So, bin nun seit einer Woche dem Paradies entschwunden, und es ist immer noch schwer, wieder in das normale Travellerleben ueberzugehen. Denn wie viel grossartiger kann es denn noch werden? Aber gut, das sind meine kleinen Luxusproblemchen.
Also, was ist eigentlich Galapagos und was habe ich da gemacht? – Achtung, viel Text. Bilder gabs ja schon beim letzten Mal 🙂
Galapagos ist ein Haufen von Inseln mitten im Pazifik, die im Vergleich zur restlichen Erde doch noch recht jung sind. Auf dem teilweise auch heute noch unwirtlichen Lavagestein haben sich ueber die Jahrhunderte ein paar Tiere und Pflanzen angesiedelt, die ohne viel Wasser auskommen koennen.
Und weil es an den natuerlichen Feinden mangelt, die sie auf dem Festland begegneten, haben sich diese Tiere und Pflanzen ueber die Jahrmillionen teilweise anders entwickelt, als wir das ueblicherweise so kennen. Die Schildkroeten sind einfach mal viel groesser, die Finken haben ganz andere Schnaebel und die Kormorane koennen/brauchen nicht fliegen. Und da die Besiedlungsgeschichte durch Menschen sehr jung ist – also endgueltige Besiedlung ca. 200Jahre her – wurde auch noch nicht alles zerstoert, was zu zerstoeren geht. Und das macht dieses Paradies aus. Mensch und Natur lebt (meist) einhellig miteinander und die Tiere sind ganz nah an einem dran. Und abgesehen davon gibts super Straende, entspanntes Leben und nette Menschen – viele von denen respektieren und schuetzen den Lebensraum, in den sie eingedrungen sind.
Besiedelt wurden nur 4 Inseln: San Cristobal, Santa Cruz, Isabella und Florentina. Letztere nur mit ca. 200 Leuten. Und alle diese Inseln kann man mit einem regulaeren Bootsverkehr besuchen, ueberall gibt es Unterkunft und Essen. Und in den Ortschaften oder nahe bei findet man eigentlich alle Tiere, die ihr hier als Fotos seht. Nur fuer die Unterwasserwelt muss man etwas weiter rausfahren.
Und aufgrund dieser Tatsachen habe ich mich gegen eine der allgegenwaertigen Yachtausfluege und von vielen als einzige Art des Besuchs empfundene Moeglichkeit entschieden und einfach klassisches Inselhopping gemacht. Und fuer mich war das die richtige Entscheidung, denn ich hatte ja Zeit und wollte auch nicht hetzen. 3 Wochen und 3 Inseln habe ich mir gegoennt. Dazu ein paar Tagesausfluege, um noch ein paar Tiere in ihrer natuerlichen Umgebung zu sehen und die Unterwasserwelt anzuschauen.
Und im Detail:
Gelandet bin ich auf San Cristobal, eine recht kleine Insel mit einer ueberschaubaren Ortschaft, aber alles was man zum Leben braucht. Das Highlight hier: Die Seeloewen liegen eigentlich ueberall rum. Man muss schauen, dass man nicht ueber sie stolpert, dann koennen sie naemlich aergerlich werden. Und die Blaufusstoelpel sind auch ab und an direkt an der Mole zu finden und praesentieren sich ansprechend. Ins Hinterland kommt man wunderbar mit dem Fahrrad – aber Achtung, ich habe wieder mal den Fehler begangen, nicht daran zu denken, das Vulkan auch Berg bedeutet. Es ist nicht ganz unanstrengend. Weil auf der einen Seite hoch und auf der anderen runter heisst fuer den Rueckweg, wieder hoch und wieder runter…. Und man darf auch das gute Wetter im Ort nicht als gegeben annehmen. Im Hochland – immerhin stolze 800m hoch und nur 10km entfernt vom Strand – da regnets… viel, oft. Aber sobald man auf der anderen Seite runterkommt, wirds schnell wieder warm und trocken. Und auf San Cristobal bietet sich da die Moeglichkeit des Besuchs eines Aufzuchtzentrums fuer Riesenschildkroeten. Ganz nah kommt man ihnen… schoen. Die Lagune, die im Hochland zu finden ist, musste aufgrund der Regenbedingungen leider ausgelassen werden… Man sag nix. Aber schoen wars trotzdem.
Und direkt vor San Cristobal findet sich der sogenannte Kickers Rock, oder auch Leon Dormido (Schlafender Loewe) – ein Fels mitten im Wasser, der eigentlich zwei Felsen ist, und in deren Spalte (200m tief gehts da unter Wasser nach unten) sich gerne Galapagoshaie, Schildkroeten, Seeloewen und bunte Fische tummeln. Und an der Wand selbst, haben sich Korallen angesiedelt und man sah auch den ein oder anderen Seestern. Nur das Wasser ist unglaublich kalt, so dass man selbst fuers Schnorcheln schon einen Wetsuit braucht.
Danach ging es ueber Santa Cruz, der mit 18.000 Einwohnern groessten Insel, direkt weiter nach Isabella, der mit 2500 Einwohnern entspanntesten Insel bei reichstem Tiervorkommen. Mein Highlight. Direkt im Hafen, von der Landungsbruecke sah man eigentlich jeden Tag was anderes: Pinguine jagen nach Nahrung, Riesenwasserschildkroeten planschen, diverse (mind. 3 verschiedene Sorten) Rochen schweben gemuetlich durchs Wasser, die Wasserechsen schwimmen und die Seeloewen spielen. Ihr koennt Euch vorstellen, was ich die meiste Zeit gemacht habe. Einfach nur zuschauen und staunen. Abgesehen von diesem Schauspiel kann man auch hier Riesenlandschildkroeten im Aufzuchtszentrum und in freier Natur besichtigen, und Flamingos beim Singen und Tanzen in den Salzseen beobachten. Ausserdem ist Isabella eine der juengsten Inseln, auf den immer noch viel vulkanische Aktivitaet herrscht. Diese Lavafelder sowie einer der groessten Vulkankrater der Welt mit 10km Durchmesser kann man mit einer Tour ins Hinterland besichtigen. Unglaubliche Landschaften entstehen, so stellt man sich den Mond vor. Und so oder sehr aehnlich muss auch Deutschland vor ein paar Jahrmillionen ausgesehen haben. Faszinierend. Und auch dort, wo die Lava auf das Meer stoesst, haben sich unglaublich faszinierende Landschaften aufgetan. Ein Netz an Bruecken (Tunnel) ueberzieht diese Uebergangsregion. Kaum Vegetation findet sich – ueber Wasser, dafuer spielt sich unter Wasser die unglaublichste Tiervielfalt ab. Schildkroeten grasen an den Algen, Haie liegen im Schlamm in den Hoelen rum, oder schwimmen raus und direkt auf einen zu :-), das Galapagosseepferdchen haengt so in den Riesenalgen rum, und viele bunte Fische bereichern diese Welt. Auf den Bruecken nisten die Voegel – so auch der geliebte Blaufusstoelpel. Der, und jetzt lernen wir wieder was, bis zu einem Jahr auf seine blauen Fuesse warten muss. Man vermutet, es haengt mit der Nahrung, einer bestimmten Algenart, zusammen, aber genaues weiss man nicht. Und fliegen kann der arme Kerl auch erst mit 6 Monaten. Aber auch ohne blaue Fuesse sind sie suess. Und weiter draussen auf dem Meer grasen die Mantarochen, die ungelogen bis zu 4m im Durchmesser sind. Sie suchen nach den kleinen Algen, die auf der Meeresoberflaeche schwimmen. Und um besser ranzukommen, machen sie ne extrem anschauliche Wende und zeigen dabei ihren weissen Bauch her. Den schwarzen Ruecken kann man eher nicht so gut auf der Meeresoberflaeche ausmachen – zumindest der ungeuebte Beobachter – aber das Weiss leuchtet ganz gewaltig. Und wir hatten so ein Glueck. An einem sonnigen Morgen haben sich hunderte dieser Mantarochen vor der Kueste versammelt um zu grasen und wir mussten mit dem Boot mitten hindurch. Der Wahnsinn!!!
Die letzte Woche gings dann, auch zur Umgewoehnung, wieder nach Puerto Ayora auf Santa Cruz. Grossstadt pur nach der Idylle Isabella. Aber auch hier ist echt viel zu erleben. Direkt im Ort gibts eine Lagune, die offen zum Meer hin ist und von der anderen Seite von einem unterirdischen Suesswasserfluss gespeist wird. Ein seltenes Konstrukt in dem nur wenige Tiere, meist Fische, ganztaegig ueberleben. Mit der Flut dagegen kommen auch mal Schildkroeten, Seeloewen oder Rochen in die Lagune. Etwas weiter Ausserhalb ist die Schildkroetenbucht. Ozeanwasser, aber super vom Meer abgetrennt, so dass man einfach nur an einem grandiosen Strand geniessen kann. Die Wasserechsen haben hier ein gutes Schwimmbecken und die Baby-Weissspitzenhaie, Baby-Hammerhaie sowie ein paar Rochen fuehlen sich in den Mangroven sehr sehr wohl. Also auch hier ein Ort zum Verweilen und wiederkommen. Es gibt die Charles-Darwin-Forschungsstation mit weiteren Riesenlandschildkroeten, den etwas selteneren Landechsen und einem weiteren Strand, vor dem die Wasserschildkroeten ganz gerne planschen. Ich brauch echt nicht viel um gluecklich zu sein. Und das Wetter stimmte auch. Schoen warm, trotz Regenzeit. Und super nette Menschen habe ich wieder kennengelernt. Das ist der Vorteil an so kleinen Orten. Man trifft sich immer wieder. Und zum Schluss habe ich mir dann noch einen Ausflug auf die Insel North Seymour gegoennt. Dort balzen ganztaegig die Fregattvoegel. Um die Damen zu beeindrucken, wird ein riesiger Ballon an ihrem Hals aufgeblasen, der dann die Form eines Herzens hat. Super schick anzusehen. Da muessen die Frauen ja schwach werden. Und hier lebt auch noch die gelbe Landechse in relativ grosser Zahl. Und die sind einfach so huebsch.
Ich haette da auch noch ein paar Fotos mehr von Landechsen und Fregattvoegeln, aber der Computer hier im Internetcafe ist ueberfordert, so dass das nachgereicht wird.
Also, ich weiss, dass ich mit allen Worten nicht im Ansatz beschreiben kann, welche Faszination dieser Ort Galapagos, und ganz besonders die Insel Isabella auf mich hatte. Ihr muesst wohl einfach mal selber hin.
Und hier noch ein paar Fakten, die so nicht im Reisefuehrer zu finden sind:
Geld ist ein nicht ganz unproblematisches Thema. Die meisten Banken und vor allem Automaten sind nicht ans internationale VISA Netz angeschlossen. Auf San Cristobal kriegt man daher nur Bargeld gegen VISA direkt in der Bank. Achtung, Bankoeffnungszeiten beachten, sind nicht allzu Touristenfreundlich, wenn man den ganzen Tag unterwegs ist. Auf Santa Cruz gibts direkt am Supermarkt (nicht dass er den Namen verdient haette) 3 Automaten, und zumindest der der Bank Pichincha nimmt VISA problemlos, zu jeder Tages und Nachtzeit. Auf Isabella ist das ganze schon schwieriger. Selbst die Banken sind nicht ans Netz angeschlossen, so dass es da kein Bargeld gibt. ABER: entgegen der Reisefuehrer kann man im Notfall Geld bekommen. Es gibt naemlich Western Union. Einfach Online Geld vom Konto nach Western Union Ecuador ueberweisen und mit der Referenznummer zum Schalter. Und 2 Minuten spaeter hat man sein Geld. Und die Gebuehren waren jetzt auch nicht so uebermaessig hoch.
Internet das andere eher problematische Thema. Gibts zumindest auf Santa Cruz und Isabella ueberall in Hostels und Restaurants ist aber saulangsam. Auf San Cristobal haben nur einige wenige Hotels und teurere Restaurants Wifi. Aber man ist ja im Urlaub und daher ist das nicht das wichtigste.
Flugumbuchungen kosten fast gar nix… selbst mit dem billigsten Tarif haette ich nur 15$ bezahlt. Und ich war versucht… 🙂
Zu weiteren Preisen koennt ihr in der Kategorie Laender unter Ecuador nachlesen. Habe da fleissig nachgeholt, was ich die letzten Monate habe schleifen lassen.
So, das solls fuer heute gewesen sein.
Nur noch ein paar Worte zu meinen naechsten Plaenen. Nach langem hin und her und Reisezeitenoptimierung und sowieso und der Tatsache, dass eine Freundin zu Weihnachten in Rio de Janeiro ist, habe ich jetzt folgenden Plan fuer die naechste Zeit:
jetzt mal so langsam Ecuador verlassen und am 17.12. von Lima (Peru) nach Rio de Janeiro (Brasilien) fliegen, dort wird dann Weihnachten und Neujahr verbracht. Gemuetlich gehts dann Richtung Argentinien vorbei an den Iguazu-Wasserfaellen und ein paar Reisebekanntschaften werden unterwegs auch noch besucht. In Argentinien langsam Richtung Patagonien, so dass ich dort Februar/Maerz schoen wandern kann. Und dann in Chile wieder hoch, weitere Reisebekanntschaften besucht um dann zur perfekten Zeit Mai/Juni oder so Bolivien und den Sueden Perus zu erkunden. Klingt fuer mich nach nem super Plan. Aber ihr wisst, Plaene aendern sich tendenziell 🙂
Bis dahin.