So, da bin ich wieder. Und wieder mal weit hintendran mit dem Aufschreiben meiner Erlebnisse. 6 weitere Wochen war ich nun noch in Frankreich und so viel ist passiert, dass es fuer ein Jahr reichen koennte.
Aber fangen wir von vorne an.
Nachdem ich Frau Weber nach dem Nationalfeiertag verlassen habe, bin ich zu Jaques und Suzanne gefahren. Die beiden habe ich im indonesischen Urwald bei einer 5-taegigen Wanderung kennengelernt und sie hatte mich eingeladen, mein franzoesisch doch bei Ihnen aufzufrischen. Gesagt getan. Und da war ich dann, wieder mal ohne Plan. Aber Jaques und Suzanne hatten viel vor. Sie wollten mir ihre Region – die Drome, ein Department von dem ich vorher nicht mal gehoert hatte – zeigen. Und das taten sie. Also leben tun sie schon mal wunderbar direkt am Fusse der Berge. Tropfsteinhoehlen, Schluchten und grandiose Aussichten von oben gibts alles gleich in der Naehe. Und macht man sich gen Sueden auf, ist man in einer eher flacheren Region mit riesigen Feldern von Lavendel und Aprikosenbaeumen.
Und dann noch das Highlight. Jaques und Suzanne besitzen einen Wald – und nicht nur dass sie ihn bewirtschaften, man kuemmert sich um ihn. Jaques scheint jeden Baum persoenlich zu kennen und sorgt mit knappen Schnapp-schnapp mit seiner Baumschere schon angefangen bei den Kleinen fuer ein ausgewogenes Baumverhaeltnis, geraden Wuchs und genug Platz fuer die Rehe und so ne Art Bergziege (Chamoix auf Franzoesisch). Und dann gibt es da noch die Dahues – eine seltene Spezie von Tier mit vorne kurzen und hinten langen Beinen, damit sichs besser am Berg steht, und dem Grauen aller kleinen Kinder, aehnlich dem schwarzen Mann bei uns. Wie schoen, dass die Freundin seiner Nichte, die beide allein im Wald uebernachteten direkt erkannt hat, dass das Dahue wegen der unterschiedlich langen Beine ja gar nicht ueber die gerade Wiese bis zum Schlafplatz kaeme…
Ich bin Jaques und Suzanne sehr dankbar. Nicht nur, dass ich mein franzoesisch doch sehr verbessern konnte, sondern ich wurde direkt mit in die Familie aufgenommen. Es waren wunderbare 1,5 Wochen und ein naechster Besuch wird auf jeden Fall erfolgen.
Aber erstens kann man ja nicht ewig anderen auf der Pelle haengen und zweitens war ich mit Steffi verabredet. Wir wollten den Robert-Luis-Stevenson Wanderweg wandern, oder wie die Franzosen ihn nennen: den GR70. Der Weg ist bekannt geworden, weil besagter Robert Luis Stevenson vor 250 Jahren mit einer Eselin namens Modestine durch die Cevennen gewandert ist und seinen Reisebericht mit vielen lustigen Anekdoten ueber stoerrische Esel, zurueckhaltende Franzosen und karge aber unglaublich schoene Landschaften daraufhin auch veroeffentlicht hat. Angeblich kam ihm bei dieser Wanderung auch die Idee zur Schatzinsel… Jedenfalls las ich darueber, las den Originalreisebericht und wollte auch. Und Steffi wollte mitkommen. Und es war wunderschoen. Aber auch nicht ganz einfach, da etwas bergiger als ein Wanderweg direkt am Meer. Aber auch der hoechste Punkt der Wanderung, der Mont Lozere mit 1699 Hoehenmetern wurde von uns problemlos gemeistert und hat mit unglaublichen Aussichten gepunktet.
Nach noch ein wenig Sightseeing in all diesen wunderbaren Staedtchen mit romanisch-roemischem Flair, wollten wir dann doch lieber wieder in die Natur und haben beschlossen, zwischen (in der Naehe von Nimes) und Avignon mal nicht den Zug zu nehmen, sondern noch mal etwas durch das Departement Gard zu wandern. Und das war eine wunderbare Entscheidung. Denn hier im Sueden gabs eben nicht nur wieder die kleinen Staedtchen sondern gaaaanz viele Weintrauben am Wegesrand sowie Feigen frisch vom Baum. Eine Leckerei.
Der Zielort Avignon hat dann mit wunderbarer Architektur und grosser Geschichte wieder mehr Lust auf Stadt gemacht. Fast vergessen hatte ich, dass es eine Zeit von Franzoesischen Paepsten gab, die sich mal eben in Avignon einen Papstpalast hingestellt haben. Und das ist jetzt keine kleine Bude. Und daneben gibts ja noch die beruemte Bruecke von Avignon, der ein ganzen Lied gewidmet ist. Wer kennt es nicht und hats dann sofort als Ohrwurm: Sur le pont d’Avignon, on y danse on y danse. Sur le pont d’Avignon on y danse tous en ronds (oder so aehnlich)
Und zum Schluss gings dann noch ganz ganz in den Sueden. Marseille war eh der Ort, der als Abfahrtsort auf den Bahntickets stand. Also hin da. Und obwohl man ja immer so viel negatives ueber Marseille hoert, uns hats gefallen. Die Stadt ist sehr schoen, es gibt unglaubliche Kirchen, kleine Gaesschen, Aussichtspunkte, das Meer und ganz nah dran den Nationalpark Les Calanques. Ein Ort von Ruhe und wunderbaren Aussichten und Wandermoeglichkeiten direkt vor den Toren der Stadt. Also mir hat Marseille wirklich gefallen.
Und obwohl meine Liste von Orten, die ich in Frankreich auch noch sehen wollte noch sehr lang ist, war die Zeit viel zu kurz. Fuer mich heisst das, dass ich da wohl noch ein paar Ferien verbringen kann. Frankreich als Urlaubs- und vor allem als Wanderland hat mich sehr ueberzeugt. Und das Wetter stimmte fuer mich halt auch immer – aber ich bin da ja auch Glueckskind 🙂
Aber nun gehts erst mal wieder nach Asien. Diesmal wirklich sehr planlos. Den Winter will ich da verbringen. Und definitiv mehr von Indonesien sehen. Der Rest wird sich ergeben, wie immer 🙂