So, diesmal habe ich wirklich den Rekord des nicht Meldens gebrochen. 2 Monate ist lang. Aber so lang dann auch nicht… Und wie ihr sehen werdet habe ich sooo viel auch gar nicht gemacht, denn mein Reisehunger ist nicht mehr so ausgepraegt. Ich bevorzuge es, laenger an einem Ort zu bleiben, mehr mit Menschen zu tun zu haben, Freunde zu finden und wieder zu treffen, geniessen… Sprich der Abenteurer in mir ist etwas ruhiger geworden. Und ich bin ganz froh drum. Denn wie koennt ich sonst in weniger als 2 Monaten wieder nach Deutschland kommen und ernsthaft dort neu ankommen koennen? Das wuerde mit Reisehummeln im Hintern nur ungleich schwerer. Daher bin ich ganz froh, etwas ruhiger geworden zu sein :-). Aber nichtsdestotrotz habe ich natuerlich viele Sachen getan und erlebt in den vergangenen 2 Monaten. Hier nun der Bericht.
Angekommen im Flughafen von Bali – endlich, denn Kota Kinabalu ist zwar nett, aber ich war einfach fertig… – musste ich feststellen dass alles wahr ist was ich vorher drueber gelesen habe. Die Taxifahrer wollen einen total abzocken… Aber da es nur 5 km zu meinem Hotel sind, dachte ich, ich fang mal an zu laufen und schau was sich noch an Optionen bietet. Und tatsaechlich, gleich ausserhalb des Flughafens finden sich Motorbike-Taxis die nach nur kurzer Verhandlung sich auf einen fuer indonesische Verhaeltnisse immer noch hohen aber zumindest nicht total ueberteuerten Preis einlassen. Und ich muss nicht durch ein Gewirr von Strassen und Straesschen laufen… Angekommen im Hostel war mir klar, dass das ein kurzer Besuch wird. Ich hatte eh erst mal nur eine Nacht gebucht. Wegen der vielen Australier die wegen der Aschewolke und strengeren Vorschriften Australischer Airlines noch nicht das Land verlassen konnten, war das Hostel und auch einige andere ausgebucht fuer die naechsten Tage. Und Kota – der Partyort ueberhaupt in Bali – und vor allem die dortigen Touristen waren so gar nicht meins. Wenn man im Hostel das Gefuehl hat man ist in einem Swinger Club, dann ist irgendwas falsch… Also kurzer Prozess gemacht, das Sonerangebot des Hostels angenommen und fuer den naechsten Morgen den Transport auf Gili Air (eine Insel in einer Inselgruppe kurz vor Lombok) gebucht. Denn dort sollte auch Winnie sein, die ich schon aus Borneo kannte und ein Bekannter von ihr. Richtige Entscheidung. Die Insel war entspannt und mit den beiden konnte man eine gute Zeit verbringen. Viel Lesen, etwas schnorcheln ueber Gott und die Welt plaudern und weitere Reiseplaene schmieden – mehr war nicht angesagt und das war genau richtig.
Reiseplanung war mein schwierigstes Thema, denn so richtig Plan hatte ich keinen. Und da mein eigentliches Ziel der Gegend, der Mount Rinjani, wegen etwas zu viel Asche und Grummeln gesperrt war, war ich nun noch planloser. Aber irgendwie hab ich mir in den Kopf gesetzt, ich will Indonesisch lernen. Und da Selbstmotivation im total relaxten Zustand seeeeehr schwierig ist, musste also ein Lehrer her. Und wo wenn nicht in Ubud, Bali, sollte es sowas geben. Also stand der naechste Ort fest. Aber auf dem Weg dahin hab ich noch Gili Meno mitgenommen, die zweite der drei Inseln. Noch kleiner und etwas weniger touristisch, hab ich mich noch mal sehr viel wohler und relaxter gefuehlt. Und im lokalen Warung, kleiner Essensstand, hab ich schon mal mit dem Besitzer etwas die Sprache ueben koennen. Ach ja, und das Schnorcheln hier war auch viel besser als auf Gili Air. Die riesigen, gemuetlichen, faszinierenden Wasserschildkroeten sind einfach der Hammer.
Aber nun ging es endlich nach Ubud. Im Internet hatte ich eine guenstige Unterkunft im Dorm nur fuer Frauen gefunden und dort angekommen, fuehlte ich mich sofort heimisch. Ein eigenes Haus im Hinterhof – eher Garten als Hof – mit Kueche und Terasse fuer uns Maedels… Fruehstueck war gut und reichhaltig. Und einen Tisch zum Hausaufgaben machen gab es auch. Da kann man nicht meckern.
Ubud selbst war erst mal nur anstrengend. Man konnte keine 2 Meter laufen ohne nicht mit „Yes, Taxi!“ Angesprochen zu werden. Ich bin fast wahnsinnig bis aggressiv geworden. Die Stadt selbst ist nett, die hinduistische Bauweise der Haeuser, die Tempel, die Opfergaben ueberall nett, aber nicht so richtig besonders, es kam kein super Stadtgefuehl auf. Ubud wird nicht meine Stadt, aber meine Indonesisch-Lehrerin, die anderen Maedels im Hostel, das gute Wetter haben mich eine gute Zeit haben lassen. Und weil ich schon mal in Ubud bin und man ja immer neue Sachen ausprobieren soll, habe ich es getan. Ich habe Yoga-Kurse besucht. Um einen guten Einblick zu bekommen, Kurse verschiedener Yoga-Richtungen und von verschiedenen Lehrern. So richtig gut fand ich eigentlich nur einen, meinen ersten, Kurs, der mich stark an die Fitness-Kurse in Dortmund bei Karsten erinnert haben. Nach der kurzen Einleitung warum Yoga die Welt rettet (der Kurs war direkt nach den Anschlaegen in Paris) – da dachte ich erstmal wo bin ich hier gelandet – gings richtig ab mit Koerper- und Muskelspannung. Dementsprechend hatte ich drei Tage lang einen hoellischen Muskelkater. Aber das tat auch mal gut. Die anderen Yoga-Richtungen und -Lehrer waren mir zu viel Meditation und Atmen und Flow und horchen und zu wenig Sport.
Aber ich habs mal getan.
Mein Sprachkurs hat mich auch richtig vorwaerts gebracht. Ich denke insbesondere der Zwang, Vokabeln zu lernen, ist gut fuer mich und das Fortkommen in der Sprache. Denn so viel Grammatik gibts nicht, zumindest nicht fuer einfaches Sprechen. Und seitdem habe ich schon viele positive Rueckmeldungen von Verkaeufern, Taxifahreren, Hotelangestellten bekommen. Die Menschen hier rechnen es einem sehr hoch an, dass man versucht ihre Sprache zu sprechen. Aber nun merke ich jedenTag, dass ich noch viel mehr Vokabeln lernem muss, um ganze Gespraeche fuehren zu koennen. Warum bin ich nur so faul?
Auch sonst habe ich ein paar Ausfluege in die Gegend unternommen, um wenigstens ansatzweise behaupten zu koennen, auch in Bali gewesen zu sein. Aber Bali ist schwierig fuer mich. Es gibt kaum oeffentlichen Nahverkehr, und der wenige, den es gibt, deren Fahrer sind so unverschaemt in ihren Fantasiepreisen, dass ich keine Lust habe mich jedesmal um den korrekten Preis zu steiten. Es gibt fuer alles eigentlich nur spezielle Touristenbusse und Touren, oder man faehrt Moped, was ich nicht kann und mir zu gefaehrlich ist in Suedostasien, um das Lernen auch nur in Erwaegung zu ziehen. Bali ist daher fuer mich keine Top Destination. Da habe ich an so vielen Orten schon schoenere Landschaften gesehen und freundlichere Menschen getroffen.
Und da man nicht ewig in Ubud bleiben will, mussten schon wieder neue Plaene her. Einer der kulturell sicher interessantesten Orte in Indonesien ist Tana Toraja auf Sulawesi. Auch Winnie, die inzwischen von ihrem Trip nach Flores wieder zurueck in Bali ist, hat darueber gelesen. Und so haben wir uns recht spontan entschlossen, uns dorthin aufzumachen. Flug nach Makassar auf Sulawesi gebucht und schon gings auch los. Makassar selbst ist eine grosse Stadt, mit nicht so viel zu sehen und kaum Fussgaengerwegen, aber die Menschen dort sind unglaublich freundlich und finden Auslaender wahnsinnig interessant, so dass man staendig angesprochen und um ein Selfie mit der Person gebeten wird. Und der Zufall wollte es, dass Crisnas Bruder (Crisna, ihr erinnert euch vielleicht, angehende Deutschlehrerin, die ich auf Sumatra kennengelernt hatte) dort lebt. Den haben wir dann getroffen. Gut er sprach kein englisch, sein Freund etwas mehr aber auch nicht so viel, aber er hat uns durch die einzige Attraktion Makassars (Fort Rotterdam – ein paar uebrig gebliebene Mauern einer alten hollaendischen Burg) gefuehrt und dann haben wir noch nen sehr ruhigen Kaffee getrunken. Aber es war trotzdem sehr nett.
Aber am naechsten Tag gings nach Tana Toraja. Fuer die 7 bis 9 stuendige Fahrt haben wir uns fuer den Bus am Tag entschieden, um auch was von der Landschaft zu sehen. Und das hat sich ausgezahlt. Ich habe lange nicht so schoene Landschaften – ein Mix aus Meer, Ebenen und dann hinein in die Berge, erst karstig, dann eher sanft huegelig geschwungen – an mir vorbeiziehen sehen. Am liebsten haett ich mir meinen Wanderrucksack und Zelt geschnappt und waer losgestiefelt…
So und nun zur Kultur in Tana Toraja. Als erstes faellt die besondere Hausform auf. An den Koerper frueherer Handelsschiffe erinnernd, reckt sich das Dach an beiden Enden weit in den Himmel, wobei der Hauskoerper auf Stelzen gesetzt ist, immer in einer Nord-Sued-Ausrichtung stehend. An der Vorderfront befinden sich eine ganze Reihe von Wasserbueffelhoernern und dem Haus gegenueber stehen die Reisaufbewahrungsschuppen in gleicher Form nur etwas kleiner.
Der Tod spielt hier eine besondere Rolle und wird mit einer entsprechend aufwaendigen Zeremonie gefeiert. Stirb jemand, wird er erst mal zu Hause aufgebahrt, alle Freunde und Angehoerigen kommen und Schweine (es ist eine christliche Gegend, da ist Schwein essen erlaubt) werden geschlachtet um gemeinsam verspeist zu werden. Ich hoerte von einem Gasthaus in dem die Leiche mal eben in der Rezeption lag, und die armen, an Bambusrohre gebundene Schweine quiekend unter den Fenstern lagen bis sie nicht weniger geraeuschvoll das Ende fanden. Die eigentlich Beerdigung kann nun aber erst stattfinden, wenn a) die Familie genug Geld fuer die sehr ausladene Feierlichkeit hat (dazu gleich mehr) und b) zwischen allen Angehoerigen Harmonie herrscht. Und das kann auch mal bis zu 15 Jahre dauern. Derweil haengt der mumifizierte Leichnam unter der Decke im Haus. Ist es dann soweit, dass a) und b) eintreffen, wird eine 4-taegige Zeremonie gestartet. In Vorbereitung werden Tribuenen mit Daechern auf dem Hof aus Bambus oder Holz errichtet, in denen alle Gaeste Platz finden. Es kommen Hinz und Kunz und jeder muss ein nicht gerade billiges Geschenk (Schwein oder Wasserbueffel) mitbringen, der Wert des Geschenk wird auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Ist es zu billig, wird das von allen bemerkt und es ist wohl peinlich. Die Zeremonie des ersten Tages besteht aus verschiedenen Teilen, z.B. die Toten werden in ihren Saergen, die sich in einer Art Gestell befinden, dass der lokalen Form der Haeuser nachempfunden ist, in einer grossen Prozession, angefuehrt von Bueffelmaennern und echten Bueffeln, gefolgt von den Frauen des Dorfes unter grossem Geschuettele von den Maennern durchs Dorf getragen. Dabei gehts immer vor und zurueck, da die Maenner vorne gegen die hinten ihre Kraefte messen. Desweiteren gibt es Taenze und Gesaenge der Maenner, eine Prozession der Frauen, bei der unter anderem auch Nahrung und Getraenke an die Familie der Hinterbliebenen ueberreicht wird. Es gibt eine Art inszenierte Besprechung, bei der einige Maenner irgendwas beschliessen und sich Gegenseitig bedanken. Und ganz zum Schluss, da werden noch ein paar Wasserbueffel mit kurzen Handgriffen und unter grosser Anteilnahme der Zuschauer getoetet und zerlegt. Das ganze untermalt von einer Musik, die Frauen erzeugen, indem sie mit riesigen Bambusstoecken in eine Art Futtertrog schlagen. Und das ist nur Tag eins. An 4 Tagen werden insgesamt 24 Wasserbueffel getoetet – und deren Hoerner gehen dann an die Vorderfront der Haeuser. Die Bueffel sind sehr wichtig und koennen locker mehrere Tausend Euro kosten. Der Hauptbueffel sollte am besten grosse Hoerner und einen weissen Kopf haben. Man findet daher auf dem Tiermarkt sehr viele halb-Albino-Bueffel. Ausserdem muss es im Idealfall auch noch einen Bueffel mit zwei nach unten gebogenen Hoernern, einem nach unten und einem nach oben gebogenem Horn geben und und und. Der Regeln scheint es unzaehlige zu geben. Und alles dafuer, dass der Verstorbene es gut da oben im Himmel hat. Eine weitere Tradition ist, das aus Holz geschnitzte Puppen in moeglichst Lebensechter Form das Grab bewachen. Diese Tradition ist sehr alt und es gibtrecht viele sehr alte dieser Puppen in der ganzen Gegend zu finden. Der Sarg selbst wurde zu alten Zeiten teilweise hoch in den Felsen auehaengt, oder – und das gibts heute auch noch – in in den Felsen geschlagenen Hoehlen gelegt. Auch eher modernere Grabstaetten findet man heute, die aber alle von der Groesse kleinerer Haeuser sind.
Eine besondere Bestattung kam und sehr selten kommt auch heute noch fuer Babies (die noch nicht gezahnt haben) zur Anwendung. In einen grossen Baum wird ein Loch in den Stamm geschlagen, in den der kleine Koerper gelegt wird. Ueber das Loch wird eine Matte aus Naturmaterial gelegt. Ueber die Jahre waechst der Baum und das Loch schliesst sich ggf, auf jeden Fall aber waechst es mit dem Baum in die Hoehe. Es ist schon ein sehr beklemmendes Gefuehl neben einem solchen Baum zu stehen, in den mehrere kleine Kinderkoerper eingewachsen sind.
Und das alles kann man sich selbst erlaufen, in grandiosen Landschaften und mit super netten Menschen.
Aber bevor Winnie und ich all dies erlebt haben, gabs erst mal eine Erkenntnis. Nachdem wir also am ersten Abend recht spaet ankamen und nur noch kurz was essen wollten, sind wir in den ersten Laden rein, der was anbot. Alle anderen Besucher der Kneipe waren schon beim alkoholischen Getraenk – dem Palmwein – angekommen. Ein kurzer Blick in die Toepfe und eine Nachfrage, was es sei, liessen mich kurz denken, ich haett beim Vokabellernen nicht richtig aufgepasst. Sagte der doch tatsaechlich das Wort, von dem ich mir sicher war, dass es Hund heisst… Etwas unsicher und mit dem Huehnchen vorliebnehmend genossen wir unser Essen, beobachtet von ca 20 schon leicht angeheiterten Maennern. Zurueck in der Unterkunft musste ich aber leiser feststellen, dass ich korrekt Vokabeln gelernt habe. In Tana Toraja isst man Hund. Und zwar nicht irgendwelche gezuechteten, sondern die, die der Hundeschlachter auf der Strasse aufgabelt, teilweise aus Makassar importiert, da es dort einfach mehr Strassenhunde gibt… Nein Danke. Ich bin ja probierfreudig, aber das ging nicht.
Aber trotzdem war es ein guter Aufenthalt. Die Landschaft ist schoen und die Menschen wahnsinnig nett. Der Abschied fiel schwer, vor allem weil schon wieder geplant werden musste. Winnie wollte weiter gen Norden, in Richtung kleiner Inseln. Das ist ja eh nicht so meins, ich war noch „satt“ von den Gilis. Auch war irgendwie meine Abenteuerlust zum Erliegen gekommen. Weihnachten und Neujahr standen vor der Tuer. Ich wollte Entspannung, Ruhe, Freunde um mich. Ums kurz zu machen, so bin ich wieder nach Sumatra und habe alte bekannte getroffen und neue Freunde gefunden. 2 entspannte Wochen, ohne viel zu tun am Toba-See, ein paar Tage im Dschungel bei den Orang Utans, diesmal gab es sogar noch einen Schwarzgibbon obendrauf, und ein paar Tage bei Crisna zu Hause. Und dann war mein 60-Tages-Visum auch schon wieder rum… Die Zeit rennt.
Und ich musste natuerlich wieder Plaene machen. Und weil ich das indonesisch nicht wieder vergessen sondern lieber noch vertiefen will, habe ich nach einer kurzen Nacht in Kuala Lumpur den Flieger gen Jakarta auf Java bestiegen und hier bin ich nun. Gerade mal 20 Tage bleiben mir Zeit, Java zu erkunden. Bei meinem Tempo sind da gerade mal 3-4 Stopps drin.
Und etwas Recherche muss ich auch noch taetigen fuer meinen allerletzten Reisemonat Februar. Und am 27.2. bin ich dann wieder daheim 🙂
Ueber Jakarta und was sonst noch so kommt, werde ich dann beim naechsten Mal berichten.