Ruta 40 und Carretera Austral

Ja, ich weiss, wieder mal lange nicht gemeldet… was soll ich sagen…

Gut, beim letzten Artikel habe ich ja schon geschrieben, dass ich in El Calafate war, wo man den wirklich beruehmten Gletscher Perito Moreno sehen kann. Dies ist ein wirklich imposanter Gletscher und einer der wenigen, wenn nicht der einzige, der trotz Klimawandel waechst. Aber seht selbst.

Ansonsten hatte El Calafate nicht so viel zu bieten. Dass ich dort doch 6 Tage blieb, lag hauptsaechlich daran, dass ich auf meine derzeitige Reisebegleitung gewartet habe. David, ein Bekannter, den ich in Brasilien auf der Reise kennengelernt habe, hatte eine aehnliche Route vor sich, brauchte nur ein paar Tage laenger um dort anzukommen. Aber ich hab ja Zeit, und eine Reisebegleitung fuer meine weiteren Plaene – Richtung Norden entlang der Routa 40 und dann gen Chile auf die Carretera Austral – beides eher wenig befahrene Strassen, insbesondere ausserhalb der Hauptreisezeit, die schon etwas vorbei ist jetzt, sowie sehr eingeschraenkter oeffentlicher Nahverkehr der zum Trampen „zwingt“ – gibt mir ein besseres Reisegefuehl, auch der Sicherheit wegen. Also auf David gewartet und dann gings auch schon los. Getrampt nach El Chalten, einem kleinen Dorf mit angeschlossenen grandiosen Wanderwegen in wunderschoener Natur. Die Hauptattraktion ist Fitz Roy, eine Felsformation die den Torres del Paine doch sehr aehnlich sehen. Aber ganz anders natuerlich 🙂



Nach ein paar Wandertagen dort, gings dann weiter. Wir wollten nun ein ganz grosses Stueckchen gen Norden trampen, Ziel war der naechste offene Grenzuebergang nach Chile bei Los Antiguos. Und wir hatten Glueck, mit nur einer Uebernachtung zwischendrin und wirklich sehr kurzen Wartezeiten – wir trafen andere, die teilweise einen ganzen Tag gewartet haben und dann doch nicht mitgenommen wurden – und durch unglaubliche Landschaften

kamen wir in Los Antiguos an. Das liegt direkt am See Buenos Aires, der in Chile anders heisst und der zweitgroesste See Suedamerikas ist. Auch das Wetter spielte mit.

In Chile Chico, auf der Chilenischen Seite war uns das Glueck weniger hold. Kaum ein Auto, aber es war auch Osterwochenende, die erste Faehre, die auf die andere Seite fuhr, war wegen Ostern auch seit Wochen ausgebucht, also zwei Tage dort warten. Aber Maria und ihre kleine Herberge haben das Warten sehr angenehm gemacht.

Eine wunderschoene Ueberfahrt ueber den See und eine Busfahrt ueber schneebedeckte Berge spaeter landeten wir in Coyaique, der ersten etwas groesseren Stadt seit Wochen. Dort wollten wir eigentlich einen Tag oder zwei verbringen und dann weiter gen Norden. Aber es ergab sich, dass an genau dem Montag abend eine Faehre auf die Insel Chiloe losfuhr. Und da haben wir zugeschlagen. 30 Stunden auf einer Faehre durch die wunderschoenen Fjorde an der Kueste Chiles, zwei Uebernachtungen in teuren Herbergen gespart, das klang doch sehr ueberzeugend.
Und so haben wir uns nur am Nachmittag die Stadt angesehen, Einkaeufe erledigt, und sind dann zum Faehrhafen. Eine Buspanne spaeter – machte alles nix, denn statt gegen 23 Uhr, sollte sie erst gegen 2 Uhr nachts auslaufen. Es wurde dann 4 Uhr morgens. Aber da die Faehre halb leer war, hatte man genuegend Plaetze, um es sich gemuetlich zu machen. Und zwischendurch wurde immer wieder in kleinen Ortschaften mitten in der Fjordlandschaft angehalten, um Menschen und Autos und Gueter ein- und auszuladen. Es ist erstaunlich, wo ueberall Menschen leben. Und scheinbar nicht schlecht.

Auf der Insel Chiloe angekommen, ging es direkt nach Castro, der Hauptstadt. Eine gemuetliche Stadt und bekannt fuer gutes und billiges Seafood. Wir haben uns dann direkt auch ein sehr grosses Stueck Lachs fuer 2 Euro gegoennt und zubereitet.

Und die Insel ist auch bekannt fuer seine Bauten auf Stelzen, die sogenannten Palafitos, und seine Kirchen. Und alles ist schoen bunt.

Und dann gings auch schon zu einer zwei Tagestour in den Nationalpark auf der Insel. Eine schoene Wanderung zu einem Strand mitten im nichts. Dort gibt es nur einen Zeltplatz und eine Huette. Und weil Nebensaison ist, ist auch eigentlich kaum jemand da, zumindest mal kein Parkwaechter. Es war jedoch eine Schulklasse dort – was sich spaeter als grosses Glueck herausgestellt hatte -, die die Huette gemietet hatte, aber das Gelaende war so weitlaeufig, dass man davon kaum was mitbekommen hat. Und nach einem wunderbaren Abend mit Lagerfeuer und auf Campingkocker gekochter Suppe gings frueh ab ins Zelt. Und dann… fing es an zu regnen… und regnen.. und regnen… Mein Zelt hatte schon einige Regenfaelle gut ueberstanden, aber bis dahin war immer nur eine Person drin. Mit zwei Personen sah die Situation doch sehr anders aus. Jedenfalls wurde es etwas feucht innen. Und da auch am naechsten Morgen der Regen noch nicht aufgehoert hatte, mussten wir uns ueberlegen, was wir nun machen. Und hier kam die Schulklasse ins Spiel. Die verliess naemlich die Huette, und mit dem Lehrer haben wir dann den Deal geschlossen, dass er die Huette fuer uns – und zwei andere Camper mit aehnlichem Schicksal – auflaesst und der Parkleitung einfach unsere Namen mitteilt. Gesagt getan und einen tollen Tag am Strand und im Wald verbracht.

Denn gegen Nachmittag wurde es tatsaechlich wieder etwas schoener. Trotz etwas Regen in der Nacht machten wir uns dann am naechsten Tag auf den Rueckweg. Und der war noch mal anders, als wir uns das gedacht hatten. Der Weg verlaeuft teilweise direkt am Strand. Nur durch die fruehere Tageszeit, die wir den Weg antraten sah durch die Gezeiten alles anders aus. Der kleine Fluss, den wir auf dem Hinweg uebersprungen hatten, war nun ein sehr breites Gewaesser. Und es gab da diese Bruecke, aber wo war nur der Weg zu der Bruecke?? Nach etwas Abenteuer auf und ab und hoch und runter haben wir diese auch gefunden.

Und die Seekuehe haben uns auch noch Tschuess gesagt.

Ein paar sehr schoene Tage.

Als naechstes gings dann in den Norden der Insel nach Ancud. Auf dem Hauptplatz werden die alten Sagen nachgestellt.

Ziel hier sollte eigentlich die Pinguinkolonie sein, aber wir hatten es schon befuerchtet… zu spaet. Die Pinguine halten sich auch sehr an Haupt- und Nebensaison und verschwinden puenktlich Ende Maerz. Macht nichts, das andere Highlight mitgenommen: Curanto. Eine lokale Spezialitaet bestehend auch Muscheln, Fleisch, Wuerstchen, Huehnchen und einer Art Kartoffelkloss – und in enormen Mengen. Sehr lecker.

Und mit dem Bus gings dann weiter nach Puerto Varas, im Seengebiet Chiles. Hier erinnert doch sehr viel an den Sueden Deutschlands: Berge, Seen, Kirchen (erbaut von deutschen Jesuiten), Kuchen, Strudel, Gewuerzgurken, Sauerkraut und sogar Marzipan… die deutschen Einwanderer haben hier ganze Arbeit geleistet. Es gibt alles, was das Herz begehrt und man in den letzten 14 Monaten vielleicht ein bisschen vermisst hat 🙂

Und damit verabschiede ich mich fue heute. Morgen ist der 1. Mai und da geht auch hier nicht viel. Ich muss also einkaufen gehen.

Der Süden Chiles – ein Landschaftstraum


Ja ich weiss, ich hab mich schon laenger nicht gemeldet. Aber wenn man auch immer sooo viel zu tun hat….
Nun gut, bevor es in den Sueden ging, war ich ja erst mal fast drei Wochen bei Nicole und Familie und durfte dort entspannen, erholen, ach ja, und mit den beiden kleinen spielen. Falls jemand Tipps fuer Spielplaetze und kindgerechte Bespassung braucht, ich kenn mich da jetzt etwas aus. Jedenfalls vielen Dank an Nicole und Matthias fuer das Bereitstellen der Couch und and Nele und Leo, dass sie mich als Spielpartner akzeptiert haben. War eine schoene Zeit.
Und was gesehen von Santiago und Umgebung hab ich natuerlich auch:


Und leckeres Essen gabs auch:

Sogar bis nach Valparaiso, etwa 2 Stunden entfernt, hab ich es fuer ein paar Tage geschafft. Diese Stadt ist am Meer zwischen und auf Huegeln erbaut, extrem entspannt und architektonisch wie kuenstlerisch sehr interessant:


Und Ende Maerz gings dann mit dem Flieger wieder ganz runter in den Sueden. Punta Arenas in Chile hiess das Ziel.
Ein echt schoenes Fleckchen Erde. Und gegen Ende der Saison mit wenig Touristen wirklich angenehm. Nur der Wind…

Punta Arenas ist bekannt fuer seine Pinguinkolonien. Und ich hatte schon gehoert, dass sich dort vor ein paar Jahren die Kömigspinguine (wieder?) angesiedelt hatten. Sollte ich tatsaechlich doch noch die Chance kriegen, diese majestaetischen Pinguine sehen zu duerfen? Erste Aufgabe bestand also in der Nachfrage, ob dies auch so sei und wie man da nun hinkommt. Und tatsaechlich. Gleich am naechsten Tag gabs eine Tour und ich war dabei. Dazu musste man dann nach Feuerland rueber, sind ja nur 30 min mit der Faehre.

Und nach weiteren 2 Stunden Fahrt ueber Schotterstrassen endlich – bei Regen und Kaelte, aber das war mir egal, ich war kleidungstechnisch vorbereitet – in Bahia Inutil angekommen. Die Pinguine sind vor ca. 5 Jahren da aufgetaucht und geblieben. Vermehren sich hin und wieder und haben ihren Rhythmus noch nicht wirklich gefunden. Aber es ist auch eigentlich viel zu warm fuer die Tierchen. Aber egal, ich wollte sehen und habe gesehen:

Es gibt Beschreibungen von Herrn Magellan von 15hundert und … bei seiner Durchreise durch die heutige Magellanstrasse, die diesen Tieren entspricht, so dass man davon ausgeht, dass die Tiere hier schon mal angesiedelt waren… hoffentlich bleiben sie… so schoen…

Also damit war meine Mission in Punta Arenas erledigt und ich konnte den naechsten Punkt auf der Liste angehen: Nationalpark Torres del Paine. Also auf nach Puerto Natales und vorbereiten. Denn den Nationalpark erlebt man, wenn man nicht ganz so viel Geld fuer Unterkuenfte und Mahlzeiten ausgeben will am besten mit Rucksack und Zelt und eigenen Nahrungsmitteln/Kocher. Ausgestattet bin ich ja eigentlich ganz gut, nun also noch mit Tuetensuppen und Schokoriegel fuer 7 Tage eingedeckt und dann konnte es auch schon losgehen. Gestartet bin ich mit dem sogenannten Tail, einem eher flachen Gelaende, so zum Eingewoehnen. Und das musste man auch, denn das Laufen mit Rucksack (11 Kilo Startgewicht… viel zu viel, ich weiss, aber wollte ja weder nass werden noch frieren) bei dem beruehmten patagonischen Wind ist gar nicht so einfach… aber ich hab mich dran gewoehnt und ab Tag 3 wars auch eh windfrei!

Tag 2 hoch zum Grey Gletscher, der dann an Tag 3 durch eine Tageswanderung noch viel naeher betrachtet werden sollte. Leider waren wegen des vielen Regens der Nacht ein paar Flussquerungen durch die Ranger gesperrt worden, so dass man leider nicht direkt rankam.

Dafuer hatte ich den ganzen Nachmittag bei schoenstem Wetter, um mit meinen neuen Freunden abzuhaengen. Die 6 haben doch tatsaechlich diverse 3 Liter Flaschen Kola, eine 2L Flasche Whisky, diverse Knabbereien, Schinken, Kaese und so weiter durch die Berge geschleppt. Von den Knabbereien sind ihnen allerdings nicht viele geblieben, denn die allgegenwaertigen Maeuse sammeln jetzt kurz vor dem Winter ein was geht. Und kennen auch bei Zeltwaenden und Rucksaecken kein Pardon. Es gab also auf dem ganzen Weg Geschichten von angeknabberten Zelten und Rucksaecken, Maeuse die mitten in der Nacht uebers Gesicht liefen, Gekreische mitten in der Nacht, und sogar Maeuse, die zurueck im Hostel lustig und vollgefressen aus dem Rucksack krabbelten… Ich, mein Zelt und mein Rucksack sind jedoch von all dem gluecklicherweise verschont geblieben.

Jedenfalls Tag 4 zurueck zum Ausgangspunkt mit wunderbarem Sonnenuntergang.

Tag 5 Tagesausflug ins Valle Frances mit noch mehr Gletscher, aber nur halb so imposant und aufm Berg, und abends gemuetlich mit dem Katamaran (man muss ja auch nicht uebertreiben mit dem ganzen Trekken, abgesehen von diesem fiesen Muskel in der Schulter, der das lange Laufen mit dem Rucksack auf dem Ruecken nicht so einfach macht) auf die andere Seite des Parks, um mich gut fuer den Aufstieg zu den namensgebenden Torres zu positionieren. Tag 6 also hoch zum letzten Campingplatz vor den Torres, und schon mal hochgeguckt (ok, eine Stunde harter Aufstieg) und bei wunderbarem Wetter einfach nur genossen.

Tag 7 frueh aufgestanden um die Torres beim Sonnenaufgang zu sehen. Und es hat sich gelohnt.

Gluecklich und zufrieden konnte ich mich also wieder auf den Rueckweg machen. Schoen wars.
Und die Zeltunterkunft gibt einem besondere 5 Sterne Aussichten:

Man beachte den Rauhreif auf Bild 1. 🙂

Ein insgesamt grandioses und unvergessliches Erlebnis!

Damit soll erst mal Schluss sein fuer heute. Beim naechsten Mal dann alles ueber den Gletscher Perito Moreno bei El Calafate, Argentinien, wo ich gerade bin.

Uruguay – Ushuaia: 2,5 Wochen auf groesstenteils untouristischen Pfaden

So, beim letzten Artikel ueber meine Reiseabenteuer war ich in Uruguay. Seitdem sind – oh – inzwischen mehr als 4 Wochen vergangen. Also, da ist einiges passiert. Die Ereignisse der letzten fast zwei Wochen habe ich ja nun schon erlautert. Hier widme ich mich also dem Weg dorthin – von Colonia in Uruguay nach Ushuaia in Argentinien, der suedlichsten Stadt weltweit.

Zuerst einmal war es gar nicht so einfach, aus Uruguay wieder zurueck nach Buenos Aires zu kommen. Faehrticket gekauft, eingecheckt, alle Formalitaeten der Ausreise aus Uruguay sowie der Einreise in Argentinien erledigt und dann gewartet… und gewartet… und gewartet… Bis dann klar war, es gab einen Streik der Hafenmitarbeiter, die mal eben einfach den Zugang zum Schiff verstellt haben. Waren auch nur ein paar Hanseln, aber es war effektiv genug, um 6 Stunden im Faehrterminal rumzusitzen und nicht zu wissen, wann es weiterging.

Zurueck und raus ging ja auch nicht so einfach, weil man war ja schon ausgereist. Naja, irgendwann hats dann doch geklappt, nur waren dann alle Busse zu meiner naechsten Destination, Puerto Madryn, weg. So dass ich noch eine Nacht bei meinem Couchsurfing Host verbrachte und dann am naechsten Tag frisch gestaerkt die naechste 20 Stunden Busfahrt in Angriff nahm. Schon kurz nach der Stadtgrenze von Buenos Aires zeigte sich die „vielfaeltige“ Natur, die sich locker die naechsten 3000 km gen Sueden nur in Nuancen veraenderte.

Aber erst mal Puerto Madryn, Ausgangspunkt fuer Touren auf die Halbinsel Valdez und weitere Nationalparks wo man Kormorane, Guanacos (eine Form von Lama), Nandus, Guerteltiere, Seeloewen, Seeelefanten und PINGUINE sehen kann. Und ich habe gesehen 🙂 und mich ganz doll gefreut.



Ausserdem war es so schoen und ruhig und entspannt, dass ich doch direkt ein paar Tage auf der Halbinsel auf dem Campingplatz direkt am Strand gezeltet habe.

Ausserdem hatte ich so Zeit, die naechste Zeit zu planen, denn ich wollte langsam und gemuetlich die Route 3 bis zum Ende der Welt. Und da es auf diesen 1700km touristisch kaum (bezahlbare) Infrastruktur herrscht, weil die meisten entweder direkt durchfahren (ueber 30 Stunden Busfahrt) oder gleich fliegen, habe ich ein paar Couchsurfing-Anfragen geschrieben und direkt sehr viele nette Einladungen bekommen.

Angefangen habe ich in Comodoro Rivadavia, einer recht grossen Stadt, die davon lebt, dass hier Oel und Gas gefunden wurde. Ansonsten gibt es eigentlich nix. Zwei kleine Museen sowie einen wunderbaren Strand und ein kleines Naturreservat in Rada Tilly, nur ein paar Kilometer entfernt. Wenn die Sonne scheint und der Wind nicht geht, alles total super. Aber wenn der Wind losgeht… es ist ja alles halbe Wueste aussenrum… da bekommt man sehr schnell ein ungeplantes Hautpeeling und muss sich arg dagegenstemmen, um nicht weggefegt zu werden.

Jedenfalls hatte ich zwei wunderbare Tage bei Lucas, der mich ueberall rumgefuehrt hat und mir gezeigt hat, wie es sich so lebt, so vollkommen ab vom Schuss. Und ausserdem hat er meine letzten Bedenken zerstreut, was das – Achtung Eltern, am besten nicht weiterlesen – Trampen angeht. Er fand, dass Busfahren vollkommen unnoetige Geldverschwendung ist, wo Trampen so einfach ist, und ich hatte mir eh ueberlegt, dass in der Gegend, die auch von anderen Reisenden schon als aeusserst sicheres Trampergelaende bezeichnet wurde, es spannend sein kann, die Menschen der Gegend besser kennenzulernen. Und wie geht das besser, wenn man stundenlang durch recht unveraenderliche Natur faehrt – win win fuer beide, keine Langeweile fuer den Fahrer und viele Einsichten in das dortige Leben fuer mich. Und so habe ich mich ueberzeugen lassen, und es war eine sehr gute Idee. Lucas brachte mich frueh morgens zu der Kreuzung, an der alle gen Sueden vorbeimuessen. Und schon 10 Minuten spaeter sass ich bei Juan Carlos vorne in seinem Kleinlaster/Kuehlwagen. Juan Carlos kommt aus einer laendlichen Gegend und hat mir waehrend der Fahrt erklaert, welche der hier vorkommenden Tiere man denn so essen kann. Und das Fazit war, eigentlich alle. Guanacos und Nandus ok, aber die Guerteltiere??? Zumindest stehen die Meerschweinchen hier nicht auf der Speisekarte.
Sein Job ist es uebrigens, einige kleinere Laeden in der „Gegend“ mit Waren zu beliefern. Dazu faehrt er jeden Tag bis zu 800km, einfach so. Einmal quer durch Deutschland. Auf die Idee wuerde in Deutschland keiner kommen.

An diesem Tag jedenfalls musste er vor meinem naechsten Wunschstop abbiegen und liess mich an der Kreuzung raus. Mitten im nichts, aber andere Dinge gibts da ja auch nicht. Und wieder gerade mal 10 Minuten gewartet, hielten Hector und seine beiden Soehne Kevin und Brian. Die kamen gerade von dem Sommerurlaub bei den Grosseltern in Cordoba und wollten nach Hause nach Rio Grande auf Feuerland – fast 4000km in 1,5 Tagen. Kevin sprach hervorragendes Englisch und wollte weiter ueben und wir haben viel ueber die Unterschiede im Schulsystem, zwischen den Laendern uns so weiter gesprochen. Hector und Familie haben mich dann auch direkt bis zu meinem Bestimmungsort, dem Campingplatz in Puerto San Julian gebracht. Dort habe ich dann mein Zelt mit Meerblick aufgeschlagen und schon mal ein paar der dort ansaessigen Tonino-Delfine gesichtet. Nach einem kurzen Stadtrundgang hatte man dann aber auch alles gesehen, aber es war einfach ein sehr schoener und gemuetlicher Ort.

Fruehstueck dann wieder mit Tonino-Beobachtungen. Und gegen Mittag dann auf zur naechsten Runde Trampen nach Rio Gallegos. Alfredo Emilio war nicht ganz so gespraechig, aber freute sich ueber Bespassung, da auch er eine aehnlich lange Fahrt wie Hector, nur eben alleine, in einem Rutsch absolvierte.

In Rio Gallegos traf ich dann Francisco, meinen naechsten Couchsurfing Host. Bei ihm angekommen, kamen direkt die ersten Freunde von ihm. Und weil es in Argentinien keine soziale Zusammenkunft ohne Mate gibt, gab es auch hier Mate, viel Mate, weil viele Freunde kamen und auch lange blieben. Es wurde abends gekocht, und Leandro, ein Freund von Francisco bot sich an, mir am naechsten Tag die Stadt zu zeigen. Als Lehrer in den Sommerferien hatte er Zeit. Und weil Francisco ein grosser Fan von Deutschland ist, und seine Freunde ebenfalls, habe ich mich angeboten, am naechsten Tag gutes deutsches Essen zu kochen und alle dazu eingeladen.

Also am naechsten Tag die nicht sehr zahlreichen Sehenswuerdigkeiten von Rio Gallegos angeschaut, schoen nen Kaeffchen getrunken, viel ueber das Leben dort unten erfahren – hier ist es noch windiger, als in Comodoro Rivadavia, und auch wenn man schon sehr lange dort wohnt, an den Wind gewoehnt man sich nie. Und es ist noch weiter ab vom Schuss, aber die Menschen sind so unglaublich freundlich…

Und das Abendessen war so was von lecker und ein voller Erfolg. Es gab falschen Hasen, Rotkohl – selbst gemacht, ich hab voll vergessen wie einfach das geht und wie lecker das ist – und Salzkartoffeln.

Am naechsten Tag haben wir alle dann noch einen Ausflug an einen nahegelegenen Fluss unternommen. Eigentlich sollte es ja zu einer Lagune gehen, aber da ein paar Arbeiter mitten auf der Strasse gestreikt haben und man dann nie weiss, wann man da durch kommt, haben wir umdisponiert. Und bei herlichstem Sonnenschein ganz ohne Wind haben wir einen beschaulichen Nachmittag verbracht und… ja was wohl… ganz viel Mate getrunken.

Und dann musste, oder wollte ich auch weiter. Naechstes Tagesziel Feuerland. Da man dazu mal eben rueber nach Chile muss, die Magellanstrasse ueberquert mit einer Faehre und dann noch mal ne Grenzprozedur wieder zurueck nach Argentinien durchmachen muss, habe ich den bequemeren Bus gewaehlt. Dummerweise streikten die Arbeiter vom Tag zuvor immer noch, so dass die Fahrt direkt mit zwei Stunden Warten begann. Aber dann gings los durch immer gleichbleibende Landschaften 🙂 Ueber den Grenzuebergang nach Chile hatte ich schon viel gehoert, und alles hat sich bewahrheitet. Chile versucht mit allen Mitteln, diverse Schaedlinge, die sich in Fruechten und Fleisch verstecken, aus dem Land zu halten und daher wird alles seeeeeehr genau untersucht, was man so mit sich rumtraegt. Und das dauert…… Aber auch das hat man nach zwei Stunden warten, Taschen durchleuchten, Hundeschnueffeln, Stempel dann doch noch mal abholen etc ueberstanden. Und in Rio Grande traf ich dann Hector wieder, bei dem ich eine Nacht uebernachtet habe, um am naechsten Tag dann endlich nach Ushuaia …. ganz ueberraschend… gefahren zu werden. Die 200km sind mal locker keine Distanz und Hector hat es sich nicht nehmen lassen, nach einer ausgedehnten Stadtrundtour durch Rio Grande sowie Stopp unterwegs in Tolhuin mich persoenlich hinzubringen.

Und dann war ich da, in der suedlichsten Stadt weltweit, oder auch dem Ende der Welt, wie sich Ushuaia Marketing-wirksam nennt. Und schoen ists da. Und die Landschaft hat sich doch tatsaechlich veraendert. Hier gibts neben Wasser, dem Beagle-Kanal, auch Berge mit Schnee und sogar Gletschern.

Sowie einem wunderschoenen, entspannten Nationalpark wo tatsaechlich die Welt aufhoert, am Ende der Routa 3, ganze 3079km von Buenos Aires entfernt. Hier kann man dem aus Kanada eingefuehrten, und nun als Plage bezeichneten, Biber beim Hausbau zusehen, dem Fuchs Gute Nacht sagen und dann im Refugio (einer Huette) bei waermendem Feuer und selbst geroesteten Wuerstchen (ach wie erinnerte mich das an Makara im Moekki, Frau Weber, Mareike, Bengt…) gemuetlich einschlafen.

Und wie es dann weiterging wisst ihr ja inzwischen… kein Wort mehr darueber 🙂

Und jetzt bin ich in Santiago de Chile. Darueber dann beim naechsten Mal mehr. Bis dahin alles Liebe!

Once in a lifetime der besonderen Art!

Hallo ihr, nun mal wieder etwas von mir.
Als letztes schrieb ich ja von meiner geplanten Reise in die Antarktis, nach South Georgia und den Falklandinseln. Tja, das war wirklich ein einmaliges Erlebnis, nur leider nicht im Ansatz so wie gedacht. Also schon vor dem Auslaufen wurden wir informiert, dass sich da so ein kleiner Sturm auf dem Weg in Richtung Antarktis zusammengebraut hat, aber laut den Vorhersagen nichts wirklich schlimmes. Und da es in der Gegend oefter etwas windiger zugeht, war man ja auch auf etwas Schaukeln eingerichtet. Dummerweise hat sich der Sturm gedacht, wenn, dann richtig, so dass es wirklich arg geschaukelt hat, inklusive aus dem Bett fallen des Nachts. Aber bis dahin wars alles noch ganz lustig. Nur dann, dann kam sie, die Monsterwelle. Und die war etwas staerker und hat es geschafft, hinten im Schiff in der Lounge in der dritten Etage etwa 3 cm dicke Fenster zu zerbrechen. Und da hat dann der Kapitaen entschieden, mit kaputten Fenstern ist das alles dann doch zu gefaehrlich und ist umgekehrt.

Dummerweise mussten wir auch dann wieder durch den ganzen Sturm zurueck, so dass wir insgesamt ca. 18 Stunden arg im Boot geschaukelt sind. Das war alles ganz schoen heftig, aber es ist gluecklicherweise niemandem etwas passiert. Nur danach gings dann eben nicht wieder los, so dass die ganze Geschichte fuer mich ins Wasser gefallen ist. Mir war auch nicht danach auf einem anderen Schiff einfach wieder los, insbesondere weil auch die Touren alle anders waren, ich auf die Riesenpinguine haette verzichten muessen und sowieso. Aber den verpassten Pinguinen, Walen, Delfinen, Eisbergen und so trauere ich schon sehr nach.

Jedenfalls habe ich dann den von der Reederei angebotenen Charterflug nach Buenos Aires in Anspruch genommen und noch ein paar Tage auf deren Kosten in Buenos Aires entspannt, ein paar Plaene ueberarbeitet und bin dann schon frueher als geplant nach Santiage de Chile gefahren, wo ich jetzt die Zeit mit einer Freundin und deren Familie geniesse. Und bald gehts wieder in den Sueden und dann wird der chilenische Teil Patagoniens erwandert.

Aber ich schulde Euch ja noch ein paar Details, was alles so vor dem Schiff passiert ist. Das kommt dann gleich im naechsten Artikel nach.

Ein Jahr fast rum – Alles schon mal da gewesen??

Ganz klares NEIN!!! Es gibt immer noch so viel zu sehen und erleben, dass da keine Langeweile aufkommt.
Und um zum Einjaehrigen noch mal richtig einen draufzulegen goenn ich mir ne Kreuzfahrt… aber nicht irgendeine. In zwei Tagen gehts los in die Antarktis, South Georgia und Las Malvinas, die auch besser als Falklandinseln bekannt sind.
Drei Wochen Eisberge, Wale, mindestens 4 Sorten Pinguine, unglaubliche Landschaften sowie Geschichte, aber kein Internet :-).
Man sieht sich!!

Lustiges Laenderhuepfen die zweite

So, nachdem ich ja waehrend meiner Zeit in Foz do Iguazu, Brasilien, durch simple Tagesaisfluege ein paar Stempel angesammelt habe, gehts damit lustig weiter. Dass ich von Ciudad del Este, Paraguay, nach Buenos Aires, Argentinien fuhr, habe ich ja schon geschrieben, und jetzt gerade befinde ich mich in Colonia del Sacramento, Uruguay. Kurzer Ausflug hierhin, bevor es dann endlich ins langersehnte Patagonien geht.
Meine Stationen bisher:
Ciudad del Este ist nichts anderes, als ein riesiges Shoppingcenter fuer Brasilianer und Argentinier. Der geneine Paraguayaner kann sich insbesondere das Elektronikzeugs, auch wenn spottbillig weil ganz ohne Steuern, gar nicht leisten. Die Argentinier und Brasilianer kaufen dafuer um so mehr. Und es ist wirklich verlockend. Es gibt dort Eigenmarken, die ein 11″ Tablet fuer ganze 47US$ anbieten, mit 3G kostets etwas ueber 50$.  Und laut der Aussage von Brasilianern und Argentiniern keine per se schlechten Geraete. Ich habe ganz kurz drueber nachgedacht, aber mein Smartphone reicht mir. Jedes Gramm mehr muss schliesslich auch rumgeschleppt werden. Die Busfahrt nach Buenos Aires dann war laaaang. Nur unterbrochen durch lustige Verkaufer, die an den Haltepunkten in Paraguay einstiegen und wirklich alles an den Mann/die Frau brachten. Mein Favorit: buntgeschmueckte Thermosflaschen fuer den in Paraguay und Argentinien unverzichtbaren Mate.

Jedenfalls meine erste 20h Busfahrt, aber in diesem Land mit Sicherheit nicht die letzte. Und der Grenzuebergangsprozess war ebenfalls einer der laengsten und merkwuerdigsten, die ich je hatte. Auf der Seite Paraguays mussten alle im Bus sitzen bleiben. Zuerst sammelt der Busfahrer die Ausweise von Paraguayanern ein und fuellt irgendwelche Formulare aus, dann kriegen alle ihren Ausweis wieder und es kommt ein Unbekannter (Grenzbeamter?) und sammelt alle Ausweise und Paesse ein. Und dann wird gewartet und gewartet und gewartet. Raus aus dem Bus zum frische Luft schnappen (29Grad im Bus, gut, aber auch weit ueber 30Grad draussen um 8 Uhr abends) Fehlanzeige. Und eine Stunde spaeter kriegen wir Ausweise und Paesse mit Stempel zurueck. Kurze Weiterfahrt zur Argentinischen Seite. Hier nun alle raus ausm Bus mit allem Gepaeck. An langer Schlange mit Koffer, Rucksack und Co anstellen, klassische Passkontrolle, Stempel und dann noch kurz das Gepaeck durchleuchtet. Soll ja bloss niemand zu viel Elektronik ueber die Grenze schmuggeln. Das ganze hat wohl drei Stunden gedauert…*grrr*. Beim naechsten Mal wird direkt in Argentinien losgefahren!

Buenos Aires empfaengt mich am naechsten Morgen grau und mit viel Regen. Kann ueber die 6 Tage, die ich dann doch dort verbracht habe, sehr gut aufholen und entpuppt sich als schoene, abwechslungsreiche Stadt. Ich couchsurfe hier und wohne bei Juan in einem Viertel, das mich stark an Neukoelln erinnert. Die Immigranten sind hier Bolivianer und Peruaner, es gibt diese kleinen Laeden, in denen man alles bekommen kann und die wirklich immer aufhaben, und viel zu viele Hunde bzw. deren Hinterlassenschaften. Weiter gibt es hippe Barrios (Bezirke) mit vielen Kneipen, aber etwas geleckt, und die aufgetakelte, super neu gestaltete Mitte. Heimatgefuehle kommen auf :-).
Buenos Aires ist nett und auch gar nicht so teuer. Ein paar Dinge muss man nur wissen. Hier gibt es zwei Dollar Kurse – den offiziellen (niedrigeren) und den blauen, der um 30-50% hoeher liegt, also das Leben billig macht, wenn man denn Dollars zum Tauschen hat. Ich war vorbereitet. Gerade in den letzten Tagen war es eine turbulente Zeit mit viel Auf und dann zumindest bei der Blue Rate wieder ab. Ich hatte Glueck und hab gut getauscht am Tag mit hoechstem Stand. Was gut fuer mich ist, weil es alles billig macht, ist natuerlich schlecht fuer die Argentinier. Auslandseinkaeufe und -reisen unbezahlbar, die Inflation damit auch nicht ohne… Nun hat die Regierung ein paar Restriktionen aufgehoben, die zumindest eine geringe Anpassung der beiden Kurse zur Folge haben sollte… werde das ganze weiter verfolgen.

Und hier nun ein paar Eindruecke der Stadt:


Und weil Uruguay so nah liegt, quasi auf der anderen Seite vom Fluss, und weil die dortige Stadt Colonia del Sacramento zum UNESCO Weltkulturerbe gehoert und somit was zu bieten haben sollte, habe ich keine Kosten und Muehen gescheut.
Und es hat sich gelohnt:

Und in Kuerze naechster Grenzuebergang zurueck nach Argentinien, und dann auf direktem Weg in den Norden von Patagonien, Pinguine und Orcas warten, hoffentlich. … die naechste 20h Busfahrt 🙂
Bis dahin!

Menschen, Menschen, Menschen und ein Wasserfall

Nach meinem Artikel vom 14. Dezember ueber meine Bekanntschaften in Ecuador wurde ich gefragt, wie ich denn eigentlich die vielen Leute immer kennenlerne. Und da ich das Thema auch schon nach meinen frueheren Reisen mit den Damen Weber und Mueller (Liebe Gruesse an Euch zwei) schon intensiv diskutiert habe, wird es wohl Zeit fuer ein paar Worte dazu.

Also zuerst muss man wohl bemerken, dass man (ich) daheim, wenn man so in seinem Privat-und Arbeitsleben „gefangen“ ist, eigentlich kaum noch neue Leute kennenlernt/ vielleicht auch kennenlernen will. Ging mir jedenfalls so. Und man ist bei jedem Menschen sehr skeptisch, auch wenn er nur auf einer Parkbank neben einem sitzt.  Auf Reisen, insbesondere wenn man allein reist, ist das anders. Da ist jeder Mensch, den man kennenlernt irgendwie spannend. Ich bin viel offener, weniger skeptisch, aber dennoch natuerlich immer vorsichtig und hoere auf mein Bauchgefuehl. Aber die Erfahrung zeigt, Menschen, die sich auf der Parkbank neben mich setzen, wollen auch nur ein Schwaetzchen halten. Ich habe einfach etwas mehr Vertrauen in die Menschen und versuche immer, offen zu sein.
Abgesehen davon, wenn man allein reist, will man ja trotzdem seine 300 Worte am Tag loswerden. Und dazu muss man dann eben auch mal auf andere zugehen, ob an der Bushaltestelle (gemeinsames Busreisen ist einfacheres Busreisen – allein schon wenn man mal aufs Klo muss und nicht immer mit vollem Rucksack da rein will), im Restaurant, im Park oder im Hostel – das gilt fuer andere Touristen wie fuer Einheimische gleichermassen. Und in der Welt der Hostels, wird es einem sehr einfach gemacht. Um einen herum viele Menschen mit aehnlichen Ideen, Erfahrungen aber ganz unterschiedlichen Lebenslaeufen. Man muss sie nur ansprechen, es gibt immer was zu erzaehlen.

So habe ich auch in Curitiba wieder viele neue Menschen kennengelernt, die mir einen kurzen Einblick in ihre Welt erlaubt haben, und mit denen ich einige grandiose Tage erleben durfte.

Rafael, der eigentlich in Porto Alegre lebt und arbeitet(?), dessen kleine Tochter aber nun in Curitiba im Krankenhaus ist, und er deswegen auch dorthin gezogen ist und erst mal einen Monat im Hostel untergekommen ist. Eigentlich eher Typ harter Skater und Surfer und Partymaker, wird er ganz emotional, wenn er von der Tochter spricht. Auf portugiesisch natuerlich… Kommunikation mit Hindernissen, aber irgendwie klappts doch immer.

Dave, der Kanadier auf Reisen, der in Curitiba haengen geblieben ist, eben weils so chillig und entspannt ist, aber als Stadt eben doch alles hat, was man braucht. Und der superleckere Tomatensosse mit Hackfleischbaellchen kocht.

Marcelo, der eher philosophisch veranlagte Brasilianer, der eigentlich aus der Mittelschicht und einer anderen Stadt kommt, aber seinen gutbezahlten Job in einem Hotel geschmissen hat, um vielleicht eine vollkommen unterbezahlte Stelle an einer oeffentlichen Schule in Curitiba zu bekommen, und damit was Gutes in seinem Leben zu tun. Und nebenbei auch noch alle anderen in seinem Umfeld zu bekehren, ein wenig zumindest, und auf sehr liebenswuerdige Art und Weise.

Und dann in Foz do Iguazu habe ich bei Juan und seiner Frau Virginia Couchgesurft. Juan habe ich vor anderthalb Jahren bei mir in Berlin als auf meiner Couch beherbergt, und das war nun der Gegenbesuch. Ein wunderbarer Einblick in das taegliche Leben einer brasilanisch-spanischen Kleinfamilie. Und auch mal wieder ein gutes Bett im eigenen Zimmer! Und so viel Hilfe und Unterstuetzung bei meinen Ausfluegen zum Wasserfall, hervorragende Abendessen und einfach eine grandiose Zeit mit Juan und Virginia, sowie deren Geschwistern.
Muita Obrigada!!!

Ganz abgesehen davon bietet Foz do Iguazu mit dem Wasserfall, dem Nationalpark und dem Itaipu-Staudamm natuerlich eine hervorragende Basis fuer Ausfluege. Die brasialianische Stadt selbst liegt im Dreilaendereck Brasilien, Paraguay und Argentinien. Die Grenzen zu den beiden anderen Laendern sind nur 10Minuten entfernt. Essen gehen in Puerto Iguazu, Argentinien, kein Problem, sehr lecker und gleich 4 neue Stempel im Pass. Besuch der argentinischen Seite der Wasserfaelle, 4 weitere Stempel im Pass. Bus nach Buenos Aires war billiger von Ciudad del Este, Paraguay, kein Problem, noch 2 Stempel, noch ein Land und leider kein Magnet mehr 🙁 -man kann dort zwar alles kaufen, aber keine Souvenirs. So spielt sich hier das Leben ab, immer rueber und nueber.

Aber nun zu den Wasserfaellen. Einfach der Hammer. Aber seht selbst:
Aussicht Brasilianische Seite:


Aussicht Argentinische Seite:




Und dann gibts hier noch den Itaipu-Staudamm. Dem mit 14.000MW zweitgroessten Wasserkraftwerk weltweit nach dem Drei-Schluchten-Staudamm in China. Sehr spannend zu besichtigen, einfach riesig. Das Kraftwerk gehoert zu 50% Brasilien, zu 50% Paraguay. Produktion gehoert ebenfalls haelftig den beiden Laendern. Von dem fuer Paraguay produziertem Strom wird das meiste aber wieder an Brasilien zurueck verkauft, weil Paraguay gar nicht so viel braucht… Und mit dem ganzen Strom werden dann 17% des Bedarfs von Brasilien gedeckt. Nicht unerheblich also. Ein sehr spannender Ausflug zurueck in die Welt der Energieversorgung – nein, noch vermisse ich sie nicht 🙂

So, und dann gings ueber Cidudad del Este (Paraguay) auf nach Buenos Aires (Argentinien) (dazu mehr beim naechsten Mal), damit schliesse ich also das Kapitel Brasilien vorerst. Schoen wars, anders wars, aber ich werde bestimmt noch mal wiederkommen irgendwann um Amazonas und den Norden zu erkunden…noch mehr spannende Menschen kennenzulernen… und meine Portugiesischkenntnisse zu vertiefen.

3 Wochen Brasilien – Was ist geschehen!

So, ich weiss, ich habe ja nicht so wirklich viel von mir hoeren lassen, aber hier gibts selten wirklich gutes Internet mit Computer und so, und Internetcafe ist teuer. Und weil ich auch gerade etwas geplanter Reise, gerade weil es so teuer ist, habe ich auch bisher kaum Zeit gehabt. Aber hier kommt ja nun die Zusammenfassung dessen, was so alles passiert ist.

Also, die ersten Tage in Brasilien habe ich in Rio verbracht. Dort habe ich mich mit einer Freundin aus Deutschland und deren Ehemann getroffen, die auch gerade im Urlaub war, und neben Weihnachten mit Kartoffelsalat haben wir die Stadt erkundet. Und entgegen den allgemeinen Vorurteilen, begegnet man einer Stadt, die sehr viel zu bieten hat und in der man sich zumindest tagsueber sehr sicher fuehlen kann. Die Stadt kommt trotz seiner angeblich 12 Mio Einwohner erstaunlich kleinteilig und gemuetlich daher, das liegt daran, dass sie durch die vielen Berge, die bekanntesten sind sicher Corcovado mit Jesus Christus oben drauf sowie der Zuckerhut, sehr in seine einzelne Stadtbezirke aufgeteilt ist, die durch viel Gruen miteinander verbunden sind. Abgesehen davon haben ja nicht viele Staedte so viel Strand direkt vor der Haustuer zu bieten. Das Wetter stimmt – gut, es kann seeeehr heiss um diese Jahreszeit werden – und die Menschen sind auch entspannt und locker druff.
Und hier nun ein paar Impressionen von Rio. Besichtigt wurden ganz klassisch Corcovado mit Jesus Christus Statue, die Straende Ipanema und Copacabana, der Zuckerhut, die vorgelagerte Insel Niteroy mit der Architektur von Oscar Niemeyer, dem brasilianischen, modernen Architekten, die vielen, vielen Kirchen, Lapa, das kuenstlerische, aber leicht heruntergekommene Viertel.


… sowie eine Favela. Zu letzterem ist zu sagen, dass ich dies in einer gefuehrten Tour unternommen habe, sowohl aus Sicherheitsaspekten, als auch um einfach mehr Hintergrundinformationen zu bekommen. Man hoert ja viel in letzter Zeit, dass Rio hier hart durchgreift. Aber was bedeutet das eigentlich fuer die Bewohner? Also zuerst mal muss ich mein Bild von Favela vollkommen ueber den Haufen werfen. Es ist nichts anderes, als viele, viele Haeuser, die von den Bewohnern auf ehemals illegalem Land selbst errichtet wurden, kreuz und quer, wo grad Platz war. Und das gipfelte dann in eigenstaendigen Grossstaedten. Die Bewohner sind tendenziell aermer, als in den anderen Stadtteilen, aber es herrscht ein grosses Gemeinschaftsgefuehl und Verantwortungsbewusstsein fuer sein Wohnumfeld, was dazu fuehrt, dass es sehr sehr sauber ist und man, entgegen zu den anderen Stadtteilen Rios, keine Obdachlosen sieht. Es ist auch nicht mehr so gefaehrlich, in die Favelas reinzugehen. Die Hauptstrassen sind ¨in der Hand der Polizei¨ bzw. haben sich die boesen Jungs dort zurueckgezogen, nur in den tiefer gelegenen Gebieten in der Vielzahl von Gassen, da herrschen noch die Banden/Drogenbosse. Und des weiteren gibt es auch hier die ganz klassischen Gentrifizierungsprobleme. Da noch etwas billiger als der Rest Rios, da inzwischen an einigen Orten recht sicher, da perfekte Lage mit Sicht auf den Strand, kommen die Mittelschicht und gewiefte Geschaeftemacher, die die Haeuser kaufen/mieten und dann dort selbst leben oder den Wohnraum fuer Touristen bereitstellen. All das verschaerft natuerlich die Wohnsituation der eigentlich Beduerftigen. Aber das ganze kennen wir ja aus Berlin. Aber wer haetts gedacht, dass das auch hier der Fall ist.

Nach 9 Tagen Stadt musste jedenfalls ein Wechsel her, und wegen Silvester ist dort eh der Wahnsinn unter den Zimmerpreisen ausgebrochen. Ich hatte mich also schon vorher auf Ilha Grande (Grosse Insel) in der Naehe (also gut 200km von der Stadt Rio entfernt) eine nette, immer noch total ueberteuerte Unterkunft gebucht. Nun bin ich ja nicht so der Strandmensch, aber die sollten dort sehr gut sein, und man sollte gut wandern koennen. Beides hat sich bestaetigt, so dass ich ein paar wunderschoene Tage bei Neia und ihrer Familie verbrachte, Silvesterdinner und Feuerwerk am Strand inklusive.


Und dann musste ich lernen, dass hier in Brasilien gerade der Januar die Hochferienzeit ist. Und nicht nur die Brasilianer sonder auch gefuehlt halb Argentinien ist unterwegs, um Strand und Land kennenzulernen. Mein naechster Aufenthalt in Paraty, koloniale Altstadt mit angebundenem Strand, was solls auch anders sein, hat sich daher etwas anders gestaltet, als ich mir das zwar so vorgestellt hatte, aber war trotzdem sehr schoen. Ich konnte endlich mal mein Zelt ausprobieren, das war naemlich – obwohl immer noch teuer – die guenstigste Variante, ueberhaupt einen Platz und dann auch noch nahe dem Abkuehlung versprechendem Strand zu bekommen. Gut, Abkuehlung gabs nur, weil dort der Wind zumindest abends etwas kuehlere Luft brachte, das Wasser war warm wie Badewanne. Und weil so reich frequentiert, auch relativ schmutzig. Und nachdem nach einem gewaltigen Gewitter (mein Zelt haelt) auch noch ein totes Pferd in dem Fluss durch die Stadt trieb, der direkt neben dem Strand ins Meer muendet, musste ich dann noch weniger ins Wasser gehen. Und weil sooo viele Menschen reisen, gabs auch fuer ein paar Tage keine Bustickets mehr, so dass ich laenger das Kleinstadtidyll geniessen durfte, als geplant.

Aber gut, ich bin weggekommen und habe durch geschicktes Ausnutzen von Nachtbussen und Gepaeckaufbewahrung am Busbahnhof die naechsten Naechte und Tag optimal ausgenutzt. Von Paraty gings nachts nach Sao Paulo. Dort habe ich mich den Tag ueber dann umgesehen und eigentlich alles so gesehen, was in gaengigen Reisefuehrern steht. Und abends bin ich dann direkt in den naechsten Bus nach Curitiba, wo ich mich gerade befinde. Sao Paulo ist interessant, aber der Tag hat wirklich gereicht. Und hier gabs nun noch mehr Obdachlose als schon in Rio. So, dass man sich schon hin und wieder unwohl gefuehlt hat. Abends und nachts will man an bestimmten Orten nicht sein…

Curitiba ist dem nur entfernt mit Brasilien auskennenden Reisenden nun eher unbekannt, obwohl viertgroesste Stadt des Landes. Aber mir gefaellts. Man merkt ihm seine 3 Mio Einwohner nicht im Ansatz an, es ist super sauber, hat einen sehr guten oeffentlichen Nahverkehr und viele Parks und Kultur zu bieten. In den Parks findet man ein sehr lustiges Nagetier namens Capivara. Es ist sowas wie eine riesige Ratte, sehr lustig anzuschauen. Und in diesem Teil Brasiliens finden sich noch viele Nachfahren deutscher und italienischer Einwanderer. Im Supermarkt traf ich dann auch jemanden, der mir mit lupenreinem Deutsch geantwortet hat, obwohl schon ein paar Generationen nichts mehr mit Deutschland zu tun… und es finden sich ueberall Anzeichen des deutschen Erbes.

Hauptsaechlich bekannt ist eine Zugfahrt in Richtung Strand, die durch Regenwald und ueber abenteuerliche Brueckenkonstellationen und durch diverse Tunnel fuehrt und in der kleinen Stadt Morretes endet. Sehr schoen, diese Zugfahrt, das Staedtchen, die Landschaft…

Und in Kuerze gehts weiter nach Foz do Iguazu, zu den weltbekannten Iguazu-Wasserfaellen. Auf dieses Highlight freue ich mich schon sehr. Ihr werdet wie immer mit Fotos und Bericht versorgt.

Bildernachtrag Galapagos

So, ich hatte noch ein paar Bilder von meinem grossartigen Ausflug zur Insel Seymour Norte versprochen. Die Insel ist klein, aber ganzjaehrig sind dort die balzenden Fregatten, die stark vom aussterben bedrohten, und auch nur auf wenigen Inseln Galapagos vorkommenden Landechsen und Blaufusstoelpel zu finden. Letztere sind insbesondere von Maerz bis Juni zu tausenden auf der Insel und treffen sich dort zur Balz. Und das Maennchen mit dem besten Tanz gewinnt. Dieses Schauspiel waere ein Besuch in dieser Jahreszeit noch mal wert. Aber so habe ich wenigstens noch die allerletzten Resultate der Balz sehen duerfen – suesse Babyblaufusstoelpel.



Wenn einem selbst in FlipFlops zu warm ist…

… dann ist man in Brasilien im Sommer!

Weitere totsichere Anzeichen, dass man in Brasilien ist, sind…
…wenn ganz viel Armut und ganz viel Reichtum offensichtlich werden!

…wenn Kunst und Architektur fliessend ineinander uebergehen!

…wenn das Leben so bunt und vielfaeltig ist, wie die Menschen!

…wenn man bei guten Spanischkenntnissen viel versteht, aber kein Wort sagen kann, weil man einfach nicht weiss, an welcher Stelle man die vielen ¨sch¨- und ¨dsch¨- und ¨tsch¨-Laute einzubinden hat!

…wenn vom einjaehrigen Kind bis zum  85-Jaehrigen wirklich alle Havaianas zu jeder Tageszeit und jedem Anlass tragen! Und der Name Havaianas (brasilianische Firma fuer FlipFlops und diverse andere Sommerschuhe) sowieso fuer FlipFlop gebraucht wird und es kaum andere Marken gibt. Warum auch, wo die Havaianas ja kaum was kosten hier – wirklich das einzige, was richtig billig ist im Vergleich.

…wenn das Wasser an wunderschoenen Straenden fast Badewannentemperatur hat, so dass sogar ich es als zu warm empfinde!

…wenn Bikinistoff bei den Damen so knapp gehalten wird, dass nicht viel zum Nackigsein fehlt! Und wenn dann noch ein paar Nummern zu klein verwendet wird…

…wenn unwahrscheinlich viele Frauen mit perfekten, zu grossen Bruesten rumlaufen! Aber auch die Maenner an den Strand gehen, um gesehen zu werden!

…wenn alles so teuer ist, wie in Europa! Gerade bei Lebensmitteln (insbesondere auch den hier wachsenden Fruechten) unverstaendlich, wie sich das ein Grossteil der Menschen hier leisten kann.

…wenn Grafitti noch Kunst ist!

Und auch wenn das Jahr schon ein paar Tage alt ist: Euch ein erfolg- und ereignisreiches Jahr 2014!