Der Norden Chiles

So, hier kommt der naechste Nachtrag ueber meine kurze  aber wunderbare Zeit im Norden Chiles. Hauptziel war San Pedro de Atacama, aber dass es da so viel mehr wunderbare Orte gibt, hat mich positiv ueberrascht.
Los gings in Iquique. Die Stadt wurde vor ca 4 Monaten von einem starken Erdbeben durchgeruettelt, viele Menschen verloren ihre Haeuser, einige starben. Der befuerchtete Tsunami blieb aus, der haette die Stadt wohl so sehr zerstoert, dass man das Zentrum wohl nicht wiedererkannt haette. Und das Zentrum ist wirklich nett. Ein schoener Zentralplatz und alles sehr entspannt. Spaziergaenge an der Strandpromenade rundeten das Bild einer sehr entspannten Stadt ab. Und das viele und gute Essen, mit Bestandteilen hauptsaechlich aus dem Meer, rundeten das Bild ab.

Und dann San Pedro de Atacama, Ausgangspunkt fuer Touren ins Mondtal, zu Geysieren, einen salzhaltigen See, in dem man fliegen kann, und vielen weiteren Lagunen. Und da gerade Feriensaison fuer Chilenen war, gabs auch ganz viele nette Begegnungen und sogar Wiedersehen. Kurz nach der Ankunft morgens traf ich auf der Suche nach Unterkunft auf Rodriguo, Jorge, Eve und Sandra. Und weil auch sie Unterkunft suchten, schlossen wir uns zusammen. Zu fuenft kann man besser verhandeln als zu viert oder gar allein, insbesondere auch fuer die Touren, die wir buchen wollten. Zimmer war schnell gefunden, sogar zu akzeptablem Preis. Und fuer die Touren gabs auch ein guenstiges Kombiangebot. Und da standen wir dann am selben Nachmittag in der Agentur und wollten zum Salzsee, und der kleine Sandsturm im Dorf hat uns schon fragen lassen, ob es denn so angenehm sei zu baden mit dem ganzen Sand… da wurde uns dann auch schon mitgeteilt, dass alle Touren abgesagt sind. Gut, dann wird eben lecker gekocht und der Salzsee auf den naechsten Tag verschoben. Alles ganz entspannt in San Pedro. Und am Abend kamen auch noch Gabriel und Roman in San Pedro an, die zufaellig recht spontan auch ein paar Urlaubstage dort geplant hatten. Gabriel und Roman kenn ich aus dem Nationalpark Torres del Peine. Und als ich danach in Santiago war, habe ich auch Gabriel wieder getroffen, und nun wieder ganz im Norden. Zufaelle gibts auf dieser Welt. Jedenfalls haben wir die Abende in einer Bar mit viel Lifemusik und gutem Essen verbracht, die Tage bei Ausfluegen zu den Lagunen, Seen, in bergigere Regionen und natuerlich zu den Geysieren, die mir persoenlich am besten gefallen haben. Auf einer recht grossen Flaeche sprudelte, dampfte und blubberte es an allen Ecken und in vielen Blautoenen. Gerade zum Sonnenaufgang ein sehr faszinierendes Bild. Der Salzsee, das Mondtal und die Lagune, die die Berge spiegelt, waren natuerlich auch sehr interessant und huebsch anzusehen. Und im Salzsee habe ich mich wieder mal ueberwunden und bin ins eiskalte Wasser, um den Schwebeeffekt auszuprobieren, kurz, sehr kurz… und ja, man schwebt wirklich auf dem Wasser.



Und weil Roman und Gabriel mit Auto da waren und nach Antofagasta aufbrachen, bin ich doch mit. Antofagasta war zwar nicht geplant, aber Plaene sind da um geaendert zu werden. Und es hat sich gelohnt. Recht spaet abends angekommen, gab uns ein Freund von Gabriel noch eine naechtliche Stadtfuehrung um ein paar erste Eindruecke zu sammeln. Diese wurden dann tags drauf bei wunderbarem Wetter vertieft. Die Portada ist das Wahrzeichen Antofagasta und wirklich schoen anzusehen. Ein Felstor, den Wellen des Ozeans ausgesetzt. Die Wueste im Hintergrund… sehr schoen. Und auch die Innenstadt hat ein sehr angenehmes Stadtgefuehl vermittelt. Aber bislang war das ja in Chile ueberall der Fall. Ich muss also Gabriel und Roman sehr danken. Die Planaenderung war ein voller Erfolg.

Mein letztes Ziel in Chile hiess Arica. Als Stadt soll es ganz nett sein, und mit dem hoechstgelegenen See und einem Naturschutzgebiet in der Naehe auf jeden Fall einen Stop wert, so sagte man mir. Und so war es auch. Arica, kleiner und gemuetlicher noch als Antofagasta und Iquique, ebenfalls am Meer gelegen, hat ebenso eine wunderbare Innenstadt und viele freundliche Menschen zu bieten. Fuer den Nationalpark habe ich mir faulerweise eine Tagestour gegoennt, statt alles selbst zu organisieren. Von Null auf 4300m und wieder zurueck durch wundervolle gruene Taeler (keine Selbstverstaendlichkeit, denn Wueste herrscht vor), durch unwirkliche Ortschaften an unwirtlichen Orten, vorbei an schneebedeckten Vulkanen und natuerlich dem See, der tatsaechlich eine recht anstaendige Groesse hat. Ein anstrengender Tag, der sich aber voll gelohnt hat.

Und weils so anstrengend war, wurde erst mal ausgeruht fuer einen Tag um dann das Abenteuer Peru, diesmal etwas intensiver, anzugehen. Aber dazu dann mehr im naechsten Artikel in Baelde.

Nachtrag 1: Puerto Varas nach Santiago

Ok, ich bin etwas im Verzug. Verzeiht, aber das Reisen nimmt mich voll in Anspruch. Und hier in Bolivien gibts einfach kein gutes Internet…

So, aber nun will ich versuchen, alles aufzuholen, inkl. der Bilder.
Also, beim letzten ausfuehrlichen Bericht war ich in Puerto Varas, einer sehr deutschen Stadt im Sueden Chiles. Die Supermarktbesuche haben mir sehr gut gefallen, und man konnte so richtig deutsch kochen, inkl. Sauerkraut ausm Spreewald. Aber auch sonst hat Puerto Varas mir sehr gut gefallen. Die Landschaft ist sehr schoen, die Menschen nett, insbesondere die Familie, bei der wir untergekommen sind, hat sich sehr gut um uns gekuemmert. Damit wir auch richtig essen, gabs immer etwas vom Familienmittag ab, und auch vom Punsch und Pisco mussten wir probieren…

Danach gings weiter nach Valdivia. Die Stadt hat mir eher nicht so gefallen. Aber vielleicht lags am Regen. Jedoch ganz nah an Valdivia gibts einen kleinen Ort mit einer Essensmesse jeden Sonntag. Und die haben wir uns nicht entgehen lassen. Es gab die allerleckersten Empanadas ueberhaupt und mit allem, was man sich so vorstellen kann. Mit seafood die waren am besten, dann gabs noch Kaese, Krabbe, irgendein Algenzeugs, desweiteren leckere Fleischspiesse… also fuer jeden was dabei. Ein sehr bleibender Eindruck bei mir. Da laeuft mir auch jetzt noch das Wasser im Munde zusammen.

Als naechstes gings nach Villarica, nah am gleichnamigen Vulkan gelegen und auch hier wieder wunderschoene Landschaften, trotz etwas Regen. Aus Zeitmangel haben wir auf eine Vulkanbesteigung verzichtet. Gucken war auch schoen, und die flachere Landschaften aussenrum liessen sich einfach einfacher bewaeltigen.

Auf dem Weg nach Santiago, wo Dave seinen Fliege erwischen musste, lag Temuco. Hatten vorher nichts gehoert von, und es erwies sich auch eher als uninteressante Stadt. Aber durch unseren Couchsurfing Host sind wir doch noch in den Genuss eines klassischen Orchesterkonzerts des Staatsorchesters Chiles gekommen. Und das Regionalmuseum ist nicht schlecht. Denn Temuco liegt genau auf der Grenze, wo sich der spanische Norden und der eher indigene Mittelsueden (die Mapuche) trennen. Die Mapuche haben es geschafft, sich lange Zeit erst gegen die Inka und dann auch gegen Invasionen der Spanier zu erwaehnen. Erst recht spaet, 19. Jh, wurde das Land dann doch von den Einwanderern eingenommen. Aber man sieht hier, im Gegensatz zu grossen Teilen Chiles, noch eine lebende Kultur der Mapuche, mit eigener Sprache und Kleidung. Leider leben die heutigen Mapuche eher in Armut. Wie so viele indigene Staemme hier in Suedamerika.

Gut, so viel zum geschichtlichen. Weiter ging es dann also nach Santiago. Und wieder haben wir alte und neue Freunde besucht. Recht lange haben wir bei einem Reisefreund von Dave wohnen koennen und es gab Essen und Ausfluege nach Valparaiso und noch mehr Essen und Kultur. Felipe ist Filmproduzent, sein bester Freund ebenso, sowie Schauspieler und Musiker. So dass ich jetzt um eine DVD mit ihrem ersten Kurzfilm und eine Musik CD mit chilenischem HipHop reicher bin. Wir hatten eine sehr gute Zeit dort, jedoch musste Dave dann zum Flieger und ich weiter, wieder alleine…

Ruta 40 und Carretera Austral

Ja, ich weiss, wieder mal lange nicht gemeldet… was soll ich sagen…

Gut, beim letzten Artikel habe ich ja schon geschrieben, dass ich in El Calafate war, wo man den wirklich beruehmten Gletscher Perito Moreno sehen kann. Dies ist ein wirklich imposanter Gletscher und einer der wenigen, wenn nicht der einzige, der trotz Klimawandel waechst. Aber seht selbst.

Ansonsten hatte El Calafate nicht so viel zu bieten. Dass ich dort doch 6 Tage blieb, lag hauptsaechlich daran, dass ich auf meine derzeitige Reisebegleitung gewartet habe. David, ein Bekannter, den ich in Brasilien auf der Reise kennengelernt habe, hatte eine aehnliche Route vor sich, brauchte nur ein paar Tage laenger um dort anzukommen. Aber ich hab ja Zeit, und eine Reisebegleitung fuer meine weiteren Plaene – Richtung Norden entlang der Routa 40 und dann gen Chile auf die Carretera Austral – beides eher wenig befahrene Strassen, insbesondere ausserhalb der Hauptreisezeit, die schon etwas vorbei ist jetzt, sowie sehr eingeschraenkter oeffentlicher Nahverkehr der zum Trampen „zwingt“ – gibt mir ein besseres Reisegefuehl, auch der Sicherheit wegen. Also auf David gewartet und dann gings auch schon los. Getrampt nach El Chalten, einem kleinen Dorf mit angeschlossenen grandiosen Wanderwegen in wunderschoener Natur. Die Hauptattraktion ist Fitz Roy, eine Felsformation die den Torres del Paine doch sehr aehnlich sehen. Aber ganz anders natuerlich 🙂



Nach ein paar Wandertagen dort, gings dann weiter. Wir wollten nun ein ganz grosses Stueckchen gen Norden trampen, Ziel war der naechste offene Grenzuebergang nach Chile bei Los Antiguos. Und wir hatten Glueck, mit nur einer Uebernachtung zwischendrin und wirklich sehr kurzen Wartezeiten – wir trafen andere, die teilweise einen ganzen Tag gewartet haben und dann doch nicht mitgenommen wurden – und durch unglaubliche Landschaften

kamen wir in Los Antiguos an. Das liegt direkt am See Buenos Aires, der in Chile anders heisst und der zweitgroesste See Suedamerikas ist. Auch das Wetter spielte mit.

In Chile Chico, auf der Chilenischen Seite war uns das Glueck weniger hold. Kaum ein Auto, aber es war auch Osterwochenende, die erste Faehre, die auf die andere Seite fuhr, war wegen Ostern auch seit Wochen ausgebucht, also zwei Tage dort warten. Aber Maria und ihre kleine Herberge haben das Warten sehr angenehm gemacht.

Eine wunderschoene Ueberfahrt ueber den See und eine Busfahrt ueber schneebedeckte Berge spaeter landeten wir in Coyaique, der ersten etwas groesseren Stadt seit Wochen. Dort wollten wir eigentlich einen Tag oder zwei verbringen und dann weiter gen Norden. Aber es ergab sich, dass an genau dem Montag abend eine Faehre auf die Insel Chiloe losfuhr. Und da haben wir zugeschlagen. 30 Stunden auf einer Faehre durch die wunderschoenen Fjorde an der Kueste Chiles, zwei Uebernachtungen in teuren Herbergen gespart, das klang doch sehr ueberzeugend.
Und so haben wir uns nur am Nachmittag die Stadt angesehen, Einkaeufe erledigt, und sind dann zum Faehrhafen. Eine Buspanne spaeter – machte alles nix, denn statt gegen 23 Uhr, sollte sie erst gegen 2 Uhr nachts auslaufen. Es wurde dann 4 Uhr morgens. Aber da die Faehre halb leer war, hatte man genuegend Plaetze, um es sich gemuetlich zu machen. Und zwischendurch wurde immer wieder in kleinen Ortschaften mitten in der Fjordlandschaft angehalten, um Menschen und Autos und Gueter ein- und auszuladen. Es ist erstaunlich, wo ueberall Menschen leben. Und scheinbar nicht schlecht.

Auf der Insel Chiloe angekommen, ging es direkt nach Castro, der Hauptstadt. Eine gemuetliche Stadt und bekannt fuer gutes und billiges Seafood. Wir haben uns dann direkt auch ein sehr grosses Stueck Lachs fuer 2 Euro gegoennt und zubereitet.

Und die Insel ist auch bekannt fuer seine Bauten auf Stelzen, die sogenannten Palafitos, und seine Kirchen. Und alles ist schoen bunt.

Und dann gings auch schon zu einer zwei Tagestour in den Nationalpark auf der Insel. Eine schoene Wanderung zu einem Strand mitten im nichts. Dort gibt es nur einen Zeltplatz und eine Huette. Und weil Nebensaison ist, ist auch eigentlich kaum jemand da, zumindest mal kein Parkwaechter. Es war jedoch eine Schulklasse dort – was sich spaeter als grosses Glueck herausgestellt hatte -, die die Huette gemietet hatte, aber das Gelaende war so weitlaeufig, dass man davon kaum was mitbekommen hat. Und nach einem wunderbaren Abend mit Lagerfeuer und auf Campingkocker gekochter Suppe gings frueh ab ins Zelt. Und dann… fing es an zu regnen… und regnen.. und regnen… Mein Zelt hatte schon einige Regenfaelle gut ueberstanden, aber bis dahin war immer nur eine Person drin. Mit zwei Personen sah die Situation doch sehr anders aus. Jedenfalls wurde es etwas feucht innen. Und da auch am naechsten Morgen der Regen noch nicht aufgehoert hatte, mussten wir uns ueberlegen, was wir nun machen. Und hier kam die Schulklasse ins Spiel. Die verliess naemlich die Huette, und mit dem Lehrer haben wir dann den Deal geschlossen, dass er die Huette fuer uns – und zwei andere Camper mit aehnlichem Schicksal – auflaesst und der Parkleitung einfach unsere Namen mitteilt. Gesagt getan und einen tollen Tag am Strand und im Wald verbracht.

Denn gegen Nachmittag wurde es tatsaechlich wieder etwas schoener. Trotz etwas Regen in der Nacht machten wir uns dann am naechsten Tag auf den Rueckweg. Und der war noch mal anders, als wir uns das gedacht hatten. Der Weg verlaeuft teilweise direkt am Strand. Nur durch die fruehere Tageszeit, die wir den Weg antraten sah durch die Gezeiten alles anders aus. Der kleine Fluss, den wir auf dem Hinweg uebersprungen hatten, war nun ein sehr breites Gewaesser. Und es gab da diese Bruecke, aber wo war nur der Weg zu der Bruecke?? Nach etwas Abenteuer auf und ab und hoch und runter haben wir diese auch gefunden.

Und die Seekuehe haben uns auch noch Tschuess gesagt.

Ein paar sehr schoene Tage.

Als naechstes gings dann in den Norden der Insel nach Ancud. Auf dem Hauptplatz werden die alten Sagen nachgestellt.

Ziel hier sollte eigentlich die Pinguinkolonie sein, aber wir hatten es schon befuerchtet… zu spaet. Die Pinguine halten sich auch sehr an Haupt- und Nebensaison und verschwinden puenktlich Ende Maerz. Macht nichts, das andere Highlight mitgenommen: Curanto. Eine lokale Spezialitaet bestehend auch Muscheln, Fleisch, Wuerstchen, Huehnchen und einer Art Kartoffelkloss – und in enormen Mengen. Sehr lecker.

Und mit dem Bus gings dann weiter nach Puerto Varas, im Seengebiet Chiles. Hier erinnert doch sehr viel an den Sueden Deutschlands: Berge, Seen, Kirchen (erbaut von deutschen Jesuiten), Kuchen, Strudel, Gewuerzgurken, Sauerkraut und sogar Marzipan… die deutschen Einwanderer haben hier ganze Arbeit geleistet. Es gibt alles, was das Herz begehrt und man in den letzten 14 Monaten vielleicht ein bisschen vermisst hat 🙂

Und damit verabschiede ich mich fue heute. Morgen ist der 1. Mai und da geht auch hier nicht viel. Ich muss also einkaufen gehen.

Der Süden Chiles – ein Landschaftstraum


Ja ich weiss, ich hab mich schon laenger nicht gemeldet. Aber wenn man auch immer sooo viel zu tun hat….
Nun gut, bevor es in den Sueden ging, war ich ja erst mal fast drei Wochen bei Nicole und Familie und durfte dort entspannen, erholen, ach ja, und mit den beiden kleinen spielen. Falls jemand Tipps fuer Spielplaetze und kindgerechte Bespassung braucht, ich kenn mich da jetzt etwas aus. Jedenfalls vielen Dank an Nicole und Matthias fuer das Bereitstellen der Couch und and Nele und Leo, dass sie mich als Spielpartner akzeptiert haben. War eine schoene Zeit.
Und was gesehen von Santiago und Umgebung hab ich natuerlich auch:


Und leckeres Essen gabs auch:

Sogar bis nach Valparaiso, etwa 2 Stunden entfernt, hab ich es fuer ein paar Tage geschafft. Diese Stadt ist am Meer zwischen und auf Huegeln erbaut, extrem entspannt und architektonisch wie kuenstlerisch sehr interessant:


Und Ende Maerz gings dann mit dem Flieger wieder ganz runter in den Sueden. Punta Arenas in Chile hiess das Ziel.
Ein echt schoenes Fleckchen Erde. Und gegen Ende der Saison mit wenig Touristen wirklich angenehm. Nur der Wind…

Punta Arenas ist bekannt fuer seine Pinguinkolonien. Und ich hatte schon gehoert, dass sich dort vor ein paar Jahren die Kömigspinguine (wieder?) angesiedelt hatten. Sollte ich tatsaechlich doch noch die Chance kriegen, diese majestaetischen Pinguine sehen zu duerfen? Erste Aufgabe bestand also in der Nachfrage, ob dies auch so sei und wie man da nun hinkommt. Und tatsaechlich. Gleich am naechsten Tag gabs eine Tour und ich war dabei. Dazu musste man dann nach Feuerland rueber, sind ja nur 30 min mit der Faehre.

Und nach weiteren 2 Stunden Fahrt ueber Schotterstrassen endlich – bei Regen und Kaelte, aber das war mir egal, ich war kleidungstechnisch vorbereitet – in Bahia Inutil angekommen. Die Pinguine sind vor ca. 5 Jahren da aufgetaucht und geblieben. Vermehren sich hin und wieder und haben ihren Rhythmus noch nicht wirklich gefunden. Aber es ist auch eigentlich viel zu warm fuer die Tierchen. Aber egal, ich wollte sehen und habe gesehen:

Es gibt Beschreibungen von Herrn Magellan von 15hundert und … bei seiner Durchreise durch die heutige Magellanstrasse, die diesen Tieren entspricht, so dass man davon ausgeht, dass die Tiere hier schon mal angesiedelt waren… hoffentlich bleiben sie… so schoen…

Also damit war meine Mission in Punta Arenas erledigt und ich konnte den naechsten Punkt auf der Liste angehen: Nationalpark Torres del Paine. Also auf nach Puerto Natales und vorbereiten. Denn den Nationalpark erlebt man, wenn man nicht ganz so viel Geld fuer Unterkuenfte und Mahlzeiten ausgeben will am besten mit Rucksack und Zelt und eigenen Nahrungsmitteln/Kocher. Ausgestattet bin ich ja eigentlich ganz gut, nun also noch mit Tuetensuppen und Schokoriegel fuer 7 Tage eingedeckt und dann konnte es auch schon losgehen. Gestartet bin ich mit dem sogenannten Tail, einem eher flachen Gelaende, so zum Eingewoehnen. Und das musste man auch, denn das Laufen mit Rucksack (11 Kilo Startgewicht… viel zu viel, ich weiss, aber wollte ja weder nass werden noch frieren) bei dem beruehmten patagonischen Wind ist gar nicht so einfach… aber ich hab mich dran gewoehnt und ab Tag 3 wars auch eh windfrei!

Tag 2 hoch zum Grey Gletscher, der dann an Tag 3 durch eine Tageswanderung noch viel naeher betrachtet werden sollte. Leider waren wegen des vielen Regens der Nacht ein paar Flussquerungen durch die Ranger gesperrt worden, so dass man leider nicht direkt rankam.

Dafuer hatte ich den ganzen Nachmittag bei schoenstem Wetter, um mit meinen neuen Freunden abzuhaengen. Die 6 haben doch tatsaechlich diverse 3 Liter Flaschen Kola, eine 2L Flasche Whisky, diverse Knabbereien, Schinken, Kaese und so weiter durch die Berge geschleppt. Von den Knabbereien sind ihnen allerdings nicht viele geblieben, denn die allgegenwaertigen Maeuse sammeln jetzt kurz vor dem Winter ein was geht. Und kennen auch bei Zeltwaenden und Rucksaecken kein Pardon. Es gab also auf dem ganzen Weg Geschichten von angeknabberten Zelten und Rucksaecken, Maeuse die mitten in der Nacht uebers Gesicht liefen, Gekreische mitten in der Nacht, und sogar Maeuse, die zurueck im Hostel lustig und vollgefressen aus dem Rucksack krabbelten… Ich, mein Zelt und mein Rucksack sind jedoch von all dem gluecklicherweise verschont geblieben.

Jedenfalls Tag 4 zurueck zum Ausgangspunkt mit wunderbarem Sonnenuntergang.

Tag 5 Tagesausflug ins Valle Frances mit noch mehr Gletscher, aber nur halb so imposant und aufm Berg, und abends gemuetlich mit dem Katamaran (man muss ja auch nicht uebertreiben mit dem ganzen Trekken, abgesehen von diesem fiesen Muskel in der Schulter, der das lange Laufen mit dem Rucksack auf dem Ruecken nicht so einfach macht) auf die andere Seite des Parks, um mich gut fuer den Aufstieg zu den namensgebenden Torres zu positionieren. Tag 6 also hoch zum letzten Campingplatz vor den Torres, und schon mal hochgeguckt (ok, eine Stunde harter Aufstieg) und bei wunderbarem Wetter einfach nur genossen.

Tag 7 frueh aufgestanden um die Torres beim Sonnenaufgang zu sehen. Und es hat sich gelohnt.

Gluecklich und zufrieden konnte ich mich also wieder auf den Rueckweg machen. Schoen wars.
Und die Zeltunterkunft gibt einem besondere 5 Sterne Aussichten:

Man beachte den Rauhreif auf Bild 1. 🙂

Ein insgesamt grandioses und unvergessliches Erlebnis!

Damit soll erst mal Schluss sein fuer heute. Beim naechsten Mal dann alles ueber den Gletscher Perito Moreno bei El Calafate, Argentinien, wo ich gerade bin.

Uruguay – Ushuaia: 2,5 Wochen auf groesstenteils untouristischen Pfaden

So, beim letzten Artikel ueber meine Reiseabenteuer war ich in Uruguay. Seitdem sind – oh – inzwischen mehr als 4 Wochen vergangen. Also, da ist einiges passiert. Die Ereignisse der letzten fast zwei Wochen habe ich ja nun schon erlautert. Hier widme ich mich also dem Weg dorthin – von Colonia in Uruguay nach Ushuaia in Argentinien, der suedlichsten Stadt weltweit.

Zuerst einmal war es gar nicht so einfach, aus Uruguay wieder zurueck nach Buenos Aires zu kommen. Faehrticket gekauft, eingecheckt, alle Formalitaeten der Ausreise aus Uruguay sowie der Einreise in Argentinien erledigt und dann gewartet… und gewartet… und gewartet… Bis dann klar war, es gab einen Streik der Hafenmitarbeiter, die mal eben einfach den Zugang zum Schiff verstellt haben. Waren auch nur ein paar Hanseln, aber es war effektiv genug, um 6 Stunden im Faehrterminal rumzusitzen und nicht zu wissen, wann es weiterging.

Zurueck und raus ging ja auch nicht so einfach, weil man war ja schon ausgereist. Naja, irgendwann hats dann doch geklappt, nur waren dann alle Busse zu meiner naechsten Destination, Puerto Madryn, weg. So dass ich noch eine Nacht bei meinem Couchsurfing Host verbrachte und dann am naechsten Tag frisch gestaerkt die naechste 20 Stunden Busfahrt in Angriff nahm. Schon kurz nach der Stadtgrenze von Buenos Aires zeigte sich die „vielfaeltige“ Natur, die sich locker die naechsten 3000 km gen Sueden nur in Nuancen veraenderte.

Aber erst mal Puerto Madryn, Ausgangspunkt fuer Touren auf die Halbinsel Valdez und weitere Nationalparks wo man Kormorane, Guanacos (eine Form von Lama), Nandus, Guerteltiere, Seeloewen, Seeelefanten und PINGUINE sehen kann. Und ich habe gesehen 🙂 und mich ganz doll gefreut.



Ausserdem war es so schoen und ruhig und entspannt, dass ich doch direkt ein paar Tage auf der Halbinsel auf dem Campingplatz direkt am Strand gezeltet habe.

Ausserdem hatte ich so Zeit, die naechste Zeit zu planen, denn ich wollte langsam und gemuetlich die Route 3 bis zum Ende der Welt. Und da es auf diesen 1700km touristisch kaum (bezahlbare) Infrastruktur herrscht, weil die meisten entweder direkt durchfahren (ueber 30 Stunden Busfahrt) oder gleich fliegen, habe ich ein paar Couchsurfing-Anfragen geschrieben und direkt sehr viele nette Einladungen bekommen.

Angefangen habe ich in Comodoro Rivadavia, einer recht grossen Stadt, die davon lebt, dass hier Oel und Gas gefunden wurde. Ansonsten gibt es eigentlich nix. Zwei kleine Museen sowie einen wunderbaren Strand und ein kleines Naturreservat in Rada Tilly, nur ein paar Kilometer entfernt. Wenn die Sonne scheint und der Wind nicht geht, alles total super. Aber wenn der Wind losgeht… es ist ja alles halbe Wueste aussenrum… da bekommt man sehr schnell ein ungeplantes Hautpeeling und muss sich arg dagegenstemmen, um nicht weggefegt zu werden.

Jedenfalls hatte ich zwei wunderbare Tage bei Lucas, der mich ueberall rumgefuehrt hat und mir gezeigt hat, wie es sich so lebt, so vollkommen ab vom Schuss. Und ausserdem hat er meine letzten Bedenken zerstreut, was das – Achtung Eltern, am besten nicht weiterlesen – Trampen angeht. Er fand, dass Busfahren vollkommen unnoetige Geldverschwendung ist, wo Trampen so einfach ist, und ich hatte mir eh ueberlegt, dass in der Gegend, die auch von anderen Reisenden schon als aeusserst sicheres Trampergelaende bezeichnet wurde, es spannend sein kann, die Menschen der Gegend besser kennenzulernen. Und wie geht das besser, wenn man stundenlang durch recht unveraenderliche Natur faehrt – win win fuer beide, keine Langeweile fuer den Fahrer und viele Einsichten in das dortige Leben fuer mich. Und so habe ich mich ueberzeugen lassen, und es war eine sehr gute Idee. Lucas brachte mich frueh morgens zu der Kreuzung, an der alle gen Sueden vorbeimuessen. Und schon 10 Minuten spaeter sass ich bei Juan Carlos vorne in seinem Kleinlaster/Kuehlwagen. Juan Carlos kommt aus einer laendlichen Gegend und hat mir waehrend der Fahrt erklaert, welche der hier vorkommenden Tiere man denn so essen kann. Und das Fazit war, eigentlich alle. Guanacos und Nandus ok, aber die Guerteltiere??? Zumindest stehen die Meerschweinchen hier nicht auf der Speisekarte.
Sein Job ist es uebrigens, einige kleinere Laeden in der „Gegend“ mit Waren zu beliefern. Dazu faehrt er jeden Tag bis zu 800km, einfach so. Einmal quer durch Deutschland. Auf die Idee wuerde in Deutschland keiner kommen.

An diesem Tag jedenfalls musste er vor meinem naechsten Wunschstop abbiegen und liess mich an der Kreuzung raus. Mitten im nichts, aber andere Dinge gibts da ja auch nicht. Und wieder gerade mal 10 Minuten gewartet, hielten Hector und seine beiden Soehne Kevin und Brian. Die kamen gerade von dem Sommerurlaub bei den Grosseltern in Cordoba und wollten nach Hause nach Rio Grande auf Feuerland – fast 4000km in 1,5 Tagen. Kevin sprach hervorragendes Englisch und wollte weiter ueben und wir haben viel ueber die Unterschiede im Schulsystem, zwischen den Laendern uns so weiter gesprochen. Hector und Familie haben mich dann auch direkt bis zu meinem Bestimmungsort, dem Campingplatz in Puerto San Julian gebracht. Dort habe ich dann mein Zelt mit Meerblick aufgeschlagen und schon mal ein paar der dort ansaessigen Tonino-Delfine gesichtet. Nach einem kurzen Stadtrundgang hatte man dann aber auch alles gesehen, aber es war einfach ein sehr schoener und gemuetlicher Ort.

Fruehstueck dann wieder mit Tonino-Beobachtungen. Und gegen Mittag dann auf zur naechsten Runde Trampen nach Rio Gallegos. Alfredo Emilio war nicht ganz so gespraechig, aber freute sich ueber Bespassung, da auch er eine aehnlich lange Fahrt wie Hector, nur eben alleine, in einem Rutsch absolvierte.

In Rio Gallegos traf ich dann Francisco, meinen naechsten Couchsurfing Host. Bei ihm angekommen, kamen direkt die ersten Freunde von ihm. Und weil es in Argentinien keine soziale Zusammenkunft ohne Mate gibt, gab es auch hier Mate, viel Mate, weil viele Freunde kamen und auch lange blieben. Es wurde abends gekocht, und Leandro, ein Freund von Francisco bot sich an, mir am naechsten Tag die Stadt zu zeigen. Als Lehrer in den Sommerferien hatte er Zeit. Und weil Francisco ein grosser Fan von Deutschland ist, und seine Freunde ebenfalls, habe ich mich angeboten, am naechsten Tag gutes deutsches Essen zu kochen und alle dazu eingeladen.

Also am naechsten Tag die nicht sehr zahlreichen Sehenswuerdigkeiten von Rio Gallegos angeschaut, schoen nen Kaeffchen getrunken, viel ueber das Leben dort unten erfahren – hier ist es noch windiger, als in Comodoro Rivadavia, und auch wenn man schon sehr lange dort wohnt, an den Wind gewoehnt man sich nie. Und es ist noch weiter ab vom Schuss, aber die Menschen sind so unglaublich freundlich…

Und das Abendessen war so was von lecker und ein voller Erfolg. Es gab falschen Hasen, Rotkohl – selbst gemacht, ich hab voll vergessen wie einfach das geht und wie lecker das ist – und Salzkartoffeln.

Am naechsten Tag haben wir alle dann noch einen Ausflug an einen nahegelegenen Fluss unternommen. Eigentlich sollte es ja zu einer Lagune gehen, aber da ein paar Arbeiter mitten auf der Strasse gestreikt haben und man dann nie weiss, wann man da durch kommt, haben wir umdisponiert. Und bei herlichstem Sonnenschein ganz ohne Wind haben wir einen beschaulichen Nachmittag verbracht und… ja was wohl… ganz viel Mate getrunken.

Und dann musste, oder wollte ich auch weiter. Naechstes Tagesziel Feuerland. Da man dazu mal eben rueber nach Chile muss, die Magellanstrasse ueberquert mit einer Faehre und dann noch mal ne Grenzprozedur wieder zurueck nach Argentinien durchmachen muss, habe ich den bequemeren Bus gewaehlt. Dummerweise streikten die Arbeiter vom Tag zuvor immer noch, so dass die Fahrt direkt mit zwei Stunden Warten begann. Aber dann gings los durch immer gleichbleibende Landschaften 🙂 Ueber den Grenzuebergang nach Chile hatte ich schon viel gehoert, und alles hat sich bewahrheitet. Chile versucht mit allen Mitteln, diverse Schaedlinge, die sich in Fruechten und Fleisch verstecken, aus dem Land zu halten und daher wird alles seeeeeehr genau untersucht, was man so mit sich rumtraegt. Und das dauert…… Aber auch das hat man nach zwei Stunden warten, Taschen durchleuchten, Hundeschnueffeln, Stempel dann doch noch mal abholen etc ueberstanden. Und in Rio Grande traf ich dann Hector wieder, bei dem ich eine Nacht uebernachtet habe, um am naechsten Tag dann endlich nach Ushuaia …. ganz ueberraschend… gefahren zu werden. Die 200km sind mal locker keine Distanz und Hector hat es sich nicht nehmen lassen, nach einer ausgedehnten Stadtrundtour durch Rio Grande sowie Stopp unterwegs in Tolhuin mich persoenlich hinzubringen.

Und dann war ich da, in der suedlichsten Stadt weltweit, oder auch dem Ende der Welt, wie sich Ushuaia Marketing-wirksam nennt. Und schoen ists da. Und die Landschaft hat sich doch tatsaechlich veraendert. Hier gibts neben Wasser, dem Beagle-Kanal, auch Berge mit Schnee und sogar Gletschern.

Sowie einem wunderschoenen, entspannten Nationalpark wo tatsaechlich die Welt aufhoert, am Ende der Routa 3, ganze 3079km von Buenos Aires entfernt. Hier kann man dem aus Kanada eingefuehrten, und nun als Plage bezeichneten, Biber beim Hausbau zusehen, dem Fuchs Gute Nacht sagen und dann im Refugio (einer Huette) bei waermendem Feuer und selbst geroesteten Wuerstchen (ach wie erinnerte mich das an Makara im Moekki, Frau Weber, Mareike, Bengt…) gemuetlich einschlafen.

Und wie es dann weiterging wisst ihr ja inzwischen… kein Wort mehr darueber 🙂

Und jetzt bin ich in Santiago de Chile. Darueber dann beim naechsten Mal mehr. Bis dahin alles Liebe!