Allerletzter Nachtrag: Singapur und Tiomaninsel, Malaysia

Zurueck von Ozeanien brachte der Billigflieger nach Singapur gebracht. Nach der Ruhe von Neuseeland und wo ich Sydney ja schon zu gross fand, dachte ich, das wird ganz schlimm und will bestimmt bald wieder weg. Naja, es war nicht ganz schlimm, denn obwohl Singapur sehr sehr gross und voll ist, gibt es viele Gruenflaechen und architektonisch so einige Highlights.


Aber mein spezielles Highlight war eine Tour, die ich gebucht habe. Mein Hostel bot eine sehr stark im Preis reduzierte Food-Tour an, und da ich ja an Essen sehr interessiert bin, schlug ich zu. Ich wusste nur, dass es um Essen ging – und das war auch ein sehr wichtiger Teil.

Aber es ging um sooo viel mehr. Toni, unser Guide, hat uns erst mal eine Einfuehrung in Geografie und Geschichte Singapurs gegeben. Schon Geografie ist spannend, denn Singapur waechst und waechst. Da wo heute ein Grossteil der Stadt sowie der ganze Flughafen ist, war vor nicht mal 50 Jahren einfach nur Wasser. Die Grundflaeche hat sich mindestens mal vervierfacht, wenn ich die Zahlen noch richtig im Kopf habe. Und es waechst weiter…

Und dann hat er uns durchs Viertel gefuehrt. Nicht nur in die Restaurants sondern auch in die kommunalen Wohnbloecke, die jedem zur Besichtigung offen stehen. Und dort hat man von den oberen Etagen grandiose Ausblicke, in den Hinterhoefen grandiose Einblicke… Und dazu gabs eben auch die Geschichte rund um den Kommunalen Wohnungsbau, wie das System funktioniert, dass Singapur, das fuer aussenstehende ein sehr teures Pflaster ist, fuer die Einheimischen sehr gute Preise fuers Wohnen halten kann. Auch das Sozialsystem ist sehr gut ausgebaut. Ich habe viele Details vergessen. Aber eins weiss ich. Alles ist auf Spekulation aufgebaut. Der Staat hat eine eigene Investmentbank – bzw. ist eine, und diese ist auch der beliebteste Arbeitgeber der Stadt. Und das Geld, das in die Rentenkasse eingezahlt und durch den kommunalen Wohnungsbau eingenommen wird, wird ganz klassisch in hochrentable Anlagen/Unternehmen investiert. Und die Jungs muessen gut sein, denn Singapur war eines der Laender, das aus den ganzen globalen Finanzkrisen erstens recht wenig beschadet rausging und zweitens relativ schnell sogar wieder Gewinne verzeichnet hat…


Neben den Wohnungen – hier gibts auch gute und nicht so gute Gegenden, gibts auch Autos nicht einfach so. Das System war sehr kompliziert: Man kauft eine Option zum Kauf eines Autos mit einem Datum und einer bestimmten Laufzeit und einem Preis. Und das Auto muss diese Laufzeit machen. Wenn die Laufzeit kurz gewaehlt wurde, dann wird das Auto eben dann verschrottet… nicht sehr oekologisch. Aber darum gehts auch nicht – der Singapurianer ist sehr statusgeil – da muss man gut aussehen. Auch ein Grund warum so viele neue fette Autos da rumkurven. Ach ja und der Preis ist auch irgendwie staatlich festgesetzt und aendert sich mal. Wenn in der Option dann ein hoher Preis steht, aber zu dem Zeitpunkt dann eigentlich alles guenstiger ist, hat man eben die Arschkarte gezogen… So in etwa war das. Ein sehr sehr kompliziertes System.

Ein kleiner Ausflug in die Welt der krassen Gesetzgebung Singapurs gabs auch noch: Kaugummis gibts nur in der Apotheke zu medizinischen Zwecken (z.B. die Nikotinkaugummis – und um die zu bekommen muss man aerztliche Rezepte vorweisen) – die Reste koennen ja die Stadt verschandeln, genau wie jeder andere Dreck der auf die Strasse geworfen wird, alles gesetzeswidrig, Obdachlosigkeit ist verboten bzw. gibts offiziell nicht, und ueber die drakonischen Strafen fuer Drogendelikte oder auch nur den Konsum (auch im Ausland, es gibt sporadische Urintests fuer Singapurianer am Flughafen) sind ja einige Dinge schon bekannt…

Und nach dieser wirklich intensiven Einfuehrung in Singapur, das staatliche System und die Denkweise der Singapurianer wurde mir Singapur so richtig sympathisch.
Da war es fast schon traurig, dass ich am naechsten Tag weiter wollte und auch fuhr. Aber hey, das Verlassen eines Ortes ist auch gleichbedeutend mit dem Kennenlernen an einem Neuen 🙂

Und mich verschlug es auf die Insel Tioman, Malaysia, die nur 5 Bus- und 2 etwas wackeligen Faehrstunden entfernt lag. Und hier habe ich es mir so richtig gut gehen lassen. Einfach nur gelesen. Am Strand gelegen. Ein paar kleinere Wanderungen durch den Dschungel ueber die Insel gemacht. Einfach relaxt eben und an nichts weitere gedacht. Sehr sehr schoen.

Ach ja, eine Sache habe ich noch gemacht, weil man ja auch immer mal was neues ausprobieren muss. Ich habe mal Tauchen probiert. So richtig mit Einfuehrung, kurze Theorie, Test im Pool mit dem ganzen Geraetezeugs und Atemtechniken und dann gings fuer ca. 40 Minuten auf das Hausriff. Eigentlich wollte ich auch am naechsten Tag noch weiter raus zu anderen Riffen, aber hab mir doch direkt einen kleinen Schnupfen im Pool geholt. Und damit soll man ja nicht so unter Wasser. Aber war auch ok. Denn Fazit: Tauchen ist nicht so meins… Mir ist das zu viel Geraetschaft an mir dran, ich kann mich damit im Wasser nicht frei bewegen, fuehle mich daher sehr unsicher. Ach und diese ganzen Blasen die da staendig aus dem Geraet heraus direkt in meine Ohren babblen. Das ist laut und es ist wie ein staendiger Windzug, und ich krieg so leicht Ohrenschmerzen im Wind… Also von Schweben und Ruhe unter Wasser war da fuer mich nix. Da bevorzuge ich das liegen auf der Wasseroberflaeche mit Schnorchel und Maske und da kann man geniessen und rein und raus wie man will. Denn ehrllich gesagt waren mir die 40 Minuten irgendwann auch einfach lang, weil mir selbst im 30Grad kalten Wasser und mit Wetsuit kalt wurde. Und da Tauchen ja immer mit anderen ist und man nicht selbst entscheiden kann, wann man raus will… nee. Aber ich habs probiert, kann mir vorstellen, dass andere das gut finden. Aber nix fuer mich liebe Judith 🙂

Und bevor es dann weiter nach Sumatra ging – den Bericht hab ich ja schon geschrieben – habe ich noch einen Stopp in Melakka eingelegt, einer der alten Regierungsstaetten Malaysias. Diese kleine Stadt hat sehr viel flair und sehr gutes Essen 🙂

Nachtrag: Kaenguruhs, Koalas und Obdachlos in Neuseeland

Also Ozeanien. Hauptziel war ja der Besuch bei Saski, die seit einigen Jahren schon im fernen Neuseeland lebt und die ich auch seit einigen Jahren mehr nicht gesehen habe. Schon mein erster Besuch in Neuseeland vor 8 Jahren ist Saski geschuldet 🙂

Bei der Suche nach Fluegen in die Richtung von Suedostasien aus, stellte ich sehr schnell fest, dass direkte Fluege recht teuer, aber dank der vielen Billigflieger die Fluege ueber Australien wesentlich guenstiger waren… Naja, und wenn man da schon umsteigen muss, kann man die Zeit ja auch nutzen, oder? Also es fand sich ein guenstiger Flug nach Melbourne und von dort weiter.
Sprich, ich hatte dann also 4 Tage in Melbourne. Und da vier Tage in einer Stadt doch recht viel sind, habe ich noch eine Tour zur Great Ocean Road und den Grampians, einem Nationalpark in der Naehe, gebucht.
Melbourne hat sich zuallererst mal als sehr regnerisch und nicht so einladend praesentiert. Ne Stadt halt, relativ neu noch. Nur ein Stadtviertel mit vielen eher kleineren Wohnhaeusern, vielen alternativen Laedchen und sehr vielen coolen Graffitis hat einen Eindruck vom Potenzial Melbournes gegeben.



Und am naechsten Morgen gings ja auch schon auf die Great Ocean Road. Neben der Strasse selbst, die ein Baudenkmal an sich ist, gabs Koalas und Papageien zu sehen… Sowie die Felsformation 12 Apostel an der Kueste, den Maechten des Ozeans ausgesetzt. Sehr beeindruckend.

Und am Abend gabs dann schon mal die ersten Kaenguruhs… Australien pur 🙂 Auch am naechsten Tag auf unserer Runde durch den Nationalpark gabs wieder viele Kanguruhs und viel Natur zu sehen. Sehr sehr schoen.

Zurueck in Melbourne habe ich dann noch den Mittwochs-Alternativ-Victoria Market besucht, der mit viel Life-Musik, vielen coolen Staenden mit Kunst und Mode und vor allem Essen mein Herz erobert hat.

Und dann gings schon weiter nach Christchurch,, Neuseeeland. Saski sehen fuer ein ganzes Wochenende. Wir haben ein paar kleine Wanderungen unternommen und viel gequatscht. Das war so schoen.

Und ein bisschen einen Plan, was ich in den kommenden drei Wochen machen koennte, haben wir auch gemacht. Den hatte ich naemlich noch nicht.

Also gings dann nach Oamaru – auf zu den Pinguinen. Ich liebe Pinguine. Auch wenn sie sich nachts schlecht fotografieren lassen, weil Blitz soll man ja nicht, ich habe sie gesehen und war sehr gluecklich damit.

Am naechsten Morgen habe ich Werner im Hostel kennengelernt, der erstens auch weiter gen Sueden wollte und zweitens ein Auto und Platz hatte. Also hab ich mich ihm angeschlossen und so konnte ich noch an ein paar Stellen ran, an die man mit oeffentlichem Nah- und Fernverkehr nicht gekommen waer. Sehr praktisch. Und dass dabei noch mal mehr Pinguine gleich direkt neben einem auftun… um so besser.

Und weil Werner und ich uns gut verstanden haben, haben wir beschlossen auch noch ein paar weitere Tage ganz den Sueden zu erkunden. Denn auch durch die Catlins kommt man ohne eigenes Auto schlecht.

Aber nach zwei Tagen gings dann nach Te Anau weiter, von wo man die Fjorde erkunden kann sowie Wanderungen starten. Und so eine hatte ich vor. In drei Tagen von Te Anau nach Queenstown ueber den Greenstone Trek. Uebernachten konnte man in klassischen Wanderhuetten, denn mein Zelt hatte ich ja nicht dabei. Sowohl der Milford Sound (Fjord), ueber den ich eine Tour per Boot gemacht habe, als auch meine Wanderung waren sehr genial. Aber vorher habe ich natuerlich noch die Umgebung von Te Anau und Manapouri erkundet. Gerade letzterer Ort ist unglaublich ruhig und entspannend.

In Queenstown angekommen, wollte ich nur wieder weg. Die Stadt ist schoen gelegen inmitten der Berge direkt am See. Aber sehr gross, sehr laut – fuer Neuseelaendische Verhaeltnisse – und unglaublich viele Touristen, die alle nur auf Funactivities (Bungeejumping, Fallschirmspringen, Jetboat fahren und was weiss ich alles noch) auswaren. Da wollte ich lieber ins kleinere beschaulichere Wanaka, auch am See gelegen umringt von Bergen. Ich hatte viel gehoert, auch dass es in Neuseeland generell schwierig ist, Hostelbetten zu finden. Aber als dann in Wanaka auch noch die groesste Farmermesse Neuseelands just am Tag meiner Ankunft stattfand wars aus die Maus. Die sehr hilfreiche I-Site, die Touristeninformation, hat wirklich alle Hostels durchgerufen aber nix war frei. Billigstes Zimmer in einem eher edlen Hotel 300 Dollar… nix fuer mein Budget. Da ich ja Schlafsack dabei hab, versuchte ich eine Zeltausleihe zu finden. Gabs nicht… Es war auch so spaet, dass ueber eine Abreise auch nicht mehr nachzudenken war. Ich war also Obdachlos… Aber dann lernte ich die weltweit bekannte Freundlichkeit der Neuseelaender kennen. Die junge Frau in der I-Site hat mir doch ganz einfach so ihr Zelt, dass sie zufaellig in ihrem Auto hatte, fuer eine Nacht geliehen, so dass ich auf den Zeltplatz gehen konnt…. ich haett heulen koennen in dem Moment vor so viel Hilfsbereitschaft. Und Wanaka hat sich auch sonst nur von seiner besten Seite gezeigt. Ich mag es. Man kann wunderbar einfach loswandern, ohne erst kilometerweit zum Ausgangspunkt von Wanderwegen kutschiert werden zu muessen. Weitere Wanderwege sind so nah, dass man gut hintrampen kann und falls man wirklich keinen Transport zurueck findet, kann man immer noch laufen. Und das Wetter spielte auch mit. Was kann man sich mehr wuenschen.

Nach dem Desaster in Wanaka hab ich dann den Rest meines Urlaubs gut durchgebucht in Orten, in denen ich viele wunderbare Wanderungen unternommen habe.
Naechster Stopp Lake Tekapo – einer der wenigen Orte der Welt mit unglaublich klarem Nachthimmel, so dass man hin und wieder sogar Nordlichter – wie heissen die denn auf der Suedhalbkugel?? – sehen kann. Haben wir nicht, aber die Naechte waren wunderbar:

Mount Cook:

Und noch mal Christchurch – hier habe ich mir insbesondere die bis heute sichtbaren Auswirkungen des Erdbebens vor 4 Jahren angeschaut:

Das wars dann auch schon mit Neuseeland. Mein Fazit: ich liebe die unglaubliche Natur. Aber es gibt sooo viele Touristen dort, so dass die eher unbekannten Wanderwege die bessere Wahl sind. UND: ich reise nie mehr ohne Zelt, egal wohin 🙂

Naechster Stopp war dann Sydney – drei Tage. Das war mir nach drei Wochen Natur etwas viel Stadt, obwohl eigentlich sehr nett. Aber nicht ganz meins, ohne dass ich sagen koennte warum. Aber nette Menschen habe ich getroffen.


Nur kurz in Stockholm und schon daheim

Mein Rueckflug, weil so schoen guenstig, ging von Bangkok nach Stockholm. In Bangkok habe ich nach meiner Rueckkehr aus Sumatra zwei lang Tage die Highlights der thailaendischen Kueche genossen – mehr nicht, aber auch nicht weniger :-).
Die Idee war ja, mir dann ein bisschen Schweden und Daenemark auf dem Weg Richtung Heimat anzuschauen. Nachdem ich aber noch in Sumatra anfing, das zu planen und feststellte, dass da in der Zeit Himmelfahrt lag, man somit Hostels und die Busfahrten besser vorbuchen muss, alles noch etwas teurer als so schon ist, ich eigentlich auch daheim viel zu tun habe (mein Rucksack ist wortwoertlich aus den Naehten geplatzt und muss ersetzt werden…) und ich eigentlich ganzheitlich in einem Internetloch sass, so dass Recherche ein Ding der Unmoeglichkeit war, entschloss ich, nur noch eine Sache zu buchen – einen Flug nach Berlin. Gesagt getan. Und auch hier wegen unverschaemten Preisforderungen je naeher man Richtung Himmelfahrt kam, ergab es sich nun, dass ich ziemlich genau 24h in Stockholm zur Verfuegung hatte. Und die habe ich fuer einen ausgiebigen Stadtbummel genutzt. Und zumindest fuer die sehr nette Innenstadt hat das vollkommen ausgereicht…

Und nun bin ich seit ein paar Tagen daheim, arbeite alles liegen gebliebene ab (emails, Blog, Rucksack…) UND bereite mich auf mein naechstes Abenteuer vor: Franzoesisch lernen in Frankreich – und dabei auch noch was von den Laendern (ich fahre ueber Belgien) sehen und hoffentlich viele Reisebekanntschaften wieder treffen. Aber ich befuerchte schon jetzt – es muss etwas mehr geplant werden (zumindest wenn man guenstig reisen will), als in Asien oder Suedamerika. Warum ist reisen hier so kompliziert??? Oder gehts auch ganz ohne Planung und Buchungen? Das werde ich dann wahrscheinlich irgendwann rausfinden und euch wieder berichten.

Sumatra auf Abenteuerpfaden – Backpacking fuer Fortgeschrittene

So, hier kommen sie nun, die Nachzuegler. Und als erstes starte ich mit Sumatra, Indonesien. Nicht nur, dass mir hierfuer die Erinnerungen noch am frischesten sind, es ist auch vom Reiseerlebnis eines der intensivsten meiner gesamten Reise gewesen.
Als erstes muss ich sagen, Reisen in Sumatra ist nicht einfach, wenn man sich nicht nur auf den Haupttouristenwegen befindet. Und damit meine ich wirklich nur die Hauptrouten – also Toba-See, Bukit Lawang und Banda Aceh mit Pulau Weh. Schon ein kleiner Umweg, die wahnwitzige Idee, nicht staendig ueber Medan – grosse, laute, dreckige Stadt mit unklaren Verhaeltnissen bezueglich wo welcher Busbahnhof ist – zu fahren, bringt einen an den Rand des Wahnsinns. Denn kaum jemand kann genug englisch, um einen wirklich zu informieren, geschweige denn, dass irgendjemand wirklich eine Ahnung hat, wie man nun wirklich von A nach B kommt, oder es einfach nicht kundtun will. Aber: man kommt immer an, die Menschen sind extrem hilfsbereit und verlangen nur selten zu viel an Busticketpreisen, und wenn, es ist alles so spottbillig, dass es nix ausmacht. Und, wer abseits der Touristenpfade sein will, der schafft es, auch in den Touristenhochburgen kaum andere westliche Touristen zu finden, solange man nicht zur Hauptreisezeit (angeblich Juli und August) reist.

Aber nun von Anfang an. Zuerst einmal ist gesagt, Indonesien ist ein muslimisches Land, Sumatra noch mal etwas mehr, und die Provinz Aceh ganz besonders. Dort herrscht seit dem Unabhaengigkeits-Krieg 1999-2004 das Schariagesetz. Also ich hatte mich eingestellt, dass eher wenige Kontakte zu den Einheimischen zustande kommen, aber nein. Es wurde ganz anders. Denn mein erstes Ziel nach einer sehr erlebnislosen Nacht in Medan, Tuktuk auf der Insel Samosir im Toba-See – dem groessten Kratersee der Erde – , stellte sich als sehr katholisch heraus. Das dortige Volk, die Batak, sind mehrheitlich christlich. Kaum eine Frau traegt Kopftuch und alle Menschen, Mann wie Frau, sind sehr freundlich und aufgeschlossen. Tuktuk selbst ist eine kleine Ortschaft die eigentlich nur aus Gasthaeusern besteht – ca 2km lang am Wasser entlang – nur dass kein Tourist da ist… Man kann mit dem Roller die Insel erkunden. Da Roller aber nix fuer mich ist, habe ich Spaziergaenge nach Tomok und durch die Reisfelder unternommen.


Das Wasser war mir zum Baden auch noch zu kalt. Und am Sonntag, ich hatte keine konkreten Plaene, habe ich eine Schulklasse und die Lehrer einer privaten Englischschule getroffen und mich den ganzen Tag mit ihnen unterhalten. Die Schule geht mit den Schuelern nach Tuktuk, damit diese die Moeglichkeiten haben, mit Touristen ihr englisch auszuprobieren. Und nebenbei haben sie natuerlich ganz viel Spass. Die Schueler im Alter zwischen 12 und 16 waren erst sehr schuechtern, aber nach einer Weile – und insbesondere als die Lehrer uns den Ruecken zugekehrt haben – sind sie aufgetaut und wollten alles moegliche wissen und einfach englisch reden. Und ich habe durch den Austausch auch sehr viel ueber das Leben in Sumatra und insbesondere das Schulsystem erfahren. Na das fing ja echt gut an mit mir und Sumatra. An meinem dritten Tag hatte ich viele Freunde und stand ab da regelmaessig in Kontakt mit der Lehrerin Tetty, die ich am Ende meines Aufenthalts auch noch mal besucht habe.

Aber vom Toba-See gings erst mal nach Berastagi. Hier in der Naehe gibts zwei Vulkane. Ganz Indonesien ist eine Aneinanderreihung von aktiven Vulkanen. Und auch in Berastagi ist kurz zuvor der Sinabungg etwas explodiert. Man konnte also nur den Sibayak besteigen. War eher eine gemuetliche Wanderung. Aber einen Vulkankrater so nah zu sehen, wo Schwefel aus allen moeglichen Ecken dampft, und daher nichts waechst und man auch auf dem Mond sein koennte, das ist schon sehr eindrucksvoll.

Und dann kam organisatorisch eines der kompliziertesten Aktionen. Wir waren zu viert (es gab tatsaechlich einige wenige andere Touristen in Berastagi) und wollten nach Ketambe. Das ist einer der Hauptzugangsorte zum Gunung Leuser Nationalpark, wo man so gut wie sicher wilde Orang Utans und noch natuerlichen Dschungel sehen kann. Bekannter ist Bukit Lawang (welches ich nicht besucht habe), aber dort ist die Hauptattraktion das Fuettern von ausgewilderten Orang Utans. Aber von allem was ich hoerte, der beschwerliche Weg nach Ketambe lohnt sich. Und beschwerlich war der Weg. Also von Berastagi direkt faehrt nix nach Kutacane, der etwas groessere Ort 30km von Ketambe entfernt. Man muss hoffen, einen Platz in einem durchfahrenden Minibus von Medan zu bekommen – aussichtslos fuer vier. Das wusste auch die Besitzerin vom Hostel und hat lange versucht und einen unmoeglichen Preis abzuverlangen und liess sich auch nicht dazu nieder uns alternativen aufzuzeigen. Denn man kann sehr wohl nach Kabanjahe fahren und dort werden mit groesserer Wahrscheinlichkeit neue Minibusse Richtung Kutacane losgesendet… Es war ein Kampf, aber wir haben schliesslich die Plaetze in einem Minibus zu einem vernuenftigen Preis bekommen. Und dann begann die ueber 5-stuendige Fahrt (fuer ca. 170km) ueber kleine gewundene Strassen mitten hinein in die Berge. Und von Kutacane mussten wir dann ja auch noch eine Stunde weiter… Also der Tag war laaaaaang und anstrengend. Aber Ketambe und der Dschungel hat fuer alles entschaedigt.
Dort hatte ich das grosse Glueck und habe Jaques und Suzanne gefunden – es gibt kaum Touristen dort, ich habe alle 6 Gasthaeuser besucht und insgesamt 7 Touristen gefunden – was sehr viel war, wie sich spaeter herausstellte -, und noch weniger, die eine laengere Dschungeltour machen wollen – mit denen ich direkt am naechsten Tag ein 5-taegiges Dschungeltrekking starten konnte. Und gleich an Tag 1 gabs Orang Utans zu sehen. Unser Guide Jhon ist selbst auch nach 15 Jahren im Dschungel noch so fasziniert von den Tieren, dass wir viel Zeit hatten, diese so menschlichen Lebewesen zu beobachten und viel ueber ihre Eigenschaften lernen konnten.

Und dann ging es immer tiefer in den Dschungel hinein. Die vielfaeltige Pflanzen- und Tierwelt sowie die enorme Geraeuschkulisse hat mich in den Bann gezogen. Geschlafen wurde in simplen Zelten aus Plastikplane. Gegessen wurde fuerstlich, dank unser beiden Hilfsguides, abendliches Lagerfeuer sowie diverse Geschichten des Lebens im Dschungel Sumatras inklusive.





Wer mich kennt oder hier fleissig mitgelesen hat, der weiss sicher, dass das genau die Orte sind, die fuer mich ein Paradies darstellen. Und so mag es nicht verwundern, dass ich noch einige Tage laenger in Ketambe blieb und doch einige wenige Touristen kommen, auf Trek gehen, vom Trek wiederkommen und dann wieder gehen gesehen habe. Dafuer habe ich noch viel ueber auch die wirtschaftliche Situation dort gelernt. Bis vor etwas mehr als 10 Jahren war Ketambe ein Ort, der viele Touristen anzog. Die Guides waren voll beschaeftigt und es florierte so sehr, dass die Gaestehaeuser ihre Kapazitaeten ausgebaut haben. Aber seit dem Krieg in Aceh und auch danach kamen die Gaeste nicht mehr. Die paar Guides im Dorf warten teilweise mehrere Wochen lang auf einen Auftrag. Nur im Juli und August ist jeder beschaeftigt, aber auch hier herrscht jedes Jahr Unsicherheit, obs auch im naechsten Jahr wieder der Fall ist. Also, wer in Sumatra ist, bitte dort hin!! Es lohnt.

Und dann wollte ich weiter nach Banda Aceh, dem Ort, in dem im Tsunami 2004 mehr als 60.000 Menschen umgekommen sind. Und weil ich nicht ueber Medan wollte, habe ich die lokale Strecke gewaehlt, die ueber den unter einheimischen Touristen sehr beliebten Ort Takengon ging. Ein Ort, der wirklich enorm schoen ist, aehnlich zum Toba-See, aber eben doch sehr sehr beschwerlich zu erreichen. Es ging wieder mal 8 Stunden lang durch die Berge um dann zum Schluss in die Ebene zu fahren, die ganze Zeit den See im Blick. Wunderbar aber wahnsinnig anstrengend. Und dann in Takengon spricht kein Mensch englisch. Ein Hotel zu finden ist schon eher Glueck, und der ATM, den ich dringend brauchte, da ich bei der Ankunft nur etwa 1Euro in bar in der Tasche hatte, hat sich auch nicht so offen gezeigt und verstanden hat mich auch niemand… Aber hey, ist alles gelungen. Und am naechsten Morgen gings dann auch schon nach Banda Aceh.. noch mal 8 Stunden im Minibus. Von den ca. 300km wurden fuer die ersten 100km etwa 6 Stunden gebraucht, die letzten 200 gingen dann locker und mit halsbrecherischen Ueberholmaneuvern (die normale Art des Fahrens in Sumatra) in nur 2 Stunden 🙂 Ich hatte so gar keine Lust mehr auf Minibus danach, wie ihr euch vorstellen koennt. Dafuer habe ich mir dann die Zeit genommen, Banda Aceh ausgiebig und in Ruhe zu erkunden. Die meisten Touristen bleiben nur einen Tag, wenn ueberhaupt, sehen sich das Tsunami-Museum an, und setzen dann ueber nach Pulau Weh, einem Paradies fuer Schnorchler und Taucher, LEIDER. Denn Banda Aceh ist eine wirklich schoene Stadt. Und obwohl der strikteste muslimische Ort in Sumatra, habe ich dort sehr viele nette und offene Menschen kennengelernt. Aber ich kleide mich auch entsprechend und lauf nicht rum wie auf Malle, was leider doch recht viele westliche Touristen und Touristinnen machen und sich damit eben keine Freunde machen. Denn Respekt vor der muslimischen Kultur wird eben einfach erwartet.



Jedenfalls war mein Besuch in Banda Aceh sehr emotional. Es ist erstaunlich, was alles zerstoert wurde und was dann wieder aufgebaut wurde. Aber es regnete die ganze Zeit ziemlich deftig (auch sehr merkwuerdig wenn man in der Stadt, die sowas wie das Gesicht des Tsunamis ist, etwa knietief im Wasser watet), so dass ich von meinem Vorhaben, nach Pulau Weh zu gehen, abgesehen habe… Insel im Regen macht ja eher nicht so viel Sinn, oder?

Ich bin dann lieber nach Pemantan Siantar gefahren und habe Tetty besucht, die Lehrerin, von der ich am Anfang berichtet habe. Mit ihr habe ich ihre Schulen besucht, aktiv am Englischunterricht teilgenommen, bzw ihn mitgestaltet – was soll man auch machen, wenn die Lehrerin einfach mitten in der Stunde rausgeht um zu telefonieren und sich mit anderen Lehrern oder dem Hausmeister zu unterhalten und die Kinderchen einen gross angucken. Naja und so war dann auch das englisch. Von der dritten bis zur 6. Klasse konnten die Kinder eigentlich das gleiche NICHT: „My name is…. I am … years old.“ Plus dass in Indonesien, oder ich schaetze in Asien generell, ein enormer Respekt vor dem Lehrkoerper herrscht plus ein weisser Mensch sowieso etwas ganz besonderes ist, so dass die Kinder wirklich enorm schuechtern waren und mich kaum angucken konnten, so nervoes waren sie. Aber alle haben sich gefreut, vielleicht etwas gelernt, und das Foto am Ende der Stunde war das Highlight des Tages fuer die Kleinen.

Und sie ist nicht nur Schullehrerin, sondern unterrichtet auch an der Uni die kommende Generation von Englisch-Lehrern. Tetty meinte, ich soll da eben einfach so mitkommen, die Dekanin vom Lehrstuhl fand, ich muesste eher einen Lehrauftrag haben und so habe ich dann offiziell eine Stunde zu den Unterschieden im deutschen und indonesischen Schulsystem gehalten. Es war ein sehr interessanter Austausch – beide Seiten haben viel gelernt.
So ist es in Indonesien so, dass eigentlich jedes Volk, und davon gibt es hunderte, seine eigene Sprache spricht und die Kinder erst in der Schule ab Klasse 1 die Kunst- aber eben Amtssprache Indonesisch lernen, die aber nichts mit ihren lokalen Sprachen zu tun hat. Dass wir in Deutschland alle von Anfang an deutsch lernen, uns alle untereinander verstehen (zumindest groesstenteils) ist fuer diese Studenten ein vollkommen neues Konzept. Der zweite grosse Unterschied liegt in der Bedeutung von Religion. In der indonesischen Schule und zum taeglichen Leben gehoert Religion (eine der 6 staatlich anerkannten Religionen) einfach dazu. Dass jemand keine offizielle Religion und vor allem keinen Glauben hat, ist fuer diese jungen Menschen auch neu und kaum nachvollziehbar. Aber sie sind durch die vielen Kulturen und Religionen, die dort nebeneinander meist friedlich leben, sehr aufgeschlossen und wir alle – Muslime, Katholiken, Protestanten und ich – haben sehr intensiv darueber diskutiert.

Und zu guter letzt waren wir noch in der privaten Englischschule von Desri, wo Tetty ebenfalls lehrt. Die Schueler dort haben sich gefreut, mich wieder zu sehen. Und die Umgebung von Sarimatondang, Sidamanik ist bekannt fuer seinen Teeanbau, so dass schon die Fahrt dorthin sehr schoen war. Aber dort ist mir auch was kurioses passiert, das ich bis heute noch nicht verstehe. Also, wir befinden uns in dem Teeanbaugebiet Sumatras – guter Tee, alles exportiert. Dann bestelle ich also im lokalen Restaurant einen Tee. Und was bekomme ich? Richtig: Ein Glass heisses Wasser!! Und das ist mir mehrmals dort in der Gegend passiert. Teeblaetter sind gleich Farbe im heissen Wasser – mehr nicht.

Fazit: Mit allen seinen Naturwundern und wunderbaren Menschen war Sumatra fuer mich ein ganz besonderer Ort, an den ich zurueckkehren muss. Ich liebe die Menschen dort und die zumindest streckenweise intakte Natur ist einfach sehenswert, solange sie noch existiert und nicht dem Anbau von Palmen fuer Palmoel zum Opfer faellt.