Ans Ende der Welt

Tja, eben noch in Medellin und nun schon am Ende der Welt? Das ging ja schnell? Fragt ihr euch zurecht. Und auch ich war recht ueberrascht. Also, wie kams dazu:

Nach geraumer Zeit in der Grossstadt war mir mal wieder nach was kleinerem, familiaererem. Also wurde als naechstes Ziel Popayan, eine etwas kleinere Stadt sehr weit suedlich mit historischem Stadtkern und viel Natur und Kultur aussenrum ausgewaehlt. Dazu musste ich Cali ueberspringen, aber wie gesagt, mir war nicht nach Grossstadt und das Highlight in Cali heisst Salsa-Dancing, und das ist nun auch nicht meine bevorzugte Beschaeftigung. Also kam ich nach einer 12-stuendigen Uebernachtfahrt in einem viel viel zu kalten Bus in Popayan an. Und schon der erste Eindruck hat mich ueberzeugt. Nicht nur, dass es angenehm warm war, nein, die Stadt war hell, sauber, die Menschen freundlich und, etwas nicht ganz unerhebliches bei so einer langen Reise, es wurde sehr lecker aussehendes (und spaeter durfte ich feststellen, es war sehr lecker) Essen zu unglaublich guenstigen Preisen ueberall angeboten (Mittagstisch mit Suppe, Reis, Bohnen, Fleisch, Salat und fritierte suesse Kochbananen und frischer Saft fuer 1,20€, Oblaten mit allerlei Suesskram beschmiert fuer 0,35€ – so billig muss man erst mal selber kochen/zubereiten koennen…). Jedenfalls gabs ein gutes Stadtgefuehl und das Hostel war auch super. Und das war auch gut so, denn direkt am Abend habe ich schon gemerkt, dass mich die Klimaanlage im Bus mit einer saftigen Erkaeltung bedacht hat. So habe ich also die naechsten Tage mehr im Hostel mit kurzen Stadtausfluegen verbracht, als die umliegenden Doerfer mit Thermalquellen oder gar den Nationalpark mit Lagune und vielen Wanderwegen zu besuchen. Aber Gesundheit geht vor. Und so schlecht waren die Tage nicht.

Da ging es meinem Zimmerkollegen wesentlich schlechter, der nach zwei Tagen nur im Bett und mit Fieber und Kotzen dann mit Verdacht auf Gelb- oder Denguefieber ins Krankenhaus musste. Aber nach massig Infusionen gings ihm dann auch wieder gut. Mir jedenfalls auch, ganz ohne Medizin, so dass ich nach drei Tagen dann einen Ausflug ins Dorf Silvia unternahm, in deren Gegend sehr viel Ureinwohner leben. Neben der Beobachtung dieser, war auch die Landschaft einfach atemberaubend (war wohl noch etwas schwach auf der Brust fuer den Aufstieg in hoeher gelegene Doerfchen 🙂 ) schoen.

Und wo ich mich wieder gut fuehlte und ich unbedingt noch weitere Highlights der Gegend sehen wollte, habe ich Popayan Adios gesagt und mich auf nach Tierradentro gemacht. Das heisst woertlich „In der Erde“ und das war Programm. An diesem magischen Ort inmitten der Berge hat man bis zu 3000 Jahre alte Grabkammern der Ureinwohner unter der Erde gefunden. Die juengeren Exemplare sind „nur“ 1000 Jahre alt. Und meine beiden „Guides“  Julie Paula und Arden Alexander, die waehrend der Ferien ihren Papa zu seiner Arbeit bei den Grabkammern begleiten, haben mir ausfuehrlich alle Besonderheiten in einer der Fundstelle von Grabkammern gezeigt. Knuffig die beiden.  Und es gab so viel zu sehen auf meinem ca. 7 stuendigen Rundweg durch diese unglaubliche Landschaft ueber die verschiedenen Fundstellen.

Und nach unten kam oben. Das naechste Ziel hiess San Agustin ganz in der naehe (waren „nur“ 8 Stunden Fahrt in 4 verschiedenen Camionetas – Jeeps mit nen paar Baenken hinten auf der Ladeflaeche, nen richtigen Bus will man bei den Strassenverhaeltnissen in den Bergen mit vielen Kurven und Baustellen auch gar nicht). Aber dafuer lernt man seine Mitreisenden um so besser kennen – und wieder neue Freunde gefunden). Und in und um San Agustin hat man auf und neben Grabmaelern (anderer Stamm, daher keine Grabkammern, aber etwa gleicher Zeitrahmen von 1000 vor Christus bis 1000 nach Christus) Figuren  unterschiedlicher Formen (Tiere, Gottheiten, Schamanen, Abbild des Begrabenen(Vermutung)) gefunden. Sehr interessant und spannend. Und auch hier wieder alles eingebettet in super Natur.


Und dann gings endlich auch zum Ende der Welt, genauer gesagt nach Mocoa, dass am Fuss der Anden (also noch mehr Berge und Kurven, diesmal Bergab) und am Beginn des Amazonasgebiets liegt. Gut, erst mal ging das Auto kaputt und man wartete eine Stunde auf den Mechaniker, der echt nur mit nen paar Ueberbrueckungskabeln und nem Schraubenschluessel ankam. Nach einer weiteren Stunde durften die Maenner anschieben und *yeay* weiter gings. Und dann gings auch zuegig durch. Hier jedenfalls gibts also viel Wald, auch wieder viele Tiere (in freier Natuer und in einem Rescue Center) und vieeeel Wasser. Leider nicht nur in den zahlreichen Fluessen und Wasserfaellen, sondern auch vom Himmel. Aber gut, es ist nicht zu kalt und damit alles zu ueberleben.


Jedenfalls ist es hier wunderschoen, kaum touristisch, die Menschen noch mal viel netter und es faellt schwer, sich loszureissen. Aber, seit langem mal wieder habe ich das Beduerfnis, mehr und aktiver zu Reisen. Das liegt vielleicht daran, dass Ecuador so nah ist, und ich mich auf das naechste Abenteuer freu, insbesondere auf Galapagos, das jetzt geplant werden muss – obwohl Kolumbien einfach ein unglaubliches Reiseland ist. Ausserdem ist mir aufgefallen, dass, wenn ich weiter so langsam reise, ich es nicht vor Wintereinbruch im April nach Patagonien im Sueden Chiles und Argentiniens schaff :-), und das muss unbedingt sein… Jedenfalls, als naechstes kommt Ecuador und ich muss mir mal nen Plan machen, wie ich ganz in den Sueden komm. Aber erst mal wird das Ende der Welt genossen 🙂
Lassts euch auch gutgehen daheim!!!