Stadt – Land – Fluss – oder: Ueber sieben Bruecken musst du gehn

So, da bin ich wieder, inzwischen in Medellin… Ich rase direkt durch das Land… aber es ist auch so gross, so dass wenn man nur die wichtigsten Dinge sehen will, nicht ewig an einem Ort rumhaengen kann. Aber ich kann euch versprechen, rumgehangen wird immer noch genug.

So, was habe ich gesehen.
In Bogota habe ich viel Kultur erlebt, mir die verschiedenen Stadtteile und vor allem das Leben der Menschen angesehen. Mein Fazit: es ist ein riesiger Moloch mit ein paar schoenen Ecken, einem Verkehrsproblem und viel viel Armut. Sehr interessant ist, dass sich ein sehr schoenes, sicheres, nettes Viertel direkt an ein wirklich gammeliges bis gefaehrliches anschliesst, das man schon bei Tag sehr gern sehr schnell wieder verlaesst, und bei Nacht gar nicht erst betreten will. Es ist schliesslich immer noch Suedamerika und nicht alles ist sicher. Grundsaetzlich kann ich ja ganz gut mit Grossstaedten und auch in Bogota habe ich mich nach einigen Tagen recht wohl gefuehlt, aber es hat einen entscheidenen Nachteil. Es ist einfach viel zu kalt… Nachts nur mit dickem Fliess, oder auch zwei fuer mich… Und die Muetze habe ich auch rausgeholt. Also nix fuer lange und so habe ich neben allgemeinem Stadtgebummel

die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten abgeklappert:
Das Goldmuseum, die wohl groesste Sammlung von precolumbianischen Goldfunden, die die verschiedensten Tiere, Pflanzen, Goetter oder alles in einem darstellen. Sehr spannend und alles so um die tausend Jahre alt, mindestens. Hier mein Lieblingsstueck (Warum erinnert der mich an Willi??? Der personifizierte Schelm im Nacken):

Die Gondel hoch zum Aussichtspunkt, alles schoen beleuchtet:

Das Botero-Museum: Botero der wohl bekannteste kolumbianische Kuenstler. Der sehr voluminoese Figuren darstellt. Hauptsaechlich sind es Menschen, so unter anderem eine Variante der Mona Lisa. Aber mir gefielen seine Landschaften, Tiere und Stillleben besser. Weil man nie weiss was da Urheberrechtlich auf einen zukommt, einfach nach dem Kuenstler googlen.

Besuch der Salzkathedrale, etwas ausserhalb von Bogota. Also die Kathedrale selbst ist nicht aus Salz, sondern in einer alten Salzmine untergebracht. Es gibt fuer jede Leidensstation Christi einen eigenen kleinen Raum zum Beten, dann die grosse Kathedrale, diverse weitere Nischen mit Engelsfiguren, des weiteren eine Shoppingarea, eine Lightshow, ein Kino (recht interessanter Film ueber die Geschichte der Salzmine) inklusive Popcorn-Verkauf! Und alles Unter Tage. War eher seltsam, aber zusammen mit dem Entertainment, und dem Ausflug in die zugehoerige kleine Stadt mit entspannt altem Stadtkern ein sehr sehr schoener Tag.

Nach dem ganzen Grossstadtflair brauchte ich etwas Ruhe und habe mich in die Kaffeeregion aufgemacht. Der Name ist Programm. Auf wirklich jedem Fleck Erde wird Kaffee angebaut. Und man kann die verschiedenen Fincas – sind oft eher kleinere Gelaende, deren Ernte vom Besitzer an die Kooperativen verkaufen, die dann den Export starten. Und natuerlich habe ich mir eine solche kleine, also eine sehr kleine Finca von Don Elias angeschaut. Er ist ein Original. Und alles was er nicht an die Kooperative verkauft, wird muehsam per Hand oder alten, kleinen aber funktionierenden Maschinen von der Kaffeefrucht vom Baum zur geroesteten Bohne oder gar gemahlenem Kaffee verarbeitet. Abgesehen davon liegen die Fincas in wunderschoener Gegend – gruene Berge.

Und weil man ja nicht nur auf der faulen Haut liegen und Kaffee trinken kann, habe ich auch eine Wanderung in den Nebelwald im Valle de Cocora unternommen. Es geht auch hier wieder recht schnell recht weit rauf. Und die Gegend ist bekannt fuer die Wachspalme, der Nationalbaum Kolumbiens. Und die gabs dort zur Genuege, wunderbar in die Landschaft eingefuegt und haben mir einen weiteren wunderbaren Tag verschafft. Und hier kommen auch die 7 Bruecken ins Spiel. Denn um auf den Aussichtspunkt mit unglaublichen Blick (Bild 2) muss man den Fluss entlang (Bild 1) und ihn dabei ueber sehr abenteuerliche Bruecken mehrfach – naemlich exakt 7 Mal kreuzen. Also bei manchen der sehr einfachen Haengebruecken ging einem schon die Muffe. Aber hey, war nicht tief und nicht sehr kalt… also haett mans auch ueberlebt. Und der Abstieg auf der anderen Seite des Berges gab den Blick frei in das Tal mit Wachspalmen. Ueber 60 Meter hoch und bis zu 200 Jahre alt stehen sie dort an den Haengen, die mit gruenen Wiesen bewachsen sind. Ein paar Kuehe sind auch dazwischen. Eine Ruhe ist das dort… das beste Mittagspicknick das ich seit langem hatte.

Und weil ich mich durch die Buchung eines Fluges – mehr dazu am Ende – etwas unter Zeitdruck gesetzt habe, gings direkt weiter nach Medellin. Also die Stadt hat mich echt positiv ueberrascht, obwohl auch recht gross und mit der nicht allerbesten Reputation, ist es hier sauber, lebhaft, fast kaum gammelig (gut, auch hier gibt es Armut auf den Strassen, aber gefuehlt weniger), sehr sehr gruen, sehr entspannt und vor allem warm 🙂
Und weil Botero aus dieser Stadt kommt, hat er ihr sehr viele Werke uebergeben, die nun ueberall in der Stadt und ganz konzentriert auf dem Plaza Botero rumstehen.

So, und morgen muss ich meine Erkundungen der Stadt erst mal auf Eis legen, weil ich an die Pazifikkueste fliege. Dort gibt es ein paar Orte, die nicht an irgendein Strassenverkehrsnetz angebunden sind und somit nur per Boot (ca. 20 Stunden von einem Ort aus, der nicht unbedingt auf der Hauptreiseroute liegt und unregelmaessig) oder eben per Flug (ganze 40 Minuten von Medellin aus) erreichbar ist. Und ausserdem gibts dort Dschungel, den ich schon etwas vermisse sowie ist gerade die Zeit der Walwanderungen. Und diese grossen Tiere soll man angeblich dort vom Strand aus bewundern koennen, wenn man denn Glueck hat. Wir werden sehen, ob mir das Glueck hold ist. Ich werde berichten. Jetzt ist erst mal Funkpause, weil da ist es eben abgeschieden und nix mit Internet im Hostel.

Geschichte Geschichte Geschichte – Kapitel: Alte Kolonialstaedte

So, und hier die Aufloesung. Nach Santa Marta hat es mich nach San Gil verschlagen, dem naechstgroesseren Ort touristischen Interesses und lockere 13 Stunden entfernt (dieses Land ist einfach riesig). Also, da 13 Stunden Busfahrt sehr sehr lang sind, habe ich den Nachtbus nach Bucaramanga genommen. Der war gar nicht mal so schlecht, ausser dass man sich natuerlich den Ars… abgefroren hat dank der ausgekluegelten Klimaanlagentechnik. Aber mein Schlafsack hat mich warm gehalten. Und in Bucaramanga habe ich dann in den Bus nach San Gil gewechselt. Der Tag hat schon begonnen und so konnte ich mich der wunderbaren Landschaft erfreuen, die diesen Teil der Strecke ausmachen. Es geht am tiefsten Canyon Kolumbiens vorbei. Der war schon beeindruckend, aber irgendwie recht weit und sah gar nicht soooo tief aus. Und ausserdem fuhr der Bus auf der recht kurvigen Bergstrecke doch recht abenteuerlich, so dass mir gehoerig uebel geworden ist und ich keine Fotos schiessen konnte. Ihr verzeiht mir hoffentlich.

Angekommen in San Gil erwartete mich – an einem verregneten Sonntag – erst mal nicht viel. Die Stadt sah ganz nett aus, aber nicht viel los. Ich musste ein bisschen an die Staedte im Harz denken, zu DDR Zeiten – etwas trist, ein paar zerfallene Haeuser, aber immer einen schoenen Marktplatz… sorry. So habe ich dann erst mal Schlaf nachgeholt. Aber der naechste Tag mit wunderbarem Sonnenschein hat alles zutage gefoerdert, was die Gegend und die Stadt bietet. San Gil ist wunderbar gelegen inmitten von Bergen – das aeussert sich auch in sehr sehr steilen Strassen inmitten der Stadt. Die Stadt ist lebendig, und hat viele alte Gebaeude zu bieten. Insbesondere die Kirche ist sehr beeindruckend.

Und was macht man in San Gil so? Also hauptsaechlich bekannt ist es fuer Abenteuerkram – Rafting (Wasser zu kalt), Paragliding (nee, das geht mir zu hoch), Fahrradtouren (das geht mir dann wieder zu steil runter, ganz abgesehen davon, dass ich nicht wieder hoch komm), Pferdetouren (ich habs versucht, gab leider nicht genug Interessenten) und Flora und Fauna der Gegend zu Fuss erkunden (genau meins). Dazu bot sich als erstes der lokale botanische Garten an, in dem ich einen wundervollen gruenen Schmetterling entdeckte.

Und dann die ganz klassische Besichtigung des nahegelegenen Ortes Barichara. Hier zeigen sich die Kolonialbauten in voller Pracht wunderbar eingebettet in die Berge. Weisse einstoeckige Haeser mit schoenen Holzfenstern und -tueren. Schoener Marktplatz, gepflasterte Strassen. Alles noch sehr original erhalten und sehr sehr entspannt.

Und von dort ging es per Wanderung auf dem Historischen Wanderweg Camino Real, der von einem Deutschen vor 200 Jahren angelegt wurde, nach Guane. Und den hab ich nicht allein gemacht, sondern mit zwei Spaniern, David und Eduardo, die ich in Barichara getroffen habe, sowie Wladimir – einem unglaublich lieben Hund, der uns einfach so die ganzen zwei Stunden den Weg gefolgt ist, mit uns Pause gemacht hat, was von unserem Wasser und Essen abbekam und den wir dann Wladimir getauft haben. Da er nicht in den Bus mit zurueck durfte, hoffe ich mal, dass er den Weg auch allein wieder zurueck gefunden hat…

Und neben der schoenen Landschaft gabs auch wieder Tiere zu sehen. Wer genau hinsieht, bemerkt, dass der Schmetterling teilweise transparent ist… Ist das nicht cool?

Ok, die Ameisen, die ihr dort seht, waren nicht mehr am Leben. Sondern knackig fritiert und zum Essen gedacht – eine lokale Spezialitaet. Die haben den wunderbaren Namen Hormigas Culonas – auf Deutsch: Fettarschameisen 🙂 Ich denke, man erkennt warum. Und man soll sich ja den lokalen Spezialitaeten oeffnen. Ich habs also probiert. So schlecht waren die jetzt nicht. Ein bisschen wie Popcorn, mit nur nicht ganz so viel weichem Anteil…

Und der Zufall fuehrte mich dann zu meinem naechsten Ort. In Barichara traf ich Patricia, Norberto und Familie, die ein Hostel in Socorro, nur ca. 30 Minuten von San Gil entfernt, besitzen. Und ich hatte vorher schon von Socorro gehoert und die beiden waren so nett, dass ich einfach dann dort hin gefahren bin. Der gewoehnliche auslaendische Tourist verbringt, wenn ueberhaupt dort, einen Tag (es sind ganze 3 Zeilen im Lonely Planet, also nicht zu viel Werbung), so dass ich dort in meinen zwei Tagen keine anderen Auslaender gesehen habe. Kolumbianische Touristen gab es ein paar. Und Socorro ist sehr schoen, wieder weisse einstoeckige Haeuser, gepflasterte Strassen, wunderbarer Marktplatz mit Kirche… Und fuer die Kolumbianer ist dieser Ort von besonderer Bedeutung, da hier die Wiege des Unabhaengigkeitskriegs von Spanien liegt. Und alles auch sehr schoen bei Nacht.

Und in meinem Hostel in Socorro habe ich einen unglaublichen Familienanschluss gehabt. Patricia und Norberto haben sich wunderbar gekuemmert. Es gab Stadtfuehrung, Begleitung in die besten aber sehr guenstigen Restaurants fuers Mittag, Stadtrundfahrt bei Nacht – hauptsaechlich weil Juan Pablo, der zweijaehrige Sohn von Tochter Claudia am besten beim Autofahren einschlaeft… sind doch ueberall auf der Welt gleich die Kinder. Ich bin mit auf die Familienfinca der Familie von Tochter Claudia gefahren und habe dort weitere nette Menschen kennengelernt. Unter anderem die Kleine unten auf dem Bild, deren Namen ich leider vergessen habe. Sehr interessant war, wir konnten uns nicht verstaendigen. Sie hat genuschelt (gut, mein Problem), aber vor allem hat sie mich ueberhaupt nicht verstanden. Waehrend die Erwachsenen mit meinem Akzent umgehen koennen, koennen es Kinder offensichtlich nicht… Sie hat jedesmal die Erwachsenen um Uebersetzung meines Spanisch gebeten… Das Konzept von ich bin Deutsch und habe eine andere Sprache und daher klingt mein Spanisch komisch war ihr auch vollkommen fremd, obwohl sie ja englisch in der Schule lernt – wir haben besser auf englisch kommunizieren koennen… Spannend, interessant, merkwuerdig, nachdenkenswuerdig!
Jedenfalls es war wunderbar. Wer also in Socorro ist, sollte unbedingt im Hostal und Museum La Clementina vorbeischauen. Hier gehts zur Facebook Seite: La Clementina

Als letzte Kolonialstadt stand Villa de Leyva auf dem Programm. Dazu musste ich den Bundesstaat wechseln und 4 Stunden Busfahren. Villa de Leyva ist vom Stil her aehnlich, bietet jedoch den groessten Marktplatz, den man sich vorstellen kann. Und man kann hier auch wieder die Natur rundum herrlich erkunden. Diesmal mit Pferd, allein mit Guide, weil auch hier kaum andere Touristen unterwegs waren.

Und zu sehen gibts dabei wunderbare natuerliche Pools, unglaubliche Landschaft und auch Architektur.

Und da habe ich auch weitere Freunde gefunden:

Und man kann so viel mehr hier tun. Zum Beispiel zu naehegelegenen Wasserfaellen fahren und die Natur dort geniessen…

An meinem letzten Tag ging es mit einer Hostelbekanntschaft auf grosse weite Entdeckungstour. Es wollte die Lagune Iguaque im gleichnamigen Nationalpark erkundet werden. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn die Lagune liegt auf lockeren 3600 Metern Hoehe, Villa de Leyva „nur“ auf 2100. Mit dem Bus also hoch auf 2700m und dann wurde losgestiefelt. Das war schon sehr anstrengend – ein 11 Stundentag, viel gelaufen, ein bisschen gefroren da oben… Aber es hat sich gelohnt, denn unglaubliche Landschaftsbilder haben sich aufgetan. Und die Lagune war dann nur noch das Tuepfelchen auf dem i.

Und auch hier gabs neben der unglaublichen Natur natuerlich wieder einige Tiere zu sehen.

So, und nach so viel Natur, Entspannung und Ruhe ist mein naechstes Ziel Bogota – Grossstadt, Verkehrschaos, Smog, KALT!!! Der naechste Artikel wird dies ausfuehrlicher beleuchten.

Verlorene Stadt – Lost City – Ciudad Perdida

Gross angekuendigt, soll es dann hier auch der Bericht ueber meinen Trek zur verlorenen Stadt zeitnah folgen.
Also erst mal ein paar Worte zur Organisation des Treks. Es gibt einige Agenturen, die diesen Trek anbieten und die in den verschiedenen Reisefuehrern empfohlen werden. Aber seit Anfang August hat sich hier einiges geaendert. Da die verschiedenen Agenturen natuerlich in Konkurrenz zueinander standen, war die Organisation der Treks oft suboptimal. Gruppen der einzelnen Agenturen waren nicht voll, auf dem Trek selbst gab es wohl hin und wieder auch Aerger, welche Gruppe nun welche Unterkunft bekommt, Guides mopsen die von den vorausgehenden Helfern im Busch hinterlegten Fruechte einer anderen Gruppe… Um all diese Probleme zu loesen – und sicher auch das beste fuer die Natur und die Bewohner (viele Bauern (ehemals Coca und Marihuana, nun zumindest nicht mehr direkt an den Wegen des Treks…) und indigene Bevoelkerung) der zu durchlaufenden Gegenden herauszuholen, wurde eine neue Agentur gegruendet, die alle Treks zur verlorenen Stadt organisiert und die Kundschaft der einzelnen Agenturen zu Gruppen zusammenfasst.
Schon immer hat der Trek bei den Agenturen das gleiche gekostet, nun kann man sich auch sicher sein, das gleiche fuer den Preis zu bekommen. Eine Besonderheit ist, dass man entscheiden kann, ob man den Trek in 4,5 oder 6 Tagen machen moechte – je nach persoenlicher Fitness und Geschmack. Und egal, fuer was man sich entscheidet, es sind immer 600.000 Kolumbianische Pesos faellig (ca. 330 US$).
Also, da ich nicht der fitteste und sowieso eher gemuetliche Typ bin und man ausserdem noch alle seine Sachen (also Klamotten, kein Essen Gott sei Dank) schleppen muss, habe ich mich fuer die 5-Tages-Tour entschieden – eine gute Wahl. Auch beim Packen meines Rucksacks habe ich mich an die weisen Worte des Masters of Ultralighttrekking erinnert und tatsaechlich den kleinsten Rucksack gehabt und halbwegs problemlos schleppen koennen sowie nichts vermisst. Danke Thomas!!

Also, los ging es nach dem Aufsammeln meiner Gruppe (5xdeutsch, 2xfranzoesisch, 2xtschechisch) mit dem Auto ca. 2 Stunden mitten ins Nichts – dem Anfang der Tour. Dort wurde sich noch mal gestaerkt, und wers noch nicht getan hatte, durfte seinen Rucksack mit diversen Plastiktueten regenfest machen. Denn es ist Regenzeit, und da regnet es oefter mal am Nachmittag.
Und dann gings los. 600 Hoehenmeter am Stueck, nach dem Mittag, und ziemlich steil bergauf… Puh… also wenn das so weiterginge… Aber die Landschaft drumherum – Atemberaubend!!!


Und die vielen Fluesse haben den weiteren Vorteil, dass man darin ein Bad zur Abkuehlung nehmen kann – und um den groebsten Dreck wieder zu entfernen.

Uebernachtet wurde in der ersten Nacht in Haengematten. Nach so einem Tag kann man darin sogar ganz gut schlafen. Und wenn einen dann solch ein Sonnenaufgang erwartet…

Auch Tag zwei ging wieder viel bergauf, und auch immer wiedermal steil bergab (wer hat sich denn sowas ausgedacht – da muss man auf dem Rueckweg doch dann wieder hoch???). Und es stand viel lernen ueber Kultur auf dem Programm. Denn an diesem Tag sind wir an einem Dorf der indigenen Bevoelkerung des Stammes Kogi vorbeigekommen sowie hatten am Abend die Moeglichkeit mit einem der eher wenig redseligen, sehr schuechternen Kogi zu sprechen.

Grundsaetzlich muss ich hier sagen, dass das ganze eher wie ein Zoobesuch war. Die Kinder und auch Erwachsene waren auf das Bekommen von Suessigkeiten trainiert (und man stelle sich vor, dass da mehrere Gruppen jeden Tag vorbeilaufen) im Gegenzug fuer Fotos.. . eher unschoen, aber wenn sie da nun mal stehen…

Das Dorf im Hintergrund wird uebrigens nur fuer Versammlungen benutzt. Die Familien wohnen eigentlich auf Fincas und kommen nur zu den Versammlungen ins Dorf. Und an den Versammlungen nehmen auch nur die Maenner teil. Und zwar auch nur die, die ueber 18 sind. Erkennbar sind die daran, dass sie diese Kalabasse haben, wie auf dem 2. Bild. Wird dem nun Erwachsenen vom Shamanen ueberreicht. Darin befindet sich eine Paste aus Wasser und Muschelkalk. Zusammen mit dem Speichel vom Kauen der Coca-Blaetter, die mit Hilfe des Holzstaebchens ganz langsam nach und nach aufgetragen wird, ergibt das diese gelbe Erweiterung am oberen Rand der Kalabasse. Das ist fuer jeden ein ganz individuelles Tagebuch…

Abgesehen von der Zoo-Atmosphaere, sind die 4 dort lebenden indigenen Gruppen auch grundsaetzlich weniger erfreut, dass so viele Touristen durch ihre Gegend ziehen und dann auch noch die heilige Staette Verlorene Stadt besuchen. Aber wie das mit indigenen Voelkern in der heutigen Zeit ist, auch diese haben sich dem modernen Leben angepasst (einige haben sogar Haendies, obwohl es da oben nur an einigen wenigen Stellen ueberhaupt Empfang gibt und man sich lokal eher mit einem Walki-Talki-System unterhaelt). Und die Verlockungen von Geldleistungen fuer jeden Touristen, kostenlose medizinische Versorgung, weitere Leistungen, wenn sie dem Anbau von Coca abschwoeren etc. haben die Geister beruhigt und der Touristenstrom fliesst… Nicht alle Indigenen machen das jedoch mit – so gab es bis vor ca. 8 Monaten eigentlich einen anderen Weg, um etwas einfacher zur Verlorenen Stadt aufsteigen zu koennen, aber da gibt es gerade Knatsch zwischen Regierung und Bevoelkerung, so dass der erst mal nicht mehr begangen wird…

Gut, hier dann auch wieder viel gelernt, insbesondere, dass Zoobesuche unschoen sind…

Tag drei dann der Aufsteig auf 800m und Entspannung am Nachmittag um dann am fruehen Morgen von Tag 4 den finalen Aufstieg ueber 1200 Treppenstufen mitten im Wald anzugehen. Vorher lag noch eine Flussdurchquerung an… und wer sich den Fuss verknackst hatte, der hat eine extra komfortable „Mitfahrgelegenheit“ bekommen. Der Rest musste durchs kalte Wasser *baeh*.

Meine Guete war das anstrengend. Aber 3 Stunden durch die Ruinen der 1300 Jahre alten Stadt zu laufen und ueber Aufbau, Struktur, Riten etc. zu lernen, war schon sehr sehr spannend.

Also, die Stadt – Teyuna von den Indigenen genannt – war heiliger Ort, Versammlungsort, Wohnort der Alten und Kranken in einem. Die Shamanen halten hier – auch heute noch – ihre Riten ab. Die meisten Indigenen wohnten und wohnen jedoch weit verstreut in den Bergen und kommen nur fuer besondere Ereignisse und Stammesversammlungen. Mit den Spaniern kam dann auch der Untergang, so dass ab 1650 die Stadt verlassen war und der Wald wieder uebernommen hat. Die Indigenen haben die Stadt nie vergessen, die Bauern der Gegend schon, man wusste nur, dass es da irgendwo heilige Graeber mit Goldbeigaben etc. gab. Um 1974 wurde die Stadt dann von ein paar boesen Jungs auf der Suche nach dem Gold und Anbaugebieten fuer Coca wieder gefunden – die haben aber natuerlich nix zu Behoerden gesagt. Und die Stadt waer wahrscheinlich bis heute verloren, wenn sich die boesen Jungs nicht gegenseitig umgebracht haetten und einer dann einen Mord an seinem Freund bei den Behoerden angezeigt hat – das war 1976. Derjenige hat dann als Belohnung quasi, die anfaenglichen Expeditionen und Ausgrabungen organisieren duerfen und wurde dafuer von der Regierung bezahlt… Seit 1984 wurde die Stadt dann dem Tourismus geoeffnet, der aber natuerlich sehr beschraenkt war. Erst seit ein paar Jahren gehts so richtig ab mit dem Tourismusstrom, so dass die Infrastruktur fuer Uebernachtungen verbessert wird etc. Die kolumbianische Regierung hat einige Plaetze restauriert. Weitere Ausgrabungen und Suche nach praecolumbianischen Gold- und Keramikgegenstaenden wurden allerdings in Absprache mit den Indigenen eingestellt.

So, und dann gings am Nachmittag und Folgetag den ganzen Weg wieder zurueck – runter rauf runter durch Fluesse wieder rauf leichter Regen gutes Essen schlafen noch mehr rauf und etwas runter einmal noch mal steil rauf und dann gaaanz weit runter bei bestem Wetter und in Rekordzeit.

Und dann war die Plackerei vorbei, man freute sich am Erlebten und hat nun ganz viele Erinnerungen (gerade auch an die vielfaeltige Tierwelt – mein Steckenpferd ;-))

Nebenbemerkung: groessere Tiere sieht man eher selten, weil erstens zu viele Menschen zu viel Krach machen und zweitens der so naturverbundene Indigene insbesondere die Affen doch lieber mit Pfeil und Bogen abschiesst, als sich an seiner Praesenz zu erfreuen und die Natur zu verehren…

Und dann gabs 2 Tage fetten Muskelkater, der in Santa Marta bei angenehm heissen Temperaturen auskuriert werden konnte.
Aber Santa Marta hat sich als Ueberraschung fuers zurueckkommen auch noch mal was einfallen lassen und versunkene Stadt gespielt. Ein wohl sehr heftiger Regenschauer kurz vor Ankunft hat die Kanalisation ueberfordert und alle Strassen geflutet. Von nur 20 cm bis Kniehoehe war alles dabei. Da bekommt man auf den letzten Metern noch mal richtig nasse Fuesse.

Und ein bisschen was gelernt haben wir auch noch. Ich habe naemlich noch das Anwesen besucht, in dem Simon Bolivar die letzten 11 Tage seines Lebens verbracht hat. Da ist das Haus zu sehen in dem er starb sowie ein huebscher Garten mit allerlei lustigem Getier. Simon Bolivar ist sowas wie ein Staatsheld, weil er einer der Initiatoren der Aufstaende gegen die Spanier war, die dann 1819 die Unabhaengigkeit von Grosskolumbien (Kolumbien und 4 umliegende Laender) einleiteten.

Die folgenden Tage wurden also fuer Erholung, Entspannung und weitere Planung benutzt. Ergebnisse der Planung dann im naechsten Bericht.