tja, hmmm. Das mit dem Arbeiten. Ich hatte es angekündigt und ich habe mich sogar drauf gefreut. Aber das Ankommen ist doch viel schwerer als gedacht…
Aber der Reihe nach.
Ich bin also in meine wundervolle Wohnung eingezogen und hatte eine gute Woche, um mich vollständig einzurichten. Ich bin sehr froh, dass ich viele meiner Sachen eingelagert hatte, denn so kann ich mich nun mit MEINEN Sachen ZU HAUSE fühlen. Ich weiss nicht, ob das so schön wär und ich mich direkt so zu Hause fühlen würde, wenn ich auch noch jede Menge Zeugs neu hätte anschaffen müssen, auf die Schnelle, ohne dann eine Beziehung dazu zu haben. Und da ich ja eine ziemliche Konsumverweigerung betreibe, würde ich wahrscheinlich auf ner simplen Matraze in einer halb leeren Wohnung leben. Also die Sache mit der Einlagerung meiner Sachen war genau richtig – für mich. Und das eigenhändige Aufbauen aller Schränke hat mir sehr viel Spass gemacht. Mein geliebter Akkuschrauber hat die Einlagerung leider nicht überlebt, also musste der gute alte Schraubenzieher und pure Muskelkraft ran. Schon mal Muskelkater in der Hand vom vielen Schrauben gehabt?
Und um das mit der Arbeit emotional noch etwas nach hinten zu schieben, habe ich noch einen kleinen Kurzurlaub eingelegt. Wie im Frühjahr schon fuhr ich auch diesmal wieder mit meinen guten Freunden Alexia und Mareike für ein langes Wochenende nach Italien – diesmal Turin – einen neuen Ort erkunden und vor allem gutes italienisches Essen genießen. Und Turin hat uns diesbezueglich nicht enttäuscht. Wir hatten drei wunderbare Tage und ich konnte noch einmal so richtig entspannen.
Tja, und dann, dann fing der Ernst des Lebens an. Ich war also von nun an offiziell Prozessmanager der Stadtverwaltung Cottbus – hmmm, ich sollte das nicht so laut sagen, aber so richtig klar, was genau man da macht, war mir nicht – und ist es das heute wirklich schon?. Aber – und das habe ich während meiner Reise und auch schon in der Unternehmensberatung gelernt – es geht immer irgendwie und alles findet sich.
Naja, also habe ich mal angefangen, mir genau zu überlegen, was ich in meiner Rolle – also ich bin hier eine One-Man-Show, ohne Abteilung um mich rum aber mit großer Unterstützung durch meinen Chef – nun so anstellen kann, welche Ziele ich habe, die Stadtverwaltung haben sollte und wie man das dann am bestern so anstellt. Und ein paar Projekte, die es mir erlauben, in die gesamte Verwaltung reinzuschnuppern und vor allem andere Kollegen kennenzulernen, habe ich auch bekommen. Tja, und nach zwei Monaten habe ich, so denke ich jedenfalls, nun schon einen guten Eindruck bekommen, wie es so läuft, und vor allem, was nicht so läuft, kenne ein paar Kollegen mit denen man auch mal ein Schwätzchen halten kann, habe ein paar Ideen, wo man für bestimmte Themen ansetzen kann und bin sogar manchmal überzeugt, dass man was erreichen kann. Aber grundsätzlich merke ich doch, dass man, wenn man 8 Stunden am Tag arbeiten muss, einfach viel weniger Zeit für sich hat, und eben nicht mehr jeden Tag ein schönes Erlebnis haben kann oder es alles eben viel mehr Kraft kostet, das dann auch durchzuziehen. Und ganz ehrlich, der Winter, die Kälte, die Dunkelheit helfen nicht wirklich. Es ist einfach nichts mehr vom Tag und so viel Energie übrig, wenn man abends heimkommt. Aber ich hoffe und denke, dass ich mich da noch mehr dran gewöhne, insbesondere wenn ich hier auch mehr Freizeitmöglichkeiten identifiziert und Freunde gefunden habe. Das braucht aber Zeit.
Und bis ich Freunde hier gefunden habe, helfe ich mir eben mit guten alten Freunden aus. Letztes Wochenende war Dave hier, den ich aus Südamerika kenne und den ich auch schon in Vancouver besucht habe.
Der Besuch von ihm war sehr schön und wir haben ein paar schöne Dinge gemacht, er zeigte mir aber auch, dass ich noch viel zu wenig über meine neue Heimat weiss. Also muss ich wohl, bevor der nächste Gast kommt, doch noch mal mehr rausgehen und machen und entdecken. Ich werde euch dann informieren, was ich rausgefunden habe. Bis dahin erst einmal eine beschauliche Weihnachtszeit.