So, da bin ich wieder, inzwischen in Medellin… Ich rase direkt durch das Land… aber es ist auch so gross, so dass wenn man nur die wichtigsten Dinge sehen will, nicht ewig an einem Ort rumhaengen kann. Aber ich kann euch versprechen, rumgehangen wird immer noch genug.
So, was habe ich gesehen.
In Bogota habe ich viel Kultur erlebt, mir die verschiedenen Stadtteile und vor allem das Leben der Menschen angesehen. Mein Fazit: es ist ein riesiger Moloch mit ein paar schoenen Ecken, einem Verkehrsproblem und viel viel Armut. Sehr interessant ist, dass sich ein sehr schoenes, sicheres, nettes Viertel direkt an ein wirklich gammeliges bis gefaehrliches anschliesst, das man schon bei Tag sehr gern sehr schnell wieder verlaesst, und bei Nacht gar nicht erst betreten will. Es ist schliesslich immer noch Suedamerika und nicht alles ist sicher. Grundsaetzlich kann ich ja ganz gut mit Grossstaedten und auch in Bogota habe ich mich nach einigen Tagen recht wohl gefuehlt, aber es hat einen entscheidenen Nachteil. Es ist einfach viel zu kalt… Nachts nur mit dickem Fliess, oder auch zwei fuer mich… Und die Muetze habe ich auch rausgeholt. Also nix fuer lange und so habe ich neben allgemeinem Stadtgebummel
die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten abgeklappert:
Das Goldmuseum, die wohl groesste Sammlung von precolumbianischen Goldfunden, die die verschiedensten Tiere, Pflanzen, Goetter oder alles in einem darstellen. Sehr spannend und alles so um die tausend Jahre alt, mindestens. Hier mein Lieblingsstueck (Warum erinnert der mich an Willi??? Der personifizierte Schelm im Nacken):
Die Gondel hoch zum Aussichtspunkt, alles schoen beleuchtet:
Das Botero-Museum: Botero der wohl bekannteste kolumbianische Kuenstler. Der sehr voluminoese Figuren darstellt. Hauptsaechlich sind es Menschen, so unter anderem eine Variante der Mona Lisa. Aber mir gefielen seine Landschaften, Tiere und Stillleben besser. Weil man nie weiss was da Urheberrechtlich auf einen zukommt, einfach nach dem Kuenstler googlen.
Besuch der Salzkathedrale, etwas ausserhalb von Bogota. Also die Kathedrale selbst ist nicht aus Salz, sondern in einer alten Salzmine untergebracht. Es gibt fuer jede Leidensstation Christi einen eigenen kleinen Raum zum Beten, dann die grosse Kathedrale, diverse weitere Nischen mit Engelsfiguren, des weiteren eine Shoppingarea, eine Lightshow, ein Kino (recht interessanter Film ueber die Geschichte der Salzmine) inklusive Popcorn-Verkauf! Und alles Unter Tage. War eher seltsam, aber zusammen mit dem Entertainment, und dem Ausflug in die zugehoerige kleine Stadt mit entspannt altem Stadtkern ein sehr sehr schoener Tag.
Nach dem ganzen Grossstadtflair brauchte ich etwas Ruhe und habe mich in die Kaffeeregion aufgemacht. Der Name ist Programm. Auf wirklich jedem Fleck Erde wird Kaffee angebaut. Und man kann die verschiedenen Fincas – sind oft eher kleinere Gelaende, deren Ernte vom Besitzer an die Kooperativen verkaufen, die dann den Export starten. Und natuerlich habe ich mir eine solche kleine, also eine sehr kleine Finca von Don Elias angeschaut. Er ist ein Original. Und alles was er nicht an die Kooperative verkauft, wird muehsam per Hand oder alten, kleinen aber funktionierenden Maschinen von der Kaffeefrucht vom Baum zur geroesteten Bohne oder gar gemahlenem Kaffee verarbeitet. Abgesehen davon liegen die Fincas in wunderschoener Gegend – gruene Berge.
Und weil man ja nicht nur auf der faulen Haut liegen und Kaffee trinken kann, habe ich auch eine Wanderung in den Nebelwald im Valle de Cocora unternommen. Es geht auch hier wieder recht schnell recht weit rauf. Und die Gegend ist bekannt fuer die Wachspalme, der Nationalbaum Kolumbiens. Und die gabs dort zur Genuege, wunderbar in die Landschaft eingefuegt und haben mir einen weiteren wunderbaren Tag verschafft. Und hier kommen auch die 7 Bruecken ins Spiel. Denn um auf den Aussichtspunkt mit unglaublichen Blick (Bild 2) muss man den Fluss entlang (Bild 1) und ihn dabei ueber sehr abenteuerliche Bruecken mehrfach – naemlich exakt 7 Mal kreuzen. Also bei manchen der sehr einfachen Haengebruecken ging einem schon die Muffe. Aber hey, war nicht tief und nicht sehr kalt… also haett mans auch ueberlebt. Und der Abstieg auf der anderen Seite des Berges gab den Blick frei in das Tal mit Wachspalmen. Ueber 60 Meter hoch und bis zu 200 Jahre alt stehen sie dort an den Haengen, die mit gruenen Wiesen bewachsen sind. Ein paar Kuehe sind auch dazwischen. Eine Ruhe ist das dort… das beste Mittagspicknick das ich seit langem hatte.
Und weil ich mich durch die Buchung eines Fluges – mehr dazu am Ende – etwas unter Zeitdruck gesetzt habe, gings direkt weiter nach Medellin. Also die Stadt hat mich echt positiv ueberrascht, obwohl auch recht gross und mit der nicht allerbesten Reputation, ist es hier sauber, lebhaft, fast kaum gammelig (gut, auch hier gibt es Armut auf den Strassen, aber gefuehlt weniger), sehr sehr gruen, sehr entspannt und vor allem warm 🙂
Und weil Botero aus dieser Stadt kommt, hat er ihr sehr viele Werke uebergeben, die nun ueberall in der Stadt und ganz konzentriert auf dem Plaza Botero rumstehen.
So, und morgen muss ich meine Erkundungen der Stadt erst mal auf Eis legen, weil ich an die Pazifikkueste fliege. Dort gibt es ein paar Orte, die nicht an irgendein Strassenverkehrsnetz angebunden sind und somit nur per Boot (ca. 20 Stunden von einem Ort aus, der nicht unbedingt auf der Hauptreiseroute liegt und unregelmaessig) oder eben per Flug (ganze 40 Minuten von Medellin aus) erreichbar ist. Und ausserdem gibts dort Dschungel, den ich schon etwas vermisse sowie ist gerade die Zeit der Walwanderungen. Und diese grossen Tiere soll man angeblich dort vom Strand aus bewundern koennen, wenn man denn Glueck hat. Wir werden sehen, ob mir das Glueck hold ist. Ich werde berichten. Jetzt ist erst mal Funkpause, weil da ist es eben abgeschieden und nix mit Internet im Hostel.