Geschichte Geschichte Geschichte – Kapitel: Alte Kolonialstaedte

So, und hier die Aufloesung. Nach Santa Marta hat es mich nach San Gil verschlagen, dem naechstgroesseren Ort touristischen Interesses und lockere 13 Stunden entfernt (dieses Land ist einfach riesig). Also, da 13 Stunden Busfahrt sehr sehr lang sind, habe ich den Nachtbus nach Bucaramanga genommen. Der war gar nicht mal so schlecht, ausser dass man sich natuerlich den Ars… abgefroren hat dank der ausgekluegelten Klimaanlagentechnik. Aber mein Schlafsack hat mich warm gehalten. Und in Bucaramanga habe ich dann in den Bus nach San Gil gewechselt. Der Tag hat schon begonnen und so konnte ich mich der wunderbaren Landschaft erfreuen, die diesen Teil der Strecke ausmachen. Es geht am tiefsten Canyon Kolumbiens vorbei. Der war schon beeindruckend, aber irgendwie recht weit und sah gar nicht soooo tief aus. Und ausserdem fuhr der Bus auf der recht kurvigen Bergstrecke doch recht abenteuerlich, so dass mir gehoerig uebel geworden ist und ich keine Fotos schiessen konnte. Ihr verzeiht mir hoffentlich.

Angekommen in San Gil erwartete mich – an einem verregneten Sonntag – erst mal nicht viel. Die Stadt sah ganz nett aus, aber nicht viel los. Ich musste ein bisschen an die Staedte im Harz denken, zu DDR Zeiten – etwas trist, ein paar zerfallene Haeuser, aber immer einen schoenen Marktplatz… sorry. So habe ich dann erst mal Schlaf nachgeholt. Aber der naechste Tag mit wunderbarem Sonnenschein hat alles zutage gefoerdert, was die Gegend und die Stadt bietet. San Gil ist wunderbar gelegen inmitten von Bergen – das aeussert sich auch in sehr sehr steilen Strassen inmitten der Stadt. Die Stadt ist lebendig, und hat viele alte Gebaeude zu bieten. Insbesondere die Kirche ist sehr beeindruckend.

Und was macht man in San Gil so? Also hauptsaechlich bekannt ist es fuer Abenteuerkram – Rafting (Wasser zu kalt), Paragliding (nee, das geht mir zu hoch), Fahrradtouren (das geht mir dann wieder zu steil runter, ganz abgesehen davon, dass ich nicht wieder hoch komm), Pferdetouren (ich habs versucht, gab leider nicht genug Interessenten) und Flora und Fauna der Gegend zu Fuss erkunden (genau meins). Dazu bot sich als erstes der lokale botanische Garten an, in dem ich einen wundervollen gruenen Schmetterling entdeckte.

Und dann die ganz klassische Besichtigung des nahegelegenen Ortes Barichara. Hier zeigen sich die Kolonialbauten in voller Pracht wunderbar eingebettet in die Berge. Weisse einstoeckige Haeser mit schoenen Holzfenstern und -tueren. Schoener Marktplatz, gepflasterte Strassen. Alles noch sehr original erhalten und sehr sehr entspannt.

Und von dort ging es per Wanderung auf dem Historischen Wanderweg Camino Real, der von einem Deutschen vor 200 Jahren angelegt wurde, nach Guane. Und den hab ich nicht allein gemacht, sondern mit zwei Spaniern, David und Eduardo, die ich in Barichara getroffen habe, sowie Wladimir – einem unglaublich lieben Hund, der uns einfach so die ganzen zwei Stunden den Weg gefolgt ist, mit uns Pause gemacht hat, was von unserem Wasser und Essen abbekam und den wir dann Wladimir getauft haben. Da er nicht in den Bus mit zurueck durfte, hoffe ich mal, dass er den Weg auch allein wieder zurueck gefunden hat…

Und neben der schoenen Landschaft gabs auch wieder Tiere zu sehen. Wer genau hinsieht, bemerkt, dass der Schmetterling teilweise transparent ist… Ist das nicht cool?

Ok, die Ameisen, die ihr dort seht, waren nicht mehr am Leben. Sondern knackig fritiert und zum Essen gedacht – eine lokale Spezialitaet. Die haben den wunderbaren Namen Hormigas Culonas – auf Deutsch: Fettarschameisen 🙂 Ich denke, man erkennt warum. Und man soll sich ja den lokalen Spezialitaeten oeffnen. Ich habs also probiert. So schlecht waren die jetzt nicht. Ein bisschen wie Popcorn, mit nur nicht ganz so viel weichem Anteil…

Und der Zufall fuehrte mich dann zu meinem naechsten Ort. In Barichara traf ich Patricia, Norberto und Familie, die ein Hostel in Socorro, nur ca. 30 Minuten von San Gil entfernt, besitzen. Und ich hatte vorher schon von Socorro gehoert und die beiden waren so nett, dass ich einfach dann dort hin gefahren bin. Der gewoehnliche auslaendische Tourist verbringt, wenn ueberhaupt dort, einen Tag (es sind ganze 3 Zeilen im Lonely Planet, also nicht zu viel Werbung), so dass ich dort in meinen zwei Tagen keine anderen Auslaender gesehen habe. Kolumbianische Touristen gab es ein paar. Und Socorro ist sehr schoen, wieder weisse einstoeckige Haeuser, gepflasterte Strassen, wunderbarer Marktplatz mit Kirche… Und fuer die Kolumbianer ist dieser Ort von besonderer Bedeutung, da hier die Wiege des Unabhaengigkeitskriegs von Spanien liegt. Und alles auch sehr schoen bei Nacht.

Und in meinem Hostel in Socorro habe ich einen unglaublichen Familienanschluss gehabt. Patricia und Norberto haben sich wunderbar gekuemmert. Es gab Stadtfuehrung, Begleitung in die besten aber sehr guenstigen Restaurants fuers Mittag, Stadtrundfahrt bei Nacht – hauptsaechlich weil Juan Pablo, der zweijaehrige Sohn von Tochter Claudia am besten beim Autofahren einschlaeft… sind doch ueberall auf der Welt gleich die Kinder. Ich bin mit auf die Familienfinca der Familie von Tochter Claudia gefahren und habe dort weitere nette Menschen kennengelernt. Unter anderem die Kleine unten auf dem Bild, deren Namen ich leider vergessen habe. Sehr interessant war, wir konnten uns nicht verstaendigen. Sie hat genuschelt (gut, mein Problem), aber vor allem hat sie mich ueberhaupt nicht verstanden. Waehrend die Erwachsenen mit meinem Akzent umgehen koennen, koennen es Kinder offensichtlich nicht… Sie hat jedesmal die Erwachsenen um Uebersetzung meines Spanisch gebeten… Das Konzept von ich bin Deutsch und habe eine andere Sprache und daher klingt mein Spanisch komisch war ihr auch vollkommen fremd, obwohl sie ja englisch in der Schule lernt – wir haben besser auf englisch kommunizieren koennen… Spannend, interessant, merkwuerdig, nachdenkenswuerdig!
Jedenfalls es war wunderbar. Wer also in Socorro ist, sollte unbedingt im Hostal und Museum La Clementina vorbeischauen. Hier gehts zur Facebook Seite: La Clementina

Als letzte Kolonialstadt stand Villa de Leyva auf dem Programm. Dazu musste ich den Bundesstaat wechseln und 4 Stunden Busfahren. Villa de Leyva ist vom Stil her aehnlich, bietet jedoch den groessten Marktplatz, den man sich vorstellen kann. Und man kann hier auch wieder die Natur rundum herrlich erkunden. Diesmal mit Pferd, allein mit Guide, weil auch hier kaum andere Touristen unterwegs waren.

Und zu sehen gibts dabei wunderbare natuerliche Pools, unglaubliche Landschaft und auch Architektur.

Und da habe ich auch weitere Freunde gefunden:

Und man kann so viel mehr hier tun. Zum Beispiel zu naehegelegenen Wasserfaellen fahren und die Natur dort geniessen…

An meinem letzten Tag ging es mit einer Hostelbekanntschaft auf grosse weite Entdeckungstour. Es wollte die Lagune Iguaque im gleichnamigen Nationalpark erkundet werden. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn die Lagune liegt auf lockeren 3600 Metern Hoehe, Villa de Leyva „nur“ auf 2100. Mit dem Bus also hoch auf 2700m und dann wurde losgestiefelt. Das war schon sehr anstrengend – ein 11 Stundentag, viel gelaufen, ein bisschen gefroren da oben… Aber es hat sich gelohnt, denn unglaubliche Landschaftsbilder haben sich aufgetan. Und die Lagune war dann nur noch das Tuepfelchen auf dem i.

Und auch hier gabs neben der unglaublichen Natur natuerlich wieder einige Tiere zu sehen.

So, und nach so viel Natur, Entspannung und Ruhe ist mein naechstes Ziel Bogota – Grossstadt, Verkehrschaos, Smog, KALT!!! Der naechste Artikel wird dies ausfuehrlicher beleuchten.