Perlen, Pueppchen und Fledermausmoerder

Hallo liebe Leser, ihr fragt euch bei dem Titel sicherlich, worein ihr da gerade gelangt seid, aber ich kann euch versichern, es handelt sich immer noch um meinen Reiseblog und im speziellen um meine Woche Spanischkurs mit Homestay.
Also, was hat es damit auf sich. Zuerst zu den Perlen: Habe ich Nicaragua schon als Perle bezeichnet, so gilt dies insbesondere fuer seine Menschen und ganz besonders fuer meine Lehrerin. Denn diese stellte sich mir mit dem Namen Perla (= die Perle) vor. Jeden Tag hat sie mich 4 Stunden ertragen und meine tausenden von Fragen ueber Sinn und Unsinn der Grammatik seelenruhig beantwortet, mich machen lassen wenn ich hinter den merkwuerdigsten grammatikalischen Besonderheiten mir eine Regel erfunden habe und mir ueber die Geschichte und aktuelle Lebensweise Bericht erstattet.
An alle Kinder des Ostens, ihr erinnert euch vielleicht noch an die vielen Pioniernachmittage, an denen Glaeser und Altpapier gesammelt wurde, damit den Kindern in Nicaragua Hefte und Stifte gekauft werden koennen. Das ganze hat jetzt fuer mich ein Gesicht und eine Geschichte.
Jedenfallls: Ich habe viel gesprochen und viel dazugelernt. Jetzt merke ich zumindest, wenn ich die Fehler mache. Erst denken dann sprechen wuerde echt helfen. Aber ich arbeite dran und hab ja noch etwas Zeit.

hier der Klassenraum:
klassenraum

Also Schule war schon mal super und der Homestay erwies sich als ebenso , wenn auch anders als – nein, eigentlich hatte ich gar keine Erwartungen. Ich wohnte eine Woche bei Armandita, so um die 60, topfit und nicht zu den aermsten des Landes gehoerend, die mit ihren zwei echt tollen Hunden Lulu und Munekita (= Pueppchen) und ihrer Patentochter Alissandra in einem riesigen Haus mit wunderschoenem Innenhof lebt. Tagsueber kam noch die Haushaelterin Hermina, Alissandras Mutter hinzu. Ich habe viel ueber das Leben einer bestimmten Schicht in Nicaragua erfahren und vor allem extrem gut gegessen. Jetzt weiss ich, wie alle moeglichen Zutaten auf spanisch heissen und wie diese Koestlichkeiten zubereitet werden. Hier ein Eindruck der Nacatamales, wohl das typischste Nicaraguanische Essen neben Reis mit Bohnen:

Die Vormittage habe ich ja nun in der Schule verbracht, die Nachmittage waren ausgefuellt mit Hausaufgaben, Zeitunglesen, Nickerchen (es ist aber auch anstrengend, sich so lange am Stueck zu konzentrieren, und dazu diese Hitze…), Schwaetzchen oder etwas Kultur, wie der Besuch des Keramikmuseums.
neu: Keramik neu
alt:precolumbianisch

Die Abende waren fuer die Lateinamerikanischste aller Beschaeftigungen reserviert: dem Schauen der angesagtesten Telenovelas (=Seifenopern). Ich wurde in alle wer mit wem Geschichten eingeweiht und nun, wo ich drin bin auf kaltem Entzug. An meinem neuen Ort gibts kein Fernseher. Aber mehr zum neuen Ort (Ometepe) dann spaeter in einem anderen Beitrag.
Jedenfalls gesellten sich abends dann die naechsten Haustiere zu uns – die Fledermaeuse, die abends gemuetlich ihre Runden durch den Innenhof drehten. Und eines Nachts passierte es. Wie immer liess ich die riesige Tuer meines riesigen Zimmers zum Innenhof hin auf, den Deckenventilator wegen der Hitze leicht eingeschaltet und dann gab es Nachts einen Wumms, aber gesehen hab ich nix. Das Unglueck zeigte sich mir am naechsten morgen, wo ich gleich drei ( 3 auf einen Streich?) Fledermaeuse fledermausetot in meinem Zimmer fand. Es war schrecklich und die letzte Nacht mit Ventilator. Ich bitte alle Fledermaeuse um Entschuldigung und es wird nie wieder vorkommen.

Nicaragua – Perle Zentralamerikas

So, da melde ich mich wieder. Ich befinde mich nun mitten in meinem kurzen Nicaragua-Abstecher. Wer mitgerechnet hat, wird sehen, dass die Woche, die ich hierbleiben wollte, nun fast rum ist und ich kann versprechen, auch mit 10 Tagen hat sich das nicht getan.
Nun, ich wusste nicht viel ueber Nicaragua vor meinem Besuch hier – war ja auch nicht geplant. Jedenfalls hat es sich herausgestellt, dass es ein wunderschoenes Land mit super freundlichen Menschen ist. Es ist offensichtlich aermer als Costa Rica und sehr eindeutig weniger entwickelt – Infrastruktur wie Busse sind aelter, Autos gibt es erheblich weniger, ein oekologisches Bewusststein gibt es gar nicht. Die Bevoelkerung ist viel juenger und auch nicht ganz so gebildet. Aber die Freundlichkeit der Menschen macht das alles wieder wett. Plus die Tatsache, dass es hier etwas mehr Geschichte zu sehen gibt, was als Abwechslung ja auch mal sehr spannend und interessant ist. Und fuer den Langzeitreisenden nicht ganz unerheblich: das Preisniveau ist hier um einiges geringer als in Costa Rica und fast allen weiteren Laendern, die ich noch bereisen werde.
Also, was habe ich so getan bisher:
Nach einem unglaublich naturnahen Grenzuebertritt – 1 Stunde Bootsfahrt durch halbwegs unberuehrten Regenwald mit mindestens zwei verschiedenen Affenarten in den Baeumen links und rechts des Flusses und gefuehlten 1000 verschiedenen Vogelarten – landete ich also im verschlafenen, kleinen San Carlos auf der oestlichen Seite des Lake Nicaragua. Es gibt hier eine Festung, einen Malecon (sowas wie ne Strandpromenade, nur ohne Strand sondern direkt am Wasser) und wie gesagt, sehr viele nette Menschen. Lange konnte ich nicht bleiben, ich war verabredet. Mein naechstes Ziel hiess dann das erheblich entwickeltere Granada auf der Westseite des Lake Nicaragua. Ich hoerte, die aelteste Stadt aus Kolonialzeiten hier in Mittelamerika. Man koennt auch irgendwo in Spanien sein. Auf der oestlichen Seite von Granada ist der See gelegen, im Sueden vom Vulkan Mombacho begrenzt und im Westen durch die Lagune Apoyo und den dahinterliegenden Vulkan Masaya – noch aktiv. Einfach unglaublich schoen die ganze Szenerie. Hier kann man es richtig gut aushalten. Abgesehen von einer unglaublichen Hitze.
Und hier ist man auf die notwendigen Abkuehlungen gut vorbereitet mit Lecker Eis:
Lecker Eis
Die Hitze hat mich jedoch nicht gehindert, die Stadt zu erkunden.
Parque Zentral, Granada
Kirche, Granada

Naja, und in geistiger Umnachtung entschied ich auch, eine Fahrradtour in die Umgebung zu unternehmen. Ziel war die Umrundung der Lagune Apoyo, ein extrem tiefer See, der durch die Thermalhitze aufgewaermt wird und viele Mineralien enthaelt. Hier die ultrablaue Lagune (kommt auf dem Foto leider nicht so schoen blau rueber, wie es eigentlich ist) mit dem Vulkan Mombacho im Hintergrund.
Lagune Apoyo
Aber ich musste nun feststellen, wo Vulkane, da auch Berge…
Fahrradtour
Das ging aber leider nicht die ganze Zeit so, das groesste Stueckchen der Berge rauf mussten wir dann schon strampeln bzw. schieben. Aber wo es hoch geht, muss es auch irgendwann wieder nach unten 🙂 Auf dem Weg zurueck nach Granada sind wir durch die Doerfer Catarina und San Juan de Oriente geschlendert, die bekannt fuer ihr Kunsthandwerk im Bereich Keramik sind. Es wird getoepfert und das getoepferte aufwendigst verziert. Ziemlich schick, aber ich kanns ja nicht mitnehmen.

Jedenfalls, ich fuehle mich wohl hier. Und weil das so ist, und weil ich es sowieso vorhatte und weil es hier so guenstig ist, bleibe ich noch eine Woche und mache jetzt erst mal einen Spanisch-Kurs, um etwas mehr Sicherheit in der Grammatik zu bekommen – waer ja auch mal schoen zu wissen, ob das was man die ganze Zeit so quatscht auch irgendeinen Sinn ergibt. Ich werde also ab Montag jeden Tag 4 Stunden spanische Grammatik und Vokabeln pauken und in einer Gastfamilie wohnen, um die restlichen 6 bis 8 Stunden des Tages das gelernte anzuwenden. Mal sehen, wie es da mit Internetzugang aussieht. Aber viel erleben werde ich eher nicht, daher wird es wohl auch kein Update naechste Woche geben. Ausser ihr wollt in die Mysterien der 3 verschiedenen Vergangenheitsformen sowie des Subjunktivs eingeweiht werden.

Vulkan Arenal

Heute wieder mal nur ein kurzes Update. Habe es tatsächlich bis zum Vulkan geschafft. Es ist unglaublich – ein klassischer kegelförmiger Vulkan. Noch aktiv aber gerade sehr ruhig. Bis vor drei Jahren lief sogar ueberall noch durchgehend Lava aus. Muss ein grossartiger Anblick gewesen sein. Naja, auch ohne Lava immer noch sehr imposant.
vulkan
Ach ja, man kann den Vulkan manchmal, aber eher selten, auch ganz ohne Wolken sehen. Das Kunststueck ist mir gelungen, aber die Fotos – wie schon gehabt – sind auf der anderen Kamera und ohne Rechner…

Ansonsten kann man hier auch schoen durch die Waelder streifen und dabei Tiere sehen. Aber insbesondere, weil es hier auch recht regnerisch ist, gibt es unglaublich wasserreiche Wasserfälle und das in der Trockenzeit. Siehe hier:
wasserfall
Und obwohl es arg kalt war , also das Wasser, habe ich mir ein Bad gegoennt. Ist ja schliesslich auch super warm, so dass man Abkuehlungen nehmen muss, wenn sie einem ueber den Weg laufen.
Aber viel spannender als was war ist ja immer was kommt. Und das ist ein Kurzausflug nach Nicaragua – also wirklich nur fuer eine Woche/ 10 Tage nach San Carlos , Granada und Ometepe. Werde ueber die offensichtlichen Unterschiede berichten. Bin schon sehr gespannt darauf. Man hoert sich.

Noch mehr bunte Vögel

Hallo ihr Mitleser,
an dieser Stelle wieder einmal ein kurzer Ueberblick, wo ich gerade bin und was so passiert ist.

Auch wenn etwas spaet: Ich hoffe, ihr hattet ein frohes Osterfest. Ich habe es natuerlich nicht vergessen. Das geht hier auch gar nicht, denn hier steppt der Baer bzw. eigentlich geht gar nix. Nicht nur der eigentliche Osterfeiertag Freitag ist hier frei, sondern Schulen, Behoerden und viele weitere machen auch schon Donnerstag dicht, und weils so schoen ist, nehmen viele gleich die ganze Woche frei. Daher wird die Zeit um Ostern auch gerne Semana Santa (heilige Woche) genannt. Die meisten fahren an den Strand. Aber zumindest der Freitag wird so ernst genommen, dass da keine Busse fahren, alles, also wirklich alles zu ist und das oeffentliche Leben brach liegt. Bis auf enorme Osterprozessionen, in denen der Leidensweg von Jesus mit Kreuztragen, verschiedene Menschen unterwegs treffen und dann angenagelt werden sehr detailliert und langwierig und vor alleim einmal durch die Stadt gehend dargestellt werden.
In San Jose fand am Freitag genau eine solche Prozession statt. Hier ein Bild von den Vorbereitungen, Christus bekommt gleich noch ein Kreuz umgebunden, und den Roemern, inkl. Fanfarenzug und Trommerln.
Prozession
Roemer und Sklaven zu Ostern
Alle anderen Beteiligten, also die ganzen Roemer, die diversen Leute , mit denen er unterwegs zur Kreuzigung gesprochen hat (hier muss ich mit Details leider passen, kann man aber in diesem dicken Buch nachlesen) sowie der, der ihm das Kreuz abgenommen hat (wieder was gelernt – man, ich bin aber auch nicht bibelfest) waren dann Schauspieler, das Lamm war sogar auch echt :-). Die besseren Fotos muss ich Euch leider im Moment vorenthalten, weil ich die nicht von meinem Fotoapperat auf den Rechner hier kriege.

Ansonsten war die Stadt zumindest Freitag gaehnend leer. Fast ein bisschen gruselig. Morgens halb 10 in (nein, nicht Deutschland) San Jose, Costa Rica.

Morgens halb 10 in San Jose

Naja, und da man sonst nix machen konnte, habe ich mir halt die Prozession angesehen (war ja auch mal was ganz einzigartiges), bevor ich dann am Samstag, als endlich wieder alles funktionierte (naja, Taxis waren immer noch Mangelware, Menschen auf den Strassen gabs auch kaum, aber zumindest Busse fuhren und Shops waren offen), nach Monteverde gefahren bin. Das liegt im Nordwesten Costa Ricas auf ca. 1500m. Sprich hier ist es doch schon etwas kuehler, insbesondere Nachts. Aber was das ganz besondere hier ist, ist der „Wolkenwald“ (Cloudforest). Das ist der schon bekannte Regenwald, nur sehr viel hoeher und durch die hohe Luftfeuchtigkeit, die sowieso herrscht, eben immer in den Wolken. Hier gibts ca. 4 Kubikmeter Regen pro Jahr und durch die Grundfeuchtigkeit (also der ganze Nebel) sinds 5 Kubikmeter Feuchtigkeit. Jedenfalls habe ich es mir nicht nehmen lassen, diese so andere aber ebenso schoene Form von Wald zu bewandern und habe wieder lustige bunte Voegel gefunden 🙂

Bunter Vogel

Ansonsten gibt es hier Unmengen von Faultieren, die hier an fast jeder Strassenecke im Baum haengen (auch die Fotos leider auf meinen Fotoapperat…).
Demnaechst gehts dann wieder mal auf einen Vulkan. Nachdem der letzte Vulkanbesuch des Vulkan Poas am Osterdonnerstag durch unglaublich viel Nebel – geschaetzte Sichtweite ca. 5 m – also nix mit Krater und auch von der Lagune hat man nix gesehen – wirklich enorm unspektakulaer war, wird das hoffentlich besser. Ich werde berichten.