Ist es tatsächlich schon über vier Monate her, dass ich was geschrieben habe? Es ist krass, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man arbeitet, und vor allem, wie wenig Zeit man den Tag über hat, um einfach so mal nichts zu tun. Das waren auf der Reise die Zeiten, in denen ich mir die Zeit genommen habe, Blogartikel zu schreiben, die Fotos dazu hochzuladen, mal längere individuelle Emails an euch zu schreiben. Und jetzt, ich mach den Rechner kaum noch an… Dazu muss ich mich einfach entspannt fühlen und darf nicht müde sein und frieren. Aber noch ist hier trotz April irgendwie Winter, das hilft nicht.
Aber genug gejammert, in den den letzten 4 Monaten ist doch auch etwas passiert. Ich bin klein und groß verreist, und ich habe den Jahrestag meiner Rückkehr begangen.
Fangen wir mit der kleinen Reise an. Nach Weihnachten bin ich für ein paar Tage nach Meiningen und Suhl gefahren. Meine Großeltern kommen aus Suhl. Ich war das letzte Mal vor mehr als 25 Jahren dort, dann sind sie hier nach Brandenburg gezogen. Also hat es mich schon sehr interessiert, wie es dort inzwischen aussieht und ob ich irgendetwas wiedererkenne. Und in Meiningen gab es einfach die günstigere Unterkunft. Und, was ich vorher nicht wusste, wahnsinnig viel Geschichte, ein schönes Schloss und ein hervorragendes Theater. Aber auch Suhl ist wirklich schön, insbesondere die Landschaft drumherum.
Suhl hat sich schon sehr verändert, aber ein paar Orte habe ich doch noch wieder erkannt. Und die guten Thüringer Klöße schmecken immer noch wie bei Oma.
Und wenn man so die Ferne erkundet, kann man seine neue Heimat ja auch noch etwas besser kennenlernen. Cottbus ist wirklich sehr sehr schön, sogar im Winter. Wusstet ihr, dass der Fürst Pückler, ja der vom berühmten Fürst Pückler Eis, über dessen Namensgebung ich noch nie nachgedacht hatte, hier in Cottbus lebte? Genauer gesagt im Schloss im Branitzer Park. Das Eis wurde ihm übrigens gewidmet, er hats nicht selbst erfunden.
Und dann habe ich mein Einjähriges gefeiert – am 27.2. war ich genau ein Jahr wieder zurück. Was ja immer ein guter Anlass ist um zurück zu denken und voraus zu schauen. Aber dazu hatte ich gar nicht so viel Zeit, weil ich habe gerade über dieses Datum herum meinen ersten großen Urlaub nach der Reise getätigt. Aber das war ein ziemlicher Kraftakt, den zu organisieren. Denn ich war wie paralysiert von der schieren Anzahl potenzieller Orte, die ich sehen will, Freunde die ich besuchen will und der wirklich kurzen Zeit, die mir dafür zur Verfügung stand – 3 Wochen… Ok, das mag für den Arbeitenden Menschen hier schon fast lang klingen, aber auch nur zu planen, wenn ich an einem Ort lande – ganz zu schweigen davon, welcher dies sein könnte -, wo ich 3 Wochen später sein kann, und was und wen ich alles dazwischen sehen will, und wieviel Zeit ich mir für alles geben will und kann, hat mich einfach überfordert. Ich habe immer gehadert zwischen „gemütlich, entspannt, Sonne, einige Freunde treffen, einfach in der Hängematte liegen und wenn man Lust auf einen Ortswechsel hat, geht’s weiter“ und „die Zeit so gut wie möglich nutzen, viel Neues sehen, viel erleben, trotzdem viele Freunde besuchen“. Ich habe mich dann für ersteres entschieden, und das war schon komplex genug. Denn auch dazu gehört eine detaillierte, mindestens wochengenaue Planung und Vorbuchung von Flügen – etwas, von dem ich mich irgendwie während meiner langen Reise total gelöst habe, aber nun wohl doch wieder muss. Also, es ging in mein liebstes asiatisches Land – Indonesien. Dafür gab es mehrere Gründe: gute Freunde, die ich vermisse, gutes Wetter, gutes, scharfes Essen und – sollte ich doch ein Rappel bekommen und neue Dinge sehen wollen – noch sehr viel zu entdecken, auch ganz in der Nähe der Freunde, die ich besuchen wollte. Ok, aus den neuen Dingen ist irgendwie nicht so viel geworden, dafür um so mehr Entspannung, Essen, Hängematte, Freunde. Und angefangen habe ich mit einer Beschäftigung, die ich immer wieder tun kann: Tiere – hier Orang Utans auf Sumatra – in freier Wildbahn beobachten. Und am wirklich letzten Tag habe ich tatsächlich doch noch ein touristisches, für mich neues Highlight besucht – den Wasserpalast in Yogyakarta. Dazwischen habe tatsächlich hauptsächlich gegessen und entspannt.
Und ja, ein bisschen habe ich auch über meine Prioritäten im Leben nachgedacht – also der Vergleich des Lebens hier in Deutschland zum Leben „unterwegs“ – immer mit dem Tenor, warum mache ich diese Arbeitssache überhaupt? Aber ich hatte vor einem Jahr sehr gute Gründe zurück zu kommen, und die gleichen Gründe gelten immer noch, wenn nicht gar noch mehr. Also obwohl ich es vermisse, immer nur dem Sommer hinterher zu reisen, die Möglichkeit zu haben, jeden Tag neu zu entscheiden, wie dieser aussieht – irgendetwas neues / anderes / spannendes zu machen oder einfach nur in der Hängematte zu liegen – , sehr viele spanndende Menschen aus aller Welt kennen zu lernen, obwohl dieses Arbeitsleben mich wahnsinnig eingeschränkt fühlen lässt, obwohl es hier im Winter nicht nur kalt sondern auch sehr dunkel ist, ziehe ich zumindest in den nächsten paar Jahren nicht wieder los.
Aber weil das nicht heißt, dass ich nicht trotzdem noch so einiges von der Welt sehen werde, geht es nächstes Wochenende erst mal wieder mit den Mädels nach Italien – diesmal Bari – eine sehr schöne Tradition inzwischen. Und ab Himmelfahrt gehts für 10 Tage nach Florida/USA. Und dort treffe ich auch gute Freunde wieder, die ich das letze Mal vor 13 Jahren gesehen habe. Und da haben sie noch auf Kuba gelebt. Das wird sicher ein sehr interessantes Treffen.
Und hier noch ein Gruß aus dem weltbekannten Cottbus – selbst die Pinguine kommen her.