In Verzug

Ja ich weiss, ich bin wieder mal stark in Verzug mit den neuesten Reisebeschreibungen. Vier erlebnisreiche, ja fuer meine Verhaeltnisse fast stressige Wochen Melbourne – Neuseeland – Sydney sowie 2 voll gepackte Tage in Singapur warten auf ihre schriftliche Widergabe. Wuerde ich sagen, ich haette zu viel zu tun, es waer glatt gelogen. Denn die letzten 10 Tage war ich auf der entspannten Insel Tioman in Malaysia und habs mir gut gehen lassen.

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Einfach mal die Seele baumeln lassen, nen bisschen planschen, nen bisschen mehr durch den Dschungel stapfen und gaaaaanz viel lesen. Muss auch mal sein. Und Internet gabs da auch nur eingeschraenkt. Und nach so viel Ruhe ist mir nun nach Aktivitaet. Also auch keine Zeit, stundenlang in Internetcafes rumzuhaengen. Morgen wird Melaka, Malaysia, erkundet und uebermorgen gehts nach Medan, Sumatra, Indonesien. Ich will Orang Utans sehen.
Aber ich verspreche, die fehlenden Berichte folgen, inkl ganz vieler Bilder.
Bis dahin.

Anfang Februar im Zug: Wo gings nochmal hin? Indien? China? VAE… ach nee, Malaysia…

… aber wenn man sich so umguckt, man koennt an einem Ort in China sein und um die Strassenecke liegt direkt Indien, und daneben irgendwas arabisches, also definitiv muslimisch. Die drei Ethnien sind hier in Malaysia so weit verbreitet, dass es eigentlich ueberall ein Chinatown und ein Little India gibt und Malaysia den Islam als Staatsreligion hat. Also zumindest essenstechnisch ist das alles ein Traum. Auch wenn das eigentliche malayische Essen selbst auch gar nicht so schlecht ist.

Wusste ich vor meiner Reise nicht viel von Malaysia, ausser dass mein Flug gen Australien von Kuala Lumpur, der Hauptstadt, abfliegt, bin ich seit dem ersten Tag hier grosser Fan des Landes und vor allem der Menschen.

Also zuallererst faellt auf, fasf jeder spricht zumindest etwas Englisch. *yeah*, ich kann mich wieder mit den Menschen um mir (oder heisst es mich?? ich bin verwirrt) herum unterhalten… 🙂
Und dann faellt auf, wenn man sich darueber Gedanken macht, was man nun eigentlich mit seiner Zeit anstellt, dass es viele verschiedene Klimazonen und Landschaften zu erkunden gibt. Meine erste Wahl fiel auf die Insel Penang mit der Stadt Georgetown. Ein Volltreffer, denn obwohl Georgetown relativ gross ist, hat das alte Zentrum, heute Unesco Weltkulturerbe, sich erstens seinen alten Charme erhalten und zweitens durch viel Kunst im oeffentlichen Raum noch mehr an Attraktivitaet hinzugewonnen. Und so verbrachte ich einen Tag lang, um die vielen Kunstwerke an Hauswaenden hinter jeder Strassenecke zu suchen und zu finden.

Und wenn man etwas mehr Ruhe und Entspannung will, geht man entweder in den Kek Lok Si Tempel, eine der groessten buddhistischen Tempelanlagen Suedostasiens, etwas ausserhalb der Stadt auf einem Berg gelegen…

… oder man macht sich auf in den Nationalpark auf der anderen Seite der Insel, der mit Dschungel und Dschungeltieren sowie einladenen Straenden aufwartet.

Diese kleine Insel bietet schon mal sehr viel Vielfalt. Und allein im Hostel gab es eine gute Stimmung, eine bunte Mischung aus Einheimischen und Auslaendern, Live Musik am Abend und viele nette Begegnungen. Und so kam es, dass ich Sid begegnete, einem Malaysia aus Georgetown der am naechsten Tag einen Ausflug in die Cameron Highlands machen wollte und genau da wollte ich doch am naechsten Tag auch hin und hatte noch kein Busticket… Und so kam es, dass wir uns fuer den naechsten Morgen um 7 Uhr verabredeten. Naja, ehrlich gesagt habe ich nicht geglaubt, dass er um 7 Uhr da ist, wir sind ja schliesslich immer noch in Asien :-). Aber er war da und es war eine super Fahrt in die Berge.

Aber gefuehlt hatte ich nun die Cameron Highlands gesehen und Sid fuhr praktischerweise weiter nach Kuala Lumpur fuer Geschaefte. Da habe ich mir die Chance nicht nehmen lassen und bin spontan auch mit.

So hatte ich ein paar Tage mehr in Kuala Lumpur als gedacht, aber es ist eine tolle vielfaeltige Stadt. Und ausserdem war gerade Chinesisches Neujahr, da gabs viele Sonderaktionen und alles war schoen geschmueckt.


Und ich habe endlich mal wieder viele Dinge geschafft, die sonst immer hintenan gestanden haben, wie den Blog aktualisiert – ihr habt die Bilder von Thailand und Laos ja gesehen – gewaschen etc. Und ich brauche es auch, einfach mal laenger an einem Ort zu sein. Das ganze staendige Reisen stresst naemlich. Und davon habe ich in Melbourne, Neuseeland und dann Sydney wegen der kurzen Zeiten, die ich da sein werde noch genug…
Und weil ich bisher nur so kurz in Malaysia war, um mir einen Eindruck zu verschaffen, weiss ich schon, dass ich nach der Rueckkehr von Ozeanien doch noch etwas tiefer reinschnuppern will in dieses abwechslungsreiche Land. Habe das Gefuehl es gibt noch viel mehr zu sehen. Aber gibt es das nicht immer? 😉

Zwei Jahre unterwegs: Rückblick – Einblick – Ausblick

Rückblick
Ich erinner mich noch, als waers gestern gewesen. Mein Vater bringt mich zum Zug in Werder, der bringt mich nach Berlin, von dort gehts mit einem weiteren Zug nach Düsseldorf, ein kurzer Flug nach Madrid, Übernachtung bei Daniela, das letzte bekannte Gesicht aus der Heimat für lange Zeit, und dann fliege ich auch schon nach Costa Rica, wo mein Abenteuer anfaengt. Und das ist wirklich schon ganze zwei Jahre her? Auf den Tag genau! Fühlt sich nicht im geringsten so an. Aber wenn ich an alle Erlebnisse zurueckdenke, Staedte, Wasserfaelle, Dschungel, Seen, Berge… an all die netten Menschen denke, die ich unterwegs getroffen habe, dann habe ich wahrlich genug gesehen und erlebt fuer zwei Jahre… mindestens. 20 Monate Lateinamerika, 10 Wochen Suedostasien und nun in Neuseeland. Ich kann mich nicht beschweren.  Und mittendrin gabs noch 6 Wochen Heimaturlaub.  Die Familie besucht, Freunde getroffen, viel ueber meine Reise, Lebensentwuerfe grundsaetzlich, meine Zukunftsplaene im Besonderen wurden diskutiert. Fragen aufgeworfen wie „Wo gehts als naechstes hin?“, „Wie lange machste das noch?“, „Kommste überhaupt jemals wieder?“ wurden aufgeworfen, aber viele Antworten hatte ich nicht. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich Deutschland wieder verliess.
Einblick
Schon kurz nach meiner Abreise ist mir so richtig klargeworden, was ich dort habe. Insbesondere, wie sehr mein Neffe und meine Nichte mich vermissen, dass ich einen Einfluss auf sie habe und auch gerne dabei sein moechte an ihren wichtigen Tagen, sie gross werden sehen will, ich sie auch vermisse. Und daher ist schon mal eine Entscheidung gefallen. Ich werde zurückkommen nach Deutschland und mich dort wieder haeuslich niederlassen. Das „wann“ ist noch nicht richtig klar, aber allerspaetestens heute in einem Jahr muss/will ich zurueckkehren, mir einen Job suchen, eine neue Wohnung, wahrscheinlich neue Freunde in neuer Umgebung, eben alles was so zu einem „normalen“ Leben dazugehoert.
Ausblick
Und was passiert bis dahin? Naja abgesehen von der Tatsache, dass ich noch auf der anderen Seite der Welt bin und mich eher langsam auf den Weg mache, gibts auch noch mindestens ein Reiseprojekt, dass ich durchfuehren will, bevor ich meine Urlaube in starre maximal 4-Wochen-Korsetts zwaengen muss, wenn ich Glueck habe. Ich will franzoesisch lernen. Obwohl das nicht ganz stimmt, denn verstehen tue ich, trotz jahrelanger französisch-Abstinenz die Franzosen unterwegs erstaunlich gut. Nur das sprechen, da haperts ganz gewaltig… Und was hilft da besser, als sich auf  nach Frankreich zu machen und waehrend ich dieses vielfaeltige Land erkunde ganz nebenbei (so meine grosse Hoffnung) auch noch meine franzoesischen Sprachkenntnisse aufpoliere. Naja und der ein oder andere Auffrischungskurs schadet sicher auch nicht. Und wann eignet sich Frankreich besser als Reiseland, als im europaeischen Sommer… Diese Erkenntnis zusammen mit guenstigen Flugpreisen hat zu folgendem konkreten Plan gefuehrt:
27.2.-21.3. Neuseeland
21.3.-24.3. Sydney, Australien
24.3. Flug nach Singapur
11.5. Flug von Bangkok nach Stockholm
11.5.-21.5. Stockholm-Göteborg-Kopenhagen-Berlin mit Bussen um puenktlich zum Geburtstag meines Neffen daheim zu sein
1.6.-Ende August Belgien und Frankreich
Dann nach Hause zur Einschulung meiner Nichte.

Was in den 6 Wochen zwischen Singapur und Bangkok passiert, ist noch nicht ganz klar, aber ich kann mir noch etwas mehr Malaysia und dann Sumatra, Indonesien ganz gut vorstellen. Da gibts Orang Utans in freier Natur… noch.

Auch was nach Frankreich passiert, ist noch vollkommen unklar und wird spontan nach Lust und Laune entschieden. Auch wenn ich noch einige spannende laengere Reiseprojekte auf der Liste habe, musste ich doch feststellen, dass, seit die Entscheidung einer zukuenftigen Niederlassung in Deutschland gefallen ist, ich mich immer mal wieder dabei ertappe, darueber nachzudenken, was ich wohl mit meinem Leben anstellen werde, beruflich hauptsaechlich. Aber das sind kurze Gedanken, die sich auch recht schnell wieder verfluechtigen. Es bleibt auf jeden Fall spannend. Ich halte euch auf dem Laufenden.

P.S. Alle Angaben und Plaene koennen sich auch wieder aendern 🙂

Nachtrag: Bilder zu Thailand und Laos

So, wie versprochen, hier ein paar Bilder… Es ist echt nicht einfach ein Internetcafe mit funktionierenden USB-Buchsen am Computer zu finden…

Mae Hong Son und Chiang Rai (Thailand)

Kochkurs in Chiang Rai (Thailand)

Ankunft in Laos

Luang Namtha, Laos

Bootsfahrt auf dem Nam Ou und Ausfluege in die Doerfern drumrum



Muang Kham, Laos

Phonsavan, Laos





Luang Prabang


Vientiane

Konglor Hoehle

Savanakhet, Tad Lo Wasserfaelle und Chompasak



Khao Yai Nationalpark, Thailand

Mit Sunee in Bangkok


Zugfahrt nach Malaysia

Lecker Thailand und gemuetliches Laos

So, da bin ich wieder. Und diesmal mit etwas mehr Worten. Seit ca 7 Wochen bin ich nun in Thailand und Laos unterwegs. Und momentan sitze ich im Zug von Bangkok nach Butterworth in Malaysia, meinem Zielland fuer die naechsten 10 Tage (lockere 22 Stunden Zugfahrt… 🙂 ). Meine Eindruecke der ersten 10 Tage Thailand habt ihr ja schon auf den Bildern gesehen. Also gegens Essen kann man auf keinen Fall was sagen. Ansonsten bekam ich viele Tempel und Buddhas zu sehen, was einen Grossteil der Sehenswuerdigkeiten in Thailand ausmacht, wie in den alten Koenigsstaetten Ayutthaya und Sukhotai. Auch Chiang Mai hatte noch mehr Tempel im Angebot, irgendwann hat man davon einfach genug… Aber auch wenn ich hauptsaechlich wegen des Essens hier bin, will man ja auch was sehen, neues Entdecken etc. Ich reise ja schliesslich noch. Also nachdem mich die Staedte nun nicht so vom Hocker rissen, bin ich in die Berge nach Mae Hong Son, ganz nah an die Grenze zu Myanmar. Und hier konnte ich mich dann auch wieder an eindrucksvollen Landschaften erfreuen… Waelder, die in verschiedenen Farben erstrahlen, aehnlich unserem Herbst, auf Busfahrten durch unzaehlige Kurven mit schoenen Bergpanoramen, wenn der Wald sich lichtet… schoen insbesondere im Licht der untergehenden Sonne. Was leider etwas enttaeuscht sind die Besuche bei Doerfern der verschiedenen Staemme, die ganz im Norden Thailands leben, denn entweder ist es eine grosse Touristenshow bis hin zu verar…e oder einfach ganz normales Thai-Leben, wobei ich dann zweiteres bevorzuge. Also wie ihr vielleicht zwischen den Zeilen lest, hats Thailand etwas schwer mit mir. Wobei ich nach viel ueberlegen glaube, dass ein Grossteil auch damit zu tun hat, dass ich mich nur mit wenigen Einheimischen unterhalten kann… und das fehlt mir, war das taegliche Gespraech mit Marktfrauen uebers Essen (es gaeb hier soooo viel zu fragen), dem Bussitznachbar oder einfach jemand auf der Parkbank doch etwas, das fuer mich das Reisen in Lateinamerika ausgemacht hat. Aber ich wussts vorher, und hin und wieder trifft man jemanden zufaellig, wie Miss Sunee, der einen dann doch in die Geheimnisse Thailands einweihen kann. Miss Sunee und ich hatten 5 lange Stunden Busfahrt zurueck nach Chiang Mai Zeit, uns intensiv auszutauschen und ich hab dann sogar eine Einladung zu ihr nach Haus in Bangkok erhalten. Dazu dann spaeter mehr. Da war ich dann wieder in Chiang Mai, wollt aber nicht bleiben, und hab dann nochmal 3 Stunden drangehaengt, um ins kleinere und beschaulichere Chiang Rai zu fahren, mit dem ich etwas mehr anfangen konnt. Der morgendliche Markt war gross, unuebersichtlich und hatte so viel im Angebot, das ich nicht kannte, so dass ich beschlossen habe, hier einen Tag Kochkurs mit Marktbesuch einzulegen. Habe dabei viel ueber lokale Gemuese, Fruechte (Fakt: es gibt 33 verschiedene Bananensorten in Thailand, und in etwa ebensoviele Wurzelgemuese, so aehnlich wie Ingwer) und Suessspeisen gelernt und genascht sowie sehr lecker gekocht und gegessen. Wurde ja auch Zeit nachdem ich die ganze Zeit nur gegessen habe ohne jedes Wissen, was eigentlich. Ein sehr erfreulicher Tag. Ein Besuch im Museum der verschiedenen Bergstaemme kann ich in Chiang Rai auch jedem empfehlen. Man lernt sehr viel. Aber ich wollte dann auch weiter und hoffte mit meiner naechsten Destination auch wieder mehr das Reisen selbst geniessen zu koennen. Und Laos hat mich nicht enttaeuscht. Hier habe ich mich wohler gefuehlt, und kann nicht mal sagen, wieso. Die ersten zwei Wochen bin ich hier durch den eher untouristischen Norden zusammen mit Isabelle, einer franzoesischen Schweizerin, die seit 5 Jahren auf Reisen ist… Mein Highlight hier die Region rund um den Fluss Nam Om. Die Menschen sind sehr freundlich, was in der Teilnahme an einer Hochzeit, einer Feier zur Rueckkehr eines Dorfmitgliedes, der Einladung zum Schnaeppschen hier und dort fuehrte. Der Laote trinkt uebrigens gern :-).  Und mit dem Boot gehts immer flussabwaerts durch wunderbare Karstberge, vorbei an kleinen Doerfern und immer schoen entspannt. Der Laote kennt keine Hektik. Etwas weiter bei Muang Kham wird das erste Mal auch ein schrecklicher Teil der juengeren Geschichte erlebbar. Wir besuchen eine Hoehle, in der in den 70er Jahren ueber 300 Dorfbewohner 10 Jahre lang waehrend des Beschusses der gesamten Region mit Bomben Streubomben durch die USA (die laotischen Kommunisten hatten in dieser Region ihre Unterstuetzer…) lebten und darin nach einem Luftangriff starben.  Interessant wurde der Tag auch, da mit uns der angebliche Ex-Vizepraesident Thailands zusammen mit einer Delegation von 40 Leuten auf Besuch war, und wir zum Essen eingeladen wurden… sehr gutes Essen uebrigens ;-).
Weiter gings in Phonsavan, wo man viel ueber den Krieg, den es offiziell gar nicht gab, lernen konnte. Denn noch heute leidet die Bevoelkerung Laos. Von den ca 2 Mio Streubomben, die in ueber 10 Jahren „Nicht-Krieg“ abgeworfen worden sind (mehr als im zweiten Weltkrieg Bomben in Europa UND Japan zusammen), sind vermutlich 10-30% NICHT explodiert und liegen jetzt halbversunken im Boden auf Feldern, auf Schulhoefen, auf Strassen. Und jedes Jahr sterben weiter Menschen und noch viele mehr werden lebenslang verkrueppelt, wenn diese ausversehen beruehrt werden und explodieren. Systematisch werden Orte graeumt, aber die Streubomben sind einfach zu viele, um ein Ende zu sehen. Ein trauriges Kapitel laotischer Geschichte. Wer mehr lesen moechte: www.mag.uk, tree of life
Neben diesem traurigen Kapitel Geschichte, bietet Phonsavan noch eine eher fantastische Geschichte. An mehreren Orten finden sich riesige Kruege aus Stein, viele, mehrere Hundert teilweise. Und niemand kann sagen, wie sie dorthin kamen und was ihre eigentliche Bedeutung ist. Ein wunderbarer Anblick ist es aber auf jeden Fall.
Und der Markt hat es, wie die in den Orten vorher schon, auch in sich. Denn man lernt dort eines mit Sicherheit: der Laote isst alles, was nicht bei drei auf den Baeumen ist, und das faengt er dann auch noch. Neben Bambusratten, richtigen Ratten, Stachelschweinen, Eichhoernchen und sonstige Nager kommen hier noch fermentierte Schwalben als lokale Spezialitaet hinzu…. also ich probier ja vieles, aber irgendwo is schluss… Dafuer gabs eine der leckersten Nudelsuppen ueberhaupt hier… mit Kokosnussmilch und Erdnuessen *leckerst*.
Nach Phonsavan gings wieder allein, dafuer aber entlang der ausgetretenen Touristenpfade weiter. Luang Prabang ist wirklich so entspannt, wie alle sagen und kann mit wunderbaren Wasserfaellen und hervorragendem Essen aufwarten. Vientiane hat noch etwas franzoesischen Flair uebrig behalten und ist fuer eine Hauptstadt wirklich sehr gemuetlich. Die Konglor-Hoehle, die man per Boot durchquert, 6 km vorbei an unglaublichen Tropfsteingebilden, ueber einige Stromschnellen im dunkelsten Dunkel, waeren da nicht die Taschenlampen, ist faszinierend. Thakhek und Savannakhet sind ebenfalls gemuetliche Orte, die eher auf den zweiten Blick ueberzeugen. Auf dem Bolaven Plateau ueberbietet ein Wasserfall den naechsten. Und ich war nur bei dreien… Und die alten Khmer- Ruinen (die Basis ist sogar aelter als Angkor Wat) bei Champasak haben sicher etwas majestaetisches, waere nicht gerade grosses religiöses Fest rund um Vollmond, das eher einer Kirmes gleicht und bei der Muellstrategie der Laoten (egal was, einfach fallen lassen wo man steht und geht) in Verbindung mit der Verpackungsstrategie (hauptsache ich mach noch ne Plastiktuete drum) leider etwas an Charme verliert. Und dann war meine Visumsgueltigkeit von 30 Tagen auch schon vorbei… Aber das Gute: ich habe nach dem Tief am Anfang in Thailand meine Neugier und Reisefreude wieder. Und um das zu nutzen und Thailand ne zweite Chance zu geben, gings in einem langen Reisetag nach Pak Chong… mit dem Zug… mit der Klimaanlage… und die hat mir den Rest gegeben.  Warum muss man es so kalt einstellen, dass man gleichzeitig Decken verteilen muss, dass die Leute nicht zu Eisbloecken erstarren? Jedenfalls abends in Pak Chong angekommen, merkte ich schon den Schnupfen. Das sollte mich aber nicht abhalten am naechsten Morgen direkt zum Khai Yai Nationalpark zu fahren. Plan: 1-2 Uebernachtungen im Park, einige Wanderungen, gern auch mit Guide um die Sichtungs-Chance auf Gibbons, wilde Elefanten, diverse Rehsorten, Baeren und bunte Voegel zu erhoehen. Gut, im Park angekommen musste ich schon mal feststellen, dass es nur wenige Wanderungen im Wald selbst gab aber viele breite Strassen um zu den Hauptattraktionen sprich Wasserfaellen und Unterkuenften im Park zu kommen. Aussage: die Tiere sieht man eh am besten auf der Strasse… Na gut, erst mal egal, zum Zeltplatz gelaufen und tatsaechlich Tier auf Strasse gesehen (Rehe in relativ klein und ziemlich gross fuer deutsche Verhaeltnisse, Affen). Zelt ausgeliehen und aufgebaut und dann los zum ersten Wanderweg durch den Wald – keine Tiere gesehen :-). Aber ich merkte das Fieber… ab da war dann nicht mehr viel mit exploren. Ich schlief die Nacht noch und machte mivh dann am naechsten Tag wieder auf in die Zivilisation… ueber die Strasse… aber zu Fuss… und da hoert man mehr als wenn man im Auto vorbeirauscht… also dieses Knacken, wie wenn was ziemlich grosses da im Wald rumtrampelt, vielleicht eins dieser Riesenrehe… aber nein… Riesenschlappohren machten deutlich, es handelte sich um einen wilden Elefanten, der da ca 20m neben mir und 10m tiefer im Gebuesch langsam aber sicher davonstapfte… und das war nicht das Fieber mit Wahnvorstellung und so :-). Aber dann gings wirklich zurueck nach Pak Chong wo ich mein Fieber ausschlief und den Husten zumindest halbwegs in den Griff bekam. Und zur grossen Ueberraschung fand ich dann noch ein deutsches Restaurant mit einer sehr leckeren Linsensuppe, die gut schmeckte und mich wieder fit machte.
Naechstes Ziel war nun Miss Sunee, die ich 5 Wochen vorher kennengelernt habe. 2 Tage war ich bei ihr. Habe einen Markt, diverse Tempel, ein Krankenhaus (ihre Kranke Mutter brauchte eine Spritze) sowie eine lokale Gesundheitsstation (sie ist Chef- Schwester in dieser kleinen Einrichtung, die ohne Arzt auskommt und sich um die lokale Betreuung hauptsaechlich der Kinder – Diensttag ist uebrigens Impftag – der Gemeinde und des Kindergartens und der Schule nebenan kuemmert). Sehr spannend all das.

Und nun sitze ich im Zug nach Butterworth, Malaysia. Mal sehen. was das naechste Land so bringt. Ich werde berichten

Ach ja, und ich versuche, sobald wie moeglich Bilder nachzureichen. Das immer und ueberall verfuegbare Wifi in Verbindung mit dem hochtechnisierten, vollkommen ausgeruesteten Reisenden hat dummerweise dazu gefuehrt, dass Computer in Hostels/ Gaestehaeusern sowie auch ganze Internetcafes eine Raritaet geworden sind…

6 Wochen Urlaub vom Urlaub – schoen wars

…. und ratze fatze sind sie vorueber, meine 6 Wochen Urlaub vom Urlaub. Die Ueberraschung insbesondere fuer die Familie ist gut gelungen. Und auch ich fand es sehr schoen, wieder etwas von ihrem Leben mitzubekommen. Und Nichte und Neffe werden auch nicht kleiner. Und da tut es sehr gut zu wissen, dass die beiden ihre alte Tante immer noch gern haben und mit ihr spielen wollen. Ausserdem konnte ich mal die Gegend rund ums Haus erkunden. Der Hund hat unfreiwillig als Spazierbegleitung bei Wind und Wetter durch die umliegenden Waelder fungiert. Also die Brandenburger Waelder im Herbst sind nicht ohne. Koennen direkt mit dem Indian Summer in Nordamerika mithalten.

Und auch sonst bin ich nicht untaetig gewesen. Ich habe viele von Euch getroffen. Ein besonderen Dank an Euch, die extra nach Berlin gekommen sind, die extra Aufenthalt in Magdeburg eingelegt haben, die ihre Gaestecouch auch recht kurzfristig fuer mich aufgeklappt haben, die mich beim Urlaub vom Urlaub vom Urlaub begleitet haben, und auch die, mit denen nur ganz „kurze“ Telefonate gefuehrt werden konnten. Es war alles wunderbar. Und neben den vielen wunderbaren Menschen habe ich viele neue Orte entdecken und alte Orte neu wieder entdecken koennen.

So hat mir zum Beispiel Berlin ganz neue Seiten gezeigt. So wie hier in Koepenick.

Oder der Klassiker Warschauer und Oberbaumbruecke bei gutem Wetter.

Magdeburg hat sich als ein wirklich schoener und historisch interessanter Ort herausgestellt.

Und Lissabon hat sich nicht nur durch schoenes Wetter, sondern auch unglaubliche Architektur hervorgetan.


Noch mehr Architektur gab es in Stuttgart zu sehen. Ich habe es endlich mal in die Weissenhofsiedlung aus der Bauhauszeit geschafft.

So, und nur kurz damit ihr wisst, wies nun bei mir weitergeht. Morgen gehts erst mal fuer 4 Tage nach Kairo, um ein paar Pyramiden anzugucken. Lag eh auf dem Weg 🙂 Auf dem Weg nach Bangkok, meiner eigentlichen Destination fuer die naechsten etwa 10 Wochen. Also nicht nur Bangkok sondern Thailand, Laos, Malaysia, und vielleicht Myanmar. Muss man eben sehen, wie es sich ergibt.
Und Ende Februar geht es dann nach Neuseeland. Nicht nur um zu wandern und Pinguine anzugucken, sondern auch Saski zu besuchen. Laaaange haben wir darauf hin gearbeitet. Freu mich schon. Was danach ist, das steht nun noch in den Sternen. Das findet sich, wie immer. Fuehlt euch gedrueckt. Wir sehen uns!!!

P.S.: Ach ja, und ich war auch sonst nicht faul (naja, zumindest nicht ganz so dolle). Auf der Laender-Uebersichtsseite (im Menuepunkt Laender) findet ihr wieder mal etwas mehr Details und meine Meinung zu den von mir bereisten Laendern. Und auf der Startseite (auch im Menue zu finden) habe ich keine Muehen gescheut und auf vielfachen Wunsch hin eine Karte meiner Route erstellt. Ist nicht super wunderschoen, aber selten und gibt zumindest einen Ueberblick.

Nachtrag – Besuch bei Freunden in Kanada

Da nun ja feststand, dass ich fuer einen Heimatbesuch nach Deutschland reisen werden, war mir aber auch klar, dass ich den amerikanischen Kontinent nicht verlassen konnte, ohne zumindest meine gute Freundin Kathrin und ihre Familie in Kanada zu besuchen. Und wenn man schon den Umweg macht, dann soll es sich ja richtig lohnen. Jedoch wurde mir durch meine Auslandskrankenversicherung noch eine andere Grenze gesetzt. Zwei ganze Wochen gestattete sie mir, mich in den USA und Kanada aufzuhalten. Fuer mehr haette ich erheblich mehr zahlen muessen. Nun gut dachte ich mir, zwei Wochen sind nicht viel, aber immer noch genug. Also noch ein paar meiner Reisebekanntschaften angeschrieben, die sich in dem Moment in Kanada befanden oder sogar von dort kamen und schon gabs einen Plan. Und der hat sich wie folgt umgesetzt.

Also aus Bogota gings mit der Superbilligairline Spirit ueber Fort Lauderdale nach Niagara Falls, USA. Kathrins Familie lebt in der Naehe von Toronto, also gar nicht weit weg davon. Gut, der Flug sollte um 2 Uhr morgens ankommen. Nicht so schoen. Aber er war billig und bisher habe ich noch alles auf die Reihe bekommen. So geschah es dann auch. Es wurde zwar halb drei aber ich war da… und Kathrin in der Naehe. Nur… mein Gepaeck wollte einfach nicht auftauchen… und weils ne billig Airline ist, gabs auch keinen Mitarbeiter weit und breit. Die mussten alle die Leute abfertigen, die von Niagara Falls weg wollten. Aber ich war nicht die einzige und so wurde gesucht und gesucht, bis sich jemand fand, der jemanden fragen konnte.. und es zeigte sich: also in Niagara Falls waren unsere Gepaeckstuecke nicht. Also musste um inzwischen 3 Uhr morgens eine Vermisstenmeldung bei zwei seeeeehr unmotivierten Mitarbeitern abgegeben werden und ab dann war unklar was wann wie passiert. Na gut, also erst mal zu Kathrin gefahren und nicht zu viel drueber nachgedacht. Ein paar Klamotten von Kathrin geliehen bekommen und so konnten wir zumindest anfangen, die Zeit zu geniessen. 4 Tage war ich dort, und es waren schoene 4 Tage, die ich mit Kathrin und ihrer Familie verbringen konnte. Danke Euch! Der bekannte Indian Summer hat sich in den wunderschoensten Farben bei wunderbaren Waldspaziergaengen gezeigt. Toronto als Stadt hat jede Menge zu bieten an Kunst und sonstigem Bestaunenswerten. Hierbei moechte ich unbedingt das Aquarium hervorheben. Sehr sehr gut gemacht und perfekt bei Regen. Und am Essen hats auch nicht gemangelt – sogar einmal gut deutsch gegessen: Rouladen mit Rotkohl, so wie selbst gemacht… lecker!!!


Jedenfalls ist die Zeit viel zu schnell vergangen und ich waere gerne laenger geblieben – beim naechsten Mal, und das kommt bald, nicht wieder erst in 6 Jahren, versprochen.

Naechster Stopp war Montreal. Besuch von Fernanda, einer Kolumbianerin, die ich auf Galapagos kennengelernt hatte, und die inzwischen in Montreal franzoesisch studiert. Und ich war ja schon zwei Mal in Montreal, aber diesmal habe ich noch einiges mehr gesehen. Montreal ist schoen, sehr entspannt und hat viel zu bieten, sowohl Natur als auch Kultur und Nachtleben. Das Wetter haette besser sein koennen, aber gut, das kann man nicht aendern.

Und dann gings an die Westkueste – gut, die Reiseroute war nicht nach kurzen Wegen sondern nach optimale Besuchsdauer bei minimalem Meilen- und Kosteneinsatz ausgewaehlt – genauer gesagt, Vancouver. Dort wollte ich Dave treffen, mit dem ich schon in Argentinien und Chile rumgereist bin. Und so ist es auch gekommen. Zusammen haben wir Vancouver erkundet und sind dann noch nach Vancouver Island gefahren. Wunderschoene Natur. Leider nicht so freundliches Wetter, daher keine Wanderausfluege mit dem Zelt. Aber so haben wir dann eher das kleinstaedtische Victoria besser erkundet. Sehr schoen alles dort, sehr entspannt.

Und dann gings von Vancouver mit gefuehlten 100 Zwischenstopps und ewigen Wartezeiten nach Deutschland, wo mich am Flughafen meine Schwester mit Kindern und meine Cousine und ihr Mann erwartet haben. Schoen war das Wiedersehen! Und nun bin ich seit ueber drei Wochen hier und neben einem Haufen Admin-Kram, der anstand, sehe ich viele Freunde und auch ein paar neue Orte. Aber dazu beim naechsten Mal mehr.
Und somit bin ich wieder halbwegs aktuell mit meinem Blog 🙂

Nachtrag: Venezuela – und nur zwei Wochen Zeit

So, hier wie nun angekuendigt der Bericht zu meinen leider nur zwei Wochen in Venezuela. So, da war ich nun in Venezuela und hatte so keinen Schimmer was man in dem Land so macht. Reisefuehrer hatte ich nicht. Also habe ich beschlossen, erst mal meine Bekanntschaften zu besuchen. Also in die touristisch eher nicht so bekannte Stadt Valencia zu Raul. Der hat mich dann auch direkt vom Bus abgeholt und die naechsten 48 Stunden hatte ich einen persoenlichen Guide samt Wohnung und Familienanhang, so dass es an mir nichts fehlte. Valencia ist das Industriezentrum Venezuelas. Nun ja, da es nicht mehr viel Industrie gab und eigentlich nie gegeben hatte, aber zumindest gab es mal Importe, gab es viele leerstehende Autohaeuser, hauptsaechlich Chrysler, und sonst nicht viel. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen hat die Stadt mich sehr ueberrascht. Sehr sauber, sehr freundliche Menschen, viel Wald und Berge aussenrum, sehr viel Geschichte in der Naehe und der Strand ist auch nicht weit. Ganz abgesehen davon war es wunderbar warm.

Also zur Geschichte: Simon Bolivar, wir haben schon von ihm gehoert, hat eine der Hauptschlachten, die zur Befreiung des venezolanischen Gebiets beitrugen, ganz in der Naehe der Stadt gekaempft. Auf dem Campo Carabobo sind viele Menschen gestorben, und zu den Zeiten regelrecht niedergemetzelt worden. Aber es hat sich gelohnt und Venezuela wurde von den spanischen Herrschern befreit und durfte fortan selbst ueber sich herrschen. Und als Erinnerung hat man an jener Stelle ein Denkmal gebaut, an dem heute auch noch taeglich mit einer Wachabloesung den vielen gestorbenen unbekannten Soldaten gedacht wird. Sehr beeindruckend das ganze, denn es ist ein wirklich grosses Gelaende des Gedenkens, inkl eines kleinen Museums.

Und nach so viel Kultur gings erst mal in einen gemuetlichen kleinen Ort am Meer – Puerto Cabello. Hier gibt es eine Festung im Meer, eine in den Bergen, eine wunderschoene Altstadt, aber keine Touristen. Ein Jammerspiel ist es, sich das anzusehen. Aber leider gilt Venezuela als gefaehrliches Reiseland. Dem kann ich nur sagen, dass ich mich in keiner Weise gefaehrdet gefuehlt habe, also nicht mehr und nicht weniger als in anderen Laendern Suedamerikas.

Und wo wir schon mal am Meer waren, sind wir dann auch gleich noch an den Strand. Das Meerwasser ist – sagen wir – warm. Also von Erfrischung keine Spur. Aber es gab da noch einen Fluss, der aus dem Landesinneren ins Meer abfloss. Und der war zumindest etwas erfrischender. Aber auch ohne erfrischendes Bad war es ein Traumstrand. Und man sagte mir, Venezuela haette noch sooo viel mehr davon. Beim naechsten Mal dann, ich hatte ja nur zwei Wochen Zeit…

Aber ich habe mir zumindest die Zeit genommen, gut zu Essen. Raul und sein Kumpel haben sichergestellt, dass ich auch wirklich jede Spezialitaet probiere, die typisch venezolanisch ist. Und man kann sagen: sehr lecker!!!

Danach gings dann in die Hauptstadt Caracas zu Daniel und seiner Familie. Caracas wird in vielen Reiseforen als gefaehrlich und mit wenig touristischen Highlights beschrieben. Ich habe einen ganz anderen Eindruck gehabt. Eine wunderschoene, saubere Stadt, reich an Kultur, Geschichte, Orten zum Flanieren und zum einfach mal in die Natur kommen, mitten in der Stadt. Gut, die Statistiken, die es als eine der Staedte mit den hoechsten Mordraten hinstellen, werden schon nicht luegen. Aber wieviele der Morde finden nun mitten am Tag, mitten im Zentrum und ausgerechnet an Touristen statt? Nicht viele jedenfalls, und so konnte ich dort 3 wunderbare Tage geniessen. Daniel, seine Frau Maye und sein Sohn Gabriel haben mich herzlich aufgenommen, sogar die Arbeit fuer mich geschwaenzt (also Daniel) und mir alles gezeigt, was Caracas so zu bieten hat. Hier moechte ich unbedingt das Simon Bolivar Museum sowie das Geburtshaus Simon Bolivars erwaehnen. Abgesehen davon, dass alles umsonst ist, sind die Ausstellungen sehr gut aufgearbeitet und man lernt enorm viel ueber die ja nicht einfachen Zeitablaeufe und Orte der ganzen Schlachten, die zur Befreiung von nicht weniger als 4 Laendern Suedamerikas von der Herrschaft der Spanier gefuehrt haben. Naja, spanisch sollte man lesen koennen, aber auch so sicher eins der Highlights in Caracas selbst. Und wie sollte es anders sein, ich hatte die ganzen Tage dort wieder einmal eine gute Zeit.


Danach wollte ich eigentlich in die Berge nach Merida. Aber wie das in Venezuela so ist, es gab an diesem Tag keine Busse dorthin… Also kurz umdisponiert und ein Busticket nach Coro gekauft. Das ist eine der aeltesten Staedte Venezuelas mit historischem Stadtkern (Unesco Weltkulturerbe) und grossen Sandduenen aussenrum. Und auch hier wieder: wunderschoener Ort, der touristisch sehr schoen ist, die Infrastruktur ist da (d.h. in Venezuela, dass noch nicht alle Hotels und Hostels dicht gemacht haben und hin und wieder auch mal ein paar Restaurants auf sind… man soll ja nicht zu viel erwarten), ABER: keine Touristen. Nun gut, hier habe ich zumindest ein paar einheimische Touristen getroffen.

Aber nach Coro gings dann nach Merida. Diesmal hatte ich Glueck, der Bus fuhr. Aber das erfuhr man erst, nachdem man zwei Stunden morgens am Ticketschalter angestanden hatte, um, falls er faehrt, auch eine Chance zu haben, mitzukommen. Jedenfalls hatte ich eine entspannte Nachtfahrt nach Merida und kam frisch morgens dort an. Die Stadt war groesser, als ich mir vorgestellt hatte, es war geschaeftig, viel geschaeftiger, als ich das bisher so gesehen hatte, das historische Zentrum war – und hier war ich wirklich ueberrascht – nicht nur voll mit Laeden, in denen es waren gab, sondern auch mit internationalen Touristen. Dafuer gabs das Einzelzimmer im Hostel so guenstig wie niemals zuvor: ganze 250 Bolivares habe ich bezahlt, sprich weniger als 2Euro. Also auch hier kaempfte man noch um jeden Gast. Und Merida ist auch eine schoene Stadt mit guter Stimmung und wunderbarer Natur aussenrum. Die zwei Hauptattraktionen: die laengste Seilbahn der Welt und ein Eisladen mit etwa 200 Sorten Eis, darunter Spezialitaeten wie Geschmack Reis mit Huehnchen, waren leider geschlossen wegen Reparatur (die Seilbahn seit etwa 2005) bzw. Urlaub. Aber es gab dennoch viel zu sehen und mit den anderen Gaesten im Hostel (sowohl Auslaender als auch Venezolaner) hatte ich eine wunderbare Zeit. Eins der Highlights war ein Ausflug um das Phaenomen der Catatumbo Gewitter zu beobachten. Im suedlichen Teil des Maracaibo Sees, an der Muending des Catatumbo Flusses gibt es an 150 bis 300 Tagen im Jahr (je nachdem welcher Quelle man nun glauben kann) des Nachtens ein Feuerwerk an Blitzen. Einer nach dem anderen oder mehrere gleichzeitig erhellen den Nachthimmel. Es wird gesagt, dies ist der Ort mit den meisten Blitzen weltweit. Wenn ihr mal googelt, findet ihr Fotos, die euch staunen lassen werden. Ach ja, und das ganze findet ohne die bei uns dazugehoerigen Donner statt. Jedenfalls wollte ich das auch sehen und bin mit Bayron aus dem Hostel zu einer Tour aufgebrochen. Allein die Anfahrt war wunderschoen. Nur war es dummerweise sehr bedeckt in der Nacht, so dass wir zwar Leuchten sehen konnten, aber die Blitze direkt jetzt nicht. Das war etwas schade, aber die Fahrt selbst und auch die Nacht mittem im See in einem Haus auf Stelzen waren wunderbar.


Und danach ging es dann schon wieder nach Kolumbien. Musste ja schliesslich meinen Flug erwischen. Und um hier noch mal etwas ueber den Grenzuebergang zu sagen, denn dort gibt es enorm viele Horrorgeschichten im Internet zu lesen: Ich habe sowohl in der Hin- als auch in der Rueckrichtung den Grenzuebergang Cucuta-San Antonio genommen, und er ist einfach zu meistern und ich hab mich an keiner Stelle unsicher und unwohl gefuehlt. Ist etwas komplizierter, da die Migrationsbehoerden relativ weit auseinander liegen, aber nichts, was man nicht meistern kann.

Und in Venezuela gibts noch mindestens den Angelfall, den hoechsten Wasserfall der Erde, sowie ein paar weitere Nationalparks im Osten mit unglaublicher Landschaft, die ich eigentlich noch sehen moechte. Das muss dann beim naechsten Mal…

„Volltanken, bitte.“ – „Macht 3cents“

So oder aehnlich spielt sich diese Szene jeden Tag 1000fach in Venezuela ab. Wenn es denn Benzin gibt… in einem Land mit unglaublichen Erdoelvorkommen… Und schon sind wir mitten drin in den alltaeglichen Widerspruechen in diesem unglaublich faszinierenden Land. Heute will ich nur kurz ein paar der taeglichen Herausforderungen der Venezolaner mit euch teilen.
Kurz zur Einfuehrung. Seit geraumen Jahren regiert die Linke, die mit Chavez einen starken aber sehr eigensinnigen Fuehrer hatte. Seit seinem Tod und nach den Neuwahlen vor etwas mehr als einem Jahr heisst der Chef Maduro. Die Wahl war ueberschattet von Gewalt und Ausschreitungen der Befuerworter und Gegner. Die Wahl selbst ging auch recht knapp aus. Das Land ist gespalten. Die hauptsaechlich aermere Bevoelkerung waehlt links, Mittelschicht, Unternehmer etc die Opposition.
Der ganze Wahnsinn faengt beim Wechselkurs an. Offiziell liegt der bei 12 Bolivares fuer 1 Dollar… auf dem illegalen Schwarzmarkt, der allerdings den wahren Wert der Waehrung abbildet, gibt es 100 Bolivares fuer 1 Dollar – und mit dem Umtauschkurs kann man als Auslaender sehr guenstig, aber auch nicht spottbillig durch Venezuela reisen. Daneben gibt es diverse kuenstliche Waehrungskurse, die die Regierung fuer ihre Buerger fuer den Import bestimmter Produkte zur Verfuegung stellt: z.B. 6:1 fuer den Kauf von Lebensmitteln. 50:1 fuer touristische Unternehmungen etc. Und fuer jede Transaktion gibt es Hoechstgrenzen. Und man muss auch erst mal die Erlaubnis bekommen, seine recht nutzlosen Bolivars in Dollar umzutauschen. Etwas verworren und ich hab nicht wirklich durchgesehen. Und das ganze betrifft nicht nur Privatpersonen sondern alle Unternehmen.
So kommt es, dass es zwar massenhaft Autohaeuser gibt, aber alle sind leer. Es fehlt die Genemigung, Bolivares in Dollar zu tauschen und damit neue Autos zu importieren. Fuer den Autokauf (neu) selbst gibts lange Wartelisten. Das wiederrum erhoeht unglaublich die Preise fuer Gebrauchtwagen. Mit jedem Tag werden sie mehr Wert, und zwar auch Inflationsbereinigt… (davon kann man in Deutschland nur traeumen).
Der naechste Wahnsinn sind die Supermaerkte, deren es reichlich gibt. Nur gibts eben nicht alles ueberall. Und die guenstigsten Preise gibts nur in den staatlichen, und da stehen laaaaange Schlangen. Jeden Tag. Genau wie in Apotheken. Manche Dinge, wie zum Beispiel Fleisch, sind nicht immer einfach zu bekommen. Da muss man schon etwas rumlaufen.
Hier mal ein paar Beispiele fuer Preise. Macht euch mal den Spass, das zum offiziellen und Schwarzmarktkurs umzurechnen. Einfaches Zimmer in einer Herberge zwischen 250 und 600 Bolivares. Eine Mittagsmahlzeit 100-200 Bolivares. Metroticket in Caracas 1,50 Bolivares. Frisch gepresster Orangensaft auf der Strasse 25 Bolivares. Busfahrt von 8 Stunden mit besserer Gesellschaft: 400-600 Bolivares. Liter Benzin ca. 0,5 Bolivares.

Und da sind wir beim in Venezuela allueberschattenden Thema Erdoel. So reich das Land ab Erdoel ist, so viel hat es danit zu kaempfen. Trotz Erdoel gibt es oft lange Schlangen an den Tankstellen – gut, der Venezolaner an sich arbeitet auch gern langsan. Manchmal auch gar kein Benzin. Denn das Land verfuegt kaum ueber Raffinerien. Das erledigt Brasilien fuer die Venezolaner. Und laesst es sich fuerstlich vergueten. Und im Grenzgebiet zu Kolumbien gibt es einen grossen Benzinschmuggel – der Preisunterschied ist einfach zu verlockend.
Nun mag man sich auch fragen, warum der Benzinpreis sooo laecherlich gering ist: es ist ein subventioniertes Gut, klar, und seit etwa 30 Jahren hat sich der Preis nicht veraendert. Und das liegt – interessanterweise – an der Korruption. Jeder Versuch der Politiker, den Preis anzuheben endet in enormen Protesten des Volkes und da laesst man es lieber bleiben. Nun sollte man denken, dass bei den hohen Lebenshaltungskosten der Venezolaner an sich bei vielem auf die Strasse gehen sollte, warum also nun beim Benzin, das so spottbillig ist? Ganz einfach. Erdoel ist in Staatsbesitz und am Verkauf, also auch am Verkauf des Benzins, verdient nur einer, der Staat. Und je mehr in die Staatskasse kommt, desto mehr ist da, woraus sich der korrupte Politiker bedienen kann. Also verweigert das Volk dem Staat, die Staatskasse weiter aufzufuellen und entsprechend weiter leer zu raeumen. So einfach 🙂
Wie ihr seht, das Land hat mit vielen Unwaegbarkeiten zu kaempfen. Aber es ist dennoch einen Besuch wert, denn die Menschen sind unglaublich freundlich und offen. Und im naechsten Artikel in Kuerze gibts dann Fotos und meine eigentlichen Erlebnisse.
Bis dahin.