Ruta 40 und Carretera Austral

Ja, ich weiss, wieder mal lange nicht gemeldet… was soll ich sagen…

Gut, beim letzten Artikel habe ich ja schon geschrieben, dass ich in El Calafate war, wo man den wirklich beruehmten Gletscher Perito Moreno sehen kann. Dies ist ein wirklich imposanter Gletscher und einer der wenigen, wenn nicht der einzige, der trotz Klimawandel waechst. Aber seht selbst.

Ansonsten hatte El Calafate nicht so viel zu bieten. Dass ich dort doch 6 Tage blieb, lag hauptsaechlich daran, dass ich auf meine derzeitige Reisebegleitung gewartet habe. David, ein Bekannter, den ich in Brasilien auf der Reise kennengelernt habe, hatte eine aehnliche Route vor sich, brauchte nur ein paar Tage laenger um dort anzukommen. Aber ich hab ja Zeit, und eine Reisebegleitung fuer meine weiteren Plaene – Richtung Norden entlang der Routa 40 und dann gen Chile auf die Carretera Austral – beides eher wenig befahrene Strassen, insbesondere ausserhalb der Hauptreisezeit, die schon etwas vorbei ist jetzt, sowie sehr eingeschraenkter oeffentlicher Nahverkehr der zum Trampen „zwingt“ – gibt mir ein besseres Reisegefuehl, auch der Sicherheit wegen. Also auf David gewartet und dann gings auch schon los. Getrampt nach El Chalten, einem kleinen Dorf mit angeschlossenen grandiosen Wanderwegen in wunderschoener Natur. Die Hauptattraktion ist Fitz Roy, eine Felsformation die den Torres del Paine doch sehr aehnlich sehen. Aber ganz anders natuerlich 🙂



Nach ein paar Wandertagen dort, gings dann weiter. Wir wollten nun ein ganz grosses Stueckchen gen Norden trampen, Ziel war der naechste offene Grenzuebergang nach Chile bei Los Antiguos. Und wir hatten Glueck, mit nur einer Uebernachtung zwischendrin und wirklich sehr kurzen Wartezeiten – wir trafen andere, die teilweise einen ganzen Tag gewartet haben und dann doch nicht mitgenommen wurden – und durch unglaubliche Landschaften

kamen wir in Los Antiguos an. Das liegt direkt am See Buenos Aires, der in Chile anders heisst und der zweitgroesste See Suedamerikas ist. Auch das Wetter spielte mit.

In Chile Chico, auf der Chilenischen Seite war uns das Glueck weniger hold. Kaum ein Auto, aber es war auch Osterwochenende, die erste Faehre, die auf die andere Seite fuhr, war wegen Ostern auch seit Wochen ausgebucht, also zwei Tage dort warten. Aber Maria und ihre kleine Herberge haben das Warten sehr angenehm gemacht.

Eine wunderschoene Ueberfahrt ueber den See und eine Busfahrt ueber schneebedeckte Berge spaeter landeten wir in Coyaique, der ersten etwas groesseren Stadt seit Wochen. Dort wollten wir eigentlich einen Tag oder zwei verbringen und dann weiter gen Norden. Aber es ergab sich, dass an genau dem Montag abend eine Faehre auf die Insel Chiloe losfuhr. Und da haben wir zugeschlagen. 30 Stunden auf einer Faehre durch die wunderschoenen Fjorde an der Kueste Chiles, zwei Uebernachtungen in teuren Herbergen gespart, das klang doch sehr ueberzeugend.
Und so haben wir uns nur am Nachmittag die Stadt angesehen, Einkaeufe erledigt, und sind dann zum Faehrhafen. Eine Buspanne spaeter – machte alles nix, denn statt gegen 23 Uhr, sollte sie erst gegen 2 Uhr nachts auslaufen. Es wurde dann 4 Uhr morgens. Aber da die Faehre halb leer war, hatte man genuegend Plaetze, um es sich gemuetlich zu machen. Und zwischendurch wurde immer wieder in kleinen Ortschaften mitten in der Fjordlandschaft angehalten, um Menschen und Autos und Gueter ein- und auszuladen. Es ist erstaunlich, wo ueberall Menschen leben. Und scheinbar nicht schlecht.

Auf der Insel Chiloe angekommen, ging es direkt nach Castro, der Hauptstadt. Eine gemuetliche Stadt und bekannt fuer gutes und billiges Seafood. Wir haben uns dann direkt auch ein sehr grosses Stueck Lachs fuer 2 Euro gegoennt und zubereitet.

Und die Insel ist auch bekannt fuer seine Bauten auf Stelzen, die sogenannten Palafitos, und seine Kirchen. Und alles ist schoen bunt.

Und dann gings auch schon zu einer zwei Tagestour in den Nationalpark auf der Insel. Eine schoene Wanderung zu einem Strand mitten im nichts. Dort gibt es nur einen Zeltplatz und eine Huette. Und weil Nebensaison ist, ist auch eigentlich kaum jemand da, zumindest mal kein Parkwaechter. Es war jedoch eine Schulklasse dort – was sich spaeter als grosses Glueck herausgestellt hatte -, die die Huette gemietet hatte, aber das Gelaende war so weitlaeufig, dass man davon kaum was mitbekommen hat. Und nach einem wunderbaren Abend mit Lagerfeuer und auf Campingkocker gekochter Suppe gings frueh ab ins Zelt. Und dann… fing es an zu regnen… und regnen.. und regnen… Mein Zelt hatte schon einige Regenfaelle gut ueberstanden, aber bis dahin war immer nur eine Person drin. Mit zwei Personen sah die Situation doch sehr anders aus. Jedenfalls wurde es etwas feucht innen. Und da auch am naechsten Morgen der Regen noch nicht aufgehoert hatte, mussten wir uns ueberlegen, was wir nun machen. Und hier kam die Schulklasse ins Spiel. Die verliess naemlich die Huette, und mit dem Lehrer haben wir dann den Deal geschlossen, dass er die Huette fuer uns – und zwei andere Camper mit aehnlichem Schicksal – auflaesst und der Parkleitung einfach unsere Namen mitteilt. Gesagt getan und einen tollen Tag am Strand und im Wald verbracht.

Denn gegen Nachmittag wurde es tatsaechlich wieder etwas schoener. Trotz etwas Regen in der Nacht machten wir uns dann am naechsten Tag auf den Rueckweg. Und der war noch mal anders, als wir uns das gedacht hatten. Der Weg verlaeuft teilweise direkt am Strand. Nur durch die fruehere Tageszeit, die wir den Weg antraten sah durch die Gezeiten alles anders aus. Der kleine Fluss, den wir auf dem Hinweg uebersprungen hatten, war nun ein sehr breites Gewaesser. Und es gab da diese Bruecke, aber wo war nur der Weg zu der Bruecke?? Nach etwas Abenteuer auf und ab und hoch und runter haben wir diese auch gefunden.

Und die Seekuehe haben uns auch noch Tschuess gesagt.

Ein paar sehr schoene Tage.

Als naechstes gings dann in den Norden der Insel nach Ancud. Auf dem Hauptplatz werden die alten Sagen nachgestellt.

Ziel hier sollte eigentlich die Pinguinkolonie sein, aber wir hatten es schon befuerchtet… zu spaet. Die Pinguine halten sich auch sehr an Haupt- und Nebensaison und verschwinden puenktlich Ende Maerz. Macht nichts, das andere Highlight mitgenommen: Curanto. Eine lokale Spezialitaet bestehend auch Muscheln, Fleisch, Wuerstchen, Huehnchen und einer Art Kartoffelkloss – und in enormen Mengen. Sehr lecker.

Und mit dem Bus gings dann weiter nach Puerto Varas, im Seengebiet Chiles. Hier erinnert doch sehr viel an den Sueden Deutschlands: Berge, Seen, Kirchen (erbaut von deutschen Jesuiten), Kuchen, Strudel, Gewuerzgurken, Sauerkraut und sogar Marzipan… die deutschen Einwanderer haben hier ganze Arbeit geleistet. Es gibt alles, was das Herz begehrt und man in den letzten 14 Monaten vielleicht ein bisschen vermisst hat 🙂

Und damit verabschiede ich mich fue heute. Morgen ist der 1. Mai und da geht auch hier nicht viel. Ich muss also einkaufen gehen.

Der Süden Chiles – ein Landschaftstraum


Ja ich weiss, ich hab mich schon laenger nicht gemeldet. Aber wenn man auch immer sooo viel zu tun hat….
Nun gut, bevor es in den Sueden ging, war ich ja erst mal fast drei Wochen bei Nicole und Familie und durfte dort entspannen, erholen, ach ja, und mit den beiden kleinen spielen. Falls jemand Tipps fuer Spielplaetze und kindgerechte Bespassung braucht, ich kenn mich da jetzt etwas aus. Jedenfalls vielen Dank an Nicole und Matthias fuer das Bereitstellen der Couch und and Nele und Leo, dass sie mich als Spielpartner akzeptiert haben. War eine schoene Zeit.
Und was gesehen von Santiago und Umgebung hab ich natuerlich auch:


Und leckeres Essen gabs auch:

Sogar bis nach Valparaiso, etwa 2 Stunden entfernt, hab ich es fuer ein paar Tage geschafft. Diese Stadt ist am Meer zwischen und auf Huegeln erbaut, extrem entspannt und architektonisch wie kuenstlerisch sehr interessant:


Und Ende Maerz gings dann mit dem Flieger wieder ganz runter in den Sueden. Punta Arenas in Chile hiess das Ziel.
Ein echt schoenes Fleckchen Erde. Und gegen Ende der Saison mit wenig Touristen wirklich angenehm. Nur der Wind…

Punta Arenas ist bekannt fuer seine Pinguinkolonien. Und ich hatte schon gehoert, dass sich dort vor ein paar Jahren die Kömigspinguine (wieder?) angesiedelt hatten. Sollte ich tatsaechlich doch noch die Chance kriegen, diese majestaetischen Pinguine sehen zu duerfen? Erste Aufgabe bestand also in der Nachfrage, ob dies auch so sei und wie man da nun hinkommt. Und tatsaechlich. Gleich am naechsten Tag gabs eine Tour und ich war dabei. Dazu musste man dann nach Feuerland rueber, sind ja nur 30 min mit der Faehre.

Und nach weiteren 2 Stunden Fahrt ueber Schotterstrassen endlich – bei Regen und Kaelte, aber das war mir egal, ich war kleidungstechnisch vorbereitet – in Bahia Inutil angekommen. Die Pinguine sind vor ca. 5 Jahren da aufgetaucht und geblieben. Vermehren sich hin und wieder und haben ihren Rhythmus noch nicht wirklich gefunden. Aber es ist auch eigentlich viel zu warm fuer die Tierchen. Aber egal, ich wollte sehen und habe gesehen:

Es gibt Beschreibungen von Herrn Magellan von 15hundert und … bei seiner Durchreise durch die heutige Magellanstrasse, die diesen Tieren entspricht, so dass man davon ausgeht, dass die Tiere hier schon mal angesiedelt waren… hoffentlich bleiben sie… so schoen…

Also damit war meine Mission in Punta Arenas erledigt und ich konnte den naechsten Punkt auf der Liste angehen: Nationalpark Torres del Paine. Also auf nach Puerto Natales und vorbereiten. Denn den Nationalpark erlebt man, wenn man nicht ganz so viel Geld fuer Unterkuenfte und Mahlzeiten ausgeben will am besten mit Rucksack und Zelt und eigenen Nahrungsmitteln/Kocher. Ausgestattet bin ich ja eigentlich ganz gut, nun also noch mit Tuetensuppen und Schokoriegel fuer 7 Tage eingedeckt und dann konnte es auch schon losgehen. Gestartet bin ich mit dem sogenannten Tail, einem eher flachen Gelaende, so zum Eingewoehnen. Und das musste man auch, denn das Laufen mit Rucksack (11 Kilo Startgewicht… viel zu viel, ich weiss, aber wollte ja weder nass werden noch frieren) bei dem beruehmten patagonischen Wind ist gar nicht so einfach… aber ich hab mich dran gewoehnt und ab Tag 3 wars auch eh windfrei!

Tag 2 hoch zum Grey Gletscher, der dann an Tag 3 durch eine Tageswanderung noch viel naeher betrachtet werden sollte. Leider waren wegen des vielen Regens der Nacht ein paar Flussquerungen durch die Ranger gesperrt worden, so dass man leider nicht direkt rankam.

Dafuer hatte ich den ganzen Nachmittag bei schoenstem Wetter, um mit meinen neuen Freunden abzuhaengen. Die 6 haben doch tatsaechlich diverse 3 Liter Flaschen Kola, eine 2L Flasche Whisky, diverse Knabbereien, Schinken, Kaese und so weiter durch die Berge geschleppt. Von den Knabbereien sind ihnen allerdings nicht viele geblieben, denn die allgegenwaertigen Maeuse sammeln jetzt kurz vor dem Winter ein was geht. Und kennen auch bei Zeltwaenden und Rucksaecken kein Pardon. Es gab also auf dem ganzen Weg Geschichten von angeknabberten Zelten und Rucksaecken, Maeuse die mitten in der Nacht uebers Gesicht liefen, Gekreische mitten in der Nacht, und sogar Maeuse, die zurueck im Hostel lustig und vollgefressen aus dem Rucksack krabbelten… Ich, mein Zelt und mein Rucksack sind jedoch von all dem gluecklicherweise verschont geblieben.

Jedenfalls Tag 4 zurueck zum Ausgangspunkt mit wunderbarem Sonnenuntergang.

Tag 5 Tagesausflug ins Valle Frances mit noch mehr Gletscher, aber nur halb so imposant und aufm Berg, und abends gemuetlich mit dem Katamaran (man muss ja auch nicht uebertreiben mit dem ganzen Trekken, abgesehen von diesem fiesen Muskel in der Schulter, der das lange Laufen mit dem Rucksack auf dem Ruecken nicht so einfach macht) auf die andere Seite des Parks, um mich gut fuer den Aufstieg zu den namensgebenden Torres zu positionieren. Tag 6 also hoch zum letzten Campingplatz vor den Torres, und schon mal hochgeguckt (ok, eine Stunde harter Aufstieg) und bei wunderbarem Wetter einfach nur genossen.

Tag 7 frueh aufgestanden um die Torres beim Sonnenaufgang zu sehen. Und es hat sich gelohnt.

Gluecklich und zufrieden konnte ich mich also wieder auf den Rueckweg machen. Schoen wars.
Und die Zeltunterkunft gibt einem besondere 5 Sterne Aussichten:

Man beachte den Rauhreif auf Bild 1. 🙂

Ein insgesamt grandioses und unvergessliches Erlebnis!

Damit soll erst mal Schluss sein fuer heute. Beim naechsten Mal dann alles ueber den Gletscher Perito Moreno bei El Calafate, Argentinien, wo ich gerade bin.