3 Wochen Brasilien – Was ist geschehen!

So, ich weiss, ich habe ja nicht so wirklich viel von mir hoeren lassen, aber hier gibts selten wirklich gutes Internet mit Computer und so, und Internetcafe ist teuer. Und weil ich auch gerade etwas geplanter Reise, gerade weil es so teuer ist, habe ich auch bisher kaum Zeit gehabt. Aber hier kommt ja nun die Zusammenfassung dessen, was so alles passiert ist.

Also, die ersten Tage in Brasilien habe ich in Rio verbracht. Dort habe ich mich mit einer Freundin aus Deutschland und deren Ehemann getroffen, die auch gerade im Urlaub war, und neben Weihnachten mit Kartoffelsalat haben wir die Stadt erkundet. Und entgegen den allgemeinen Vorurteilen, begegnet man einer Stadt, die sehr viel zu bieten hat und in der man sich zumindest tagsueber sehr sicher fuehlen kann. Die Stadt kommt trotz seiner angeblich 12 Mio Einwohner erstaunlich kleinteilig und gemuetlich daher, das liegt daran, dass sie durch die vielen Berge, die bekanntesten sind sicher Corcovado mit Jesus Christus oben drauf sowie der Zuckerhut, sehr in seine einzelne Stadtbezirke aufgeteilt ist, die durch viel Gruen miteinander verbunden sind. Abgesehen davon haben ja nicht viele Staedte so viel Strand direkt vor der Haustuer zu bieten. Das Wetter stimmt – gut, es kann seeeehr heiss um diese Jahreszeit werden – und die Menschen sind auch entspannt und locker druff.
Und hier nun ein paar Impressionen von Rio. Besichtigt wurden ganz klassisch Corcovado mit Jesus Christus Statue, die Straende Ipanema und Copacabana, der Zuckerhut, die vorgelagerte Insel Niteroy mit der Architektur von Oscar Niemeyer, dem brasilianischen, modernen Architekten, die vielen, vielen Kirchen, Lapa, das kuenstlerische, aber leicht heruntergekommene Viertel.


… sowie eine Favela. Zu letzterem ist zu sagen, dass ich dies in einer gefuehrten Tour unternommen habe, sowohl aus Sicherheitsaspekten, als auch um einfach mehr Hintergrundinformationen zu bekommen. Man hoert ja viel in letzter Zeit, dass Rio hier hart durchgreift. Aber was bedeutet das eigentlich fuer die Bewohner? Also zuerst mal muss ich mein Bild von Favela vollkommen ueber den Haufen werfen. Es ist nichts anderes, als viele, viele Haeuser, die von den Bewohnern auf ehemals illegalem Land selbst errichtet wurden, kreuz und quer, wo grad Platz war. Und das gipfelte dann in eigenstaendigen Grossstaedten. Die Bewohner sind tendenziell aermer, als in den anderen Stadtteilen, aber es herrscht ein grosses Gemeinschaftsgefuehl und Verantwortungsbewusstsein fuer sein Wohnumfeld, was dazu fuehrt, dass es sehr sehr sauber ist und man, entgegen zu den anderen Stadtteilen Rios, keine Obdachlosen sieht. Es ist auch nicht mehr so gefaehrlich, in die Favelas reinzugehen. Die Hauptstrassen sind ¨in der Hand der Polizei¨ bzw. haben sich die boesen Jungs dort zurueckgezogen, nur in den tiefer gelegenen Gebieten in der Vielzahl von Gassen, da herrschen noch die Banden/Drogenbosse. Und des weiteren gibt es auch hier die ganz klassischen Gentrifizierungsprobleme. Da noch etwas billiger als der Rest Rios, da inzwischen an einigen Orten recht sicher, da perfekte Lage mit Sicht auf den Strand, kommen die Mittelschicht und gewiefte Geschaeftemacher, die die Haeuser kaufen/mieten und dann dort selbst leben oder den Wohnraum fuer Touristen bereitstellen. All das verschaerft natuerlich die Wohnsituation der eigentlich Beduerftigen. Aber das ganze kennen wir ja aus Berlin. Aber wer haetts gedacht, dass das auch hier der Fall ist.

Nach 9 Tagen Stadt musste jedenfalls ein Wechsel her, und wegen Silvester ist dort eh der Wahnsinn unter den Zimmerpreisen ausgebrochen. Ich hatte mich also schon vorher auf Ilha Grande (Grosse Insel) in der Naehe (also gut 200km von der Stadt Rio entfernt) eine nette, immer noch total ueberteuerte Unterkunft gebucht. Nun bin ich ja nicht so der Strandmensch, aber die sollten dort sehr gut sein, und man sollte gut wandern koennen. Beides hat sich bestaetigt, so dass ich ein paar wunderschoene Tage bei Neia und ihrer Familie verbrachte, Silvesterdinner und Feuerwerk am Strand inklusive.


Und dann musste ich lernen, dass hier in Brasilien gerade der Januar die Hochferienzeit ist. Und nicht nur die Brasilianer sonder auch gefuehlt halb Argentinien ist unterwegs, um Strand und Land kennenzulernen. Mein naechster Aufenthalt in Paraty, koloniale Altstadt mit angebundenem Strand, was solls auch anders sein, hat sich daher etwas anders gestaltet, als ich mir das zwar so vorgestellt hatte, aber war trotzdem sehr schoen. Ich konnte endlich mal mein Zelt ausprobieren, das war naemlich – obwohl immer noch teuer – die guenstigste Variante, ueberhaupt einen Platz und dann auch noch nahe dem Abkuehlung versprechendem Strand zu bekommen. Gut, Abkuehlung gabs nur, weil dort der Wind zumindest abends etwas kuehlere Luft brachte, das Wasser war warm wie Badewanne. Und weil so reich frequentiert, auch relativ schmutzig. Und nachdem nach einem gewaltigen Gewitter (mein Zelt haelt) auch noch ein totes Pferd in dem Fluss durch die Stadt trieb, der direkt neben dem Strand ins Meer muendet, musste ich dann noch weniger ins Wasser gehen. Und weil sooo viele Menschen reisen, gabs auch fuer ein paar Tage keine Bustickets mehr, so dass ich laenger das Kleinstadtidyll geniessen durfte, als geplant.

Aber gut, ich bin weggekommen und habe durch geschicktes Ausnutzen von Nachtbussen und Gepaeckaufbewahrung am Busbahnhof die naechsten Naechte und Tag optimal ausgenutzt. Von Paraty gings nachts nach Sao Paulo. Dort habe ich mich den Tag ueber dann umgesehen und eigentlich alles so gesehen, was in gaengigen Reisefuehrern steht. Und abends bin ich dann direkt in den naechsten Bus nach Curitiba, wo ich mich gerade befinde. Sao Paulo ist interessant, aber der Tag hat wirklich gereicht. Und hier gabs nun noch mehr Obdachlose als schon in Rio. So, dass man sich schon hin und wieder unwohl gefuehlt hat. Abends und nachts will man an bestimmten Orten nicht sein…

Curitiba ist dem nur entfernt mit Brasilien auskennenden Reisenden nun eher unbekannt, obwohl viertgroesste Stadt des Landes. Aber mir gefaellts. Man merkt ihm seine 3 Mio Einwohner nicht im Ansatz an, es ist super sauber, hat einen sehr guten oeffentlichen Nahverkehr und viele Parks und Kultur zu bieten. In den Parks findet man ein sehr lustiges Nagetier namens Capivara. Es ist sowas wie eine riesige Ratte, sehr lustig anzuschauen. Und in diesem Teil Brasiliens finden sich noch viele Nachfahren deutscher und italienischer Einwanderer. Im Supermarkt traf ich dann auch jemanden, der mir mit lupenreinem Deutsch geantwortet hat, obwohl schon ein paar Generationen nichts mehr mit Deutschland zu tun… und es finden sich ueberall Anzeichen des deutschen Erbes.

Hauptsaechlich bekannt ist eine Zugfahrt in Richtung Strand, die durch Regenwald und ueber abenteuerliche Brueckenkonstellationen und durch diverse Tunnel fuehrt und in der kleinen Stadt Morretes endet. Sehr schoen, diese Zugfahrt, das Staedtchen, die Landschaft…

Und in Kuerze gehts weiter nach Foz do Iguazu, zu den weltbekannten Iguazu-Wasserfaellen. Auf dieses Highlight freue ich mich schon sehr. Ihr werdet wie immer mit Fotos und Bericht versorgt.