Nachtrag: Der allerletzte Monat – Reisen in Familie

So, und da hat er nun angefangen, mein wirklich allerletzter Monat nach 3 Jahren des Reisens. Ich hatte ja geschrieben, ich war reisemuede. Und ich haette den Monat wahrscheinlich genauso mit „Nichtstun“ verbracht, wie den davor, wenn nicht schon laaaaange verabredet war, dass meine Cousine und ihr Mann mich in Asien besuchen wuerden. Und sie hatten sich Vietnam und Kambodscha ausgesucht.

Ich war ja vor 5 Jahren schon einmal dort – aber auch nur 4 Wochen und hatte laengst nicht alles gesehen – und ich hatte etwas Zeit zum recherchieren gehabt, so dass wir eine grobe Idee hatten, was wir machen wollten, aber keinen wirklichen Plan und jede Freiheit, es uns doch anders zu ueberlegen. Als Fixpunkte standen fest: Saigon (Startpunkt), Angkor Wat, Irrawady-Flussdelfine, Bangkok (Abflugsort). Und dazwischen haben wir noch unglaublich viele Highlights eingebaut.

Am Anfang stand also Saigon – und wieder eine volle, laute, dreckige Stadt. Aber auch eine, die viel zu bieten hat. Gerade auch, weil das Vietnamesische Neujahrsfest – Tetfest – vor der Tuer stand. Alles wird bunt geschmueckt, und die Farbe gelb ist besonders beliebt, weil glueckbringend. Und auch sonst gibt es sehr schraege Dinge zu sehen. Mein Favorit: der Kindersitzstuhl fuers Moped. Schoenes Design, praktisch, aber sicher???


Und wir haben es uns nicht nehmen lassen, einen Ausflug zu den Cu Chi Tunneln zu unternehmen, eine Tunnelanlage, in der waehrend des Vietnamkrieges die kommunistischen Vietcong gelebt, gearbeitet und Attacken vorbereitet hatten. Der hauptsaechliche amerikanische Feind ist an dieser Anlage verzweifelt. Es war interessant zu sehen, aber leider erinnert die Aufmachung eher an Disneyland – inklusive Panzer, den wirklich jeder besteigt und Schiessen mit AK47, Pistolen etc – denn an einen Ort, an dem man den Opfern und Graeueltaten des Krieges gedenken sollte.

Und dann hatten wir auch schon genug von Grossstadt und zogen gen Mekongdelta nach Can Tho. Eine eher normale Stadt, voll in den Vorbereitungen des Tetfestes. Auch auf den traditionellen schwimmenden Maerkten, auf denen wirklich alles angeboten wird, dominiert die Farbe gelb. Gelbe Blumen, gelbe Melonen… Alle diese Produkte werden mit dem Schiff direkt von den Farmen weiter oben am Fluss hier hin gefahren, und weiter verkauft an kleinere Boote, die damit wiederrum in ihre Doerfer weiterfahren und die Waren dort auf kleineren schwimmenden Maerkten an die dortige Bevoelkerung verkaufen.

Nach Can Tho ging es nach Chau Doc – nur ein Zwischenstopp. Hier haben wir nur eine Nacht uebernachtet um am naechsten Morgen das Boot nach Phnom Penh in Kambodscha zu nehmen. Und dennoch ist es uns wegen seiner Unaufgeregtheit, seiner Ruhe, gutem Essen, und einer sehr netten Innenstadt gut im Gedaechtnis geblieben.

Auch in Phnom Penh sind wir nur eine Nacht geblieben. Zeit fuer ein paar der Sehenswuerdigkeiten hatten wir trotzdem.

Dummerweise war uns das Tet-Fest bis nach Kambodscha gefolgt, so dass viele Busse Richtung Siam Reap schon seit und fuer Tage ausgebucht waren. Was wir bekamen, war nicht nur die zweite Wahl an Bus, sondern die dritte. Es war dafuer nicht so voll. Aber dass der Bus die Strecke schaffen wuerde, stand mehr als einmal zur Debatte. Und die gebrochenen Fensterscheiben in Zusammenspiel mit enorm staubigen Strassen machten das ganze auch nicht besser. Aber gut, wir sind angekommen.

Und dann waren wir in Siem Reap. Wenn man schon mal in der Gegend ist, sollte, nein DARF man diesen Ort mit den wundervollen Tempeln von Angkor Wat nicht auslassen. Da ich schon da war, und wirklich ganz und gar nicht in der Stimmung war, noch mal alles zu besichtigen, habe ich meine Cousine und ihren Mann allein losgeschickt und die folgenden 4 Tage einfach nur zum Entspannen, Nichtstun, Buchlesen, Kaffeetrinken, Erkundung der Stadt genutzt.
Als erstes musste ich ja feststellen, wie stark sich eine so kleine Stadt in nur 5 Jahren aendern kann. Ich habe viele Orte nicht wirklich wieder erkannt. Aus einem kleinen, wirklich suessen Nachtmarkt unter provisorischen Planen, auf unbefestigtem Grund, wo man schon noch hier und da etwas ganz besonderes finden konnte, wurde ein vollkommen durchkommerzialisierter Markt, der nun sogar Wegweiser brauchte, so gross war er. Auch die Anzahl der Touristen muss sich mindestens verdreifacht haben. Die Lautstaerke der Musik und die Anzahl der Gluehbirnen auf der Pubstreet haben sich mindestens verfuenffacht. Es war ein Schock und zeigte mir sehr eindringlich, was Tourismus mit Orten anstellen kann. Das hat mich doch auch nachdenklich gemacht. Denn auch meine Besuche tragen dazu bei, dass sich Orte aendern, ihre Identitaet verlieren, nur Orte zugaenglich zu machen oder um die schnelle Mark zu machen, aber auch den (einigen wenigen?) Bewohnern zu etwas mehr Wohlstand verhelfen – im Besten Fall / hoffentlich.

Von Siem Reap ging es weiter nach Kratie, dem Ort, an dem man den vom Aussterben bedrohten Irrawady-Delfin noch sehen kann. Die Fahrt dahin zog sich durch sehr unterschiedliche Landschaften von der ausgetrockneten Ebene ueber leicht huegelige Landschaft mit richtigen Bergen im Hintergrund bis hin zu den gruenen Feldern rund um den Mekong. Und Kratie war richtig nett. Eine schoene kleine Stadt, man koennte sie fast als sauber bezeichnen, nicht zu viele Touristen, ein wunderbarer Markt mit allem was das Herz begehrt oder auch nicht, der Mekong fliesst gemaechlich dahin, was man von der Uferpromenade wunderbar beobachten kann, und es gab sogar Natur direkt vor der Haustuer. Die haben wir uns dann auch direkt angeschaut. Dazu faehrt man mit einer kleinen Faehre mal kurz rueber auf die Insel Koh Trang. Dort gibt es keine Autos, keine Mopeds, keine wirklichen Strassen. Nur einen Weg, der fast einmal rund um die Insel fuehrt. Und an diesem gibts dann ganz viele kleinen Einsichten in das taegliche Leben der Menschen sowie grandiose Ausblicke auf den Mekong. Wir haben uns viel Zeit dafuer gelassen und es war ein grandioser Tag.

Die Delfine haben wir dann am naechsten Morgen gemacht. Das ganze ist auch sehr touristisch aufgemacht, aber es hat uns trotzdem gut gefallen. Man faehrt erst mit den Tuktuk etwa 20 km gen Norden, auch diesmal wieder durch wunderbare kleine Doerfer. Dort gibt es eine von mehreren hohen Betonmauern umzaeunte Bucht, in der sich die Delfine beobachten lassen, aber eben nur, wenn man auch den Eintritt in die Mauern bezahlt. Und im Preis drin ist dann auch eine Fahrt mit dem Boot, das versucht, naeher an die Delfine heranzukommen. Es ist natuerlich ein Gluecksspiel, und die Motoren sind schon laut, aber die wurden gluecklicherweise nur angeschaltet, um laengere Strecken zurueckzulegen. Kurze Strecken wurden ganz klassiche gerudert. Und somit konnte man die Delfine, die sich tatsaechlich zahlreich haben blicken lassen (aber nicht so sehr, dass man sie gut haette fotografieren koennen), in grandioser Atmosphaere beobachten.

Der naechste Ort Banlung hat sich hauptsaechlich eingeschliechen, weil wir wieder zurueck auf dem Weg nach Vietnam sind. Es sollte eben nicht zurueck gehen nach Saigon, sondern durch nicht ganz so bekannte das Hinterland. Banlung in Kambodscha ist auch bekannt fuer seinen Dschungel. Nur einmal in Banlung gewesen, mit anderen Reisenden gesprochen, diverse Blogs und Reviews im Internet gelesen, ergab sich ein sehr trauriges Bild vom Dschungel. Es findet viel Abholzung statt, Tiere wurden und werden vertrieben und gejagt bis an den Rand der Ausrottung, um wirklich was zu sehen, muss man sehr sehr weit rein in den Nationalpark, was dann wiederrum sehr sehr, also ich meine richtig teuer wird und vor allem auch viele Tage dauert. So haben wir uns dann gegen eine Dschungeltour entschieden und einfach nur die Gegend um Banlung genossen. Es gibt viel Wasser, viele Huegel aber auch viel vertrocknete Erde. Sehr schoen.


Und dann ging es in einer wundervollen Bustour duch unglaubliche Berglandschaften, weiten Reisfeldern, kleinen Doerfern wieder zurueck nach Vietnam, genauer gesagt erst mal nach Pleiku. Dort haben wir auch nur einen Zwischenstopp eingelegt. Diese Stadt ist so gar nicht touristisch und hatte fuer mich viel Charme. Es gab sogar etwas anzusehen – die Pagode.

Und eine wunderbare Busfahrt durch noch mehr Berge und diesmal so richtig an ganz vielen Reisfeldern vorbei ging es an den Strand – genauer gesagt nach Quy Nhon (Sprich: Wi Noon – das muss man erst mal wissen, wenn man versucht, den Bus dahin zu finden 🙂 ).

Solange wir im Sueden waren, wollten wir auch mal ein bisschen am Strand gammeln. Nur das Wetter hat nicht mitgespielt. War es am Tag unserer Ankunft noch sehr sonnig und wunderbar warm, hat es am folgenden Tag geregnet und auch danach kam die Sonne nicht wieder zum Vorschein. Und es wurde kuehl – also fuer mich: Arschkalt. Das war ich nicht mehr gewoehnt… Aber Quy Nhon selbst ist ein Schatz. Es ist auf Touristen ausgerichtet – sprich viele Restaurants und Hotels, nette Strandpromenade, ein paar wenige Sehenswuerdigkeiten: alte Tempelanlagen, der Fischerhafen -, das scheinen aber nur Einheimische Touristen zu sein. Sehr gut daran zu erkennen, dass es nicht ein Restaurant mit englischer Speisekarte und englischsprachigen Kellnern gab und auch in den Hotels nur mit Haenden und Fuessen kommuniziert werden konnte 🙂 Ich fands toll dort.

Und dann fing schon langsam an, die Zeit zu draengen, Wir hatten ja nur 4 Wochen Zeit und Vietnam ist ein grosses Land mit viel zu sehen. Und in Kambodscha waren wir ja auch noch… Jedenfalls mussten wir anfangen zu selektieren und entschieden, die Mitte rauszuschmeissen und direkt in den Norden nach Ninh Binh zu fahren. Ich hatte die Gegend von Ninh Binh noch gut in Erinnerung von meiner ersten Tour nach Vietnam und wollte dort nur zu gerne noch einmal hin, da die Karstfelsen in den Reisfeldern mich damals schon so fasziniert haben. Und Wennke und Dirk liessen sich leicht ueberzeugen. So nahmen wir den Zug von Quy Nhon direkt nach Ninh Binh. Fast 24 Stunden Fahrt, und meistens durch Reisfelder. Interessant konnte man hier verfolgen, wie vom Sueden nach Norden die Reisfelder von saftig voll gruen (Reis in seiner vollen Pracht) uber zart gruen (gerade gepflanzter Reis) bis zu matschig braun (noch nicht bestellte Reisfelder dafuer ganz klassisch gerade mit Ochs und Egge gepfluegt) wechselten. Der Unterschied in den Temperaturen beim Ausstieg erklaerte dann auch alles. Wir befanden uns nun im kalten (ok, es waren so 10 bis 17 Grad, je nach Tag) Norden des Landes. Aber landschaftlich war es wieder einmal der Hammer. Die Reisfelder befanden sich gerade in der Vorbereitung zur Pflanzung bzw. direkt in der Bepflanzung. Man konnte den Arbeiterinnen und Arbeitern direkt ueber die Schulter gucken, wie sie bis zu den Knien teilweise im Schlamm versanken und in einer Praezision und Geschwindigkeit ohne gleichen die kleinen Reispflaenzchen gleichmaessig in Reihen in den matschigen Boden setzten. Wir erkundeten die Gegend mit Fahrrad, machten einen Ausflug zum Cuc Phuong Nationalpark und streunten einfach so durch die Stadt.

Ach ja, und es gab fuer mich noch zu entdecken, dass sich weder Ninh Binh noch ich mich veraendert haben. Ich bin doch tatsaechlich mit denselben (ja exakt den selben) Hosen und dem selben Shirt gereist, wie vor 5 Jahren.

Nun stand nur noch Hanoi auf der Liste. Hanoi war zuerst mal kalt… und laut. Aber gut, das wuerden wir noch hinbekommen fuer 2 Tage. Ich habe ueber meine gute Freundin Crisna aus Indonesien noch einen Kontakt zu Linh bekommen, die aus Hanoi ist, deutsch lernt und gerne deutsche Menschen kennenlernen wollte, um auch mal deutsch zu sprechen. Und so kam es, dass wir uns mit Linh und ihrem Lehrer Herr Than trafen. Herr Than hat mal 5 Jahre lang in Freiburg Maschinenbau studiert, damit aber keinen befriedigenden Job bekommen und hat nun sein eigenes Deutschlern-Institut in Hanoi. Auch er freute sich, wieder mal sein Deutsch richtig anzuwenden und hat auch sehr viele Vokabeln erfragt. Und er hat uns sogar eine richtige kleine Stadtfuehrung gegeben. Und zum Abschluss haben wir noch zusammen was getrunken und gegessen. Es war sehr nett mit den beiden. Man hat noch mal einen anderen Blick auf die Stadt bekommen. Und wenn Linh dann ab Mai hier in Deutschland Au Pair in Duesseldorf macht, sehe ich sie auf jeden Fall wieder, denn sie schuldet mir noch einen Kaffee – das war der Deal, damit ich das Essen und die Getraenke in Hanoi bezahlen durfte 🙂


Und damit war unsere Zeit in Vietnam auch schon zu Ende. Krass. Uns blieb nun nur noch 1 Tag in Bangkok, denn unser aller Rueckflug ging von dort. Also kurz dort hingeflogen, sehr sehr lecker gegessen, die wesentlichen Sehenswuerdigkeiten der Stadt abgeklappert und vor allem viel Boot gefahren und uns den Wind um die Nase wehen lassen.

Ein richtig schoen gemuetlicher Abschied von Suedostasien, und fuer mich von 3 Jahren Reisen… es fuehlte sich unwirklich an, aber ich freute mich auf zu Hause. Und das ist doch das wichtigste.

Nachtrag: Und ein letztes Mal Indonesien – fuer diesmal

Im letzten Artikel hatte ich es erfolgreich bis nach Jakarta geschafft. Grosse Millionenstaedte in Asien gibt es viele, und viele, gerade die in Indonesien, haben nicht den besten Ruf: zu voll, verdreckt, laut, hohe Kriminalitaet, …

Ja, und auch Jakarta hatte diesen Ruf, aber ich kannte Randy, der in der Naehe wohnte und mir das Versprechen abgerungen hatte, wenn ich in der Naehe sei, sollte ich doch unbedingt vorbeikommen. Ausserdem schuldete ich ihm noch einen Kaffee.

Das war der einzige Grund, warum Jakarta ueberhaupt von mir angeflogen war. Und wie so manches Mal, auch Jakarta sollte mich positiv ueberraschen. Ja, es ist verdreckt, es ist voll, es ist laut, es gibt kaum Fussgaengerwege, die Kriminalitaet ist eben so, wie sie in Grossstaedten ist, aber da gibt es auch ganz viel Geschichte in Jakarta, viele ueberraschende Orte, die man nur in Grossstaedten findet, besondere Architektur – die Hollaender haben sich ziemlich lang in Indonesien eingenistet, das sieht man noch -, und wieder mal, total nette Menschen.



Und dann habe ich mich natuerlich auch mit Randy getroffen – er wohnt in der Naehe von Bogor, was wiederrum mit dem Vorortzug von Jakarta in nur 1,5 bis 2 Stunden Fahrtzeit, je nach Zug und Lust und Laune des Fahrers, der Fahrgaeste oder was auch immer, zu erreichen war. Schon die Fahrt war sehr interessant – zu sehen, wie gross Jakarta doch ist, wie staedtisch, wie voll. Und dann, die Menschen sind doch ueberall auf der Welt gleich. Kaum in der Bahn wird das Smartphone gezueckt und kommuniziert, gedaddelt, was auch immer. Sehr lustig anzusehen.

Bogor selbst war auch total nett. Zuerst musste ich natuerlich meine Schulden bei Randy begleichen und wir sind mit seinem Motorrad (ach du schreck, damit kann man naemlich alle Autos im Stau ueberholen, und sich durch jede noch so kleine Luecke zwaengen… nicht meins….) zu einem beliebten Studentencafe gefahren. Und das war echt cool. Haett auch in Berlin sein koennen. Und dann Bogor ist hauptsaechlich auch bekannt fuer seinen Botanischen Garten, und den habe ich mir natuerlich auch noch mit Randy angesehen. Ein sehr schoener Tag.

Aber dann war auch gut mit Jakarta. Als naechstes sollte es nach Bandung gehen. Ich weiss auch nicht so genau warum, aber es lag eben auf dem Weg nach Yogyakarta, wo ich unbedingt hinwollte, und meine Freundin Crisna – ihr erinnert euch, fertig mit Studium Deutsch Lehramt und auf der Suche nach einer Aupair-Familie in Deutschland – musste fuer ihr Visa noch ein Sprachzertifikat vom Goethe-Institut machen, also einen Deutschtest – als ob 5 Jahre Studium nicht ausreichen wuerden, aber so sind eben die deutschen Behoerden… – und wollte auch die naechsten Tage nach Bandung kommen. Ob wir uns sehen wuerden war unklar, weil so lange wollte ich nicht bleiben. Aber wo ich schon mal da war, hab ich ihr ein bisschen geholfen und ihre Anmeldung zum Test mit dem Goethe-Institut vor Ort geklaert. Gesehen haben wir uns nicht, aber ich hatte trotzdem eine tolle Zeit in Bandung. Also zuallererst war ja mal die Fahrt nach Bandung mit dem Zug ein Highlight fuer sich. Mitten durch durch die Reisplantagen, mit Einblick direkt in die Hinterhoefe kleiner Haeuser in kleinen Doerfern. Am liebsten waer ich einfach zwischendurch ausgestiegen. Aber es regnete auch, so dass ich so viel Lust auf Abenteuer dann doch nicht hatte 🙂 Aber auch Bandung punktete. Das Hostel war genial, und man konnte direkt in die Natur von Bandung aus. Das war auch mal wieder schoen. Und man konnte gut essen und traf viele nette Leute.


Aber einen kleinen Schock gab es noch. Gerade zwei Tage in Bandung, kam die Nachricht ueber das Terrorismusattentat, oder wie immer man das nennt, in Jakarta. Die Mannschaft des Hostels sass den ganzen Nachmittag vorm Fernseher, um die neuesten Informationen zu erfahren. Ich schrieb mit meinen indonesischen Bekanntschaften in Jakarta, alle 2 waren gluecklicherweise gut auf, wenn auch nur wenige 100 Meter entfernt vom Geschehen und konnten nicht nach Hause, weil eben alles gesperrt war. Und dann musste ich aber auch wieder verwundert miterleben, wie leicht der Indonesier alles nimmt, als mein Kumpel Ivan – der ca. 300m vom Ort des Geschehens entfernt gerade in seinem Buero feststeckte, weil das Gebaeude immer noch geschlossen war – meinte, es sei ja nur ein kleines Attentaetchen. Also alles ok?!

Etwas nachdenklicher als sonst, zog es mich weiter. Naechste Station dann endlich Yogyakarta. Trotz vieler potenzieller weiterer bestimmt schoener Orte auf dem Weg dahin, entschied ich mich fuer den direkten Weg. Ich hatte einfach keinen Bock auf umsteigen, Kaelte, Regen wieder nen Hostel suchen etc. Fuer Yogyakarta wurde mir ein Hostel empfohlen, ich wusste es gibt Sprachschulen und genug touristische Highlights, wenn mir langweilig wird, und von dort sollte ja auch mein naechster Flug gehen. Und zwei Wochen mal an einem Ort zu sein, das wuerde mir gut tun. Und das tat es.

Yogyakarta hat viel, wirklich sehr viel zu bieten an historischen Orten, grandioser Natur, viel Kultur. Und was habe ich gemacht? Nichts von dem 🙂 Ich hatte keine Lust. Ich habe in Lauras Backpackers ein wunderbares Hostel gefunden mit grandiosen Leuten – sowohl Touristen, aber noch mehr die Mitarbeiter, und nicht zuletzt Laura selbst. Und mit Ari, habe ich auf jeden Fall einen sehr guten Freund fuers Leben gefunden und ich hatte eine grandiose Zeit.
Aber was hat die Zeit ausgemacht? Also zuerst mal gab es im Hostel staendig Essen. Gut, das Fruehstueck – eh im Preis inbegriffen – bestand jeden Morgen aus einer anderen lokalen Spezialitaet und Koestlichkeit, aber auch wenn die Mitarbeiter nachmittags oder abends fuer sich gekocht haben, gabs immer genug fuer alle. Und auch der ein oder andere Gast hat mal fuer alle gekocht. Mit Ari hab ich das auch ein paar mal zusammen gemacht und viel ueber indonesische Kueche dazu gelernt. Es gab erst eine, dann zwei (die kam einfang angelaufen) kleine wirklich wunderbare suesse Kaetzchen. Die anderen „Haustiere“ bestanden aus einer Albino-Babypython, zwei etwas groesseren Pythons, einem riesigen Camaeleon, noch einem kleineren Echsentier… aber gut, die alle draussen und – meistens – sicher in ihren Kisten verwahrt.
Alle waren immer gut drauf, es gab gemeinsame Filmabende. Und sie haben mir bei meinen Hausaufgaben geholfen – soweit sie es denn konnten. Denn wie das so ist, ueber seine eigene Sprache weiss man gramatikalisch nicht so viel 🙂


Und ja, dann war da noch die Sprachschule. Es war sehr gut. Ich habe unglaublich viel gelernt, alles war sehr professionell und die Lehrerinnen alle wahnsinnig nett. Es gab sogar eine Party, waehrend ich da war, mit Tanz, musikalischer Untermalung, und wieder mal viel gutem Essen.

Aber ein touristisches Highlight wollte ich dann doch mitnehmen. Und so bin ich ueber meinen Schatten gesprungen, enorm frueh aufgestanden und zum Tempel Borobodur gefahren. Dies ist die groesste und wohl aelteste buddhistische Anlage in Indonesien, ein unglaublich schoenes Bauwerk mit sehr schoenen Blicken in die umgebende Landschaft, die gepraegt ist von Vulkanen und Waeldern. Aber nicht nur der Gesamtbau an sich war faszinierend, sondern auch die vielen Reliefs, die sich auf allen Ebenden rund um den Tempel zogen. Eine gute Entscheidung.



Und so habe ich die fast zwei Wochen in Yogyakarta wirklich sehr genossen. Es tat mir gut, mal an einem Ort zu sein und so etwas wie einen geregelten Tagesablauf zu haben. Ich hatte Zeit, meinen allerletzten Urlaubsmonat etwas weiter vorzubereiten und mich langsam emotional darauf einzustellen, dass drei wunderbare Jahre des Reisens bald vorbeigehen werden. Und – wahrscheinlich auch durch die Ruhe und der Tatsache, dass ich einfach reisemuede an sich war und alles auf der Welt gesehen habe, was mir wichtig war bis zu diesem Moment – konnte ich mich wirklich gut an den Gedanken gewoehnen und fing sogar an, mich richtig auf Deutschland, Freunde und Familie, die kommende Arbeitssuche inklusive aller Gedanken und Fragezeichen, die Suche nach einem neuen Ort zum Leben etc. zu freuen.