Uruguay – Ushuaia: 2,5 Wochen auf groesstenteils untouristischen Pfaden

So, beim letzten Artikel ueber meine Reiseabenteuer war ich in Uruguay. Seitdem sind – oh – inzwischen mehr als 4 Wochen vergangen. Also, da ist einiges passiert. Die Ereignisse der letzten fast zwei Wochen habe ich ja nun schon erlautert. Hier widme ich mich also dem Weg dorthin – von Colonia in Uruguay nach Ushuaia in Argentinien, der suedlichsten Stadt weltweit.

Zuerst einmal war es gar nicht so einfach, aus Uruguay wieder zurueck nach Buenos Aires zu kommen. Faehrticket gekauft, eingecheckt, alle Formalitaeten der Ausreise aus Uruguay sowie der Einreise in Argentinien erledigt und dann gewartet… und gewartet… und gewartet… Bis dann klar war, es gab einen Streik der Hafenmitarbeiter, die mal eben einfach den Zugang zum Schiff verstellt haben. Waren auch nur ein paar Hanseln, aber es war effektiv genug, um 6 Stunden im Faehrterminal rumzusitzen und nicht zu wissen, wann es weiterging.

Zurueck und raus ging ja auch nicht so einfach, weil man war ja schon ausgereist. Naja, irgendwann hats dann doch geklappt, nur waren dann alle Busse zu meiner naechsten Destination, Puerto Madryn, weg. So dass ich noch eine Nacht bei meinem Couchsurfing Host verbrachte und dann am naechsten Tag frisch gestaerkt die naechste 20 Stunden Busfahrt in Angriff nahm. Schon kurz nach der Stadtgrenze von Buenos Aires zeigte sich die „vielfaeltige“ Natur, die sich locker die naechsten 3000 km gen Sueden nur in Nuancen veraenderte.

Aber erst mal Puerto Madryn, Ausgangspunkt fuer Touren auf die Halbinsel Valdez und weitere Nationalparks wo man Kormorane, Guanacos (eine Form von Lama), Nandus, Guerteltiere, Seeloewen, Seeelefanten und PINGUINE sehen kann. Und ich habe gesehen 🙂 und mich ganz doll gefreut.



Ausserdem war es so schoen und ruhig und entspannt, dass ich doch direkt ein paar Tage auf der Halbinsel auf dem Campingplatz direkt am Strand gezeltet habe.

Ausserdem hatte ich so Zeit, die naechste Zeit zu planen, denn ich wollte langsam und gemuetlich die Route 3 bis zum Ende der Welt. Und da es auf diesen 1700km touristisch kaum (bezahlbare) Infrastruktur herrscht, weil die meisten entweder direkt durchfahren (ueber 30 Stunden Busfahrt) oder gleich fliegen, habe ich ein paar Couchsurfing-Anfragen geschrieben und direkt sehr viele nette Einladungen bekommen.

Angefangen habe ich in Comodoro Rivadavia, einer recht grossen Stadt, die davon lebt, dass hier Oel und Gas gefunden wurde. Ansonsten gibt es eigentlich nix. Zwei kleine Museen sowie einen wunderbaren Strand und ein kleines Naturreservat in Rada Tilly, nur ein paar Kilometer entfernt. Wenn die Sonne scheint und der Wind nicht geht, alles total super. Aber wenn der Wind losgeht… es ist ja alles halbe Wueste aussenrum… da bekommt man sehr schnell ein ungeplantes Hautpeeling und muss sich arg dagegenstemmen, um nicht weggefegt zu werden.

Jedenfalls hatte ich zwei wunderbare Tage bei Lucas, der mich ueberall rumgefuehrt hat und mir gezeigt hat, wie es sich so lebt, so vollkommen ab vom Schuss. Und ausserdem hat er meine letzten Bedenken zerstreut, was das – Achtung Eltern, am besten nicht weiterlesen – Trampen angeht. Er fand, dass Busfahren vollkommen unnoetige Geldverschwendung ist, wo Trampen so einfach ist, und ich hatte mir eh ueberlegt, dass in der Gegend, die auch von anderen Reisenden schon als aeusserst sicheres Trampergelaende bezeichnet wurde, es spannend sein kann, die Menschen der Gegend besser kennenzulernen. Und wie geht das besser, wenn man stundenlang durch recht unveraenderliche Natur faehrt – win win fuer beide, keine Langeweile fuer den Fahrer und viele Einsichten in das dortige Leben fuer mich. Und so habe ich mich ueberzeugen lassen, und es war eine sehr gute Idee. Lucas brachte mich frueh morgens zu der Kreuzung, an der alle gen Sueden vorbeimuessen. Und schon 10 Minuten spaeter sass ich bei Juan Carlos vorne in seinem Kleinlaster/Kuehlwagen. Juan Carlos kommt aus einer laendlichen Gegend und hat mir waehrend der Fahrt erklaert, welche der hier vorkommenden Tiere man denn so essen kann. Und das Fazit war, eigentlich alle. Guanacos und Nandus ok, aber die Guerteltiere??? Zumindest stehen die Meerschweinchen hier nicht auf der Speisekarte.
Sein Job ist es uebrigens, einige kleinere Laeden in der „Gegend“ mit Waren zu beliefern. Dazu faehrt er jeden Tag bis zu 800km, einfach so. Einmal quer durch Deutschland. Auf die Idee wuerde in Deutschland keiner kommen.

An diesem Tag jedenfalls musste er vor meinem naechsten Wunschstop abbiegen und liess mich an der Kreuzung raus. Mitten im nichts, aber andere Dinge gibts da ja auch nicht. Und wieder gerade mal 10 Minuten gewartet, hielten Hector und seine beiden Soehne Kevin und Brian. Die kamen gerade von dem Sommerurlaub bei den Grosseltern in Cordoba und wollten nach Hause nach Rio Grande auf Feuerland – fast 4000km in 1,5 Tagen. Kevin sprach hervorragendes Englisch und wollte weiter ueben und wir haben viel ueber die Unterschiede im Schulsystem, zwischen den Laendern uns so weiter gesprochen. Hector und Familie haben mich dann auch direkt bis zu meinem Bestimmungsort, dem Campingplatz in Puerto San Julian gebracht. Dort habe ich dann mein Zelt mit Meerblick aufgeschlagen und schon mal ein paar der dort ansaessigen Tonino-Delfine gesichtet. Nach einem kurzen Stadtrundgang hatte man dann aber auch alles gesehen, aber es war einfach ein sehr schoener und gemuetlicher Ort.

Fruehstueck dann wieder mit Tonino-Beobachtungen. Und gegen Mittag dann auf zur naechsten Runde Trampen nach Rio Gallegos. Alfredo Emilio war nicht ganz so gespraechig, aber freute sich ueber Bespassung, da auch er eine aehnlich lange Fahrt wie Hector, nur eben alleine, in einem Rutsch absolvierte.

In Rio Gallegos traf ich dann Francisco, meinen naechsten Couchsurfing Host. Bei ihm angekommen, kamen direkt die ersten Freunde von ihm. Und weil es in Argentinien keine soziale Zusammenkunft ohne Mate gibt, gab es auch hier Mate, viel Mate, weil viele Freunde kamen und auch lange blieben. Es wurde abends gekocht, und Leandro, ein Freund von Francisco bot sich an, mir am naechsten Tag die Stadt zu zeigen. Als Lehrer in den Sommerferien hatte er Zeit. Und weil Francisco ein grosser Fan von Deutschland ist, und seine Freunde ebenfalls, habe ich mich angeboten, am naechsten Tag gutes deutsches Essen zu kochen und alle dazu eingeladen.

Also am naechsten Tag die nicht sehr zahlreichen Sehenswuerdigkeiten von Rio Gallegos angeschaut, schoen nen Kaeffchen getrunken, viel ueber das Leben dort unten erfahren – hier ist es noch windiger, als in Comodoro Rivadavia, und auch wenn man schon sehr lange dort wohnt, an den Wind gewoehnt man sich nie. Und es ist noch weiter ab vom Schuss, aber die Menschen sind so unglaublich freundlich…

Und das Abendessen war so was von lecker und ein voller Erfolg. Es gab falschen Hasen, Rotkohl – selbst gemacht, ich hab voll vergessen wie einfach das geht und wie lecker das ist – und Salzkartoffeln.

Am naechsten Tag haben wir alle dann noch einen Ausflug an einen nahegelegenen Fluss unternommen. Eigentlich sollte es ja zu einer Lagune gehen, aber da ein paar Arbeiter mitten auf der Strasse gestreikt haben und man dann nie weiss, wann man da durch kommt, haben wir umdisponiert. Und bei herlichstem Sonnenschein ganz ohne Wind haben wir einen beschaulichen Nachmittag verbracht und… ja was wohl… ganz viel Mate getrunken.

Und dann musste, oder wollte ich auch weiter. Naechstes Tagesziel Feuerland. Da man dazu mal eben rueber nach Chile muss, die Magellanstrasse ueberquert mit einer Faehre und dann noch mal ne Grenzprozedur wieder zurueck nach Argentinien durchmachen muss, habe ich den bequemeren Bus gewaehlt. Dummerweise streikten die Arbeiter vom Tag zuvor immer noch, so dass die Fahrt direkt mit zwei Stunden Warten begann. Aber dann gings los durch immer gleichbleibende Landschaften 🙂 Ueber den Grenzuebergang nach Chile hatte ich schon viel gehoert, und alles hat sich bewahrheitet. Chile versucht mit allen Mitteln, diverse Schaedlinge, die sich in Fruechten und Fleisch verstecken, aus dem Land zu halten und daher wird alles seeeeeehr genau untersucht, was man so mit sich rumtraegt. Und das dauert…… Aber auch das hat man nach zwei Stunden warten, Taschen durchleuchten, Hundeschnueffeln, Stempel dann doch noch mal abholen etc ueberstanden. Und in Rio Grande traf ich dann Hector wieder, bei dem ich eine Nacht uebernachtet habe, um am naechsten Tag dann endlich nach Ushuaia …. ganz ueberraschend… gefahren zu werden. Die 200km sind mal locker keine Distanz und Hector hat es sich nicht nehmen lassen, nach einer ausgedehnten Stadtrundtour durch Rio Grande sowie Stopp unterwegs in Tolhuin mich persoenlich hinzubringen.

Und dann war ich da, in der suedlichsten Stadt weltweit, oder auch dem Ende der Welt, wie sich Ushuaia Marketing-wirksam nennt. Und schoen ists da. Und die Landschaft hat sich doch tatsaechlich veraendert. Hier gibts neben Wasser, dem Beagle-Kanal, auch Berge mit Schnee und sogar Gletschern.

Sowie einem wunderschoenen, entspannten Nationalpark wo tatsaechlich die Welt aufhoert, am Ende der Routa 3, ganze 3079km von Buenos Aires entfernt. Hier kann man dem aus Kanada eingefuehrten, und nun als Plage bezeichneten, Biber beim Hausbau zusehen, dem Fuchs Gute Nacht sagen und dann im Refugio (einer Huette) bei waermendem Feuer und selbst geroesteten Wuerstchen (ach wie erinnerte mich das an Makara im Moekki, Frau Weber, Mareike, Bengt…) gemuetlich einschlafen.

Und wie es dann weiterging wisst ihr ja inzwischen… kein Wort mehr darueber 🙂

Und jetzt bin ich in Santiago de Chile. Darueber dann beim naechsten Mal mehr. Bis dahin alles Liebe!

Once in a lifetime der besonderen Art!

Hallo ihr, nun mal wieder etwas von mir.
Als letztes schrieb ich ja von meiner geplanten Reise in die Antarktis, nach South Georgia und den Falklandinseln. Tja, das war wirklich ein einmaliges Erlebnis, nur leider nicht im Ansatz so wie gedacht. Also schon vor dem Auslaufen wurden wir informiert, dass sich da so ein kleiner Sturm auf dem Weg in Richtung Antarktis zusammengebraut hat, aber laut den Vorhersagen nichts wirklich schlimmes. Und da es in der Gegend oefter etwas windiger zugeht, war man ja auch auf etwas Schaukeln eingerichtet. Dummerweise hat sich der Sturm gedacht, wenn, dann richtig, so dass es wirklich arg geschaukelt hat, inklusive aus dem Bett fallen des Nachts. Aber bis dahin wars alles noch ganz lustig. Nur dann, dann kam sie, die Monsterwelle. Und die war etwas staerker und hat es geschafft, hinten im Schiff in der Lounge in der dritten Etage etwa 3 cm dicke Fenster zu zerbrechen. Und da hat dann der Kapitaen entschieden, mit kaputten Fenstern ist das alles dann doch zu gefaehrlich und ist umgekehrt.

Dummerweise mussten wir auch dann wieder durch den ganzen Sturm zurueck, so dass wir insgesamt ca. 18 Stunden arg im Boot geschaukelt sind. Das war alles ganz schoen heftig, aber es ist gluecklicherweise niemandem etwas passiert. Nur danach gings dann eben nicht wieder los, so dass die ganze Geschichte fuer mich ins Wasser gefallen ist. Mir war auch nicht danach auf einem anderen Schiff einfach wieder los, insbesondere weil auch die Touren alle anders waren, ich auf die Riesenpinguine haette verzichten muessen und sowieso. Aber den verpassten Pinguinen, Walen, Delfinen, Eisbergen und so trauere ich schon sehr nach.

Jedenfalls habe ich dann den von der Reederei angebotenen Charterflug nach Buenos Aires in Anspruch genommen und noch ein paar Tage auf deren Kosten in Buenos Aires entspannt, ein paar Plaene ueberarbeitet und bin dann schon frueher als geplant nach Santiage de Chile gefahren, wo ich jetzt die Zeit mit einer Freundin und deren Familie geniesse. Und bald gehts wieder in den Sueden und dann wird der chilenische Teil Patagoniens erwandert.

Aber ich schulde Euch ja noch ein paar Details, was alles so vor dem Schiff passiert ist. Das kommt dann gleich im naechsten Artikel nach.