Wachsende Pflaenzchen!!

So, eine Woche Sprachkurs in Quito war ja recht erlebnislos. Jedoch nicht so ganz. Ein Pflaenzchen wurde gepflanzt und wuchs und wuchs und wuchs…. Das Hostel war voll mit Venezolanern. Und die sprachen von ihrem Land,  den vielen Problemen, mit denen Venezuela kaempft, aber auch von der Schoenheit der Straende, Berge, Staedte, Waelder, Freundlichkeit der Menschen… wie gesagt, das Pflaenzchen wuchs und wuchs und wuchs… Aber nach einer Woche in Quito musste ich mich ja auch mal weiter bewegen, obwohl Quito eine wirklich schoene Stadt ist, die viel zu bieten hat. Jedenfalls sollte es auch wieder etwas waermer und auf jeden Fall regenaermer werden. Auf ging es nach Mindo. Weniger als drei Busstunden entfernt und doch ein Wechsel wie Tag und Nacht. Es wurde warm und schwuel und ich befand mich wieder mal in Regenwaldartiger Umgebung. Im Bus zwei nette deutsche getroffen, die auch gleich von einem netten Hostel wussten. Also mit hin und wieder mal ein schoenes Zimmer mit hervorragender Aussicht zum Schnaeppchenpreis bekommen. Und am naechsten morgen das Highlight: Vogelbeobachtungstour. Marcelo, erfahrener Vogelguide wanderte mit uns gute 5 Stunden durch den Wald und wir sahen viele bunte Voegel. Mein Favorit sind ja immer wieder die Tucane. Und die zeigten sich ausfuehrlichst. In 4 verschiedenen Arten. Ein Traum. Da konnte ich ganz gut ueber die eine Schlange hinwegsehen, die eigentlich gar nicht haette da sein sollen: „Nein, Schlangen sieht man nicht…“

Den Rest des Tages regnete es leider sehr und unaufhoerlich. Aber auch mit Regen konnte man sehr sehr gut entspannen und geniessen. Aber das Pflaenzchen wuchs und wuchs und wuchs… Also Entschluss gefasst, erst mal Richtung Kolumbien zu fahren, da regnets hoffentlich weniger und man kann besser organisieren… Ziel sollte Cali sein, Hauptstadt des Salsas… jetzt nicht unbedingt meins aber die Stadt sollte ja auch schoen sein. Und um den weiten Weg etwas aufzulockern, habe ich einen Zwischenstopp in Tulcan, an der Grenze, eingelegt, das mit einem eher ungewoehnlichen, wunderschoenen Friedhof aufwarten kann. Und wenn einen die Dinge immer noch ueberraschen koennen, erstaunen, beeindrucken, dann mach ich doch irgendwas richtig :-).

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Nach ewigen Busfahrten bin ich aber doch mal in Cali eingetroffen. Und es gab kein Regen und eine interessante, moderne Stadt zu erleben… mit schoenen Kirchen, einem wirklich guten Zoo und spannenden neuen Bekanntschaften im Hostel.
Und das Pflaenzchen wurde zyr Pflanze… und nach ein paar Informationseinkuenften, einem Flugkauf, der Dank der Voucher, die wir fuer die ewige Verspaetung fuer den Flug nach Trujillo erhalten haben, sehr guenstig war, ein paar weiteren Recherchen und Mitteilung an meine venezolanischen Bekannten bluehte das Pflaenzchen auf und ich machte mich auf den Weg nach Venezuela 🙂 und da bin ich nun, fuehl mich wie immer sauwohl und geniesse.

So, und weil Internet und vor allem Internet mit richtigem Computer nicht immer und ueberall ist, bleibt es hier bei nur einem Bild. Der Rest wird nachgeholt.
Bis denne.

Ans Ende der Welt

Tja, eben noch in Medellin und nun schon am Ende der Welt? Das ging ja schnell? Fragt ihr euch zurecht. Und auch ich war recht ueberrascht. Also, wie kams dazu:

Nach geraumer Zeit in der Grossstadt war mir mal wieder nach was kleinerem, familiaererem. Also wurde als naechstes Ziel Popayan, eine etwas kleinere Stadt sehr weit suedlich mit historischem Stadtkern und viel Natur und Kultur aussenrum ausgewaehlt. Dazu musste ich Cali ueberspringen, aber wie gesagt, mir war nicht nach Grossstadt und das Highlight in Cali heisst Salsa-Dancing, und das ist nun auch nicht meine bevorzugte Beschaeftigung. Also kam ich nach einer 12-stuendigen Uebernachtfahrt in einem viel viel zu kalten Bus in Popayan an. Und schon der erste Eindruck hat mich ueberzeugt. Nicht nur, dass es angenehm warm war, nein, die Stadt war hell, sauber, die Menschen freundlich und, etwas nicht ganz unerhebliches bei so einer langen Reise, es wurde sehr lecker aussehendes (und spaeter durfte ich feststellen, es war sehr lecker) Essen zu unglaublich guenstigen Preisen ueberall angeboten (Mittagstisch mit Suppe, Reis, Bohnen, Fleisch, Salat und fritierte suesse Kochbananen und frischer Saft fuer 1,20€, Oblaten mit allerlei Suesskram beschmiert fuer 0,35€ – so billig muss man erst mal selber kochen/zubereiten koennen…). Jedenfalls gabs ein gutes Stadtgefuehl und das Hostel war auch super. Und das war auch gut so, denn direkt am Abend habe ich schon gemerkt, dass mich die Klimaanlage im Bus mit einer saftigen Erkaeltung bedacht hat. So habe ich also die naechsten Tage mehr im Hostel mit kurzen Stadtausfluegen verbracht, als die umliegenden Doerfer mit Thermalquellen oder gar den Nationalpark mit Lagune und vielen Wanderwegen zu besuchen. Aber Gesundheit geht vor. Und so schlecht waren die Tage nicht.

Da ging es meinem Zimmerkollegen wesentlich schlechter, der nach zwei Tagen nur im Bett und mit Fieber und Kotzen dann mit Verdacht auf Gelb- oder Denguefieber ins Krankenhaus musste. Aber nach massig Infusionen gings ihm dann auch wieder gut. Mir jedenfalls auch, ganz ohne Medizin, so dass ich nach drei Tagen dann einen Ausflug ins Dorf Silvia unternahm, in deren Gegend sehr viel Ureinwohner leben. Neben der Beobachtung dieser, war auch die Landschaft einfach atemberaubend (war wohl noch etwas schwach auf der Brust fuer den Aufstieg in hoeher gelegene Doerfchen 🙂 ) schoen.

Und wo ich mich wieder gut fuehlte und ich unbedingt noch weitere Highlights der Gegend sehen wollte, habe ich Popayan Adios gesagt und mich auf nach Tierradentro gemacht. Das heisst woertlich „In der Erde“ und das war Programm. An diesem magischen Ort inmitten der Berge hat man bis zu 3000 Jahre alte Grabkammern der Ureinwohner unter der Erde gefunden. Die juengeren Exemplare sind „nur“ 1000 Jahre alt. Und meine beiden „Guides“  Julie Paula und Arden Alexander, die waehrend der Ferien ihren Papa zu seiner Arbeit bei den Grabkammern begleiten, haben mir ausfuehrlich alle Besonderheiten in einer der Fundstelle von Grabkammern gezeigt. Knuffig die beiden.  Und es gab so viel zu sehen auf meinem ca. 7 stuendigen Rundweg durch diese unglaubliche Landschaft ueber die verschiedenen Fundstellen.

Und nach unten kam oben. Das naechste Ziel hiess San Agustin ganz in der naehe (waren „nur“ 8 Stunden Fahrt in 4 verschiedenen Camionetas – Jeeps mit nen paar Baenken hinten auf der Ladeflaeche, nen richtigen Bus will man bei den Strassenverhaeltnissen in den Bergen mit vielen Kurven und Baustellen auch gar nicht). Aber dafuer lernt man seine Mitreisenden um so besser kennen – und wieder neue Freunde gefunden). Und in und um San Agustin hat man auf und neben Grabmaelern (anderer Stamm, daher keine Grabkammern, aber etwa gleicher Zeitrahmen von 1000 vor Christus bis 1000 nach Christus) Figuren  unterschiedlicher Formen (Tiere, Gottheiten, Schamanen, Abbild des Begrabenen(Vermutung)) gefunden. Sehr interessant und spannend. Und auch hier wieder alles eingebettet in super Natur.


Und dann gings endlich auch zum Ende der Welt, genauer gesagt nach Mocoa, dass am Fuss der Anden (also noch mehr Berge und Kurven, diesmal Bergab) und am Beginn des Amazonasgebiets liegt. Gut, erst mal ging das Auto kaputt und man wartete eine Stunde auf den Mechaniker, der echt nur mit nen paar Ueberbrueckungskabeln und nem Schraubenschluessel ankam. Nach einer weiteren Stunde durften die Maenner anschieben und *yeay* weiter gings. Und dann gings auch zuegig durch. Hier jedenfalls gibts also viel Wald, auch wieder viele Tiere (in freier Natuer und in einem Rescue Center) und vieeeel Wasser. Leider nicht nur in den zahlreichen Fluessen und Wasserfaellen, sondern auch vom Himmel. Aber gut, es ist nicht zu kalt und damit alles zu ueberleben.


Jedenfalls ist es hier wunderschoen, kaum touristisch, die Menschen noch mal viel netter und es faellt schwer, sich loszureissen. Aber, seit langem mal wieder habe ich das Beduerfnis, mehr und aktiver zu Reisen. Das liegt vielleicht daran, dass Ecuador so nah ist, und ich mich auf das naechste Abenteuer freu, insbesondere auf Galapagos, das jetzt geplant werden muss – obwohl Kolumbien einfach ein unglaubliches Reiseland ist. Ausserdem ist mir aufgefallen, dass, wenn ich weiter so langsam reise, ich es nicht vor Wintereinbruch im April nach Patagonien im Sueden Chiles und Argentiniens schaff :-), und das muss unbedingt sein… Jedenfalls, als naechstes kommt Ecuador und ich muss mir mal nen Plan machen, wie ich ganz in den Sueden komm. Aber erst mal wird das Ende der Welt genossen 🙂
Lassts euch auch gutgehen daheim!!!

Medellin – Pazifikkueste und zurueck

Da bin ich wieder, wohlbehalten und voller neuer Erfahrungen und Erlebnisse zurueck von der Pazifikkueste. Schon mal so viel, es war ein Erlebnis, das ich nur jedem Kolumbien-Reisenden weiterempfehlen kann, und ich danke Bastian, dass dieser es mir empfohlen hat.

Also, die Pazifikkueste liegt gute 200km von jeder Zivilisation entfernt und ist ganz anders, als der Rest. Anreise ist nur mit Boot oder Flugzeug moeglich. Daher halten sich dort die aeusseren Einfluesse stark zurueck und es lebt eben nicht jeder dort. Wer dort lebt sind insbesondere die Nachfahren der Sklaven. Die Einwohner sind zu 95% schwarz und haben sich ihre afrikanische Wurzeln erhalten. Sprich, es wird viel Musik gemacht, viel getanzt, es ist sehr bunt, man lebt in den Tag hinein. Ansonsten ist das Leben dort nicht so einfach. Alles was herangeschafft werden muss, ist durch die langen Transportwege etwas teurer, es gibt eben nicht immer alles, Arbeit fuer jeden ist nicht immer vorhanden, insbesondere wenn keine Saison ist und damit auch keine Touristen kommen.
Aber es war Saison, was heisst, man kann Wale sehen. Und neben der urspruenglichen Lebensweise, dem Urwald und der Ruhe bin ich auch deswegen hingeflogen. Und ja, ich habe Wale gesehen 🙂
Gleich an Tag 1 bin ich mit meinen neuen kolumbianischen Freunden Angela und Jennifer aus Bogota auf eine Walbeobachtungstour mit Rodrigo.

Wie sieht man also so einen Wal?
Mit einem doch eher kleinen Boot gings mit Rodrigo raus aus der Bucht, in der Bahia Solano liegt, aufs offene Meer. Und dort fliesst der Humboldstrom direkt vor der Kueste, den die Wale fuer ihre Reise gen Norden und wieder Sueden nutzen. Und dann wird eben hin und her geschippert. Nebenbei war das Anglerglueck hold. Also wenn man sonst nix sieht, nen Fisch hat man schon mal gesehen. Und dann die ersten Anzeichen. Die Fontaenen spritzen in der Ferne aus dem Wasser… und kurz darauf eine Schwanzflosse, weit in der Ferne… Also naeher… und dann noch eine Fontaene aus der anderen Richtung, wir sind also zwischen Walen… aber alles relativ weit weg. Motor aus und beobachten ist nun angesagt. Und dann… da war einer etwa 10m links vom Boot, unter Wasser, man sah, dass sich die Oberflaeche veraenderte. Spannung, Fotoapperate auf den Punkt gerichtet. Kein Wal zu sehen. Doch ploetzlich… rechts vom Boot brummts und das Wasser rauscht. Nur 5 m vom Boot entfernt taucht er kurz auf und wieder ab. Die Fotoapperate konnten gar nicht so schnell und diese verfluchte Verzoegerung beim Abdruecken… Aber egal, man sah ihn kurz. Und im weiteren schwammen drei Wale in der Gegend rum, nicht mehr so nah und strikt auf ihrem Weg nach Sueden. Aber es war unglaublich faszinierend. Schon gelohnt der ganze Ausflug.


Und ganz nebenbei dann auch noch mitten auf dem offenen Meer eine Wasserschlange direkt neben dem Boot gesichtet… Das hat mir die folgenden Baeder im Meer etwas zu denken gegeben…

Ach ja, und was ist wohl aus dem Fisch geworden?

Gewohnt habe ich aber eigentlich in El Valle, einem sehr kleinen Dorf ca. 40 Minuten mit dem TukTuk – ja, das fahren die da wirklich, Autos gibts kaum, muss ja auch erst mal angeschifft werden – von Bahia Solano entfernt.

Tags drauf gings jedenfalls dann bei doch eher Regen ab in den Regenwald um zu einem Wasserfall – El Tigre genannt – zu laufen. Wegen eines kleinen Unfalls von Jennifer mussten wir das leider abbrechen, ihr Finger war wichtiger. Der wurde dann „fachmaennisch“ im doerflichen Gesundheitszentrum genaeht… (gut, sie wird in Bogota noch mal zum Arzt gehen, aber fuer die folgenden 4 Tage hats gereicht). Aber am Tag drauf haben wir dann den Wasserfall per Boot angesteuert.
Jedenfalls gings dazu erst mal durchs Dorf – und da sieht man, wie arm die Leute sind – auf den Fluss und dann wieder raus aufs offene Meer. Diesmal wars etwas stuermischer, aber alles gut. Und der Wasserfall ist ein Traum. In mehreren Ebenen fliesst das Wasser herab, immer Pools bildend, die ausreichend tief sind, um entspannt Faxen machen zu koennen. Ein super Tag, wieder mal.

Und auch sonst konnte ich die Zeit gut verbringen mit Strand gucken, Sonnenuntergaengen, chillen, Haengematte schaukeln, nichts tun, essen!!!

Und Tiere gabs natuerlich auch einige zu sehen in meiner Zeit dort:

Ich habe nicht jeden Tag geschlemmt, aber am letzten Abend gabs so ein Krabbeltier aus dem Wasser (jaiba auf spanisch, laut leo eine blaue Schwimmkrabbe/Krebs), hervorragend zubereitet mit Kokoswasser und einfach nur extremst lecker… Estrella von der Posada del Mar in Bahia Solano kocht einfach koestlichst…

Ach ja, und ein paar Eindruecke vom lokalen Flughafen moechte ich Euch nicht vorenthalten. Es ist schon sehr abenteuerlich, aber funktioniert 🙂

Und beim Abflug gabs noch mal sehr gute Ausblicke ueber die Bucht, und ich hab Delfine gesehen – das sind doch welche?!

Und so bin ich nach einer Woche wieder wohlbehalten hier in Medellin angekommen. Hier gabs noch ein ausreichendes Touristenprogramm. Die Stadt hat viel zu bieten und zu sehen und zu erleben. Jeden Tag gibts was neues und spannendes. Und die Stadt selbst ist auch einfach wunderbar. Ach ja, die Tiere sind aus dem hiesigen Explorationspark (viel Experimente zu Sinnestaeuschungen zum Selbermachen) mit angegliedertem Aquarium und Froschdings.


Zum letzten Bild moechte ich noch ein paar Worte verlieren, weil mich das unglaublich beeindruckt hat. Ihr wisst sicher, dass Kolumbien bis vor ein paar Jahren als nicht sehr sicher galt, und insbesondere Medellin, als Sitz des damals maechtigsten Drogenkartells war Schauplatz von viel Gewalt, Zerstoerung, Blutvergiessen. Bis vor noch 20 Jahren traute sich kaum einer auf die Strassen und Plaetze, durch und ueber die ich heute so unbedarft schlendere. Im Jahr 1995 ist genau an diesem Ort unter der linken, man muss wohl sagen ehemaligen Statue von Botero eine Bombe hochgegangen und hat 21 junge bis sehr junge Menschen/Kinder getoetet. Botero selbst hat sich dann dafuer eingesetzt, dass die zerstoerte Statue als Mahnmal erhalten bleibt. Aber als Zeichen, dass man vorwaerts guckt, sich alles bessert, wurde eine zweite, heile Statue direkt daneben gestellt. In Stadtfuehrungen kann man noch viel mehr dieser Orte besichtigen und Geschichten hoeren. Es ist sehr beeindruckend, wie stark sich alles veraendert hat. Und am meisten beeindruckt mich, wie sehr die Kolumbianer wollen, dass man dies auch sieht und fuehlt. Jeder Tourist ist willkommen, und jeder soll in die Welt heraustragen, dass Kolumbien so viel mehr ist, als ein dauernder Drogenkrieg. Ein Krieg, der zwar immer noch herrscht (und solange es Nachfrage in den reichen Laendern gibt, auch immer bestehen bleiben wird), und bei dem auch heutzutage noch viel zu viele Menschen sterben, der aber schon stark eingeschraenkt ist und sich in andere Laender verlagert hat. In diesem Sinne und auch wenn es abgedroschen klingt: Keine Macht den Drogen!

Stadt – Land – Fluss – oder: Ueber sieben Bruecken musst du gehn

So, da bin ich wieder, inzwischen in Medellin… Ich rase direkt durch das Land… aber es ist auch so gross, so dass wenn man nur die wichtigsten Dinge sehen will, nicht ewig an einem Ort rumhaengen kann. Aber ich kann euch versprechen, rumgehangen wird immer noch genug.

So, was habe ich gesehen.
In Bogota habe ich viel Kultur erlebt, mir die verschiedenen Stadtteile und vor allem das Leben der Menschen angesehen. Mein Fazit: es ist ein riesiger Moloch mit ein paar schoenen Ecken, einem Verkehrsproblem und viel viel Armut. Sehr interessant ist, dass sich ein sehr schoenes, sicheres, nettes Viertel direkt an ein wirklich gammeliges bis gefaehrliches anschliesst, das man schon bei Tag sehr gern sehr schnell wieder verlaesst, und bei Nacht gar nicht erst betreten will. Es ist schliesslich immer noch Suedamerika und nicht alles ist sicher. Grundsaetzlich kann ich ja ganz gut mit Grossstaedten und auch in Bogota habe ich mich nach einigen Tagen recht wohl gefuehlt, aber es hat einen entscheidenen Nachteil. Es ist einfach viel zu kalt… Nachts nur mit dickem Fliess, oder auch zwei fuer mich… Und die Muetze habe ich auch rausgeholt. Also nix fuer lange und so habe ich neben allgemeinem Stadtgebummel

die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten abgeklappert:
Das Goldmuseum, die wohl groesste Sammlung von precolumbianischen Goldfunden, die die verschiedensten Tiere, Pflanzen, Goetter oder alles in einem darstellen. Sehr spannend und alles so um die tausend Jahre alt, mindestens. Hier mein Lieblingsstueck (Warum erinnert der mich an Willi??? Der personifizierte Schelm im Nacken):

Die Gondel hoch zum Aussichtspunkt, alles schoen beleuchtet:

Das Botero-Museum: Botero der wohl bekannteste kolumbianische Kuenstler. Der sehr voluminoese Figuren darstellt. Hauptsaechlich sind es Menschen, so unter anderem eine Variante der Mona Lisa. Aber mir gefielen seine Landschaften, Tiere und Stillleben besser. Weil man nie weiss was da Urheberrechtlich auf einen zukommt, einfach nach dem Kuenstler googlen.

Besuch der Salzkathedrale, etwas ausserhalb von Bogota. Also die Kathedrale selbst ist nicht aus Salz, sondern in einer alten Salzmine untergebracht. Es gibt fuer jede Leidensstation Christi einen eigenen kleinen Raum zum Beten, dann die grosse Kathedrale, diverse weitere Nischen mit Engelsfiguren, des weiteren eine Shoppingarea, eine Lightshow, ein Kino (recht interessanter Film ueber die Geschichte der Salzmine) inklusive Popcorn-Verkauf! Und alles Unter Tage. War eher seltsam, aber zusammen mit dem Entertainment, und dem Ausflug in die zugehoerige kleine Stadt mit entspannt altem Stadtkern ein sehr sehr schoener Tag.

Nach dem ganzen Grossstadtflair brauchte ich etwas Ruhe und habe mich in die Kaffeeregion aufgemacht. Der Name ist Programm. Auf wirklich jedem Fleck Erde wird Kaffee angebaut. Und man kann die verschiedenen Fincas – sind oft eher kleinere Gelaende, deren Ernte vom Besitzer an die Kooperativen verkaufen, die dann den Export starten. Und natuerlich habe ich mir eine solche kleine, also eine sehr kleine Finca von Don Elias angeschaut. Er ist ein Original. Und alles was er nicht an die Kooperative verkauft, wird muehsam per Hand oder alten, kleinen aber funktionierenden Maschinen von der Kaffeefrucht vom Baum zur geroesteten Bohne oder gar gemahlenem Kaffee verarbeitet. Abgesehen davon liegen die Fincas in wunderschoener Gegend – gruene Berge.

Und weil man ja nicht nur auf der faulen Haut liegen und Kaffee trinken kann, habe ich auch eine Wanderung in den Nebelwald im Valle de Cocora unternommen. Es geht auch hier wieder recht schnell recht weit rauf. Und die Gegend ist bekannt fuer die Wachspalme, der Nationalbaum Kolumbiens. Und die gabs dort zur Genuege, wunderbar in die Landschaft eingefuegt und haben mir einen weiteren wunderbaren Tag verschafft. Und hier kommen auch die 7 Bruecken ins Spiel. Denn um auf den Aussichtspunkt mit unglaublichen Blick (Bild 2) muss man den Fluss entlang (Bild 1) und ihn dabei ueber sehr abenteuerliche Bruecken mehrfach – naemlich exakt 7 Mal kreuzen. Also bei manchen der sehr einfachen Haengebruecken ging einem schon die Muffe. Aber hey, war nicht tief und nicht sehr kalt… also haett mans auch ueberlebt. Und der Abstieg auf der anderen Seite des Berges gab den Blick frei in das Tal mit Wachspalmen. Ueber 60 Meter hoch und bis zu 200 Jahre alt stehen sie dort an den Haengen, die mit gruenen Wiesen bewachsen sind. Ein paar Kuehe sind auch dazwischen. Eine Ruhe ist das dort… das beste Mittagspicknick das ich seit langem hatte.

Und weil ich mich durch die Buchung eines Fluges – mehr dazu am Ende – etwas unter Zeitdruck gesetzt habe, gings direkt weiter nach Medellin. Also die Stadt hat mich echt positiv ueberrascht, obwohl auch recht gross und mit der nicht allerbesten Reputation, ist es hier sauber, lebhaft, fast kaum gammelig (gut, auch hier gibt es Armut auf den Strassen, aber gefuehlt weniger), sehr sehr gruen, sehr entspannt und vor allem warm 🙂
Und weil Botero aus dieser Stadt kommt, hat er ihr sehr viele Werke uebergeben, die nun ueberall in der Stadt und ganz konzentriert auf dem Plaza Botero rumstehen.

So, und morgen muss ich meine Erkundungen der Stadt erst mal auf Eis legen, weil ich an die Pazifikkueste fliege. Dort gibt es ein paar Orte, die nicht an irgendein Strassenverkehrsnetz angebunden sind und somit nur per Boot (ca. 20 Stunden von einem Ort aus, der nicht unbedingt auf der Hauptreiseroute liegt und unregelmaessig) oder eben per Flug (ganze 40 Minuten von Medellin aus) erreichbar ist. Und ausserdem gibts dort Dschungel, den ich schon etwas vermisse sowie ist gerade die Zeit der Walwanderungen. Und diese grossen Tiere soll man angeblich dort vom Strand aus bewundern koennen, wenn man denn Glueck hat. Wir werden sehen, ob mir das Glueck hold ist. Ich werde berichten. Jetzt ist erst mal Funkpause, weil da ist es eben abgeschieden und nix mit Internet im Hostel.

Geschichte Geschichte Geschichte – Kapitel: Alte Kolonialstaedte

So, und hier die Aufloesung. Nach Santa Marta hat es mich nach San Gil verschlagen, dem naechstgroesseren Ort touristischen Interesses und lockere 13 Stunden entfernt (dieses Land ist einfach riesig). Also, da 13 Stunden Busfahrt sehr sehr lang sind, habe ich den Nachtbus nach Bucaramanga genommen. Der war gar nicht mal so schlecht, ausser dass man sich natuerlich den Ars… abgefroren hat dank der ausgekluegelten Klimaanlagentechnik. Aber mein Schlafsack hat mich warm gehalten. Und in Bucaramanga habe ich dann in den Bus nach San Gil gewechselt. Der Tag hat schon begonnen und so konnte ich mich der wunderbaren Landschaft erfreuen, die diesen Teil der Strecke ausmachen. Es geht am tiefsten Canyon Kolumbiens vorbei. Der war schon beeindruckend, aber irgendwie recht weit und sah gar nicht soooo tief aus. Und ausserdem fuhr der Bus auf der recht kurvigen Bergstrecke doch recht abenteuerlich, so dass mir gehoerig uebel geworden ist und ich keine Fotos schiessen konnte. Ihr verzeiht mir hoffentlich.

Angekommen in San Gil erwartete mich – an einem verregneten Sonntag – erst mal nicht viel. Die Stadt sah ganz nett aus, aber nicht viel los. Ich musste ein bisschen an die Staedte im Harz denken, zu DDR Zeiten – etwas trist, ein paar zerfallene Haeuser, aber immer einen schoenen Marktplatz… sorry. So habe ich dann erst mal Schlaf nachgeholt. Aber der naechste Tag mit wunderbarem Sonnenschein hat alles zutage gefoerdert, was die Gegend und die Stadt bietet. San Gil ist wunderbar gelegen inmitten von Bergen – das aeussert sich auch in sehr sehr steilen Strassen inmitten der Stadt. Die Stadt ist lebendig, und hat viele alte Gebaeude zu bieten. Insbesondere die Kirche ist sehr beeindruckend.

Und was macht man in San Gil so? Also hauptsaechlich bekannt ist es fuer Abenteuerkram – Rafting (Wasser zu kalt), Paragliding (nee, das geht mir zu hoch), Fahrradtouren (das geht mir dann wieder zu steil runter, ganz abgesehen davon, dass ich nicht wieder hoch komm), Pferdetouren (ich habs versucht, gab leider nicht genug Interessenten) und Flora und Fauna der Gegend zu Fuss erkunden (genau meins). Dazu bot sich als erstes der lokale botanische Garten an, in dem ich einen wundervollen gruenen Schmetterling entdeckte.

Und dann die ganz klassische Besichtigung des nahegelegenen Ortes Barichara. Hier zeigen sich die Kolonialbauten in voller Pracht wunderbar eingebettet in die Berge. Weisse einstoeckige Haeser mit schoenen Holzfenstern und -tueren. Schoener Marktplatz, gepflasterte Strassen. Alles noch sehr original erhalten und sehr sehr entspannt.

Und von dort ging es per Wanderung auf dem Historischen Wanderweg Camino Real, der von einem Deutschen vor 200 Jahren angelegt wurde, nach Guane. Und den hab ich nicht allein gemacht, sondern mit zwei Spaniern, David und Eduardo, die ich in Barichara getroffen habe, sowie Wladimir – einem unglaublich lieben Hund, der uns einfach so die ganzen zwei Stunden den Weg gefolgt ist, mit uns Pause gemacht hat, was von unserem Wasser und Essen abbekam und den wir dann Wladimir getauft haben. Da er nicht in den Bus mit zurueck durfte, hoffe ich mal, dass er den Weg auch allein wieder zurueck gefunden hat…

Und neben der schoenen Landschaft gabs auch wieder Tiere zu sehen. Wer genau hinsieht, bemerkt, dass der Schmetterling teilweise transparent ist… Ist das nicht cool?

Ok, die Ameisen, die ihr dort seht, waren nicht mehr am Leben. Sondern knackig fritiert und zum Essen gedacht – eine lokale Spezialitaet. Die haben den wunderbaren Namen Hormigas Culonas – auf Deutsch: Fettarschameisen 🙂 Ich denke, man erkennt warum. Und man soll sich ja den lokalen Spezialitaeten oeffnen. Ich habs also probiert. So schlecht waren die jetzt nicht. Ein bisschen wie Popcorn, mit nur nicht ganz so viel weichem Anteil…

Und der Zufall fuehrte mich dann zu meinem naechsten Ort. In Barichara traf ich Patricia, Norberto und Familie, die ein Hostel in Socorro, nur ca. 30 Minuten von San Gil entfernt, besitzen. Und ich hatte vorher schon von Socorro gehoert und die beiden waren so nett, dass ich einfach dann dort hin gefahren bin. Der gewoehnliche auslaendische Tourist verbringt, wenn ueberhaupt dort, einen Tag (es sind ganze 3 Zeilen im Lonely Planet, also nicht zu viel Werbung), so dass ich dort in meinen zwei Tagen keine anderen Auslaender gesehen habe. Kolumbianische Touristen gab es ein paar. Und Socorro ist sehr schoen, wieder weisse einstoeckige Haeuser, gepflasterte Strassen, wunderbarer Marktplatz mit Kirche… Und fuer die Kolumbianer ist dieser Ort von besonderer Bedeutung, da hier die Wiege des Unabhaengigkeitskriegs von Spanien liegt. Und alles auch sehr schoen bei Nacht.

Und in meinem Hostel in Socorro habe ich einen unglaublichen Familienanschluss gehabt. Patricia und Norberto haben sich wunderbar gekuemmert. Es gab Stadtfuehrung, Begleitung in die besten aber sehr guenstigen Restaurants fuers Mittag, Stadtrundfahrt bei Nacht – hauptsaechlich weil Juan Pablo, der zweijaehrige Sohn von Tochter Claudia am besten beim Autofahren einschlaeft… sind doch ueberall auf der Welt gleich die Kinder. Ich bin mit auf die Familienfinca der Familie von Tochter Claudia gefahren und habe dort weitere nette Menschen kennengelernt. Unter anderem die Kleine unten auf dem Bild, deren Namen ich leider vergessen habe. Sehr interessant war, wir konnten uns nicht verstaendigen. Sie hat genuschelt (gut, mein Problem), aber vor allem hat sie mich ueberhaupt nicht verstanden. Waehrend die Erwachsenen mit meinem Akzent umgehen koennen, koennen es Kinder offensichtlich nicht… Sie hat jedesmal die Erwachsenen um Uebersetzung meines Spanisch gebeten… Das Konzept von ich bin Deutsch und habe eine andere Sprache und daher klingt mein Spanisch komisch war ihr auch vollkommen fremd, obwohl sie ja englisch in der Schule lernt – wir haben besser auf englisch kommunizieren koennen… Spannend, interessant, merkwuerdig, nachdenkenswuerdig!
Jedenfalls es war wunderbar. Wer also in Socorro ist, sollte unbedingt im Hostal und Museum La Clementina vorbeischauen. Hier gehts zur Facebook Seite: La Clementina

Als letzte Kolonialstadt stand Villa de Leyva auf dem Programm. Dazu musste ich den Bundesstaat wechseln und 4 Stunden Busfahren. Villa de Leyva ist vom Stil her aehnlich, bietet jedoch den groessten Marktplatz, den man sich vorstellen kann. Und man kann hier auch wieder die Natur rundum herrlich erkunden. Diesmal mit Pferd, allein mit Guide, weil auch hier kaum andere Touristen unterwegs waren.

Und zu sehen gibts dabei wunderbare natuerliche Pools, unglaubliche Landschaft und auch Architektur.

Und da habe ich auch weitere Freunde gefunden:

Und man kann so viel mehr hier tun. Zum Beispiel zu naehegelegenen Wasserfaellen fahren und die Natur dort geniessen…

An meinem letzten Tag ging es mit einer Hostelbekanntschaft auf grosse weite Entdeckungstour. Es wollte die Lagune Iguaque im gleichnamigen Nationalpark erkundet werden. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn die Lagune liegt auf lockeren 3600 Metern Hoehe, Villa de Leyva „nur“ auf 2100. Mit dem Bus also hoch auf 2700m und dann wurde losgestiefelt. Das war schon sehr anstrengend – ein 11 Stundentag, viel gelaufen, ein bisschen gefroren da oben… Aber es hat sich gelohnt, denn unglaubliche Landschaftsbilder haben sich aufgetan. Und die Lagune war dann nur noch das Tuepfelchen auf dem i.

Und auch hier gabs neben der unglaublichen Natur natuerlich wieder einige Tiere zu sehen.

So, und nach so viel Natur, Entspannung und Ruhe ist mein naechstes Ziel Bogota – Grossstadt, Verkehrschaos, Smog, KALT!!! Der naechste Artikel wird dies ausfuehrlicher beleuchten.

Verlorene Stadt – Lost City – Ciudad Perdida

Gross angekuendigt, soll es dann hier auch der Bericht ueber meinen Trek zur verlorenen Stadt zeitnah folgen.
Also erst mal ein paar Worte zur Organisation des Treks. Es gibt einige Agenturen, die diesen Trek anbieten und die in den verschiedenen Reisefuehrern empfohlen werden. Aber seit Anfang August hat sich hier einiges geaendert. Da die verschiedenen Agenturen natuerlich in Konkurrenz zueinander standen, war die Organisation der Treks oft suboptimal. Gruppen der einzelnen Agenturen waren nicht voll, auf dem Trek selbst gab es wohl hin und wieder auch Aerger, welche Gruppe nun welche Unterkunft bekommt, Guides mopsen die von den vorausgehenden Helfern im Busch hinterlegten Fruechte einer anderen Gruppe… Um all diese Probleme zu loesen – und sicher auch das beste fuer die Natur und die Bewohner (viele Bauern (ehemals Coca und Marihuana, nun zumindest nicht mehr direkt an den Wegen des Treks…) und indigene Bevoelkerung) der zu durchlaufenden Gegenden herauszuholen, wurde eine neue Agentur gegruendet, die alle Treks zur verlorenen Stadt organisiert und die Kundschaft der einzelnen Agenturen zu Gruppen zusammenfasst.
Schon immer hat der Trek bei den Agenturen das gleiche gekostet, nun kann man sich auch sicher sein, das gleiche fuer den Preis zu bekommen. Eine Besonderheit ist, dass man entscheiden kann, ob man den Trek in 4,5 oder 6 Tagen machen moechte – je nach persoenlicher Fitness und Geschmack. Und egal, fuer was man sich entscheidet, es sind immer 600.000 Kolumbianische Pesos faellig (ca. 330 US$).
Also, da ich nicht der fitteste und sowieso eher gemuetliche Typ bin und man ausserdem noch alle seine Sachen (also Klamotten, kein Essen Gott sei Dank) schleppen muss, habe ich mich fuer die 5-Tages-Tour entschieden – eine gute Wahl. Auch beim Packen meines Rucksacks habe ich mich an die weisen Worte des Masters of Ultralighttrekking erinnert und tatsaechlich den kleinsten Rucksack gehabt und halbwegs problemlos schleppen koennen sowie nichts vermisst. Danke Thomas!!

Also, los ging es nach dem Aufsammeln meiner Gruppe (5xdeutsch, 2xfranzoesisch, 2xtschechisch) mit dem Auto ca. 2 Stunden mitten ins Nichts – dem Anfang der Tour. Dort wurde sich noch mal gestaerkt, und wers noch nicht getan hatte, durfte seinen Rucksack mit diversen Plastiktueten regenfest machen. Denn es ist Regenzeit, und da regnet es oefter mal am Nachmittag.
Und dann gings los. 600 Hoehenmeter am Stueck, nach dem Mittag, und ziemlich steil bergauf… Puh… also wenn das so weiterginge… Aber die Landschaft drumherum – Atemberaubend!!!


Und die vielen Fluesse haben den weiteren Vorteil, dass man darin ein Bad zur Abkuehlung nehmen kann – und um den groebsten Dreck wieder zu entfernen.

Uebernachtet wurde in der ersten Nacht in Haengematten. Nach so einem Tag kann man darin sogar ganz gut schlafen. Und wenn einen dann solch ein Sonnenaufgang erwartet…

Auch Tag zwei ging wieder viel bergauf, und auch immer wiedermal steil bergab (wer hat sich denn sowas ausgedacht – da muss man auf dem Rueckweg doch dann wieder hoch???). Und es stand viel lernen ueber Kultur auf dem Programm. Denn an diesem Tag sind wir an einem Dorf der indigenen Bevoelkerung des Stammes Kogi vorbeigekommen sowie hatten am Abend die Moeglichkeit mit einem der eher wenig redseligen, sehr schuechternen Kogi zu sprechen.

Grundsaetzlich muss ich hier sagen, dass das ganze eher wie ein Zoobesuch war. Die Kinder und auch Erwachsene waren auf das Bekommen von Suessigkeiten trainiert (und man stelle sich vor, dass da mehrere Gruppen jeden Tag vorbeilaufen) im Gegenzug fuer Fotos.. . eher unschoen, aber wenn sie da nun mal stehen…

Das Dorf im Hintergrund wird uebrigens nur fuer Versammlungen benutzt. Die Familien wohnen eigentlich auf Fincas und kommen nur zu den Versammlungen ins Dorf. Und an den Versammlungen nehmen auch nur die Maenner teil. Und zwar auch nur die, die ueber 18 sind. Erkennbar sind die daran, dass sie diese Kalabasse haben, wie auf dem 2. Bild. Wird dem nun Erwachsenen vom Shamanen ueberreicht. Darin befindet sich eine Paste aus Wasser und Muschelkalk. Zusammen mit dem Speichel vom Kauen der Coca-Blaetter, die mit Hilfe des Holzstaebchens ganz langsam nach und nach aufgetragen wird, ergibt das diese gelbe Erweiterung am oberen Rand der Kalabasse. Das ist fuer jeden ein ganz individuelles Tagebuch…

Abgesehen von der Zoo-Atmosphaere, sind die 4 dort lebenden indigenen Gruppen auch grundsaetzlich weniger erfreut, dass so viele Touristen durch ihre Gegend ziehen und dann auch noch die heilige Staette Verlorene Stadt besuchen. Aber wie das mit indigenen Voelkern in der heutigen Zeit ist, auch diese haben sich dem modernen Leben angepasst (einige haben sogar Haendies, obwohl es da oben nur an einigen wenigen Stellen ueberhaupt Empfang gibt und man sich lokal eher mit einem Walki-Talki-System unterhaelt). Und die Verlockungen von Geldleistungen fuer jeden Touristen, kostenlose medizinische Versorgung, weitere Leistungen, wenn sie dem Anbau von Coca abschwoeren etc. haben die Geister beruhigt und der Touristenstrom fliesst… Nicht alle Indigenen machen das jedoch mit – so gab es bis vor ca. 8 Monaten eigentlich einen anderen Weg, um etwas einfacher zur Verlorenen Stadt aufsteigen zu koennen, aber da gibt es gerade Knatsch zwischen Regierung und Bevoelkerung, so dass der erst mal nicht mehr begangen wird…

Gut, hier dann auch wieder viel gelernt, insbesondere, dass Zoobesuche unschoen sind…

Tag drei dann der Aufsteig auf 800m und Entspannung am Nachmittag um dann am fruehen Morgen von Tag 4 den finalen Aufstieg ueber 1200 Treppenstufen mitten im Wald anzugehen. Vorher lag noch eine Flussdurchquerung an… und wer sich den Fuss verknackst hatte, der hat eine extra komfortable „Mitfahrgelegenheit“ bekommen. Der Rest musste durchs kalte Wasser *baeh*.

Meine Guete war das anstrengend. Aber 3 Stunden durch die Ruinen der 1300 Jahre alten Stadt zu laufen und ueber Aufbau, Struktur, Riten etc. zu lernen, war schon sehr sehr spannend.

Also, die Stadt – Teyuna von den Indigenen genannt – war heiliger Ort, Versammlungsort, Wohnort der Alten und Kranken in einem. Die Shamanen halten hier – auch heute noch – ihre Riten ab. Die meisten Indigenen wohnten und wohnen jedoch weit verstreut in den Bergen und kommen nur fuer besondere Ereignisse und Stammesversammlungen. Mit den Spaniern kam dann auch der Untergang, so dass ab 1650 die Stadt verlassen war und der Wald wieder uebernommen hat. Die Indigenen haben die Stadt nie vergessen, die Bauern der Gegend schon, man wusste nur, dass es da irgendwo heilige Graeber mit Goldbeigaben etc. gab. Um 1974 wurde die Stadt dann von ein paar boesen Jungs auf der Suche nach dem Gold und Anbaugebieten fuer Coca wieder gefunden – die haben aber natuerlich nix zu Behoerden gesagt. Und die Stadt waer wahrscheinlich bis heute verloren, wenn sich die boesen Jungs nicht gegenseitig umgebracht haetten und einer dann einen Mord an seinem Freund bei den Behoerden angezeigt hat – das war 1976. Derjenige hat dann als Belohnung quasi, die anfaenglichen Expeditionen und Ausgrabungen organisieren duerfen und wurde dafuer von der Regierung bezahlt… Seit 1984 wurde die Stadt dann dem Tourismus geoeffnet, der aber natuerlich sehr beschraenkt war. Erst seit ein paar Jahren gehts so richtig ab mit dem Tourismusstrom, so dass die Infrastruktur fuer Uebernachtungen verbessert wird etc. Die kolumbianische Regierung hat einige Plaetze restauriert. Weitere Ausgrabungen und Suche nach praecolumbianischen Gold- und Keramikgegenstaenden wurden allerdings in Absprache mit den Indigenen eingestellt.

So, und dann gings am Nachmittag und Folgetag den ganzen Weg wieder zurueck – runter rauf runter durch Fluesse wieder rauf leichter Regen gutes Essen schlafen noch mehr rauf und etwas runter einmal noch mal steil rauf und dann gaaanz weit runter bei bestem Wetter und in Rekordzeit.

Und dann war die Plackerei vorbei, man freute sich am Erlebten und hat nun ganz viele Erinnerungen (gerade auch an die vielfaeltige Tierwelt – mein Steckenpferd ;-))

Nebenbemerkung: groessere Tiere sieht man eher selten, weil erstens zu viele Menschen zu viel Krach machen und zweitens der so naturverbundene Indigene insbesondere die Affen doch lieber mit Pfeil und Bogen abschiesst, als sich an seiner Praesenz zu erfreuen und die Natur zu verehren…

Und dann gabs 2 Tage fetten Muskelkater, der in Santa Marta bei angenehm heissen Temperaturen auskuriert werden konnte.
Aber Santa Marta hat sich als Ueberraschung fuers zurueckkommen auch noch mal was einfallen lassen und versunkene Stadt gespielt. Ein wohl sehr heftiger Regenschauer kurz vor Ankunft hat die Kanalisation ueberfordert und alle Strassen geflutet. Von nur 20 cm bis Kniehoehe war alles dabei. Da bekommt man auf den letzten Metern noch mal richtig nasse Fuesse.

Und ein bisschen was gelernt haben wir auch noch. Ich habe naemlich noch das Anwesen besucht, in dem Simon Bolivar die letzten 11 Tage seines Lebens verbracht hat. Da ist das Haus zu sehen in dem er starb sowie ein huebscher Garten mit allerlei lustigem Getier. Simon Bolivar ist sowas wie ein Staatsheld, weil er einer der Initiatoren der Aufstaende gegen die Spanier war, die dann 1819 die Unabhaengigkeit von Grosskolumbien (Kolumbien und 4 umliegende Laender) einleiteten.

Die folgenden Tage wurden also fuer Erholung, Entspannung und weitere Planung benutzt. Ergebnisse der Planung dann im naechsten Bericht.

Panama – Kolumbien…. via Oesterreich

So, die Zeit verrent aber auch. Beim letzten Artikel war ich noch in Panama und das scheint schon wieder Ewigkeiten her. Sooo viel ist passiert. Also zu den Details.

Dieser Grenzuebergang sollte etwas ganz besonderes werden, da es so etwas wie eine klassische Landgrenze zwischen Panama und Kolumbien nicht gibt. Ich habe also den 5-Tages Bootstrip auf Segelboot nit 3-taegigem Aufenthalt im San Blas Inselarchipel gebucht. Und das war eine sehr gute Entscheidung. Zuerst stand jedoch die Wahl des Bootes an. Es gab Katamarane und Segelboote, grosse und kleine zur Auswahl, sowie direkt nach Cartagena oder gleich hinter der Grenze an Land. Eine Entscheidung die nicht leicht fiel. Die Wahl traf die Cool Runnings II, ein 14m Segelboot mit maximal 8 Reisenden an Bord, gute Kritiken bzgl. gefuehlter Sicherheit und Essen inklusive. Und so ging es am 10. August los. Erst mit einem Gelaendewagen in das Gebiet Kuna Yala, das von den Kuna, einem indigenen Stamn selbstverwaltet wird. Dort dann warten auf ein kleines Boot das uns dann zum groesseren bringen sollte. Gustavo, ein Einheimischer Bootsfuehrer, hatte gut 2h Verspaetung, das mag am Alkoholkonsum gelegen haben, der ihm deutlich anzusehen war… Aber gut, sind sicher und halbwegs trocken zum Segelboot gekommen. „Wir“ war uebrigens eine zu 100% deutschsprachige Gruppe. 2 Oesterreicher, 2 Deutsch-Schweizer, 1 Franzoesisch-Schweizerin mit hervorragenden Deutschkenntnissen, 2 Schwaben und Icke (also zusammen mit der Franzoesisch-Schweizerin bildete ich die Gruppe der „Auslaender“ – denn die ganzen suedlichen Dialekte waren nicht so einfach zu verstehen). Der Kapitaen und seine Freundin waren ebenfalls Oesterreicher. Im grossen und ganzen war es doch eine sehr gute Gruppe.
Wir haben 3 Tage auf wunderschoenen kleinen Inseln, auf denen teilweise Kuna leben,

im (alle behaupteten es sei warmes) Wasser, beim Schnorcheln in den vielen Riffen (ja Frau Wiese, auch ich habe einen Blick in die Unterwasserwelt erhascht – Fotos in Ermangelung einer unter Wasser tauglichen Kamera von ueber dem Wasser… ihr seht wie klar das ist!!),

faulenzend auf dem Boot oder einfach nur Sonnenuntergang geniessend verbracht.

Da ich weiss dass Interesse besteht (Frau Wiese!), hier noch ein paar Worte mehr zu meiner ersten Schnorchelerfahrung: es war wie im Aquarium, nur viel groesser und naesser. Aber auch sehr faszinierend, wenn ein grosser Rochen in der Naehe vorbeischwebt, viele gemusterte und bunte Fische vor der Nase rumtanzen und ueberhaupt das Oekosystem Meer so zu erleben. Aber es ist einfach zu kalt im Wasser, ja, auch bei 30Grad Wassertemperatur… Ich werde es wieder machen, wenn sich die Moeglichkeit ergibt, sicher und vor allem mit der Wahl jederzeit aus dem Wasser rausgehen zu koennen zu schnorcheln. Und es wird sicherlich immer wieder etwas besonderes sein. Aber es wird jetzt nicht meine praeferierte Urlaubsbeschaeftigung.

Jedenfalls: Die Umgebung war traumhaft, das Wetter passte und der Kapitaen sorgte mit deftigem oesterreichischem Essen

fuer das leibliche Wohl. Aber irgendwann mussten wir das Paradies verlassen und uns auf den 30-stuendigen Weg uebers offene Wasser Richtung Kolumbien machen. Auch hier blieb uns das Wetter hold. Kein Seegang, der auf einem so kleinen Boot leicht fuer Seekrankheit haette sorgen koennen. Aber wer haette dann das gute Essen gegessen? Na gut, kein Wind hiess auch kein Segel sondern Motor, aber man kann eben nicht alles haben 🙂 Und so sind wir bei ebenfalls schoenstem Sonnenschein und einer sogar mir unangenehmen Hitze im schoenen Cartagena gelandet.

Cartagena hat Kolumbien einen richtig guten Start gegeben. Eine wunderschoene Altstadt,

interessantes Strassenessen

und super freundliche Menschen.

Auch meine danach angesteuerten Ziele unterstuetzen diesen Eindruck. Santa Marta als Ausgangspunkt fuer Touren an schoene Straende, in die Berge, in den Dschungel und vor allem zur verlorenen Stadt ist voller Leben. Das nahegelegene Dorf Minca wartete z. B. mit wunderbaren Wasserfaellen und Fluessen auf,

sowie Kaffeefarmen, die den guten kolumbianischen Kaffee herstellen und fuer den Export verarbeiten.

Und im naechsten Artikel kann ich dann vom 5 Tage Trek zur verlorenen Stadt (einer 2700 Jahre alten Ruinenstadt mitten im Dschungel) berichten, das steht naemlich als naechstes auf dem Programm.
Bis dahin!