Bolivien im Schnelldurchlauf

Und das ist nicht nur weil ich mich hier und heute kurzhalten will, sondern auch, weil ich einfach recht schnell gereist bin. Auch ein Grund, warum der Blog wieder mal so unaktuell ist. Aber dafuer wird sich ab jetzt nicht mehr entschuldigt. Es ist halt so, dass ich mit Reisen beschaeftigt bin und eher wenig Lust darauf habe, stundenlang in Internetcafes rumzusitzen oder aufm Smartphone rumzutippen.

Also wo waren wir stehen geblieben. Entspannen in Copacabana. Das habe ich ausfuehrlich getan. Und dann bin ich mit Hostelbekannten auf die Isla del Sol, anheimeliche Insel mit touristischer Infrastruktur im Titicacasee gelegen. Die Auswahl fiel auf die Nordseite, die mit einem Strand glaenzt. Und da die Insel recht klein ist, kann man sie auch gut gaenzlich zu fuss erkunden. Da gibts die Inkaruinen etwas abseits im Norden, ein alter Pfad ueber die Insel und zwei weitere Doerfchen. Die Insel und gerade der Strand im Norden ist traumhaft, aber der Aufenthalt wurde mir etwas verleidet. Und zwar scheinen die drei Doerfchen auf der Insel sich nicht ausstehen zu koennen, Neid weil der eine mehr Touristen abbekommt als der andere scheint es da auch zu geben. Jedenfalls will jedes Doerfchen was in die Kaffeekasse bekommen und laesst Eintritt bezahlen. Beim ersten mal denkt man noch, gut soll ja auch die gesamte Community was davon haben, es sagt einem aber keiner, dass wenn man den Weg dann weitergeht, bald der naechste steht und abkassiert, weil man ja ins naechste Dorf gewechselt ist. Und so zahlt man 30Bolivianos nur fuers rumlaufen. Zum Vergleich, mein schickes Einzelzimmer auf der Insel hat 18Bolivianos gekostet… Aber die Insel ist schon schoen, und ich habs mir nicht nehmen lassen, auch im See zu baden. Gut, eher reinlaufen, untertauchen und vor Kaelte zitternd wieder rausrennen. Aber wann badet man schon mal im hoechstgelegenen navigierbarem See der Welt.

Zurueck von der Insel gings mit meinen neuen Kumpels auch direkt zurueck nach La Paz, um dort am naechsten Tag einen Ausflug zu den Ruinen von Tiwanuaku zu machen, der ehemaligen Hauptstadt des gleichnamigen Volkes, das vor etwa 6000 Jahren ihren Ursprung dort hatte, und dann vor den Inkas als Reich an Bedeutung verlor. Eine heilige Staette in Pyramidenform, weiter Tempelanlagen und das beruehmte Sonnentor sind in verhaeltnismaessig gutem Zustand anzusehen. Sehr spannend.

Weiter aus La Paz gings nach Coroico. Hauptsaechlich ist der Ort bekannt, weil er bis vor einigen Jahren nur ueber eine einspurige, an den Abhaengen der Berge langfuehrenden Strasse – der sogenannten Todesstrasse (Death Road) – zu erreichen gewesen ist. Und seit geraumer Zeit ist es ein Vergnuegen fuer Touristen eben jene Todesstrasse mit dem Mountainbike herabzufahre. Ist nun gar nicht meins, obwohl die Strecke als Wanderung auf meine Liste fuers naechste Mal Bolivien gekommen ist. Jedenfalls hat Coroico als Dorf auch einiges zu bieten. Es liegt tiefer und naeher am Dschungel, so dass das Klima angenehm warm und mit einer gewissen Luftfeuchtigkeit versehen ist. Eine wirklich nette Abwechslung nach all der staubtrockenen Luft in der Hoehe. Und man kann Wanderungen zu Wasserfaellen unternehmen, die die dschungelhaften Abhaenge herunterfallen. Und wie wir da so langlaufen durch die Pampa, wir haben den eher abenteuerlichen Weg gewaehlt, und darueber diskutieren, wie laut wohl jeder kreischen wuerde, saehen wir eine Schlange (wohlgemerkt 3Maenner und ich), ist es wohl passiert. Ich hab nix gesehen, aber mein Hintermann Andre verschluckt sich sehr laut an seiner Mandarine und erklaert uns dann, dass ich wohl gerade auf eine Schlange getreten bin… aber ich war wohl schnellen Schritten unterwegs und die Schlange so perplex, dass sie den Moment der freiwerdung benutzt hat um sich direkt zu verkriechen. Ich hab dann – wenn auch zu spaet – ein bisschen rumgekreischt und jeden weiteren Schritt aeusserst vorsichtig getaetigt. Mir laeufts jetzt noch kalt den Ruecken runter, wenn ich dran denke. Also nix mehr mit in die Natur. Aber das Dorf selbst war auch absolut besuchenswert. Sehr entspannt und mit ner guten Mischung aus Einheimischen und Zugezogenen.

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Aber da es ja noch mehr zu sehen gab in Bolivien, gings direkt weiter. Wieder ueber La Paz ins Doerfchen Sorata. Unglaublich idyllisch am Berghang gelegen mit Blick ins tiefe Tal mit Fluss und ueber sich majestaetisch die Schneebedeckten Berge erhebend. Hier habe ich einen wunderbaren Campingplatz direkt am Fluss gefunden – das heisst, wenn man was beim Einkauf vergessen hatte, musste man 20 Minuten wieder steil Bergauf zum Dorfzentrum – mit zwei netten Argentiniern und zwei Franzoesinnen als Mitcamper. Jeden Abend gabs Lagerfeuer und tagsueber wurde ganz entspannt die Gegend, unter anderem eine recht tiefe Hoehle mit See drin, erkundet. Ein wirklich empfehlenswerter Ort.

Das naechste Ziel hiess Cochabamba, eine groessere Stadt, die gutes Essen und Nationalparks in der Naehe versprach. War jetzt nicht so meine Stadt, auch weil ich das/ein Essen dort nicht ganz so gut vertragen hab. Also direkt nach der Besserung zum Nationalpark Torotoro… hier sollten sie endlich sein, die Dinosaurier. Und da waren sie auch. Eindeutige Fussabdruecke, wo man auch hinsah in unglaublicher Landschaft. Die Erdplatten sind hier so krass aufgebrochen und haben sich aufgestellt, dass man auch Meeresbodenforschung mit den ganzen Fossolien ausm Wasser betreiben kann dort. Und Hoehlen gibts auch. Und zufaellig habe ich dort auch Hugo und Alexandre wiedergetroffen, mit denen ich schon von Potosi nach La Paz, nicht ganz rauf auf diesen hohen Berg und zurueck bin. Die Reisewelt ist doch gar nicht so gross.

Und von Torotoro sollte es eigentlich ueber Cochabamba nach Chile gehen ohne weiteren grossen Aufenthalt. Aber da haben mir ein paar Boesewichte einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht. Jedenfalls sind Kamera, Telefon und etwas Geld jetzt irgendwo in Cochabamba und nicht mehr bei mir. Dumm gelaufen und auch selber schuld, wenn man vergisst dass nicht jeder nett ist und man nicht immer vertrauen soll. Jedenfalls war mir an dem Tag nicht mehr nach Weiterreise, sondern mich erstmal ins Hotelzimmer verzogen und Chile auf den naechsten Tag verschoben.
Gut, jetzt habe ich also noch weniger Geburtstage und gar keine Adressen und Telefonnummern mehr. Bilder der Kamera hatte ich direkt vor Torotoro abgespeichert, sind jetzt aber auf der anderen SD Karte und da komm ich mitm Smartphone nicht ran. Daher, und weil wohl irgendwas am Blog veraendert wurde, dass man vom Smartphone (billigteil in Bolivien neu erstanden) diesmal kaum
oder keine Photos sieht. Das sehe ich dann wohl erst, wenn ich den Artikel abschicke.

Ach ja, und da das ganze zwei Wochen her ist und ich inzwischen schon in Peru bin, seid ihr immer noch nicht aufm neuesten Stand, aber der Rest muss warten. Morgen geh ich erst mal fuer 4 Tage in den Colca Canyon wandern.

Mir gehts gut und das Reisen geht weiter, also bitte keine Sorgen machen!

Nachtrag 3: Bolivien – Peru – Bolivien

So, wir naehern uns den wirklich neuen Dingen 🙂

Also, in Bolivien war mein erster Anlaufpunkt Tupiza. Ein kleiner Ort 2 Stunden hinter der Grenze, sehr angenehm in immer noch wunderschoener Landschaft.

Und einer der Ausgangspunkte fuer die Tour in die Salar de Uyuni, die groesste Salzwueste der Welt. Und hoch ist das ganze auch noch. Etwas rumgeforscht und dann die Tour vom Hotel mit den Maedels gebucht, die in meinem Dorm waren. Eine deutsche, eine Belgierin und eine Franzoesin. Also Maedelstime 🙂

Und dann gings am naechsten Morgen auch schon los. Und es hiess Hoehe machen. Langsam aber gemuetlich erklommen wir die Berge, wunderbare Landschaften, wie ihr euch sicher denken koennt. Und recht weit oben angekommen, war unser erstes Ziel eine Naturreserve. Hier gibt es viele Lagunen, Geysire, Lamas, Lagunen, Vicuñas, Vizcachas, Lagunen, Flamingos…



Der hoechste Punkt, den wir erklommen haben, lag bei 5000m. Geschlafen haben wir zwei Naechte auf ueber 4000m. Abgesehen davon, dass es gut kalt war, macht der Koerper das auch nicht so einfach mit. Eine Nacht ist mir doch schon sehr schlecht gewesen. Aber das gab sich dann den Tag ueber wieder, insbesondere auch, weil wir wieder auf „nur“ 3600m abstiegen.

Und am letzten Tag haben wir sie dann auch endlich gesehen. Die Salzwueste. Inkl. Sonnenaufgang und lustiger Fotos.

Und von Uyuni sollte es dann weiter nach Sucre, der Hauptstadt gehen. Gut gedacht, nicht so einfach anzustellen, da in Uyuni eine Strassenblockade herrschte und man gar nicht erst rein kam. Also hatte ein findiger Busunternehmer seinen Bus an den Rand der Salzwueste gefahren und von dort kamen wir dann mit einem ca. 6 Stuendigen Umweg ueber Oruro nach Sucre. Eine laaaange Fahrt, aber Sucre hat sich gelohnt. Eine angenehme Stadt. Und hier konnte ich dann auch erstmals das Markessensangebot testen und Fazit: Ich liebe bolivianisches Essen. Es ist gut gewuerzt, es gibt immer eine Suppe vorneweg, die Portionen sind anstaendig und es ist billig. Und gute Nachtische gibts auch.

Nach Sucre sollte es dann zu den Dinosauriern gehen, wie ich ja in meinem Lebenszeichen Beitrag geschrieben hab. Dummerweise haben an dem Abend die Trucker Sucre vollstaendig blockiert, so dass es am Abend exakt drei Busse in drei verschiedene Richtungen aus Sucre raus gab. Der zu den Dinosauriern sollte ploetzlich das dreifache kosten (Angebot und Nachfrage eben…), so dass ich mich fuer den nach Potosi entschied, der in 10 Minuten abfahren sollte. Der Nachteil der Blockade war, dass man die eben nicht mit dem Bus durchfahren konnte, sondern auf einer Seite aussteigen, Rucksack schultern, laufen bis zur anderen Seite und da in den dort wartenden Bus einsteigen. Gut, aus den angekuendigten 20 min Fussweg wurden 40 min strammen Marsches bergauf… aber ich bin rausgekommen. Von anderen Reisenden hoerte ich, dass die Blockade noch ueber eine Woche anhielt, viele aufs Flugzeug umgestiegen sind um ueberhaupt rauszukommen und Busse nach Potosi ploetzlich 200 statt der von mir gezahlten 20Bolivianos kosteten… Aber so ist das in Bolivien, man kann sich auf nix verlassen und muss nehmen was kommt.

Und bei mir war das eben Potosi, eine alte Minenstadt, mit langer Tradition. Schon die Inkas und dann die Spanier haben den Stadtberg ausgeschlachtet. Viel ist nicht mehr uebrig, aber die dortigen Minenarbeiter versuchen, auch das letzte bisschen zu finden, in harter koerperlicher Arbeit unter Tage, die eigentlich nur durch Coca-Blaetter und Alkohol zu ertragen ist. Die Stadt selbst ist wunderschoen, aber man sieht ihr und den Menschen ihre Armut sehr an. Leider oder vielleicht besser so wurde aus meiner geplanten Tour in die Minen nichts. Die Hoehe ist mir mal wieder auf den Magen geschlagen, und so hab ich den Tag dann lieber im Bett und aufm Klo verbracht. Die Folgetage waren Wochenende. Auf das samstaegliche Lama-Opfer konnte ich sehr gut verzichten und am Sonntag geht nun keiner in die Mine. Gut, dann eben nicht…

Also weiter nach La Paz. Grossstadt, Rummel, Action, viele Touristen, aber auch sehr viel Flair… Und direkt auch hier wieder ein eine Fiesta reingestolpert. Ich glaub, die Feiern immer…

Von meinen neuen Freunden hab ich mich ueberreden lassen, dass es doch cool waere, diesen einen Berg zu besteigen, der ja auch nur bis auf 5900m geht. Es war einen Versuch wert, aber auch hier hat die Hoehe mir einfach einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bis auf 5500m bin ich hochgekommen. Mit Eisaxt, und den Eisdingern (Crampons) unter den Fuessen. Aber es sollte einfach nicht weiter gehen. Aber es gab auch nicht viele, die es wirklich bis ganz oben geschafft haben. Die Erfahrung war es aber wirklich wert.

Und dann wollte ich ganz schnell raus aus La Paz nach Peru. In Cuzco sollte in einigen Tagen DAS Fest des Jahres stattfinden. Inti Raymi. Einmal im Jahr zur Sommersonnenwende trafen sich die Inka Herrscher der 4 Regionen beim Obermufti in Cuzco. Es wurde geopfert, getanzt, sich ausgetauscht etc. Und dieses Ereignis wird nun jedes Jahr am 24. (der 21. wurde, um dem Ritus die Bedeutung zu nehmen, von den Spaniern einfach umdeklariert und es gab eine andere Party, die eher christlich orientiert ist) Juni gross zelebriert. Ist eher wie ein Schauspiel, das auf die ganze Stadt verteilt ist, aber sehr interessant. Und weils so schoen ist, wird eigentlich den ganzen Juni ueber irgendwas gefeiert und zelebriert, so dass es jeden Tag irgendwas zu sehen gab. Und Ruinen rund um Cuzco gibts auch nicht wenige, die erlebt werden wollten.




Nach so viel Aufregung brauchte ich etwas Entspannung, und es ging zum Titicaca See. Dem hoechsten befahrbaren See weltweit auf lockeren 3800m. Von Puno aus, der peruanischen Seite des Sees, kann man Schwimmende Inseln besuchen, auf denen heute noch Menschen leben, wie vor 500 Jahren. Diese kuenstlichen Inseln sind wirklich bewohnt und die Menschen leben neben dem Fischfang hauptsaechlich vom Tourismus, was das Ereignis etwas merkwuerdig macht. Ist halt eine Theatervorstellung und Verkaufsveranstaltung. Aber gut, auch gesehen.

Viel spannender waren dagegen die alten Ruinen und Staedtchen rund um Puno.

Auf der Bolivianischen Seite des Sees ist alles etwas entspannter und ruhiger. Hier in Copacabana kann man die Seele baumeln lassen, kleine gemuetliche Wanderungen unternehmen und einfach geniessen. Und das tue ich dieser Tage…

Man sieht sich.