kleineren Echsentier… aber gut, die alle draussen und – meistens – sicher in ihren Kisten verwahrt.
Alle waren immer gut drauf, es gab gemeinsame Filmabende. Und sie haben mir bei meinen Hausaufgaben geholfen – soweit sie es denn konnten. Denn wie das so ist, ueber seine eigene Sprache weiss man gramatikalisch nicht so viel 🙂


Und ja, dann war da noch die Sprachschule. Es war sehr gut. Ich habe unglaublich viel gelernt, alles war sehr professionell und die Lehrerinnen alle wahnsinnig nett. Es gab sogar eine Party, waehrend ich da war, mit Tanz, musikalischer Untermalung, und wieder mal viel gutem Essen.

Aber ein touristisches Highlight wollte ich dann doch mitnehmen. Und so bin ich ueber meinen Schatten gesprungen, enorm frueh aufgestanden und zum Tempel Borobodur gefahren. Dies ist die groesste und wohl aelteste buddhistische Anlage in Indonesien, ein unglaublich schoenes Bauwerk mit sehr schoenen Blicken in die umgebende Landschaft, die gepraegt ist von Vulkanen und Waeldern. Aber nicht nur der Gesamtbau an sich war faszinierend, sondern auch die vielen Reliefs, die sich auf allen Ebenden rund um den Tempel zogen. Eine gute Entscheidung.



Und so habe ich die fast zwei Wochen in Yogyakarta wirklich sehr genossen. Es tat mir gut, mal an einem Ort zu sein und so etwas wie einen geregelten Tagesablauf zu haben. Ich hatte Zeit, meinen allerletzten Urlaubsmonat etwas weiter vorzubereiten und mich langsam emotional darauf einzustellen, dass drei wunderbare Jahre des Reisens bald vorbeigehen werden. Und – wahrscheinlich auch durch die Ruhe und der Tatsache, dass ich einfach reisemuede an sich war und alles auf der Welt gesehen habe, was mir wichtig war bis zu diesem Moment – konnte ich mich wirklich gut an den Gedanken gewoehnen und fing sogar an, mich richtig auf Deutschland, Freunde und Familie, die kommende Arbeitssuche inklusive aller Gedanken und Fragezeichen, die Suche nach einem neuen Ort zum Leben etc. zu freuen.

Indonesien – noch weniger Plan als sonst

So, diesmal habe ich wirklich den Rekord des nicht Meldens gebrochen. 2 Monate ist lang. Aber so lang dann auch nicht… Und wie ihr sehen werdet habe ich sooo viel auch gar nicht gemacht, denn mein Reisehunger ist nicht mehr so ausgepraegt. Ich bevorzuge es, laenger an einem Ort zu bleiben, mehr mit Menschen zu tun zu haben, Freunde zu finden und wieder zu treffen, geniessen… Sprich der Abenteurer in mir ist etwas ruhiger geworden. Und ich bin ganz froh drum. Denn wie koennt ich sonst in weniger als 2 Monaten wieder nach Deutschland kommen und ernsthaft dort neu ankommen koennen? Das wuerde mit Reisehummeln im Hintern nur ungleich schwerer. Daher bin ich ganz froh, etwas ruhiger geworden zu sein :-). Aber nichtsdestotrotz habe ich natuerlich viele Sachen getan und erlebt in den vergangenen 2 Monaten. Hier nun der Bericht.

Angekommen im Flughafen von Bali – endlich, denn Kota Kinabalu ist zwar nett, aber ich war einfach fertig… – musste ich feststellen dass alles wahr ist was ich vorher drueber gelesen habe. Die Taxifahrer wollen einen total abzocken… Aber da es nur 5 km zu meinem Hotel sind, dachte ich, ich fang mal an zu laufen und schau was sich noch an Optionen bietet. Und tatsaechlich, gleich ausserhalb des Flughafens finden sich Motorbike-Taxis die nach nur kurzer Verhandlung sich auf einen fuer indonesische Verhaeltnisse immer noch hohen aber zumindest nicht total ueberteuerten Preis einlassen. Und ich muss nicht durch ein Gewirr von Strassen und Straesschen laufen… Angekommen im Hostel war mir klar, dass das ein kurzer Besuch wird. Ich hatte eh erst mal nur eine Nacht gebucht. Wegen der vielen Australier die wegen der Aschewolke und strengeren Vorschriften Australischer Airlines noch nicht das Land verlassen konnten, war das Hostel und auch einige andere ausgebucht fuer die naechsten Tage. Und Kota – der Partyort ueberhaupt in Bali – und vor allem die dortigen Touristen waren so gar nicht meins. Wenn man im Hostel das Gefuehl hat man ist in einem Swinger Club, dann ist irgendwas falsch… Also kurzer Prozess gemacht, das Sonerangebot des Hostels angenommen und fuer den naechsten Morgen den Transport auf Gili Air (eine Insel in einer Inselgruppe kurz vor Lombok) gebucht. Denn dort sollte auch Winnie sein, die ich schon aus Borneo kannte und ein Bekannter von ihr. Richtige Entscheidung. Die Insel war entspannt und mit den beiden konnte man eine gute Zeit verbringen. Viel Lesen, etwas schnorcheln ueber Gott und die Welt plaudern und weitere Reiseplaene schmieden – mehr war nicht angesagt und das war genau richtig.

Reiseplanung war mein schwierigstes Thema, denn so richtig Plan hatte ich keinen. Und da mein eigentliches Ziel der Gegend, der Mount Rinjani, wegen etwas zu viel Asche und Grummeln gesperrt war, war ich nun noch planloser. Aber irgendwie hab ich mir in den Kopf gesetzt, ich will Indonesisch lernen. Und da Selbstmotivation im total relaxten Zustand seeeeehr schwierig ist, musste also ein Lehrer her. Und wo wenn nicht in Ubud, Bali, sollte es sowas geben. Also stand der naechste Ort fest. Aber auf dem Weg dahin hab ich noch Gili Meno mitgenommen, die zweite der drei Inseln. Noch kleiner und etwas weniger touristisch, hab ich mich noch mal sehr viel wohler und relaxter gefuehlt. Und im lokalen Warung, kleiner Essensstand, hab ich schon mal mit dem Besitzer etwas die Sprache ueben koennen. Ach ja, und das Schnorcheln hier war auch viel besser als auf Gili Air. Die riesigen, gemuetlichen, faszinierenden Wasserschildkroeten sind einfach der Hammer.

Aber nun ging es endlich nach Ubud. Im Internet hatte ich eine guenstige Unterkunft im Dorm nur fuer Frauen gefunden und dort angekommen, fuehlte ich mich sofort heimisch. Ein eigenes Haus im Hinterhof – eher Garten als Hof – mit Kueche und Terasse fuer uns Maedels… Fruehstueck war gut und reichhaltig. Und einen Tisch zum Hausaufgaben machen gab es auch. Da kann man nicht meckern.

Ubud selbst war erst mal nur anstrengend. Man konnte keine 2 Meter laufen ohne nicht mit „Yes, Taxi!“ Angesprochen zu werden. Ich bin fast wahnsinnig bis aggressiv geworden. Die Stadt selbst ist nett, die hinduistische Bauweise der Haeuser, die Tempel, die Opfergaben ueberall nett, aber nicht so richtig besonders, es kam kein super Stadtgefuehl auf. Ubud wird nicht meine Stadt, aber meine Indonesisch-Lehrerin, die anderen Maedels im Hostel, das gute Wetter haben mich eine gute Zeit haben lassen. Und weil ich schon mal in Ubud bin und man ja immer neue Sachen ausprobieren soll, habe ich es getan. Ich habe Yoga-Kurse besucht. Um einen guten Einblick zu bekommen, Kurse verschiedener Yoga-Richtungen und von verschiedenen Lehrern. So richtig gut fand ich eigentlich nur einen, meinen ersten, Kurs, der mich stark an die Fitness-Kurse in Dortmund bei Karsten erinnert haben. Nach der kurzen Einleitung warum Yoga die Welt rettet (der Kurs war direkt nach den Anschlaegen in Paris) – da dachte ich erstmal wo bin ich hier gelandet – gings richtig ab mit Koerper- und Muskelspannung. Dementsprechend hatte ich drei Tage lang einen hoellischen Muskelkater. Aber das tat auch mal gut. Die anderen Yoga-Richtungen und -Lehrer waren mir zu viel Meditation und Atmen und Flow und horchen und zu wenig Sport.
Aber ich habs mal getan.

Mein Sprachkurs hat mich auch richtig vorwaerts gebracht. Ich denke insbesondere der Zwang, Vokabeln zu lernen, ist gut fuer mich und das Fortkommen in der Sprache. Denn so viel Grammatik gibts nicht, zumindest nicht fuer einfaches Sprechen. Und seitdem habe ich schon viele positive Rueckmeldungen von Verkaeufern, Taxifahreren, Hotelangestellten bekommen. Die Menschen hier rechnen es einem sehr hoch an, dass man versucht ihre Sprache zu sprechen. Aber nun merke ich jedenTag, dass ich noch viel mehr Vokabeln lernem muss, um ganze Gespraeche fuehren zu koennen. Warum bin ich nur so faul?

Auch sonst habe ich ein paar Ausfluege in die Gegend unternommen, um wenigstens ansatzweise behaupten zu koennen, auch in Bali gewesen zu sein. Aber Bali ist schwierig fuer mich. Es gibt kaum oeffentlichen Nahverkehr, und der wenige, den es gibt, deren Fahrer sind so unverschaemt in ihren Fantasiepreisen, dass ich keine Lust habe mich jedesmal um den korrekten Preis zu steiten. Es gibt fuer alles eigentlich nur spezielle Touristenbusse und Touren, oder man faehrt Moped, was ich nicht kann und mir zu gefaehrlich ist in Suedostasien, um das Lernen auch nur in Erwaegung zu ziehen. Bali ist daher fuer mich keine Top Destination. Da habe ich an so vielen Orten schon schoenere Landschaften gesehen und freundlichere Menschen getroffen.

Alter Herrschertempel Mengwi

Tempel Ulang Dani

Elefantentempel

Tempel Tanah Lot

Offerings in Ubud

Ubud Tempeldetails

Reisterrassen in Bali

Sonnenaufgang am Mount Batur

Und da man nicht ewig in Ubud bleiben will, mussten schon wieder neue Plaene her. Einer der kulturell sicher interessantesten Orte in Indonesien ist Tana Toraja auf Sulawesi. Auch Winnie, die inzwischen von ihrem Trip nach Flores wieder zurueck in Bali ist, hat darueber gelesen. Und so haben wir uns recht spontan entschlossen, uns dorthin aufzumachen. Flug nach Makassar auf Sulawesi gebucht und schon gings auch los. Makassar selbst ist eine grosse Stadt, mit nicht so viel zu sehen und kaum Fussgaengerwegen, aber die Menschen dort sind unglaublich freundlich und finden Auslaender wahnsinnig interessant, so dass man staendig angesprochen und um ein Selfie mit der Person gebeten wird. Und der Zufall wollte es, dass Crisnas Bruder (Crisna, ihr erinnert euch vielleicht, angehende Deutschlehrerin, die ich auf Sumatra kennengelernt hatte) dort lebt. Den haben wir dann getroffen. Gut er sprach kein englisch, sein Freund etwas mehr aber auch nicht so viel, aber er hat uns durch die einzige Attraktion Makassars (Fort Rotterdam – ein paar uebrig gebliebene Mauern einer alten hollaendischen Burg) gefuehrt und dann haben wir noch nen sehr ruhigen Kaffee getrunken. Aber es war trotzdem sehr nett.

Aber am naechsten Tag gings nach Tana Toraja. Fuer die 7 bis 9 stuendige Fahrt haben wir uns fuer den Bus am Tag entschieden, um auch was von der Landschaft zu sehen. Und das hat sich ausgezahlt. Ich habe lange nicht so schoene Landschaften – ein Mix aus Meer, Ebenen und dann hinein in die Berge, erst karstig, dann eher sanft huegelig geschwungen – an mir vorbeiziehen sehen. Am liebsten haett ich mir meinen Wanderrucksack und Zelt geschnappt und waer losgestiefelt…

So und nun zur Kultur in Tana Toraja. Als erstes faellt die besondere Hausform auf. An den Koerper frueherer Handelsschiffe erinnernd, reckt sich das Dach an beiden Enden weit in den Himmel, wobei der Hauskoerper auf Stelzen gesetzt ist, immer in einer Nord-Sued-Ausrichtung stehend. An der Vorderfront befinden sich eine ganze Reihe von Wasserbueffelhoernern und dem Haus gegenueber stehen die Reisaufbewahrungsschuppen in gleicher Form nur etwas kleiner.


Der Tod spielt hier eine besondere Rolle und wird mit einer entsprechend aufwaendigen Zeremonie gefeiert. Stirb jemand, wird er erst mal zu Hause aufgebahrt, alle Freunde und Angehoerigen kommen und Schweine (es ist eine christliche Gegend, da ist Schwein essen erlaubt) werden geschlachtet um gemeinsam verspeist zu werden. Ich hoerte von einem Gasthaus in dem die Leiche mal eben in der Rezeption lag, und die armen, an Bambusrohre gebundene Schweine quiekend unter den Fenstern lagen bis sie nicht weniger geraeuschvoll das Ende fanden. Die eigentlich Beerdigung kann nun aber erst stattfinden, wenn a) die Familie genug Geld fuer die sehr ausladene Feierlichkeit hat (dazu gleich mehr) und b) zwischen allen Angehoerigen Harmonie herrscht. Und das kann auch mal bis zu 15 Jahre dauern. Derweil haengt der mumifizierte Leichnam unter der Decke im Haus. Ist es dann soweit, dass a) und b) eintreffen, wird eine 4-taegige Zeremonie gestartet. In Vorbereitung werden Tribuenen mit Daechern auf dem Hof aus Bambus oder Holz errichtet, in denen alle Gaeste Platz finden. Es kommen Hinz und Kunz und jeder muss ein nicht gerade billiges Geschenk (Schwein oder Wasserbueffel) mitbringen, der Wert des Geschenk wird auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Ist es zu billig, wird das von allen bemerkt und es ist wohl peinlich. Die Zeremonie des ersten Tages besteht aus verschiedenen Teilen, z.B. die Toten werden in ihren Saergen, die sich in einer Art Gestell befinden, dass der lokalen Form der Haeuser nachempfunden ist, in einer grossen Prozession, angefuehrt von Bueffelmaennern und echten Bueffeln, gefolgt von den Frauen des Dorfes unter grossem Geschuettele von den Maennern durchs Dorf getragen. Dabei gehts immer vor und zurueck, da die Maenner vorne gegen die hinten ihre Kraefte messen. Desweiteren gibt es Taenze und Gesaenge der Maenner, eine Prozession der Frauen, bei der unter anderem auch Nahrung und Getraenke an die Familie der Hinterbliebenen ueberreicht wird. Es gibt eine Art inszenierte Besprechung, bei der einige Maenner irgendwas beschliessen und sich Gegenseitig bedanken. Und ganz zum Schluss, da werden noch ein paar Wasserbueffel mit kurzen Handgriffen und unter grosser Anteilnahme der Zuschauer getoetet und zerlegt. Das ganze untermalt von einer Musik, die Frauen erzeugen, indem sie mit riesigen Bambusstoecken in eine Art Futtertrog schlagen. Und das ist nur Tag eins. An 4 Tagen werden insgesamt 24 Wasserbueffel getoetet – und deren Hoerner gehen dann an die Vorderfront der Haeuser. Die Bueffel sind sehr wichtig und koennen locker mehrere Tausend Euro kosten. Der Hauptbueffel sollte am besten grosse Hoerner und einen weissen Kopf haben. Man findet daher auf dem Tiermarkt sehr viele halb-Albino-Bueffel. Ausserdem muss es im Idealfall auch noch einen Bueffel mit zwei nach unten gebogenen Hoernern, einem nach unten und einem nach oben gebogenem Horn geben und und und. Der Regeln scheint es unzaehlige zu geben. Und alles dafuer, dass der Verstorbene es gut da oben im Himmel hat. Eine weitere Tradition ist, das aus Holz geschnitzte Puppen in moeglichst Lebensechter Form das Grab bewachen. Diese Tradition ist sehr alt und es gibtrecht viele sehr alte dieser Puppen in der ganzen Gegend zu finden. Der Sarg selbst wurde zu alten Zeiten teilweise hoch in den Felsen auehaengt, oder – und das gibts heute auch noch – in in den Felsen geschlagenen Hoehlen gelegt. Auch eher modernere Grabstaetten findet man heute, die aber alle von der Groesse kleinerer Haeuser sind.





Haengende Graeber

Markt – Tiere und mehr

Eine besondere Bestattung kam und sehr selten kommt auch heute noch fuer Babies (die noch nicht gezahnt haben) zur Anwendung. In einen grossen Baum wird ein Loch in den Stamm geschlagen, in den der kleine Koerper gelegt wird. Ueber das Loch wird eine Matte aus Naturmaterial gelegt. Ueber die Jahre waechst der Baum und das Loch schliesst sich ggf, auf jeden Fall aber waechst es mit dem Baum in die Hoehe. Es ist schon ein sehr beklemmendes Gefuehl neben einem solchen Baum zu stehen, in den mehrere kleine Kinderkoerper eingewachsen sind.

Und das alles kann man sich selbst erlaufen, in grandiosen Landschaften und mit super netten Menschen.

Aber bevor Winnie und ich all dies erlebt haben, gabs erst mal eine Erkenntnis. Nachdem wir also am ersten Abend recht spaet ankamen und nur noch kurz was essen wollten, sind wir in den ersten Laden rein, der was anbot. Alle anderen Besucher der Kneipe waren schon beim alkoholischen Getraenk – dem Palmwein – angekommen. Ein kurzer Blick in die Toepfe und eine Nachfrage, was es sei, liessen mich kurz denken, ich haett beim Vokabellernen nicht richtig aufgepasst. Sagte der doch tatsaechlich das Wort, von dem ich mir sicher war, dass es Hund heisst… Etwas unsicher und mit dem Huehnchen vorliebnehmend genossen wir unser Essen, beobachtet von ca 20 schon leicht angeheiterten Maennern. Zurueck in der Unterkunft musste ich aber leiser feststellen, dass ich korrekt Vokabeln gelernt habe. In Tana Toraja isst man Hund. Und zwar nicht irgendwelche gezuechteten, sondern die, die der Hundeschlachter auf der Strasse aufgabelt, teilweise aus Makassar importiert, da es dort einfach mehr Strassenhunde gibt… Nein Danke. Ich bin ja probierfreudig, aber das ging nicht.

Aber trotzdem war es ein guter Aufenthalt. Die Landschaft ist schoen und die Menschen wahnsinnig nett. Der Abschied fiel schwer, vor allem weil schon wieder geplant werden musste. Winnie wollte weiter gen Norden, in Richtung kleiner Inseln. Das ist ja eh nicht so meins, ich war noch „satt“ von den Gilis. Auch war irgendwie meine Abenteuerlust zum Erliegen gekommen. Weihnachten und Neujahr standen vor der Tuer. Ich wollte Entspannung, Ruhe, Freunde um mich. Ums kurz zu machen, so bin ich wieder nach Sumatra und habe alte bekannte getroffen und neue Freunde gefunden. 2 entspannte Wochen, ohne viel zu tun am Toba-See, ein paar Tage im Dschungel bei den Orang Utans, diesmal gab es sogar noch einen Schwarzgibbon obendrauf, und ein paar Tage bei Crisna zu Hause. Und dann war mein 60-Tages-Visum auch schon wieder rum… Die Zeit rennt.





Und ich musste natuerlich wieder Plaene machen. Und weil ich das indonesisch nicht wieder vergessen sondern lieber noch vertiefen will, habe ich nach einer kurzen Nacht in Kuala Lumpur den Flieger gen Jakarta auf Java bestiegen und hier bin ich nun. Gerade mal 20 Tage bleiben mir Zeit, Java zu erkunden. Bei meinem Tempo sind da gerade mal 3-4 Stopps drin.

Und etwas Recherche muss ich auch noch taetigen fuer meinen allerletzten Reisemonat Februar. Und am 27.2. bin ich dann wieder daheim 🙂

Ueber Jakarta und was sonst noch so kommt, werde ich dann beim naechsten Mal berichten.

Asien die Zweite: 4 Wochen Erholung und nun wird wieder gereist

Und nun mit Fotos:

So. Ich hatte ja schon angekuendigt, dass es wieder nach Asien geht. Und da wo ich das letzte Mal aufgehoert habe, gings auch wieder los: Sumatra, Indonesien. Hauptzweck: erholen, entspannen, ausruhen. Dazu gings nach Pulau Weh. Das hatte ich beim letzten Mal wegen zu viel Regen ausgelassen. Wie gut dass ich es nachgeholt habe. Ein Traum. Bungalow direkt am Meer. Und sobald man im Wasser ist, kann man direkt losschnorcheln und sieht viele bunte Fischies, Seesterne, sogar eine Schildkroete schwamm da rum. Nur Korallen gibts nicht soooo viele, wegen viele Schnorchler und der Tsunami vor 11 Jahren hat sein uebriges getan. Und wenn man mal keine Lust auf Schnorcheln hatte, auch kein Problem, denn das Wasser ist so klar, dass man die Fischies auch von der Haengematte der Terasse meines Bungalows beobachten konnte. Wie ich schon sagte: ein Traum. Aber da man ja auch mal weiter muss, entschied ich mich als naechstes fuer Lhoknga. Einem Stranddoerfchen nah an Banda Aceh, das fuer gutes Surfen bekannt ist. Nein, ich war nicht surfen. Aber am Strand rumhaengen mit nem guten Buch und das gute Essen in Lhoknga geniessen kann ich auch so ganz gut.

Und da man nun doch ja wirklich mal was machen muss, hab ich dann noch meine Freundinnen Tetty und Desri dort besucht. Wir haben viel unternommen, u.a. den Wasserfall in Sidamanik besucht. Ich habe wieder viele ihrer Schueler kennengelernt und durfte mittels blosser Anwesenheit als Motivator fuers englisch lernen herhalten. Sogar als Deutschlehrer durfte ich fuer 30 Minuten agieren. Denn es gibt tatsaechlich einige wenige Schulen in den groesseren Orten, in denen Deutsch gelehrt wird. Die Schueler fanden es fast noch spannender deutsch mit mir zu reden als englisch – und das war in der privaten Englischschule von Desri… Und ganz unabhaengig davon habe ich Crisna kennengelernt, die gerade ihr Lehramtsstudium fuer Deutsch abgeschlossen hat und jede Moeglichkeit wahrnimmt, deutsch zu sprechen. Sie versucht sogar gerade ein Jahr Au Pair in Deutschland zu organisieren. Ich hoffe das klappt und ich kann sie in Deutschland wieder sehen.


Und schwuppsdiwupps waren 30 Tage Sumatra rum. Es war schoen im warmen zu relaxen, nach dem ganze gelaufe in Frankreich. Und auch alte Freunde wieder zu sehen und spannende neue Menschen kennenzulernen. Der einzige Negativpunkt ist der Dunst. In Sumatra und Kalimantan brennt es. Viele verschiedene Feuerherde, einige durch die anhaltende Trockenzeit verursacht, es ist eigentlich Regenzeit seit einem Monat, viele jedoch durch raffgierige Firmen und Bauern verursacht, die (Regen-)Waelder niederbrennen um Platz fuer neue Palmoel- und Gumtreeplantagen zu schaffen, verursachen eine enorme Rauchentwicklung, der 1000e Kilometer weit getragen wird und auch dann noch in Konzentrationen die Luft verschmutzt, dass man nicht nur nicht die Sonne sieht sondern es wirklich gesundheitsschaedigend ist. Ein Trauerspiel, dass sich seit Jahren leider wiederholt und due ganze Region beeintraechrigt. Auch Malaysia und Singapur haben unter den Folgen zu leiden.

Aber das Lotterleben muss ja auch mal vorbei sein und nun wird wieder etwas intensiver gereist. Ziel: Borneo, der malaysische Part – hmmm direkt neben Kalimantan, wo die Feuer wueten, ich werde also schauen was geht. Nach kurzem Zwischenstopp in Penang, wo der Dunst von den Feuern fast unertraeglich war, ich aber trotzdem eine sehr gute Zeit hatte – Georgetown ist auch einfach zu cool – gings also nach Kuching auf Borneo. Erste Feststellung: es gab blauen Himmel. Also der befuerchtete Dunst blieb erst mal aus. Und dann punktet Kuching mit seiner sehr entspannten Art, fuer asiatische Verhaeltnisse unglaublich gesittetem Strassenverkehr und viiiiiiiel Natur gleich um die Ecke. Und so habe ich es mir nicht nehmen lassen, dem Bako Nationalpark, bekannt fuer die gute Sichtung von Langnasenaffen, einen zweitaegigen Besuch abzustatten. Und neben den Affen – grandiose Tiere – habe ich waehrend einer Nachtwanderung weitere Tiere sehen koennen und bin tagsueber endlich auch mal wieder ein paar km gewandert. Dazu hab ich nach ueber drei Monaten Abstinenz endlich mal wieder feste Schuhe angehabt und meine immer noch nicht ganz heilen Zehen(naegel) haben es hervorragend ueberstanden. Dies als Information an daheim.





Und weil das alles so gut lief, bin ich etwas uebermuetig geworden. Am Dienstag geht es per Flieger, denn anders kommt man nicht hin, in den Mulu Nationalpark (Unesco Weltkulturerbe), wo ich neben Hoehlenbesichtigung und Dschungelfeeling ab Mittwoch auf einem dreitaegigen Trek zu den / auf die Pinnacles machen werde. Neben lockerer Bootsfahrt und 8km Wanderung zum eigentlichen Startpunkt besteht die eigentliche Herausforderung im Aufstieg. 1200 Hoehenmeter auf 2400m Strecke… Ich hoffe ich ueberschaetze meine Fitness nicht. Aber wir werden sehen. Ich freue mich drauf und werde berichten.

Sumatra auf Abenteuerpfaden – Backpacking fuer Fortgeschrittene

So, hier kommen sie nun, die Nachzuegler. Und als erstes starte ich mit Sumatra, Indonesien. Nicht nur, dass mir hierfuer die Erinnerungen noch am frischesten sind, es ist auch vom Reiseerlebnis eines der intensivsten meiner gesamten Reise gewesen.
Als erstes muss ich sagen, Reisen in Sumatra ist nicht einfach, wenn man sich nicht nur auf den Haupttouristenwegen befindet. Und damit meine ich wirklich nur die Hauptrouten – also Toba-See, Bukit Lawang und Banda Aceh mit Pulau Weh. Schon ein kleiner Umweg, die wahnwitzige Idee, nicht staendig ueber Medan – grosse, laute, dreckige Stadt mit unklaren Verhaeltnissen bezueglich wo welcher Busbahnhof ist – zu fahren, bringt einen an den Rand des Wahnsinns. Denn kaum jemand kann genug englisch, um einen wirklich zu informieren, geschweige denn, dass irgendjemand wirklich eine Ahnung hat, wie man nun wirklich von A nach B kommt, oder es einfach nicht kundtun will. Aber: man kommt immer an, die Menschen sind extrem hilfsbereit und verlangen nur selten zu viel an Busticketpreisen, und wenn, es ist alles so spottbillig, dass es nix ausmacht. Und, wer abseits der Touristenpfade sein will, der schafft es, auch in den Touristenhochburgen kaum andere westliche Touristen zu finden, solange man nicht zur Hauptreisezeit (angeblich Juli und August) reist.

Aber nun von Anfang an. Zuerst einmal ist gesagt, Indonesien ist ein muslimisches Land, Sumatra noch mal etwas mehr, und die Provinz Aceh ganz besonders. Dort herrscht seit dem Unabhaengigkeits-Krieg 1999-2004 das Schariagesetz. Also ich hatte mich eingestellt, dass eher wenige Kontakte zu den Einheimischen zustande kommen, aber nein. Es wurde ganz anders. Denn mein erstes Ziel nach einer sehr erlebnislosen Nacht in Medan, Tuktuk auf der Insel Samosir im Toba-See – dem groessten Kratersee der Erde – , stellte sich als sehr katholisch heraus. Das dortige Volk, die Batak, sind mehrheitlich christlich. Kaum eine Frau traegt Kopftuch und alle Menschen, Mann wie Frau, sind sehr freundlich und aufgeschlossen. Tuktuk selbst ist eine kleine Ortschaft die eigentlich nur aus Gasthaeusern besteht – ca 2km lang am Wasser entlang – nur dass kein Tourist da ist… Man kann mit dem Roller die Insel erkunden. Da Roller aber nix fuer mich ist, habe ich Spaziergaenge nach Tomok und durch die Reisfelder unternommen.


Das Wasser war mir zum Baden auch noch zu kalt. Und am Sonntag, ich hatte keine konkreten Plaene, habe ich eine Schulklasse und die Lehrer einer privaten Englischschule getroffen und mich den ganzen Tag mit ihnen unterhalten. Die Schule geht mit den Schuelern nach Tuktuk, damit diese die Moeglichkeiten haben, mit Touristen ihr englisch auszuprobieren. Und nebenbei haben sie natuerlich ganz viel Spass. Die Schueler im Alter zwischen 12 und 16 waren erst sehr schuechtern, aber nach einer Weile – und insbesondere als die Lehrer uns den Ruecken zugekehrt haben – sind sie aufgetaut und wollten alles moegliche wissen und einfach englisch reden. Und ich habe durch den Austausch auch sehr viel ueber das Leben in Sumatra und insbesondere das Schulsystem erfahren. Na das fing ja echt gut an mit mir und Sumatra. An meinem dritten Tag hatte ich viele Freunde und stand ab da regelmaessig in Kontakt mit der Lehrerin Tetty, die ich am Ende meines Aufenthalts auch noch mal besucht habe.

Aber vom Toba-See gings erst mal nach Berastagi. Hier in der Naehe gibts zwei Vulkane. Ganz Indonesien ist eine Aneinanderreihung von aktiven Vulkanen. Und auch in Berastagi ist kurz zuvor der Sinabungg etwas explodiert. Man konnte also nur den Sibayak besteigen. War eher eine gemuetliche Wanderung. Aber einen Vulkankrater so nah zu sehen, wo Schwefel aus allen moeglichen Ecken dampft, und daher nichts waechst und man auch auf dem Mond sein koennte, das ist schon sehr eindrucksvoll.

Und dann kam organisatorisch eines der kompliziertesten Aktionen. Wir waren zu viert (es gab tatsaechlich einige wenige andere Touristen in Berastagi) und wollten nach Ketambe. Das ist einer der Hauptzugangsorte zum Gunung Leuser Nationalpark, wo man so gut wie sicher wilde Orang Utans und noch natuerlichen Dschungel sehen kann. Bekannter ist Bukit Lawang (welches ich nicht besucht habe), aber dort ist die Hauptattraktion das Fuettern von ausgewilderten Orang Utans. Aber von allem was ich hoerte, der beschwerliche Weg nach Ketambe lohnt sich. Und beschwerlich war der Weg. Also von Berastagi direkt faehrt nix nach Kutacane, der etwas groessere Ort 30km von Ketambe entfernt. Man muss hoffen, einen Platz in einem durchfahrenden Minibus von Medan zu bekommen – aussichtslos fuer vier. Das wusste auch die Besitzerin vom Hostel und hat lange versucht und einen unmoeglichen Preis abzuverlangen und liess sich auch nicht dazu nieder uns alternativen aufzuzeigen. Denn man kann sehr wohl nach Kabanjahe fahren und dort werden mit groesserer Wahrscheinlichkeit neue Minibusse Richtung Kutacane losgesendet… Es war ein Kampf, aber wir haben schliesslich die Plaetze in einem Minibus zu einem vernuenftigen Preis bekommen. Und dann begann die ueber 5-stuendige Fahrt (fuer ca. 170km) ueber kleine gewundene Strassen mitten hinein in die Berge. Und von Kutacane mussten wir dann ja auch noch eine Stunde weiter… Also der Tag war laaaaaang und anstrengend. Aber Ketambe und der Dschungel hat fuer alles entschaedigt.
Dort hatte ich das grosse Glueck und habe Jaques und Suzanne gefunden – es gibt kaum Touristen dort, ich habe alle 6 Gasthaeuser besucht und insgesamt 7 Touristen gefunden – was sehr viel war, wie sich spaeter herausstellte -, und noch weniger, die eine laengere Dschungeltour machen wollen – mit denen ich direkt am naechsten Tag ein 5-taegiges Dschungeltrekking starten konnte. Und gleich an Tag 1 gabs Orang Utans zu sehen. Unser Guide Jhon ist selbst auch nach 15 Jahren im Dschungel noch so fasziniert von den Tieren, dass wir viel Zeit hatten, diese so menschlichen Lebewesen zu beobachten und viel ueber ihre Eigenschaften lernen konnten.

Und dann ging es immer tiefer in den Dschungel hinein. Die vielfaeltige Pflanzen- und Tierwelt sowie die enorme Geraeuschkulisse hat mich in den Bann gezogen. Geschlafen wurde in simplen Zelten aus Plastikplane. Gegessen wurde fuerstlich, dank unser beiden Hilfsguides, abendliches Lagerfeuer sowie diverse Geschichten des Lebens im Dschungel Sumatras inklusive.





Wer mich kennt oder hier fleissig mitgelesen hat, der weiss sicher, dass das genau die Orte sind, die fuer mich ein Paradies darstellen. Und so mag es nicht verwundern, dass ich noch einige Tage laenger in Ketambe blieb und doch einige wenige Touristen kommen, auf Trek gehen, vom Trek wiederkommen und dann wieder gehen gesehen habe. Dafuer habe ich noch viel ueber auch die wirtschaftliche Situation dort gelernt. Bis vor etwas mehr als 10 Jahren war Ketambe ein Ort, der viele Touristen anzog. Die Guides waren voll beschaeftigt und es florierte so sehr, dass die Gaestehaeuser ihre Kapazitaeten ausgebaut haben. Aber seit dem Krieg in Aceh und auch danach kamen die Gaeste nicht mehr. Die paar Guides im Dorf warten teilweise mehrere Wochen lang auf einen Auftrag. Nur im Juli und August ist jeder beschaeftigt, aber auch hier herrscht jedes Jahr Unsicherheit, obs auch im naechsten Jahr wieder der Fall ist. Also, wer in Sumatra ist, bitte dort hin!! Es lohnt.

Und dann wollte ich weiter nach Banda Aceh, dem Ort, in dem im Tsunami 2004 mehr als 60.000 Menschen umgekommen sind. Und weil ich nicht ueber Medan wollte, habe ich die lokale Strecke gewaehlt, die ueber den unter einheimischen Touristen sehr beliebten Ort Takengon ging. Ein Ort, der wirklich enorm schoen ist, aehnlich zum Toba-See, aber eben doch sehr sehr beschwerlich zu erreichen. Es ging wieder mal 8 Stunden lang durch die Berge um dann zum Schluss in die Ebene zu fahren, die ganze Zeit den See im Blick. Wunderbar aber wahnsinnig anstrengend. Und dann in Takengon spricht kein Mensch englisch. Ein Hotel zu finden ist schon eher Glueck, und der ATM, den ich dringend brauchte, da ich bei der Ankunft nur etwa 1Euro in bar in der Tasche hatte, hat sich auch nicht so offen gezeigt und verstanden hat mich auch niemand… Aber hey, ist alles gelungen. Und am naechsten Morgen gings dann auch schon nach Banda Aceh.. noch mal 8 Stunden im Minibus. Von den ca. 300km wurden fuer die ersten 100km etwa 6 Stunden gebraucht, die letzten 200 gingen dann locker und mit halsbrecherischen Ueberholmaneuvern (die normale Art des Fahrens in Sumatra) in nur 2 Stunden 🙂 Ich hatte so gar keine Lust mehr auf Minibus danach, wie ihr euch vorstellen koennt. Dafuer habe ich mir dann die Zeit genommen, Banda Aceh ausgiebig und in Ruhe zu erkunden. Die meisten Touristen bleiben nur einen Tag, wenn ueberhaupt, sehen sich das Tsunami-Museum an, und setzen dann ueber nach Pulau Weh, einem Paradies fuer Schnorchler und Taucher, LEIDER. Denn Banda Aceh ist eine wirklich schoene Stadt. Und obwohl der strikteste muslimische Ort in Sumatra, habe ich dort sehr viele nette und offene Menschen kennengelernt. Aber ich kleide mich auch entsprechend und lauf nicht rum wie auf Malle, was leider doch recht viele westliche Touristen und Touristinnen machen und sich damit eben keine Freunde machen. Denn Respekt vor der muslimischen Kultur wird eben einfach erwartet.



Jedenfalls war mein Besuch in Banda Aceh sehr emotional. Es ist erstaunlich, was alles zerstoert wurde und was dann wieder aufgebaut wurde. Aber es regnete die ganze Zeit ziemlich deftig (auch sehr merkwuerdig wenn man in der Stadt, die sowas wie das Gesicht des Tsunamis ist, etwa knietief im Wasser watet), so dass ich von meinem Vorhaben, nach Pulau Weh zu gehen, abgesehen habe… Insel im Regen macht ja eher nicht so viel Sinn, oder?

Ich bin dann lieber nach Pemantan Siantar gefahren und habe Tetty besucht, die Lehrerin, von der ich am Anfang berichtet habe. Mit ihr habe ich ihre Schulen besucht, aktiv am Englischunterricht teilgenommen, bzw ihn mitgestaltet – was soll man auch machen, wenn die Lehrerin einfach mitten in der Stunde rausgeht um zu telefonieren und sich mit anderen Lehrern oder dem Hausmeister zu unterhalten und die Kinderchen einen gross angucken. Naja und so war dann auch das englisch. Von der dritten bis zur 6. Klasse konnten die Kinder eigentlich das gleiche NICHT: „My name is…. I am … years old.“ Plus dass in Indonesien, oder ich schaetze in Asien generell, ein enormer Respekt vor dem Lehrkoerper herrscht plus ein weisser Mensch sowieso etwas ganz besonderes ist, so dass die Kinder wirklich enorm schuechtern waren und mich kaum angucken konnten, so nervoes waren sie. Aber alle haben sich gefreut, vielleicht etwas gelernt, und das Foto am Ende der Stunde war das Highlight des Tages fuer die Kleinen.

Und sie ist nicht nur Schullehrerin, sondern unterrichtet auch an der Uni die kommende Generation von Englisch-Lehrern. Tetty meinte, ich soll da eben einfach so mitkommen, die Dekanin vom Lehrstuhl fand, ich muesste eher einen Lehrauftrag haben und so habe ich dann offiziell eine Stunde zu den Unterschieden im deutschen und indonesischen Schulsystem gehalten. Es war ein sehr interessanter Austausch – beide Seiten haben viel gelernt.
So ist es in Indonesien so, dass eigentlich jedes Volk, und davon gibt es hunderte, seine eigene Sprache spricht und die Kinder erst in der Schule ab Klasse 1 die Kunst- aber eben Amtssprache Indonesisch lernen, die aber nichts mit ihren lokalen Sprachen zu tun hat. Dass wir in Deutschland alle von Anfang an deutsch lernen, uns alle untereinander verstehen (zumindest groesstenteils) ist fuer diese Studenten ein vollkommen neues Konzept. Der zweite grosse Unterschied liegt in der Bedeutung von Religion. In der indonesischen Schule und zum taeglichen Leben gehoert Religion (eine der 6 staatlich anerkannten Religionen) einfach dazu. Dass jemand keine offizielle Religion und vor allem keinen Glauben hat, ist fuer diese jungen Menschen auch neu und kaum nachvollziehbar. Aber sie sind durch die vielen Kulturen und Religionen, die dort nebeneinander meist friedlich leben, sehr aufgeschlossen und wir alle – Muslime, Katholiken, Protestanten und ich – haben sehr intensiv darueber diskutiert.

Und zu guter letzt waren wir noch in der privaten Englischschule von Desri, wo Tetty ebenfalls lehrt. Die Schueler dort haben sich gefreut, mich wieder zu sehen. Und die Umgebung von Sarimatondang, Sidamanik ist bekannt fuer seinen Teeanbau, so dass schon die Fahrt dorthin sehr schoen war. Aber dort ist mir auch was kurioses passiert, das ich bis heute noch nicht verstehe. Also, wir befinden uns in dem Teeanbaugebiet Sumatras – guter Tee, alles exportiert. Dann bestelle ich also im lokalen Restaurant einen Tee. Und was bekomme ich? Richtig: Ein Glass heisses Wasser!! Und das ist mir mehrmals dort in der Gegend passiert. Teeblaetter sind gleich Farbe im heissen Wasser – mehr nicht.

Fazit: Mit allen seinen Naturwundern und wunderbaren Menschen war Sumatra fuer mich ein ganz besonderer Ort, an den ich zurueckkehren muss. Ich liebe die Menschen dort und die zumindest streckenweise intakte Natur ist einfach sehenswert, solange sie noch existiert und nicht dem Anbau von Palmen fuer Palmoel zum Opfer faellt.