Da bin ich wieder, wohlbehalten und voller neuer Erfahrungen und Erlebnisse zurueck von der Pazifikkueste. Schon mal so viel, es war ein Erlebnis, das ich nur jedem Kolumbien-Reisenden weiterempfehlen kann, und ich danke Bastian, dass dieser es mir empfohlen hat.
Also, die Pazifikkueste liegt gute 200km von jeder Zivilisation entfernt und ist ganz anders, als der Rest. Anreise ist nur mit Boot oder Flugzeug moeglich. Daher halten sich dort die aeusseren Einfluesse stark zurueck und es lebt eben nicht jeder dort. Wer dort lebt sind insbesondere die Nachfahren der Sklaven. Die Einwohner sind zu 95% schwarz und haben sich ihre afrikanische Wurzeln erhalten. Sprich, es wird viel Musik gemacht, viel getanzt, es ist sehr bunt, man lebt in den Tag hinein. Ansonsten ist das Leben dort nicht so einfach. Alles was herangeschafft werden muss, ist durch die langen Transportwege etwas teurer, es gibt eben nicht immer alles, Arbeit fuer jeden ist nicht immer vorhanden, insbesondere wenn keine Saison ist und damit auch keine Touristen kommen.
Aber es war Saison, was heisst, man kann Wale sehen. Und neben der urspruenglichen Lebensweise, dem Urwald und der Ruhe bin ich auch deswegen hingeflogen. Und ja, ich habe Wale gesehen 🙂
Gleich an Tag 1 bin ich mit meinen neuen kolumbianischen Freunden Angela und Jennifer aus Bogota auf eine Walbeobachtungstour mit Rodrigo.
Wie sieht man also so einen Wal?
Mit einem doch eher kleinen Boot gings mit Rodrigo raus aus der Bucht, in der Bahia Solano liegt, aufs offene Meer. Und dort fliesst der Humboldstrom direkt vor der Kueste, den die Wale fuer ihre Reise gen Norden und wieder Sueden nutzen. Und dann wird eben hin und her geschippert. Nebenbei war das Anglerglueck hold. Also wenn man sonst nix sieht, nen Fisch hat man schon mal gesehen. Und dann die ersten Anzeichen. Die Fontaenen spritzen in der Ferne aus dem Wasser… und kurz darauf eine Schwanzflosse, weit in der Ferne… Also naeher… und dann noch eine Fontaene aus der anderen Richtung, wir sind also zwischen Walen… aber alles relativ weit weg. Motor aus und beobachten ist nun angesagt. Und dann… da war einer etwa 10m links vom Boot, unter Wasser, man sah, dass sich die Oberflaeche veraenderte. Spannung, Fotoapperate auf den Punkt gerichtet. Kein Wal zu sehen. Doch ploetzlich… rechts vom Boot brummts und das Wasser rauscht. Nur 5 m vom Boot entfernt taucht er kurz auf und wieder ab. Die Fotoapperate konnten gar nicht so schnell und diese verfluchte Verzoegerung beim Abdruecken… Aber egal, man sah ihn kurz. Und im weiteren schwammen drei Wale in der Gegend rum, nicht mehr so nah und strikt auf ihrem Weg nach Sueden. Aber es war unglaublich faszinierend. Schon gelohnt der ganze Ausflug.
Und ganz nebenbei dann auch noch mitten auf dem offenen Meer eine Wasserschlange direkt neben dem Boot gesichtet… Das hat mir die folgenden Baeder im Meer etwas zu denken gegeben…
Ach ja, und was ist wohl aus dem Fisch geworden?
Gewohnt habe ich aber eigentlich in El Valle, einem sehr kleinen Dorf ca. 40 Minuten mit dem TukTuk – ja, das fahren die da wirklich, Autos gibts kaum, muss ja auch erst mal angeschifft werden – von Bahia Solano entfernt.
Tags drauf gings jedenfalls dann bei doch eher Regen ab in den Regenwald um zu einem Wasserfall – El Tigre genannt – zu laufen. Wegen eines kleinen Unfalls von Jennifer mussten wir das leider abbrechen, ihr Finger war wichtiger. Der wurde dann „fachmaennisch“ im doerflichen Gesundheitszentrum genaeht… (gut, sie wird in Bogota noch mal zum Arzt gehen, aber fuer die folgenden 4 Tage hats gereicht). Aber am Tag drauf haben wir dann den Wasserfall per Boot angesteuert.
Jedenfalls gings dazu erst mal durchs Dorf – und da sieht man, wie arm die Leute sind – auf den Fluss und dann wieder raus aufs offene Meer. Diesmal wars etwas stuermischer, aber alles gut. Und der Wasserfall ist ein Traum. In mehreren Ebenen fliesst das Wasser herab, immer Pools bildend, die ausreichend tief sind, um entspannt Faxen machen zu koennen. Ein super Tag, wieder mal.
Und auch sonst konnte ich die Zeit gut verbringen mit Strand gucken, Sonnenuntergaengen, chillen, Haengematte schaukeln, nichts tun, essen!!!
Und Tiere gabs natuerlich auch einige zu sehen in meiner Zeit dort:
Ich habe nicht jeden Tag geschlemmt, aber am letzten Abend gabs so ein Krabbeltier aus dem Wasser (jaiba auf spanisch, laut leo eine blaue Schwimmkrabbe/Krebs), hervorragend zubereitet mit Kokoswasser und einfach nur extremst lecker… Estrella von der Posada del Mar in Bahia Solano kocht einfach koestlichst…
Ach ja, und ein paar Eindruecke vom lokalen Flughafen moechte ich Euch nicht vorenthalten. Es ist schon sehr abenteuerlich, aber funktioniert 🙂
Und beim Abflug gabs noch mal sehr gute Ausblicke ueber die Bucht, und ich hab Delfine gesehen – das sind doch welche?!
Und so bin ich nach einer Woche wieder wohlbehalten hier in Medellin angekommen. Hier gabs noch ein ausreichendes Touristenprogramm. Die Stadt hat viel zu bieten und zu sehen und zu erleben. Jeden Tag gibts was neues und spannendes. Und die Stadt selbst ist auch einfach wunderbar. Ach ja, die Tiere sind aus dem hiesigen Explorationspark (viel Experimente zu Sinnestaeuschungen zum Selbermachen) mit angegliedertem Aquarium und Froschdings.
Zum letzten Bild moechte ich noch ein paar Worte verlieren, weil mich das unglaublich beeindruckt hat. Ihr wisst sicher, dass Kolumbien bis vor ein paar Jahren als nicht sehr sicher galt, und insbesondere Medellin, als Sitz des damals maechtigsten Drogenkartells war Schauplatz von viel Gewalt, Zerstoerung, Blutvergiessen. Bis vor noch 20 Jahren traute sich kaum einer auf die Strassen und Plaetze, durch und ueber die ich heute so unbedarft schlendere. Im Jahr 1995 ist genau an diesem Ort unter der linken, man muss wohl sagen ehemaligen Statue von Botero eine Bombe hochgegangen und hat 21 junge bis sehr junge Menschen/Kinder getoetet. Botero selbst hat sich dann dafuer eingesetzt, dass die zerstoerte Statue als Mahnmal erhalten bleibt. Aber als Zeichen, dass man vorwaerts guckt, sich alles bessert, wurde eine zweite, heile Statue direkt daneben gestellt. In Stadtfuehrungen kann man noch viel mehr dieser Orte besichtigen und Geschichten hoeren. Es ist sehr beeindruckend, wie stark sich alles veraendert hat. Und am meisten beeindruckt mich, wie sehr die Kolumbianer wollen, dass man dies auch sieht und fuehlt. Jeder Tourist ist willkommen, und jeder soll in die Welt heraustragen, dass Kolumbien so viel mehr ist, als ein dauernder Drogenkrieg. Ein Krieg, der zwar immer noch herrscht (und solange es Nachfrage in den reichen Laendern gibt, auch immer bestehen bleiben wird), und bei dem auch heutzutage noch viel zu viele Menschen sterben, der aber schon stark eingeschraenkt ist und sich in andere Laender verlagert hat. In diesem Sinne und auch wenn es abgedroschen klingt: Keine Macht den Drogen!