Menschen, Menschen, Menschen und ein Wasserfall

Nach meinem Artikel vom 14. Dezember ueber meine Bekanntschaften in Ecuador wurde ich gefragt, wie ich denn eigentlich die vielen Leute immer kennenlerne. Und da ich das Thema auch schon nach meinen frueheren Reisen mit den Damen Weber und Mueller (Liebe Gruesse an Euch zwei) schon intensiv diskutiert habe, wird es wohl Zeit fuer ein paar Worte dazu.

Also zuerst muss man wohl bemerken, dass man (ich) daheim, wenn man so in seinem Privat-und Arbeitsleben „gefangen“ ist, eigentlich kaum noch neue Leute kennenlernt/ vielleicht auch kennenlernen will. Ging mir jedenfalls so. Und man ist bei jedem Menschen sehr skeptisch, auch wenn er nur auf einer Parkbank neben einem sitzt.  Auf Reisen, insbesondere wenn man allein reist, ist das anders. Da ist jeder Mensch, den man kennenlernt irgendwie spannend. Ich bin viel offener, weniger skeptisch, aber dennoch natuerlich immer vorsichtig und hoere auf mein Bauchgefuehl. Aber die Erfahrung zeigt, Menschen, die sich auf der Parkbank neben mich setzen, wollen auch nur ein Schwaetzchen halten. Ich habe einfach etwas mehr Vertrauen in die Menschen und versuche immer, offen zu sein.
Abgesehen davon, wenn man allein reist, will man ja trotzdem seine 300 Worte am Tag loswerden. Und dazu muss man dann eben auch mal auf andere zugehen, ob an der Bushaltestelle (gemeinsames Busreisen ist einfacheres Busreisen – allein schon wenn man mal aufs Klo muss und nicht immer mit vollem Rucksack da rein will), im Restaurant, im Park oder im Hostel – das gilt fuer andere Touristen wie fuer Einheimische gleichermassen. Und in der Welt der Hostels, wird es einem sehr einfach gemacht. Um einen herum viele Menschen mit aehnlichen Ideen, Erfahrungen aber ganz unterschiedlichen Lebenslaeufen. Man muss sie nur ansprechen, es gibt immer was zu erzaehlen.

So habe ich auch in Curitiba wieder viele neue Menschen kennengelernt, die mir einen kurzen Einblick in ihre Welt erlaubt haben, und mit denen ich einige grandiose Tage erleben durfte.

Rafael, der eigentlich in Porto Alegre lebt und arbeitet(?), dessen kleine Tochter aber nun in Curitiba im Krankenhaus ist, und er deswegen auch dorthin gezogen ist und erst mal einen Monat im Hostel untergekommen ist. Eigentlich eher Typ harter Skater und Surfer und Partymaker, wird er ganz emotional, wenn er von der Tochter spricht. Auf portugiesisch natuerlich… Kommunikation mit Hindernissen, aber irgendwie klappts doch immer.

Dave, der Kanadier auf Reisen, der in Curitiba haengen geblieben ist, eben weils so chillig und entspannt ist, aber als Stadt eben doch alles hat, was man braucht. Und der superleckere Tomatensosse mit Hackfleischbaellchen kocht.

Marcelo, der eher philosophisch veranlagte Brasilianer, der eigentlich aus der Mittelschicht und einer anderen Stadt kommt, aber seinen gutbezahlten Job in einem Hotel geschmissen hat, um vielleicht eine vollkommen unterbezahlte Stelle an einer oeffentlichen Schule in Curitiba zu bekommen, und damit was Gutes in seinem Leben zu tun. Und nebenbei auch noch alle anderen in seinem Umfeld zu bekehren, ein wenig zumindest, und auf sehr liebenswuerdige Art und Weise.

Und dann in Foz do Iguazu habe ich bei Juan und seiner Frau Virginia Couchgesurft. Juan habe ich vor anderthalb Jahren bei mir in Berlin als auf meiner Couch beherbergt, und das war nun der Gegenbesuch. Ein wunderbarer Einblick in das taegliche Leben einer brasilanisch-spanischen Kleinfamilie. Und auch mal wieder ein gutes Bett im eigenen Zimmer! Und so viel Hilfe und Unterstuetzung bei meinen Ausfluegen zum Wasserfall, hervorragende Abendessen und einfach eine grandiose Zeit mit Juan und Virginia, sowie deren Geschwistern.
Muita Obrigada!!!

Ganz abgesehen davon bietet Foz do Iguazu mit dem Wasserfall, dem Nationalpark und dem Itaipu-Staudamm natuerlich eine hervorragende Basis fuer Ausfluege. Die brasialianische Stadt selbst liegt im Dreilaendereck Brasilien, Paraguay und Argentinien. Die Grenzen zu den beiden anderen Laendern sind nur 10Minuten entfernt. Essen gehen in Puerto Iguazu, Argentinien, kein Problem, sehr lecker und gleich 4 neue Stempel im Pass. Besuch der argentinischen Seite der Wasserfaelle, 4 weitere Stempel im Pass. Bus nach Buenos Aires war billiger von Ciudad del Este, Paraguay, kein Problem, noch 2 Stempel, noch ein Land und leider kein Magnet mehr 🙁 -man kann dort zwar alles kaufen, aber keine Souvenirs. So spielt sich hier das Leben ab, immer rueber und nueber.

Aber nun zu den Wasserfaellen. Einfach der Hammer. Aber seht selbst:
Aussicht Brasilianische Seite:


Aussicht Argentinische Seite:




Und dann gibts hier noch den Itaipu-Staudamm. Dem mit 14.000MW zweitgroessten Wasserkraftwerk weltweit nach dem Drei-Schluchten-Staudamm in China. Sehr spannend zu besichtigen, einfach riesig. Das Kraftwerk gehoert zu 50% Brasilien, zu 50% Paraguay. Produktion gehoert ebenfalls haelftig den beiden Laendern. Von dem fuer Paraguay produziertem Strom wird das meiste aber wieder an Brasilien zurueck verkauft, weil Paraguay gar nicht so viel braucht… Und mit dem ganzen Strom werden dann 17% des Bedarfs von Brasilien gedeckt. Nicht unerheblich also. Ein sehr spannender Ausflug zurueck in die Welt der Energieversorgung – nein, noch vermisse ich sie nicht 🙂

So, und dann gings ueber Cidudad del Este (Paraguay) auf nach Buenos Aires (Argentinien) (dazu mehr beim naechsten Mal), damit schliesse ich also das Kapitel Brasilien vorerst. Schoen wars, anders wars, aber ich werde bestimmt noch mal wiederkommen irgendwann um Amazonas und den Norden zu erkunden…noch mehr spannende Menschen kennenzulernen… und meine Portugiesischkenntnisse zu vertiefen.